Fotos: Günter Schmidt
Anfahrt und erste Etappe
Sonntag, 4.12. Moshi - Nalemoru Gate - Simba Camp
Diesmal waren wir zeitig um halb acht beim Frühstück, weil der Service an diesem Morgen aber deutlich schleppender lief als tags zuvor, brauchten wir viel länger als gedacht. So mussten wir uns danach beim letzten Packen ziemlich sputen, denn pünktlich um 9 Uhr standen unsere beiden Guides auf der Matte, um uns abzuholen.
Einen Teil unseres Gepäcks, den wir nicht für die
Kili-Besteigung brauchten, konnten wir in der Lodge deponieren. Was auf den
Berg mit sollte, hatten wir in zwei extra für diese Reise angeschaffte,
wasserdichte 89l-Ortlieb-Taschen gepackt. Ansonsten hatten wir nur unsere
normalen Tagesrucksäcke mit und Günter natürlich seine nicht eben leichte
Fotoausrüstung.
Nach kurzer Fahrt erreichten wir das Büro von Mauly-Tours,
wo am Hinterausgang schon ein schwer bepackter Safaribus und jede Menge
Menschen auf uns warteten. Wir wollten zunächst gar nicht glauben, dass sie
alle zu unserer Begleitmannschaft gehörten: insgesamt 8 Leute! – 2 Guides, 1 Koch,
1 Hilfskoch/Kellner und 4 Träger. Aber noch wussten wir auch nicht, was für ein
Aufwand üblicherweise an diesem Berg getrieben wird.
Alle diese Leute plus unser Gepäck und wir mussten nun in
den Bus gequetscht werden und dann ging‘s endlich los. Nachdem wir Moshi hinter
uns gelassen hatten, kamen wir durch unzählige Dörfer, in denen sich häufig
entsetzliche Armut und Elend offenbarten und die damit auf uns wie der Alptraum
von Afrika wirkten. Trotzdem oder gerade deshalb strömten überall Massen von
Menschen jeden Alters in ihrem besten Sonntagsstaat zur Kirche.
Wie üblich musste ich so ungefähr nach der halben Strecke
mal wieder dringend und war ganz froh, dass wir in einer Ortschaft hielten,
weil der Koch noch nach brauchbarem Fleisch Ausschau halten wollte. Beim
Anblick der „Metzgereien“ verging uns der Appetit auf selbiges allerdings schon
fast wieder. William war dann so nett, in einer Kneipe am Straßenrand für mich
nach der Toilette zu fragen – eine ziemlich dreckige Stehtoilette hinter dem
Haus, vor der ein abgezogenes Ziegenfell vor sich hin rottete – aber immerhin…
Einige Zeit später machten wir im Dorf Tarakea Lunch-Stopp
in der afrikanischen Variante einer Raststätte, im Wesentlichen ein großer
Innenhof mit teils überdachten Sitzplätzen, wo man entweder Mitgebrachtes essen
oder sich etwas bestellen konnte. Zum ersten Mal bekamen wir hier unser
Lunchpaket, dessen Zusammensetzung wir eher
gewöhnungsbedürftig fanden: unter anderem eine labberige Semmel mit Marmelade,
ein längliches gebratenes Hackfleischgebilde, eine samt Schale geviertelte,
ziemlich faserige Orange und eine Banane, alles in Frischhaltefolie
eingewickelt und in einer Plastiktüte verstaut. William und Matthew gönnten
sich derweil noch ein letztes anständiges Mittagessen – die wussten
wahrscheinlich, welche kulinarischen „Highlights“ sie am Berg erwarteten ;)
Warten auf den Koch |
Unser schwer bepackter Bus auf dem Weg zum Kilimanjaro |
Von Tarakea ging es anschließend noch ein Stück an der
kenianischen Grenze entlang und schon bald erreichten wir das Nalemoru Gate, den
Eingang zum Kilimanjaro Nationalpark und Startpunkt unseres Trekkings.
Am Gate wurden wir nach der Registrierung zunächst im „Tourist
Shelter“ abgestellt, so lange die Guides das gesamte Gepäck auf die Träger
verteilten. Pro Träger sollten es nicht mehr als 20kg sein, obwohl ich beim
Anblick der Last, die der eine oder andere auf dem Kopf den Berg hinaufwuchtete,
später öfter so meine Zweifel hatte.
Nach kurzer Zeit gesellten sich vier amerikanische Kili-Aspiranten zu uns, von denen einer extrem gesprächig war und uns sofort über unsere Route und alles Mögliche andere ausfragte. Ich fand eher interessant, dass sie allesamt ziemlich leicht gekleidet waren, dafür dass es hier auf rund 2000 m Höhe und bei zunehmend zweifelhaftem Wetter für mein Gefühl schon eher frisch war, auf jeden Fall deutlich unter 20°C.
Während der Wartezeit trübte der Himmel sich dann immer mehr
ein und pünktlich, als William zum Aufbruch blies, begann es zu regnen – erst
nur ganz fein, aber schließlich so stark, dass wir uns gleich in unsere
komplette Regenmontur hüllten.
Zum Glück hatten wir uns zuhause beim Packen in letzter Minute doch noch für die Regenhosen entschieden! Ohnehin wurde es auch so schon schlimm genug, da meine Wanderstiefel ziemlich bald durchweicht waren, trotz Goretex-Futter und imprägnierender Schuhcreme.
Mit Matthew (links) und William im Regenwald |
Zum Glück hatten wir uns zuhause beim Packen in letzter Minute doch noch für die Regenhosen entschieden! Ohnehin wurde es auch so schon schlimm genug, da meine Wanderstiefel ziemlich bald durchweicht waren, trotz Goretex-Futter und imprägnierender Schuhcreme.
Die Schuhe hatten ehrlich gesagt schon recht viele Jahre auf
dem Buckel. Nachdem es aber die Möglichkeit gegeben hatte, sie beim Hersteller
neu besohlen zu lassen, nahm ich an, dass ich mit den gut eingelaufenen
Stiefeln besser dran wäre, als mit komplett neuen, was sich in den folgenden Tagen
dann doch als richtige Einschätzung erwies.
Nach einiger Zeit ließ der Regen glücklicherweise wieder
nach und für kurze Zeit kam sogar die Sonne zum Vorschein.
Trotzdem war ich an diesem Abend ziemlich demoralisiert, weil ich befürchtete, den Rest des Trekkings – immerhin noch sechs teils sehr lange Tagesetappen – in nassen Schuhen laufen zu müssen, da wären Blasen praktisch garantiert! Und wie sollten meine Füße auf der Gipfeletappe so jemals warm werden?
Üppiges Grün und ein lauschiger Bach - auch auf der "regenarmen" Nordseite des Kilimanjaro herrscht offenbar kein Mangel an Niederschlägen. |
Trotzdem war ich an diesem Abend ziemlich demoralisiert, weil ich befürchtete, den Rest des Trekkings – immerhin noch sechs teils sehr lange Tagesetappen – in nassen Schuhen laufen zu müssen, da wären Blasen praktisch garantiert! Und wie sollten meine Füße auf der Gipfeletappe so jemals warm werden?
Die Amerikaner kamen fast gleichzeitig mit uns im ersten
Camp an, obwohl sie um einiges später gestartet waren, da sie den schlimmsten
Regen am Gate abgewartet hatten. Dass sie den ersten Teil des Aufstiegs deshalb
in zügigerem Tempo angehen mussten, stellte in dieser noch eher gemäßigten Höhe wohl kein
Problem dar.
Nachmittags im Simba Camp auf 2700 m (Simba heißt in Suaheli Löwe, angeblich wurde hier mal einer
gesichtet) hatten wir dann das „Vergnügen“, im eigens für unsere Mahlzeiten
mitgeschleppten und für uns beide völlig überdimensionierten „Mess Tent“, das
wie das übrige Lager schon komplett aufgebaut auf uns wartete, unseren ersten
Nachmittagstee mit frischem Popcorn und leicht angefeuchteten Keksen zu uns zu
nehmen.
Leider war es schon bei diesem aller ersten Mal darin ungemütlich kühl, zumal wir noch keine Gelegenheit gehabt hatten, unsere vom Aufstieg feuchte Kleidung zu wechseln. Wie sollte das erst weiter oben am Berg werden?
Leider war es schon bei diesem aller ersten Mal darin ungemütlich kühl, zumal wir noch keine Gelegenheit gehabt hatten, unsere vom Aufstieg feuchte Kleidung zu wechseln. Wie sollte das erst weiter oben am Berg werden?
Unser Lager bestand aus 4 Zelten, wobei unser Zelt, ein
nagelneues orange-graues Mountain-Hardware-Zelt, sich für uns ungewohnt
geräumig anfühlte, nachdem wir in letzter Zeit zuhause nur noch mit unserem
spartanischen und für zwei Personen gerade so ausreichenden Leichtgewichtszelt
unterwegs gewesen waren. Die Guides hatten ein ähnliches, allerdings deutlich
älteres Zelt, Küchen-und Schlafzelt für alle anderen (!) und unser Essenszelt
waren zwei ziemlich stark abgenutzte, riesige Vaude-Zelte.
Abends beim Dinner froren wir dann noch schlimmer, aber
unser „Boy“ ließ auch ständig den Zelteingang hinter sich offen. Klar wäre es
für ihn umständlich, den Reißverschluss beim Servieren dauernd zu öffnen und
wieder zu schließen, aber künftig wollten wir doch darauf bestehen, um uns
nicht zu erkälten.
An diesem ersten Abend bestand unser Dinner aus Suppe,
Hauptgericht (Reis, Hühnerfleisch, Gemüse) und Obst zum Nachtisch, als Getränke
gab‘s Schwarztee oder Instantkaffee. Insgesamt
fand ich alles sehr genießbar, wenn es auch den Umständen entsprechend
eher einfache Gerichte waren. Auf jeden Fall war es viel zu viel, aber ich
nehme mal an, dass die Träger unsere Reste schon vernichtet haben werden.
Diesmal hatten wir noch Fleisch gegessen, aber von da ab
verzichteten wir lieber darauf, da es hier oben tagsüber noch nicht ganz
Kühlschranktemperatur hatte – und während der Anfahrt schon gar nicht.
Eigentlich hatte ich angenommen, dass die Guides mit uns
zusammen die Mahlzeiten einnehmen würden, so wären die Ausmaße des Zelts
wenigstens einigermaßen gerechtfertigt gewesen. Dies schien hier aber nicht
üblich zu sein. Wie von jetzt an jeden Abend kamen William und Matthew aber
nach dem Essen zu uns, um das Programm des folgenden Tages zu besprechen.
In unserer ersten Nacht am Berg regnete es dann noch
ziemlich lang und heftig, was meine Moral nicht gerade hob.