Fotos: Günter Schmidt
Zweiter und dritter Tag am Berg
Montag, 5.12. Simba Camp - Kikelewa Camp
Doch am nächsten Morgen schien tatsächlich die Sonne und
alles war wieder leidlich trocken, sogar meine Wanderstiefel, die ich am
Vorabend noch mit dem Papier ausgestopft hatte, das in unserem Zelt herumlag,
als wir es bezogen (Verpackungsmaterial ?).
Sonne am Morgen hebt die Laune :) Im Hintergrund grüßt der Mawenzi |
Um 6.30 Uhr wurden wir geweckt und der Hilfskoch brachte uns
zwei Plastikschüsseln mit warmem Wasser vorbei („Water for the washing!“), ein
Ritual, das sich in den nächsten Tagen jeden Morgen wiederholte. Frühstück
gab’s um 7 Uhr und fiel an diesem Morgen noch viel zu reichhaltig aus: es gab
Porridge, Bratkartoffeln und Würstchen, Weißbrot, Omelette, Marmelade (Red-Plum-Jam mit vielen Farb- und
Zusatzstoffen, die wir schon aus der Lodge kannten) und Erdnussbutter, dazu
wieder Tee oder Instantkaffee mit viel braunem Zucker. Da war einiges dabei,
was ich morgens in aller Frühe noch nicht haben muss, so verzichteten wir für
die übrigen Tage lieber gleich auf Porridge, Kartoffeln und Würstchen.
Laut Tagesbefehl von William sollten wir um 8 Uhr
abmarschbereit sein, was wir um ein paar Minuten nicht schafften. Unseren Guide
schien das schon leicht zu nerven, da sind wohl alle Bergführer rund um die
Welt ähnlich gepolt... Verstehe ich eigentlich nicht, schon gar nicht hier, wo
wir ja anschließend wieder ganz „pole pole“ (=langsam) den Berg raufkriechen
sollten.
Vom Start weg ging es an diesem Tag relativ steil über
Felsen nach oben, was in der Sonne schließlich trotz des sehr gemütlichen
Gehtempos noch fast schweißtreibend wurde. Kurz bevor wir den Platz für unsere
Mittagspause, das Second Cave Camp auf 3480 m erreichten, hatte ich auch zum
ersten Mal das Gefühl, dass sich die zunehmende Höhe bemerkbar machte. Plötzlich
fühlte sich unser Kriechtempo eigentlich ganz angemessen an!
Nach dem Mittagessen (wieder ein Lunchpaket, so ähnlich wie
schon auf der Herfahrt) kam dann zuerst Nebel auf und im Lauf des Nachmittags –
fast zur gleichen Zeit wie tags zuvor – begann es wieder leicht zu regnen.
Scheinbar unzählige Male wanderten wir bergauf und wieder bergab durch Bachtäler und Rinnen bis wir nach einer gefühlten Ewigkeit um 15.45 Uhr das Kikelewa Camp (3630 m), unser heutiges Tagesziel erreichten. Unmittelbar beim Lager entdeckten wir auch die ersten Senecien, zu deutsch Riesenkreuzkraut, eine wirklich beeindruckend große endemische Pflanzenart.
Es wird feucht... |
...und feuchter. |
Scheinbar unzählige Male wanderten wir bergauf und wieder bergab durch Bachtäler und Rinnen bis wir nach einer gefühlten Ewigkeit um 15.45 Uhr das Kikelewa Camp (3630 m), unser heutiges Tagesziel erreichten. Unmittelbar beim Lager entdeckten wir auch die ersten Senecien, zu deutsch Riesenkreuzkraut, eine wirklich beeindruckend große endemische Pflanzenart.
Kikelewa Camp im Nieselregen. Die Senecien hier (etwas unterhalb der Bildmitte vor den Felsen) waren noch nicht die allerprächtigsten Exemplare. |
Bevor es kurz nach sechs finster wurde, füllte Günter noch
alle unsere Wasserflaschen, denn an diesem Lagerplatz gab es zum letzten Mal
vor dem Gipfel einen Bach und damit einigermaßen brauchbares Trinkwasser. Von
da an wären wir auf einen Tümpel beim Mawenzi Tarn Camp angewiesen, der
lediglich von Schmelz- und Regenwasser gespeist wird. Im Vorfeld der Reise
hatten wir im Internet diverse Berichte von anderen Bergsteigern gelesen, die
diese Route auf den Kilimanjaro gewählt hatten und sich alle einig waren, dass
die Wasserqualität dieses Teichs sehr zweifelhaft sei.
Im Camp war diesmal außer uns nur noch eine weitere Gruppe,
die ebenfalls nur aus zwei Touristen plus Begleitmannschaft bestand.
Auch diese Nacht begann feucht-kalt; doch schon bald klarte
es auf und ein herrlicher Sternenhimmel war zu bewundern.
Dienstag, 6. 12. Kikelewa Camp – Mawenzi Tarn Camp
Morgens schien dann wieder die Sonne und sorgte für angenehme Temperaturen.
Dies verleitete Günter und mich dazu, noch einmal im T-Shirt loszuwandern, was zunächst auch völlig ausreichte, sobald aber wieder der nun schon gewohnte Nebel aufzog, wurde es empfindlich kühl. Wir zogen dann zwar unsere Regenjacken über, aber eigentlich war das noch eine Schicht zu wenig. Bei einer Rast kamen wir ziemlich schnell ins Frösteln und drängten deshalb früher zum Aufbruch als unseren Guides lieb war.
Der Kilimanjaro zeigte sich erstmals in seiner ganzen Pracht. |
Dies verleitete Günter und mich dazu, noch einmal im T-Shirt loszuwandern, was zunächst auch völlig ausreichte, sobald aber wieder der nun schon gewohnte Nebel aufzog, wurde es empfindlich kühl. Wir zogen dann zwar unsere Regenjacken über, aber eigentlich war das noch eine Schicht zu wenig. Bei einer Rast kamen wir ziemlich schnell ins Frösteln und drängten deshalb früher zum Aufbruch als unseren Guides lieb war.
Träger in der hier schon eher kargen Landschaft bei aufziehendem Nebel. |
Da diese dritte Etappe recht übersichtlich ausfiel, waren
wir erst um 8.30 Uhr gestartet und hatten trotzdem um die Mittagszeit schon
unser Ziel erreicht. So wurden wir diesmal schon zu Mittag bekocht. Es gab
frittierte Teigtaschen mit Gemüsefüllung und Pommes, sowie Früchte zum
Nachtisch, dazu wie immer Tee.
Mawenzi Tarn Camp mit dem berüchtigten See |
Das Mawenzi Tarn Camp liegt auf 4310 m eigentlich sehr
idyllisch am Fuß des Vulkans Mawenzi und an dem schon erwähnten kleinen
Bergsee. Die üblen Gerüchte über dieses „Trinkwasserreservoir“ fanden wir
jedoch leider mehr als bestätigt. Der Tümpel sah schon bei unserer Ankunft im
Sonnenschein ziemlich trübe aus und die überall herumliegenden Küchen- und
sonstigen Abfälle, sowie der Uringestank direkt am Ufer ließen Böses ahnen.
Immerhin waren die fest installierten Toilettenhäuschen so platziert, dass die
Fäkalien nicht in den Teich geschwemmt werden konnten. Einige Gruppen im Camp
hatten jedoch auch ihre privaten Toilettenzelte aufgestellt und sich dabei
offenbar keine Gedanken über solche Kleinigkeiten wie Trinkwasser-Reinhaltung
gemacht.
Abgesehen davon fand ich es unnötig, Toilettenzelte auf den
Berg zu schleppen. Die Häuschen vor Ort waren bis dahin gar nicht mal so
schlecht, da hatte ich in amerikanischen Nationalparks oder auf Berghütten in
den Alpen schon Schlimmeres erlebt.
Da wir zwei Nächte hier bleiben würden und es außerdem bei
der Kibo Hut, dem Ausgangscamp für die Gipfelbesteigung, gar keine Wasserquelle
gab, würden wir nun fast drei Tage auf dieses Wasser angewiesen sein. Da half
nur noch genügend Micropur und die Hoffnung, dass unser Koch das Wasser immer
gewissenhaft abkochte. Natürlich nützte das aber alles nichts gegen den üblen
Geruch und Geschmack, den man höchstens mit Brausetabletten ein wenig
überdecken konnte.
Lecker Trinkwasser... |
Der Nachmittag war dann noch überwiegend sonnig, so dass wir
unsere Ausrüstung wieder einmal trocknen konnten. Da es an diesem Tag sonst
nichts mehr zu tun gab, verbrachten wir die Zeit im Zelt mit Lesen, Hörbüchern
oder Musikhören. Das Camp war ziemlich voll für meine Begriffe: drei Gruppen,
davon eine mit mindestens 10 Gipfelaspiranten plus der entsprechend großen
Schar an Begleitern teilten sich den begrenzten Platz. Allerdings meinte
William, dass das nichts sei im Vergleich zur Hauptsaison. Da wollte ich mir
lieber gar nicht erst vorstellen, wie es dann um die Wasserqualität bestellt
ist.
Abends klagte Günter erstmals über Kopfweh und Schnupfen und
sein Appetit ließ auch zu wünschen übrig. Hoffentlich würde der morgige Ruhetag
für schnelle Besserung sorgen, denn schon in drei Tagen wollten wir auf dem
Gipfel sein.
Das Lager am Fuß des Mawenzi unter dem Sternenhimmel - gleich geht der Mond auf. |