Samstag, 23. November 2019

Sizilien 2019 - Teil I: Ein neues Kapitel

Text: Eva Irmler
Fotos: Günter Schmidt


Ein neues Kapitel



„Diesmal kein exotisches Reiseziel, kein aufregender Flug in ferne Länder, keine hochgesteckten (Gipfel-)Ziele, sondern „nur“ drei Wochen Sizilien – was ist passiert?“ So oder so ähnlich reagierten viele, denen wir im Vorfeld von unserer geplanten Reise erzählten.

Gründe gab es mehrere, aber der erste und wichtigste war, dass wir uns Anfang des Jahres endlich dazu durchgerungen hatten, ein neues Auto zu kaufen. Die Wahl war auf einen Isuzu-D-Max-Pickup gefallen, der anschließend zum Campingmobil ausgebaut werden sollte. 

Unser "Max" noch im Urzustand.

Der Gedanke, uns ein solches zuzulegen, hatte schon seit langem in unseren Köpfen gespukt. Frühes Aufstehen am Wochenende, um vor den unvermeidlichen Staus in die Berge zu kommen, erfreut sich auch nach beinahe 30 Jahren gemeinsamen Tuns bei mir noch nicht allzu großer Beliebtheit. Und so lag es nahe, dieses Problem durch eine gemütliche Anreise am Vortag und Übernachtung direkt oder nahe beim Ausgangspunkt zu umgehen. Hotels und sonstige Unterkünfte laufen da schnell ins Geld und wir haben zwar nichts Grundsätzliches gegen Zeltübernachtungen, aber etwas komfortabler und ungenierter dürfte es auf die Dauer schon sein.

Und natürlich würden sich mit so einem Mobil auch ganz neue Reisemöglichkeiten ergeben, zumal die Basis ja ein Allradfahrzeug wäre. So träumen wir schon seit Jahren davon, Island einmal mit dem eigenen Fahrzeug zu bereisen, und auch eine längere Tour durch Australien - für die unser Gefährt dann freilich im Container verschifft werden müsste - steht auf der Wunschliste weit oben.

Nachdem die Suche nach einem kommerziellen Anbieter, der eine Komplettlösung so ungefähr nach unseren Vorstellungen in endlicher Zeit und zu einem vertretbaren Preis hätte liefern können, ziemlich ernüchternd verlief, votierte Günter bald für einen Eigenbau und stürzte sich auch gleich in die Planung. Eine grobe Idee, wie der Aufbau aussehen sollte, hatte er ja schon weit vor dem Kauf des Pickups entwickelt. Wichtige Anregungen dafür stammten von der amerikanischen Internetseite "gearjunkie.com", auf der im Juni 2018 mehrere, hier "Lightweight Pop-Top Truck Campers" genannte, Modelle vorgestellt wurden, allesamt von US-basierten Firmen und leider auch nur dort käuflich zu erwerben.

Im Wesentlichen sollte es ein rechteckiger Kasten auf der Ladefläche des Pickups werden, und da die 1,80 m Länge derselben nicht für eine bequeme Liegefläche reichten, oben mit einem Alkoven, also einer Verlängerung über einem Teil der Fahrerkabine. Das Dach sollte nur am vorderen Ende mit Scharnieren befestigt und mittels Gasdruckfedern aufstellbar sein. So hätten wir im hinteren Bereich des Campers Stehhöhe und oben genügend Platz zum Schlafen. Insgesamt sollte das Gefährt im geschlossenen Zustand möglichst nicht höher als 2 m werden, damit es in den meisten Parkhäusern und auf Stellflächen mit Höhenbegrenzung Platz finden, sowie bei Fährfahrten nicht allzu unhandlich und teuer werden würde (viele Fährgesellschaften staffeln ihre Preise nach der Höhe). 

Vor diesem Hintergrund konstruierte Günter ein Aufstelldach, bei dem im zugeklappten Zustand, das Dach und der Unterbau mit der Liegefläche in minimalem Abstand aufeinander zu liegen kommen. Und um auch im Campingmobil nicht auf Nächte unter dem Sternenhimmel verzichten zu müssen, sollte das Dach (ebenso wie die Seitenwände) aus Plexiglas sein.

Unsere handwerklichen Fähigkeiten bewegen sich auf maximal mittlerem Heimwerker-Niveau, weshalb die Konstruktion nicht zu kompliziert werden durfte und mit "normalen" Mitteln, wie Sägen, Bohren, Schrauben zu realisieren sein musste. Ein Stahlrahmen, wie ihn die amerikanischen Vorbilder verwenden, kam daher wegen der hierfür nötigen Schweißarbeiten schon mal nicht in Frage, doch Günter fand einige Firmen, die Aluprofil-Baukastensysteme anboten. Allerdings waren diese Anbieter allesamt klar auf Großkunden aus dem Messe- und Anlagenbau ausgerichtet, weshalb sich das Interesse an unserem privaten Kleinprojekt sehr in Grenzen hielt. So wurden unsere Anfragen, wenn überhaupt, nur schleppend beantwortet, und letzten Endes lief es immer darauf hinaus, dass wir gerne unsere Bestellung aufgeben, aber nicht auf irgendeine Form von Unterstützung bei der Planung hoffen durften.

Schließlich fiel Günters Wahl eher zufällig auf die Firma "Minitec", die dann sowohl von der Konstruktionssoftware, als auch vom Material-Angebot (Aluprofil-Baukasten mit passendem Zubehör, Plexiglasscheiben in beliebiger Größe, Gasdruckfedern für Dach und Seitenscheiben) nahezu alles bereitstellte, was wir brauchten. 

Zur 3D-Konstruktionszeichnung wurde parallel
 automatisch die Bestellliste generiert.

Während der ganzen mehrere Monate dauernden Planungsphase haderte ich immer wieder mit diesem unserem Projekt und hätte mir gewünscht, einfach einen Aufbau "von der Stange" kaufen zu können. In meinen Augen gab es dabei viel zu viele Unwägbarkeiten und, auch nachdem der Plan allmählich Form annahm, blieben noch unzählige ungelöste Fragen:

Würden das Alugerüst und die Plexiglasscheiben, aus denen unser Campingaufbau bestehen sollte, tatsächlich den zu erwartenden Belastungen standhalten?

Genügte es, die ganze Konstruktion (wenn wir es denn geschafft hätten, sie zusammenzuschrauben und ohne Hilfsmittel auf das Auto zu hieven) mit Spanngurten auf der Ladefläche des Pickups zu befestigen?

Welches (Zeltstoff-)Material eignete sich für die Seitenwände des geplanten Aufstelldachs und war es mit einer normalen Haushaltsnähmaschine überhaupt zu verarbeiten?

Und wo sollten wir die ganze Bastelei denn durchführen, so ganz ohne eigenes Grundstück?

…?

Und das waren nur die großen Themen, viel mehr Zeit und Nerven beanspruchten letztlich die vielen, vielen Details, mit denen wir uns immer wieder herumschlagen mussten.

Dann war plötzlich August und nur noch gerade mal 5 Wochen Zeit bis zu Günters Urlaub, den er zunächst für Mitte September bis Mitte Oktober eingereicht hatte. Allerhöchste Zeit also, endlich die Planung abzuschließen und zur Tat zu schreiten.

Mittlerweile hatte ich eingesehen, dass eine Eigenkonstruktion unsere einzige Chance war, überhaupt in so kurzer Zeit zu einem Campingmobil zu kommen, wobei wir uns für den Fall, dass wir scheitern würden, immer noch einen Plan B (bis C ...) offen hielten: Kurzfristig bliebe uns wohl für den Urlaub in diesem Jahr nur die Möglichkeit, einfach wieder wie gehabt mit dem Zelt zu verreisen, und mittelfristig dachten wir daran uns ein passendes Dachzelt zuzulegen.

Die Bestellung war dann schnell aufgegeben und die (Haupt-)Lieferung erreichte uns sogar vor den zunächst veranschlagten 2-3 Wochen. Auch hier wurde allerdings wieder deutlich, dass wir die Exoten unter der "Minitec"-Kundschaft waren: Angeliefert wurde das ganze von einem richtigen Logistik-Unternehmen, dessen Fahrer offensichtlich nicht darauf eingestellt war, an eine Privatadresse zu liefern. Hätte Günter nicht sowieso schon vor dem Haus gelauert, wäre er wohl unverrichteter Dinge wieder gefahren. Weil die Lieferung auch die große Scheibe für unser Dach enthielt, war sie auf einem recht klobigen, aus rohem Holz zusammengenagelten Gestell befestigt, das der Fahrer, Günter und ein zufällig ebenfalls anwesender Nachbar (dessen Ausfahrt wir blockierten ...) nur gerade so aus dem Lieferwagen hieven konnten.

Das Baumaterial ist da, jetzt kann's losgehen!

Für uns zwei wäre es völlig unmöglich gewesen, dieses Trum im Ganzen irgendwo hin zu bewegen, weshalb wir gleich alles auspackten, das Material in unserem Garagenabteil verstauten und das mühsam zerlegte und von Nägeln befreite Verpackungsholz für den Transport zum Wertstoffhof auf den Pickup luden.

Was die Frage nach dem "wo" angeht, hatten wir uns mangels greifbarer Alternativen darauf geeinigt, es einfach auf dem Vorplatz der Duplexgarage, die zu dem Mehrfamilienhaus gehört, in dem wir wohnen, bzw. auf unserem Stellplatz in derselben zu versuchen. Der Isuzu passte dort allerdings nicht hinein, weshalb wir später auch direkt am Straßenrand weiterwerkeln mussten. Insgesamt stellte sich dies als gute Lösung heraus, unsere Mitmieter waren allesamt sehr verständnisvoll und tolerant und mit interessierten Passanten ergab sich sogar das eine oder andere nette Gespräch.

Das Ergebnis des ersten langen Basteltages: das Alu-Gerüst
 des Unterbaus ist fertig und provisorisch verzurrt.

Die Tage bis zur Abreise vergingen von da an wie im Flug und es wäre gut gewesen, jedes Wochenende und auch sonst möglichst viel Zeit mit den Arbeiten am Aufbau zubringen zu können, zumal sich wieder einmal bestätigte, was wir von früheren Do-It-Yourself-Aktionen schon kannten: Praktisch kein einziger Schritt gelang ohne Hürden und unliebsame Überraschungen. Aber natürlich hatten wir beide auch noch andere Pflichten, so dass der Fortschritt immer wieder über viele Tage stagnierte, und so war es am Ende schon fast Glück, dass Günter aus beruflichen Gründen doch erst ab dem 3. Oktober Urlaub nehmen konnte.

Diese Terminverschiebung war es auch, weshalb wir letztlich Sizilien den Vorzug gaben vor unserem zunächst geplanten Ziel, der Haute Provence. Wie der Name schon sagt, handelt es sich hierbei um die höher gelegenen Gegenden der Provence, das heißt hier wäre unser Focus eindeutig beim Wandern und Bergsteigen gewesen. So spät im Jahr erschien es uns aber dann doch mehr als wahrscheinlich, dass in den höheren Lagen schon wieder Schnee liegen und so manche Tour vereiteln würde. Also lieber mehr Meer! Die Berge würden uns schon nicht weglaufen.

Leider gibt es zur Illustration dieser aufregenden Zeit, dem eigentlichen Abenteuer dieses Jahres, nur extrem wenige Fotos – da war der Fotograf einfach mal zu sehr mit anderem beschäftigt …

Am Ende des letzten, sehr sonnigen August-Wochenendes
 können wir "Richtfest" feiern.

Und die Details unserer „Aufbau-Leidensgeschichte“ wären wahrscheinlich so ganz ohne Bilder doch etwas öde zu lesen. Deshalb nur noch so viel:

Die letzten drei Tage vor der Abreise, die wir nun auf Sonntag, den 6.10. festgelegt hatten (die Fähre von Genua nach Palermo war für Montagabend fix gebucht, ebenso eine Unterkunft in der Nähe von Como für die erste Nacht) gerieten zu einem richtiggehenden Endspurt. Während ich zwei volle Tage lang praktisch mit nichts anderem beschäftigt war, als dem Zuschneiden und Nähen unseres „Faltenbalgs“ (so der Fachbegriff für die Stoffbespannung eines Aufstelldachs), der es mir wahrlich nicht leicht machte, schlug sich Günter mit allerhand kleineren und größeren Problemen herum. Das wichtigste war dabei sicherlich unser Lattenrost, auf dem wir ja schon bald ruhig schlafen wollten und der noch diverser Aluverstärkungen bedurfte, ehe er auch nur annähernd stabil genug erschien.

Der planenartige Zeltstoff ließ sich überraschend leicht nähen,
durch seine Steifigkeit und die schiere Größe des Werkstücks
 ergaben sich aber durchaus Tücken.

Nachdem wir am Samstag erst einige Besorgungen für die Reise getätigt hatten (endlich zwei richtig bequeme Campingstühle – so langsam sind wir wohl in dem Alter, wo man sowas zu schätzen weiß ... , zwei Alu-Kisten mit Deckel, die uns im Aufbau auch als Sitzgelegenheit dienen sollten, und noch diverser Kleinkram), machte ich mich schon mal ans Packen, solange Günter noch letzte Baustellen bearbeitete.

Am späten Nachmittag folgte dann der Moment der Wahrheit für unser Werk: Der Faltenbalg, ohne den das ganze Aufstelldach ja so ziemlich nutzlos wäre, musste am Dachrahmen und Unterbau befestigt werden. – Nun musste sich zeigen, ob wir wirklich richtig gemessen und gerechnet hatten, mir beim Nähen kein Denkfehler unterlaufen war und ob die Befestigung halten würde. Auch ob sich das Dach mit der Plane öffnen und schließen ließ, ohne dass etwas eingeklemmt oder gleich wieder losgerissen wurde, und ob der mühsam eingenähte 3-Meter-Reißverschluss den ihm zugedachten Zweck erfüllte, war noch alles andere als sicher.

Kurz vor Sonnenuntergang war es dann aber tatsächlich geschafft und alles passte wie angegossen! Als auch der Lattenrost eine erste Liegeprobe zu zweit unbeschadet überstanden hatte, fiel uns beiden doch eine gewaltige Last vom Herzen. – Jetzt konnte der Urlaub kommen!

Sitzt, passt und hat Luft!



Auf nach Sizilien!



Nach den vergangenen stressigen Tagen ließen wir es am Sonntag zunächst gemütlich angehen. Beim Zusammenpacken nach dem Frühstück entstand aber doch noch einmal leichte Hektik, und obwohl wir schon am Samstag das meiste vorbereitet und gepackt hatten, wurde es Mittag bis alles erledigt und verstaut war. Um kurz vor halb eins konnten wir dann endlich aus der Behringstraße rollen und uns in den dichten Verkehr auf der A 96 einsortieren.

Auch später in Österreich und der Schweiz war viel los auf den Fernstraßen, allerdings lief es in Richtung Süden doch meist zügig, während in der Gegenrichtung sehr oft Stau war, insbesondere zwischen dem San Bernardino und Chur. Beim Vorbeifahren an dieser Blech-Kolonne bot sich uns eine gute „Marktübersicht“ in Sachen Reisemobile: Vom einfachen VW-Bus über Wüsten- und/oder Island-taugliche Allradfahrzeuge bis zu mehr oder weniger gigantischen und luxuriösen Wohnmobilen war alles vertreten. Auch verschiedene Pickup-Aufbau-Lösungen begegneten uns, aber nichts, was mit unserer vergleichbar gewesen wäre.

Beim obligatorischen Pickerl-Stopp vor dem Pfänder-Tunnel stärkten wir uns mit Leberkäs-Semmeln und dann ging’s in einem Rutsch bis zu unserer ersten Unterkunft, der „Tenuta Ronco Regio“ in Cavallasca, einem kleinen Ort oberhalb von Como und knapp schon in Italien.

Morgendlicher Ausblick Richtung Comer See.

Das ehemalige Weingut lag sehr schön, etwas abseits an einem Hügel mit Wald und Weinbergen. Bei unserer Ankunft konnten wir im Kielwasser anderer Gäste zwar gleich auf das Gelände fahren, aber es dauerte dann noch eine ganze Weile, bis eine freundliche Italienerin ein überraschend großes, sehr schön gestaltetes Zimmer für uns aufschloss. Neben dem ebenerdigen Schlafzimmer mit offenem Kamin, gab es einen extra Wohnbereich auf einer Galerie und im gigantischen Bad eine geräumige Wanne mit Sprudeldüsen. Vor den bodentiefen Fenstern lag eine großzügige Terrasse mit Blick übers Tal – eigentlich viel zu schade, hier nur eine Nacht zu bleiben.

Dennoch hielten wir uns zunächst nicht lange auf, der „Hunger“ trieb uns ins Dorf zur Pizzeria „Mare Caldo“. Um Punkt sieben waren wir zwar noch fast die ersten dort, aber im Lauf der Zeit füllte es sich ganz ordentlich. Zur Pizza, die als länglicher Fladen auf einem Holzbrett serviert wurde, und dem gemischten Salat gab’s eine Flasche Weißwein aus dem Piemont. Anschließend genossen wir unsere gemütliche Unterkunft, wo schon bald ein ordentliches Feuer im Kamin prasselte (Günter musste beim Anzünden allerdings mit einer Kerze nachhelfen …) und hofften auf eine erholsame Nacht – so die Hunde, der Verkehr auf der Ortsdurchfahrt, die Mücken und anderen Gäste irgendwann zur Ruhe kommen würden.

Und tatsächlich schliefen wir sehr gut – müde genug waren wir nach den Anstrengungen der letzten Tage, der langen Anfahrt und einem Bad am späten Abend allemal gewesen, und natürlich half auch das bequeme Luxusbett. Wie würde es uns da wohl in ein paar Tagen ergehen, wenn die erste Nacht in unserem Campingmobil anstand? - Wir waren gespannt!

Morgens rief ein üppiges Frühstück, bei dem nur für uns und ein zweites Gästepaar alles angerichtet war, was das Herz begehrte, und noch viel mehr. Kurz nach zehn waren wir dann schon wieder unterwegs und rauschten nach einem bitter nötigen Tankstopp am Ortsausgang (der Isuzu hatte schon seit weit vor Chiasso um Diesel gebettelt) Richtung Genua. Jenseits der Po-Ebene bei Sottovalle verließen wir die Autobahn und schlängelten uns auf kleinen Sträßchen zum Passo della Bocchetta. Von dort sollte eine kleine Wanderung auf den Aussichtsberg "Monte Lecco" starten. Allerdings war das Wetter hier oben auf immerhin 772 m nicht annähernd so schön wie morgens am Comer See, nachdem sich der Morgennebel aufgelöst hatte, oder an der ligurischen Küste, die von hier schon gut sichtbar im Sonnenschein lag. Über den Hügeln ballten sich die Wolken und die häufig noch nasse Straße erzählte von eben erst vorübergezogenen Schauern.

Eine Wolkenlücke erlaubt den Blick zum Meer
 und dem Santuario di Nostra Signora della Guardia.

Trotz dieser suboptimalen Bedingungen zogen wir uns zum Wandern um, und nachdem das nun gegen 13 Uhr schon wieder spürbare Loch im Magen noch mit je einem halben Müsli- und Schokoriegel besänftigt war, marschierten wir los. Zunächst ging’s auf einem gut mit Steinen befestigten und sowieso für den Autoverkehr freigegebenen Weg - so man sich die beträchtliche Steigung und holprigen Stellen zutraute - bis zu einem riesigen Sendemast und dann weglos direkt zum Gipfel des Monte Lecco. – Dass auch dieser mit einigen Masten „verziert“ war, hatten die dichten Wolken bis kurz bevor wir ihn erreichten gnädig verschleiert …

Aha, das ist also der Gipfel ...

Zum Verweilen luden der frische Wind und die praktisch nicht vorhandene Aussicht ohnehin nicht ein und so machten wir uns umstandslos wieder an den Abstieg auf der Rückseite des Berges. Dieser war ebenfalls weglos, aber meist gut zu erkennen, und führte an einer Stelle zwischen hübschen, markanten Felsen hindurch. Hier war wegen der Nässe gut aufpassen angesagt war, um nicht mal wieder unglücklich auszurutschen, was in der Gegend von Genua bei mir ja schon Tradition hätte … Das Pendant zu den oft lästigen alpinen Latschen bildete hier dichtes, nahezu undurchdringliches Haselnussgestrüpp.


Doch bald trafen wir wieder auf den markierten Wanderweg, der uns zurück zum Sendemast brachte. In der Gegenrichtung hätte er zum etwas höheren und unverbauten Monte Figne geführt, der als weiteres Ziel angedacht war, den wir aber wegen des Wetters ausließen. Und auch ein einigermaßen geschütztes Plätzchen für die späte Mittagsrast fand sich noch, während der sich dann tatsächlich bereits öfter die Sonne zeigte.

Zurück beim Auto ging es retour in die „Straßen“-Klamotten, und da es noch immer deutlich zu früh für den Fährhafen war, beschlossen wir, zum „Santuario di Nostra Signora della Guardia“ auf dem Monte Figogna, einem Hausberg von Genua, hinaufzufahren. In der Zwischenzeit riss der Himmel komplett auf und so bot sich uns von dort ein herrlicher Blick auf Küste und Meer.


Auch die Besichtigung der Wallfahrtskirche, die von außen gerade renoviert wurde, ließen wir nicht aus. 1490 soll hier die Heilige Maria erschienen sein, weshalb ihr auf unzähligen Votivtafeln, manche schon sehr alt, manche jedoch auch aus allerjüngster Vergangenheit, dafür gedankt wurde, dass größeres Unheil abgewendet oder Kinder geschenkt worden waren.

 
Anschließend nutzten wir die Gunst von Stunde und Ort und parkten unser Auto mit Aussicht bis zum Meer. Ein Picknick im Freien ließ der kühle Abendwind zwar nicht mehr zu, aber für solche Fälle waren wir dank Aufbau ja nun gerüstet. Von zuhause hatten wir noch einen Rest vom samstäglichen Abendessen mitgenommen, der nicht verderben sollte und uns jetzt als warme Mahlzeit (über dem Gaskocher im nagelneuen Campinggeschirr erwärmt) gerade recht kam. 


Später ging es vollends hinab nach Genua und nach ein paar ungewollten Schleifen, die uns trotz Google-Navigation passierten, fanden wir auch glücklich kurz nach 19 Uhr zum Fährhafen. Nach mindestens drei Kontrollposten erreichten wir unsere Warteposition auf dem Parkplatz, hinter einem Defender aus der Schweiz, ebenfalls mit Klappdach, innen jedoch durch die Möblierung ziemlich beengt. Bei der letzten Kontrolle hatten wir auch die Voucher für Schiff, Schlafraum und Essen im Wert von 50 € (kostete nur 35 €, wenn man diesen mit dem Rest mitbuchte) in Empfang nehmen können. Und so blieb jetzt nur noch warten, warten, warten …


Immerhin gab es in der Bar direkt am Parkplatz Bier zu kaufen, und mit meinem Buch (Raoul Schrott: "Eine Geschichte des Windes" - passend zur Seefahrt ...) konnte ich gut die Zeit bis zum Einschiffen überbrücken. Günter hatte hier im Hafen noch stabiles Internet und so war auch er beschäftigt ...

Gegen 21 Uhr tat sich dann so langsam was und die ersten Autos rollten aufs Schiff. Bis wir an der Reihe waren dauerte es noch mindestens eine halbe Stunde, aber schließlich konnten wir unser Gefährt unkompliziert auf dem noch fast leeren Parkdeck B abstellen, während die kleineren Autos alle noch länger anstehen mussten bis hinab nach „A“ … Auch unsere Schlafkammer mit zwei schmalen Einzelbetten (und fakultativ einer weiteren Schlafmöglichkeit zum Runterklappen) war bald bezogen – viel hatten wir diesmal in weiser Voraussicht nicht mitgenommen, nachdem Günter sich auf der Fahrt nach Korsika vor zwei Jahren so unnütz an der Reisetasche abgeschleppt hatte. Wir hatten lediglich Waschzeug und Schlafanzüge in die Tagesrucksäcke gepackt und vermissten gar nichts!

Im Selbstbedienungsrestaurant händigte man uns die Gutscheinkarte fürs Essen aus, mit der wir uns gleich mal je ein Bier und Günter später noch einen Grappa gönnten. Falls die 4,90€ für 0,4 l Bier bzw. 3,50€ für den Grappa repräsentativ für das Preisniveau auf dem Schiff waren, würde unser 50€-Guthaben nicht lange reichen, so viel war klar. In der Bar lief leider an beiden Enden lautstark ein Fernseher, in unserer Nähe mit einem grausam schlechten alten Rambo-Film im Wechsel mit ganz viel Werbung. Uns jetzt noch einen ruhigeren Platz zu suchen, erschien uns aber zu mühsam, und dank für uns unverständlicher italienischer Synchronisation fiel es relativ leicht, den Lärm beim Lesen einfach auszublenden.

Kurz nach dem Ablegen des Schiffs gegen 23.30 Uhr krochen wir in unsere Kojen, wo wir einigermaßen gut schliefen, obwohl die Zudecken eher sparsam dünn waren und anfangs die Lüftung noch ziemlich kühle Luft ins Zimmer schaufelte. Irgendwann war diese dann abgeschaltet (oder ausgefallen?), was im Hinblick auf die Temperatur zwar besser war, aber dafür stank es jetzt entsetzlich nach Schiffsdiesel und seinen Verbrennungsprodukten.

Morgens gab es nach einigem Anstehen in der ungemütlichen Selbstbedienung ein eher karges Frühstück, anschließend noch ergänzt durch Cappuccino und "Torta" in der Bar ein Stockwerk höher. Und nach einem ersten Rundgang über die Decks ließen wir uns am Rand des (um diese Jahreszeit geschlossenen) Swimmingpools in der Sonne nieder zum Tagebuch schreiben und Reise planen. Letzteres war bitter nötig, noch nie (oder doch schon lange nicht mehr) waren wir mit so wenig Planung in einen Urlaub gestartet. Doch diesmal war die Fertigstellung des Campingaufbaus ganz einfach wichtiger gewesen.


Das Wetter war an diesem Tag bestens, wolkenlos und recht warm trotz Wind. Dementsprechend begehrt waren die raren Sitzplätze im Freien: Stühle gab es auf dieser Fähre im Außenbereich keine und es war strengstens verboten (und wurde auch vom Personal überwacht und durchgesetzt), von drinnen welche nach draußen zu schleppen. So blieben nur die paar Bänke entlang des Pools, was reichlich knapp war. Auch unsere Plätze waren im Nu wieder besetzt, als wir uns zu einer weiteren Runde über die Decks aufmachten, die im A-la-Carte-Restaurant endete.

Auf dem "Hunde-Deck": Auch wenn hier gerade keine Vierbeiner
zu sehen sind, gab es doch jede Menge davon auf dem Schiff ...

Das dort in Rekordzeit servierte Mittagessen fiel leider ziemlich mäßig aus. Wir teilten uns einen Caprese-„Salat“ und einen Cheeseburger (vielleicht nicht die beste Wahl in Italien ...). Ersterer bestand aus vier Tomatenscheiben, auf die eine ganze riesige Mozzarella-Kugel geklatscht war, ein paar schwarzen Oliven, drei Auberginen-Schnitzen im fettigen Teigmantel und zwei Vierteln Pizzabrot, das sicher auch schon ein paar Stunden aus dem Ofen war. Beim Cheeseburger war der Käse noch nicht mal ansatzweise geschmolzen, die Pommes lau – da hätten wir gerne länger gewartet, wenn alles dafür liebevoller zubereitet gewesen wäre! Einziger Lichtblick waren die Antipasti, die es zum Burger gab, und auch der Wein sowie der Espresso ließen nichts zu wünschen übrig.

So schwankten wir nach dem Bezahlen - unsere Gutscheinkarte hatte erwartungsgemäß nur noch für einen Bruchteil der Rechnung gereicht - gut abgefüllt und mit je einem dicken Fettkloß im Bauch in unsere Kojen zum Verdauungsschläfchen. Das Schwanken ist übrigens wörtlich gemeint und war nicht nur dem Wein, sondern auch dem zunehmenden Seegang geschuldet.

Den Rettungsring haben wir zwar noch nicht gebraucht,
 der Seegang war aber deutlich zu spüren.

Der Rest der Überfahrt verging recht rasch, bald tauchte Sizilien in der Ferne auf und bis zum Sonnenuntergang hatten wir den Hafen von Palermo erreicht. Dann allerdings begann noch einmal eine elend lange Warterei bis wir endlich aufs Parkdeck zu unserem Auto durften, das zu allem Überfluss von einem Ferrari (mit dem Ferrari nach Sizilien ...?!) völlig blockiert war, dessen Fahrer sich sehr viel Zeit ließ.



Bis wir vom Schiff rollen konnten, war es daher schon nahezu komplett dunkel. Die kurze Fahrt zu unserer Unterkunft in der „Garden Suite in Private Villa“ klappte aber zum Glück (und dank Google) ohne Probleme, wenn wir auch zunächst mal nicht glauben konnten, dass es in dieser Seitenstraße mit den hässlichen Wohnblocks tatsächlich so etwas wie ein Domizil mit einem Garten geben könnte. Ganz am Ende der Straße entdeckten wir dann die Hausnummer 2, die tatsächlich neben einem Gittertor prangte, hinter dem ein größeres Gartengrundstück in völliger Dunkelheit lag. Nach einigem Suchen fand Günter auch ein Klingelschild mit der Aufschrift „Garden Suite“ und bald darauf eilte eine junge, perfekt englisch sprechende Italienerin herbei und ließ uns ein. Auch der Isuzu durfte mit aufs Grundstück, passte allerdings nur um Haaresbreite durch das enge Tor. Da war es eine gute Idee, mich zum Einweisen abzukommandieren und ein Glück, dass auch unsere Gastgeberin noch ein wachsames Auge darauf hatte ... Die Unterkunft in einer alten Stadtvilla, die offenbar ansonsten ausschließlich Privatwohnungen beherbergte ("It's all family."), war noch einmal ziemlicher Luxus: zwei Räume mit sehr hohen Decken plus großes Bad. Und unser Frühstück wurde direkt und diskret ins „Wohnzimmer“ serviert. 

Abends gleich nach unserer Ankunft landeten wir auf Empfehlung unserer Gastgeberin in einem eher gehobenen Restaurant ("A Pizzeria – it’s just a little bit fancy …?!"), das nur zwei Minuten zu Fuß entfernt war (in der Via de la Libertà 131). Nichts dergleichen ahnend waren wir einfach so losgezogen, wie wir von der Fährfahrt kamen, weshalb ich mich nun etwas underdressed fühlte. Der Schwertfisch in zwei Varianten (mal am Stück gebraten, mal zerkleinert in Spaghetti) schmeckte dafür ganz hervorragend – verglichen mit dem Essen auf dem Schiff eine ganz andere Welt! Eine Flasche sizilianischen Weißwein dazu und noch einen Fruchtsalat mit Eis hinterher und dann konnten wir zufrieden und bettschwer in unsere „Suite“ zurückrollen. Dabei wurde uns erst so richtig bewusst, wie sommerlich es hier war: auch jetzt spätabends konnte man noch locker im T-Shirt draußen sein - sehr angenehm!

Palermo


An unserem ersten Morgen auf Sizilien waren wir dann schon längst wach, als uns Geräusche aus dem Nebenzimmer signalisierten, dass das Frühstück angerichtet wurde. Das Angebot war sehr umfangreich und – typisch für Italien und sowieso ganz nach unserem Geschmack – überwiegend süß. Brot, Marmelade und Butter, süßes Gebäck, Müsli, Joghurt, Melone, verschiedene Nüsse, Rosinen, Orangensaft, Milch, … Einzig die Versorgung mit Kaffee war eher mau: im Zimmer stand eine Espresso-Maschine und je zwei normale und zwei entkoffeinierte Kaffeepads dabei. Aus dem ersten Pad presste Günter ein paar Milliliter Konzentrat, beim zweiten ging erst gar nichts, bis ich auf die Idee kam, dass vielleicht Wasser fehlte. Tatsächlich war der entsprechende Behälter leer und nach dem Auffüllen konnten wir der Maschine eine Tasse halbwegs normalen Kaffee entlocken. Günter versuchte sich dann noch an einem Entkoffeinierten (sonst war ja nichts mehr da), doch da ging schon wieder etwas schief und diesmal gab’s Überschwemmung …

So marschierten wir zwar gesättigt, aber mit etwas unbefriedigten Kaffeegelüsten am fortgeschrittenen Vormittag in die Stadt. Das erste Ziel sollten gleich die Katakomben sein, da diese um 13 Uhr schon wieder ihre Tore schlossen. Leider bedeutete das einen strammen Fußmarsch von fünf Kilometern quer durch Palermo, den wir im Schweinsgalopp zurücklegten (von gelegentlichen Orientierungs- und Fotostopps abgesehen), um noch genügend Zeit zum Besichtigen zu haben.

Erste Eindrücke beim Rundgang durch Palermo:
Teatro Politeama Garibaldi






Arabische Architektur: Castello della Zisa

Die Katakomben unter einem noch immer von Mönchen bewohnten Kapuzinerkloster, in denen die sterblichen Überreste der Mönche, aber auch von vielen anderen Menschen aus der Stadt bestattet sind (der älteste 1599, der jüngste, den ich gesehen habe, 1911), fand ich weit weniger gruslig als im Vorfeld befürchtet. Dadurch dass die Gewölbe alle recht hoch und weit und bestens beleuchtet waren, erinnerte das Ganze eher an ein Museum als an eine Gruft und so kam das Gefühl, dass wir hier die echten Überreste Verstorbener vor uns hatten, gar nicht so richtig auf.


Am ehesten war dies noch bei den vereinzelten Mumien der Fall, bei denen Teile von Haut und Haaren und somit ansatzweise menschliche Züge erhalten waren, am allerstärksten aber bei den Säuglingsmumien, von denen manche wie in einer Wiege aufgebahrt waren. Der vermutlich am besten erhaltene Leichnam war denn auch der eines kleinen Kindes, der mit den üppigen blonden Haaren und dem perfekt erhaltenen Gesicht wie eine Puppe in seinem Sarg unter einer Glasplatte ruhte.

Wieder am Tageslicht erschlug uns fast die mittägliche Hitze. War es morgens noch bedeckt gewesen, was uns bei unserem langen Anmarsch nur recht sein konnte, hatte es inzwischen komplett aufgeklart. Neben ein paar Obstständen gab es eine marode Parkbank im Baumschatten, über die jemand provisorisch Pappe als Ersatz für den zerbröselten Sitz gebreitet hatte. Hier ließen wir uns kurz nieder und orientierten uns für den Rückweg zur Altstadt, wobei wir unterwegs gerne irgendwo zum Mittagessen eingekehrt wären. Leider stellte sich heraus, dass es an der ganzen Via Cappuccini, die wir nun einschlugen, nur Imbisse gab und so erstanden wir schließlich – mühsam in unserem nahezu nicht vorhanden Italienisch radebrechend – ein paar salzige Gebäck-Teile, die mit Mozzarella, Schinken oder pikanter Salsiccia gefüllt waren. Die ließen wir uns auf einer schattigen Bank auf der parkartigen Piazza Indipendenza schmecken.

Die Porta Nuova auf dem Weg zum Palazzo die Normanni.

Anschließend ging‘s satt und halbwegs ausgeruht zum nahen Palazzo di Normanni, wo wir für die Besichtigung der Palastkapelle (Capella Palatina), der Gärten und einer historischen Ausstellung, auf die wir gerne verzichtet hätten, wenn das möglich gewesen wäre, 12 € pro Person berappten.

Am Eingang zum Palast bekamen wir dann erst mal beide Ärger: Hier waren Sicherheitsschleusen zu passieren und wurden unsere Rucksäcke durchleuchtet, wobei unsere Taschenmesser, die wir nach der letzten Wanderung nicht ausgepackt hatten, natürlich auf wenig Gegenliebe stießen. Abgeknöpft wurden sie uns zwar nicht, aber deponieren durften wir sie beim Sicherheitspersonal auch nicht. So sahen wir zunächst keine andere Möglichkeit, als dass immer abwechselnd einer besichtigte und der andere draußen auf die Messer „aufpasste“. Also ging Günter raus und ich sollte als erste allein durch den Palast die Runde machen. Bis ich aus der Toilette kam, war Günter aber schon wieder zurück: unsere Messer hatte er unauffällig draußen in einem Beet vergraben!
 
Gemeinsam trabten wir dann in Rekordzeit durch die Ausstellung, nicht ohne schon wieder von einem Sicherheitsmann gemaßregelt zu werden (Rucksäcke mussten hier unbedingt vor dem Bauch getragen werden …), woraufhin mein Interesse an der arabisch-normannischen Geschichte Palermos vollends unter null sank ...

Die Kapelle mit ihrem wilden normannisch-arabisch-byzantinischen Stilmix fand ich dagegen sehr sehenswert und eindrucksvoll.

Capella Palatina

Von dem arg übersichtlichen Palastgarten konnte man das dagegen wieder nicht behaupten, auch wenn es dort einige kapitale Würgfeigenbäume gibt (von denen einer mich gleich mit einer noch harten, kleinen Frucht bewarf …), doch dudelte hier ärgerlicherweise permanent „höfische“ Tafelmusik aus überall verstreuten Lautsprechern.

So war auch hier die Besichtigung schnell beendet, und nachdem wir unsere Messer wieder ausgebuddelt hatten, konnte es weiter zur Kathedrale gehen. Von außen sehr beeindruckend war diese im Inneren eher schlicht und bis auf wenige Details (z.B. der Marmorkandelaber bei der Kanzel) recht uninteressant, wie ich fand.

Die Kathedrale von Palermo (Maria Santissima Assunta) wurde
 1184/85 errichtet und über die Jahrhunderte mehrfach verändert.

Der Innenraum der Kathedrale wurde im 18. Jahrhundert
 im klassizistischen Stil umgestaltet.

Nachdem wir für 5 € aufs Dach gestiegen waren und den Blick über die Stadt genossen hatten, fiel mir im Hinausgehen jedoch die Inschrift an einem der Sarkophage auf, die dort aufgereiht waren: Hier ruht Friedrich II. „Magnus Imperator et Rex Siciliae“ (der Enkel von Friedrich I. „Barbarossa“, mit dem ich ihn zunächst verwechselt habe – Wikipedia sei dank bin ich nun schlauer – ein Staufer, und somit "eigentlich" ein Schwabe, war er natürlich trotzdem ...)!

Freie Sicht vom Dach der Kathedrale.

Nach einem extra starken Cappuccino, der auf Günters Wunsch aus zwei Espressi gemixt wurde (für mich fast zu viel Coffein,) folgte noch die barocke „Fontana Pretoria“ mit ihren vielen marmornen Göttern und Nymphen, die offenbar durch ihre Nacktheit gelegentlich noch immer (in der heutigen Zeit und nach fast 500 Jahren?!) Anstoß erregen, und „Santa Maria dell’ Ammiraglio“, eine weitere Kirche mit byzantinischen Gold-Mosaiken ganz in der Nähe.

Figuren an einem Aufgang zur Fontana Pretoria.


Santa Maria dell' Ammiraglio von außen ...


... und die Kuppel von innen.

Und dann ging's wieder zurück zur Unterkunft, wobei wir uns unterwegs bei einem Supermarkt schon mal mit den grundsätzlichsten Lebensmittel für unsere Weiterfahrt am nächsten Tag (Wasser, Wein, Vesperzubehör) eindeckten.

Verschiedene Impressionen ...


... von Palermo ...

... gegen Abend.

Zum Abendessen bewegten wir uns auch diesmal nicht allzu weit weg: in der Pizzeria „Rosso Pizza“ am anderen Ende unserer Straße, teilten wir uns einen gemischten Salat und eine Pizza, was vollkommen ausreichend war für uns beide. Nach dem kurzen Heimweg ließen wir den Abend gemütlich in unserer "Garden Suite" ausklingen, ehe wir anderntags zu unserer Rundreise um Sizilien starten und uns ins "Camping-Abenteuer" stürzen würden.

Das Teatro Politeama Garibaldi - diesmal im Abendlicht.