Fotos: Günter Schmidt
Cotopaxi
Sonntag, 28.10. Hacienda La Estacion – Refugio José Ribas (4800m)
Nach dem üppigen Frühstück in der Hacienda machten wir uns
zunächst ans Packen für den Cotopaxi. In unseren beiden mittelgroßen Rucksäcke
(meiner 30+2 l, Günters ca. 45l) brachten wir dabei nur mit Mühe unter, was wir
mitnehmen wollten: Steigeisen, Klettergurt, je 2 Trinkflaschen und vor allem
die zusätzlichen warmen Sachen, die wir bis zur Hütte noch nicht brauchten,
waren alle sehr voluminös. So musste Günter schließlich die Schlafsäcke in unserem
schwarzen, wasserdichten Sack außen am Rucksack festbinden.
Danach war erst mal „Chillen“ angesagt. Cesar, der so gegen
10 Uhr aus Quito zurückkam, wo er den 50. Geburtstag seines Vaters gefeiert
hatte, meinte, dass es reicht, wenn wir um 13 Uhr zu Mittag essen und
anschließend losfahren.
Wir setzten uns dann auf der etwas ramponierten
Hollywoodschaukel im wirklich sehr hübschen Garten der Hacienda bei angenehmen
20°C in die Sonne. Und während Günter via Facebook den Kontakt zur Heimat
pflegte, vertiefte ich mich auf meinem Kindle in das Buch „Wolfspirit“ von
Gudrun Pflüger. So verging die Zeit recht entspannt und nach dem hervorragenden
Mittagsmenü mit musikalischer Untermalung von Seiten des Hausherrn starteten wir
endlich Richtung Cotopaxi.
Der Hausherr unterhält seine Gäste mit Gitarre und Gesang. |
Die Fahrt zum Parkplatz auf 4500 m dauerte ca. 1 Stunde und
ebenso der Aufstieg zum Refugio, der zwar steil und sandig, aber ansonsten
unproblematisch war.
Im Refugio waren wir diesmal erwartungsgemäß nicht die einzigen, sondern teilten uns das Matratzenlager mit einer 7-köpfigen irisch-englischen Gruppe, einem weiteren Paar, das schon bei unserem Eintreffen in den Schlafsäcken lag, und einem ecuadorianischen Pärchen, das wohl einfach eine „romantische“ Nacht auf der Berghütte verbringen wollte.
Am Parkplatz und bereit zum Abmarsch. |
Beim kurzen Hüttenaufstieg zeigt sich der Cotopaxi in ganzer Pracht. |
Im Refugio waren wir diesmal erwartungsgemäß nicht die einzigen, sondern teilten uns das Matratzenlager mit einer 7-köpfigen irisch-englischen Gruppe, einem weiteren Paar, das schon bei unserem Eintreffen in den Schlafsäcken lag, und einem ecuadorianischen Pärchen, das wohl einfach eine „romantische“ Nacht auf der Berghütte verbringen wollte.
Wir bezogen unsere abwaschbaren Pritschen und tranken dann
erst mal Tee. Bald hatte Günter sowohl mich als auch Cesar davon überzeugt,
dass wir wegen der guten Wetteraussichten schon in der kommenden Nacht einen
Gipfelversuch starten sollten. Cesar vertraute zwar nicht allzu sehr auf den
Wetterbericht, der angeblich in Ecuador chronisch unzuverlässig sein soll, aber
offenbar hatte er mit einigen Kollegen auf der Hütte gesprochen, die für den
nächsten Tag ebenfalls gute Bedingungen erwarteten. Er machte uns nur noch
einmal klar, dass es keinen zweiten Versuch geben würde, falls wir beim ersten
Mal scheitern sollten. Das hatten wir (oder zumindest ich) aber auch gar nicht
gedacht.
Kurz nach unserer Ankunft auf der Hütte hatte es einen
ziemlichen Aufruhr gegeben, als eine Gruppe von mehreren Bergführern eintraf,
die einen Bergsteiger vom Gipfel gerettet hatten, der offenbar höhenkrank und
völlig orientierungslos geworden war. Nachdem sie ihn mehr oder weniger ins
Refugio getragen hatten, erholte er sich zum Glück bald so weit, dass er den
Abstieg zum Parkplatz aus eigener Kraft bewältigen konnte.
Natürlich gab uns dieses Erlebnis zu denken. Waren wir
wirklich schon gut genug akklimatisiert, um den Cotopaxi zu wagen?
Abends vor dem Refugio José Ribas - auch von hier ist Quito nicht fern. |
Nach dem Abendessen, bei dem wir uns mit Suppe und einem
Schokoriegel zum Nachtisch begnügten, ging’s gleich ins Bett, denn schon um 23
Uhr würden wir wieder geweckt werden. Während der gerade mal 4 Stunden
Nachtruhe musste ich zu allem Überfluss noch zweimal aufstehen, um zur Toilette
zu gehen. Diese befand sich außerhalb der Hütte, so dass man jedes Mal die
fetten Bergstiefel anziehen musste, und war außerdem in ziemlich üblem Zustand.
Und natürlich musste nicht nur ich mal raus, so dass eigentlich fast die ganze
„Nacht“ ein Kommen und Gehen herrschte und an Schlaf trotz Ohrstöpseln kaum zu
denken war. Erst als schon die ersten anfingen sich anzuziehen und
bereit zu machen, fiel ich in einen Dämmerschlaf, aus dem mich aber bald
Cesar riss, weil es auch für uns Zeit zum Aufstehen war.
Mühsam zog ich die vielen Schichten Kleidung übereinander,
stopfte noch meinen Kindle, den ich überflüssigerweise mitgeschleppt hatte, in
den Schlafsack und wankte mit meinem fast leeren Rucksack zum „Frühstück“.
Etwas Joghurt und Müsli, sowie je ein halber Frucht-und Schokoriegel mussten
reichen, dann noch einmal schnell zur Toilette und schon marschierten wir
pünktlich um 0 Uhr los.
Aufi geht's! |
Montag, 29.10. Auf den Cotopaxi und nach Baños
Tatsächlich hatten wir riesiges Glück mit dem Wetter. Als
wir aus der Hütte kamen, stellten wir fest, dass der Wind, der noch bis vor
zwei Stunden getobt hatte, sich fast vollständig gelegt hatte und dass es
außerdem nicht allzu kalt war, höchstens ein oder zwei Grad unter null. Der (Fast-)Vollmond
leuchtete uns den Weg, als wir die ersten 1 ½ Stunden über Schotter, Sand und
ein paar kleine Schneefelder zum Gletscherrand aufstiegen.
Außer uns hatte sich nur noch die große englisch-irische
Gruppe aufgemacht, die zunächst unmittelbar hinter uns ging, bei einer Pause
aber an uns vorbeizog, so dass wir uns wohl oder übel ihrem lästigen
Stop-and-Go-Tempo anpassen mussten. Außerdem beanspruchten sie am Gletscher den
eigentlichen Anseilplatz für sich und wir drei durften uns kurz unterhalb
desselben in eher ungeeignetem, da relativ steilem Gelände die Steigeisen anschnallen.
Am Anseil- und Steigeisen-Anlegeplatz. |
Trotzdem waren wir schneller fertig angeseilt, da wir ja nur
zu dritt waren, und so brachten wir die – für mich – als Einstieg recht
hässliche, vereiste Querung bis zum eigentlichen Gletscher als erste hinter
uns. Dabei führte Cesar unsere Dreier-Seilschaft an, ich ging in der Mitte, was
mir sehr entgegenkam, und Günter bildete die Nachhut.
Von nun an trotteten wir Stunde um Stunde im Mondlicht
bergan. Auf die Stirnlampen konnten wir wieder, wie schon im Jahr zuvor am
Kilimanjaro, fast völlig verzichten. Zuerst kamen wir durch einen Gletscherbruch
mit riesigen, beeindruckenden Eistürmen (=Seracs), wo wir auch einige Spalten
über teils recht zweifelhafte Schneebrücken querten. Jetzt in der Nacht und bei
zunehmender Kälte war das zwar noch kein Problem, aber wir dachten schon mit
Bangen an den Abstieg, bei dem es deshalb nicht allzu spät werden sollte.
Später ging es dann mal steiler, mal flacher über Rampen und
Rücken hinauf. Unser Weg führte direkt an
der markanten, weithin sichtbaren dunklen Felsformation „Yanasacha“ vorbei –
ein Hinweis, dass es im Inneren des Vulkans durchaus noch brodelte, denn hier
war alles Eis abgeschmolzen. Tatsächlich brach der Cotopaxi knapp 3 Jahre
später im August 2015 nach fast 40 Jahren Ruhe wieder aus.
Je höher wir kamen, desto häufiger legten wir eine Pause
ein, die dünne Höhenluft machte sich nun doch zunehmend bemerkbar, insbesondere
an den steileren Aufschwüngen. An Essen war zwar kaum zu denken, da wir keinen
Appetit mehr hatten und außerdem unsere Schoko- und Fruchtriegel im Rucksack
total hartgefroren waren – sinnvoller wäre wohl gewesen, sie in eine innere
Jackentasche nah am Körper zu stecken. Wir tranken aber regelmäßig vom in der
Hütte abgefüllten warmen Tee mit Zucker, was uns vermutlich vor schlimmeren
Höhenbeschwerden bewahrte.
Günter machte von Pause zu Pause einen erschöpfteren
Eindruck - und so wie er aussah, fühlte ich mich. Vor allem an den Steilstufen legte Cesar ein zu hohes Tempo
vor, doch jetzt, wo
der Gipfel allmählich greifbar wurde, schien er es immer eiliger zu haben. Dauernd zog ich
am Seil, aber es gelang mir nicht wirklich, ihn auszubremsen.
Irgendwann meinte er dann, dass es „nur“ noch 40 Minuten bis
zum Gipfel wären. Und irgendwie brachten wir auch die noch hinter uns, so dass
wir tatsächlich um 5.30 Uhr im ersten Morgenlicht, noch ehe die Sonne es über
die tief hängende Wolkendecke geschafft hatte, auf dem 5897 m hohen Gipfel des
Cotopaxi standen!
Geschafft! |
Sonnenaufgang auf 5897m |
Nach den ersten Gipfelfotos, die Günter leider nur mit
seiner Handykamera aufnehmen konnte, da die Nikon schon seit der Hälfte des
Aufstiegs streikte, warfen wir einen Blick in den beeindruckend großen (800m
Durchmesser!), qualmenden und nach Schwefel stinkenden Krater und genossen die
herrliche Aussicht. Es war zwar ziemlich kalt dort oben (-10°/-15°C), aber weil
es immer noch völlig windstill war, konnte man es gut eine Weile aushalten.
Der Krater des aktiven Vulkans Cotopaxi. |
Aussicht auf unser nächstes Ziel, den Chimborazo. |
Schließlich entdeckte Günter doch noch, warum seine Kamera
nicht funktionierte: sie hatte nicht etwa wegen der Kälte versagt, sondern weil
er irgendwann das Objektiv minimal verdreht hatte, was zu einer
unverständlichen Fehlermeldung geführt hatte. So gab es noch eine Runde
Gipfelfotos, diesmal mit der „richtigen“ Kamera; und nachdem die Sonne endlich
aufgegangen war, für eine neue Lichtstimmung sorgte und den Schatten des Berges
auf die Wolken projizierte, musste natürlich auch das festgehalten werden.
Cesar war währenddessen schon zunehmend ungeduldig geworden
und drängte uns nun, nach etwa einer halben Stunde dazu, schleunigst mit dem
Abstieg zu beginnen. Wir seilten uns also wieder an, diesmal in umgekehrter
Reihenfolge, d.h. Günter sollte als erster gehen. Uns beiden war zwar nicht
ganz wohl dabei, trotzdem beugten wir uns dieser Anweisung. Die Idee dahinter
ist, dass der Bergführer im abschüssigen Gelände, wenn er als letzter geht,
eher eine Chance hat, uns andere bei einem (Spalten-)Sturz zu halten. Wir
hatten allerdings nicht das Gefühl, dass Cesar beim Abstieg besonders aufmerksam
war: Je mehr wir Richtung Hütte kamen, desto häufiger schaute er auf sein Handy
und immer wieder passierte es auch, dass er nahezu mit mir kollidierte, da er
gar nicht bemerkt hatte, dass Günter und ich stehengeblieben waren.
Kurz oberhalb des Gletscherbruchs - werden die Schneebrücken noch halten? |
Weil wir beide inzwischen doch ziemlich erschöpft waren und das Gelände spätestens ab dem Gletscherbruch auch nicht immer ganz einfach war, hatten wir das Gefühl, eher langsam voranzukommen. Dennoch erreichten wir nach 2 ½ Stunden, also um 8.30 Uhr, bereits wieder die Hütte. Während des Abstiegs im strahlenden Sonnenschein war es natürlich immer wärmer geworden, aber sowohl die Seracs und gigantischen Eiszapfen, unter denen der Weg manchmal hindurchführte, als auch die Schneebrücken über die Gletscherspalten hielten zu unserem Glück noch.
An diesem Serac... |
... führte kein Weg vorbei. |
Eigentlich hätten wir jetzt ja noch einen zweiten Hüttentag
vor uns gehabt, da ich aber absolut keine Lust hatte, einen weiteren ganzen Tag
untätig, ungewaschen und frierend in diesem leider sehr schlecht geführten Refugio
herumzuhängen, plädierte ich heftig für eine Planänderung. Zudem hatte sich die
Einführung ins Gehen mit Steigeisen und die Spaltenbergung, die zunächst für
den ersten Tag auf der Hütte vorgesehen gewesen wäre und die wir jetzt hätten
nachholen können, eigentlich auch schon erledigt. Dass wir ersteres so
einigermaßen beherrschten, hatten wir gerade 8 Stunden lang unter Beweis
gestellt. Und ein richtiger Spaltenbergungskurs hätte uns zwar auf keinen Fall
geschadet, aber wir bezweifelten, dass wir den bei Cesar bekommen würden, zumal
die Motivation dafür jetzt auch schon weg war: am Chimborazo würden wir es kaum
mit Gletscherspalten zu tun haben.
Wir einigten uns dann mit Cesar darauf, gleich unsere Sachen
zu packen, zum Auto abzusteigen und in den berühmten Badeort Baños zu fahren. Dieser
liegt drei Autostunden weiter südlich am Abbruch der Andenkette zum
Amazonasbecken hin. Cesar meinte, dort spontan eine Unterkunft zu finden,
sollte kein Problem sein. Natürlich mussten wir diese, sowie die Kosten für die
Anfahrt und Cesars Unterkunft zusätzlich
aus eigener Tasche bezahlen, aber das nahmen wir gerne in Kauf, um der
ungemütlichen Berghütte zu entfliehen.
Gesagt getan – der restliche Abstieg dauerte höchstens 10
Minuten, da man im Sand gut abrutschen konnte. Die Autofahrt nach Baños zog
sich, aber ich habe sowieso das meiste davon verschlafen. In Salcedo hielten
wir kurz, um das anscheinend berühmte Eis zu probieren, dann ging’s immer
weiter bergab durch immer grünere Landschaften bis ins nur noch 1800 m hoch
gelegene Baños. Damit waren wir mehr als 4000 m tiefer, als noch am frühen
Morgen!
Banos de Agua Santa - ein Bade- und Wallfahrtsort |
Im Hotel „La Foresta“ bekamen wir für 50$ ein nur leicht
muffeliges Zimmer. Cesar kam nebenan im „Isla de Baños“ zum Freundschaftspreis
von 15$ unter.
Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten, hängten wir unsere
feuchten Sachen zum Trocknen auf, duschten und legten uns dann zur Erholung von
der anstrengenden Tour und um den versäumten Schlaf nachzuholen erst mal für
ein paar Stunden hin.
Danach noch eine Riesenpizza plus Cerveza grande im
Ristorante Papardelle und eine ruhige, ungestörte, durchschlafene Nacht – was
will man mehr?
Dienstag, 30.10. Baños und Fahrt zur Hacienda La Ciénega
Bei unserem kurzen Stadtrundgang am Vorabend, der uns im übrigen
genügte, um ganz Baños gesehen zu haben, hatten wir festgestellt, dass offenbar
gerade alle Bäder der Stadt geschlossen und ihre Becken abgelassen hatten. So
fiel also der Programmpunkt „Baden in Baños“ gleich mal flach.
Nach dem guten, überreichlichen Frühstück im Hotel, machten
wir uns daher zu einer „kleinen“ Wanderung zu verschiedenen Aussichtspunkten
über der Stadt auf: Bis zum „Mirador del Volcan“, wo man den in den letzten
Jahren sehr aktiven Vulkan Tungurahua hätte sehen können, wäre da nicht diese
absolut stationäre Wolke gewesen, überwanden wir letztlich ohne groß darüber nachzudenken
rund 800 Höhenmeter.
Die Hügel rund um Banos werden intensiv landwirtschaftlich genutzt. |
Vorsicht - Ameisen queren! Der Amazonas-Urwald ist nicht fern. |
Baños schien bei Backpackern aus aller Welt ein beliebtes
Ziel zu sein, weshalb es hier ein großes Angebot an günstigen Restaurants gab.
So nutzten wir zurück in der Stadt die schon recht knappe verbleibende Zeit für
ein gutes, billiges Mittagessen im Café Hood. Dann noch schnell in einem
Supermarkt Trinkwasser für die kommenden Tage besorgt und schon mussten wir
schleunigst zum Hotel zurück, vor dem Cesar bereits im Auto auf uns wartete.
Auf der Fahrt zu unserer nächsten Station, der Hacienda La
Ciénega, begann es auf halber Strecke zu regnen, so dass sich die Aussicht sehr
in Grenzen hielt. Auch der Cotopaxi war völlig in den Wolken verschwunden. Wenn
wir daran dachten, dass wir nach dem ursprünglichen Plan erst heute unseren
Gipfelversuch gestartet hätten ...
Die Hacienda La Ciénega sollte in puncto Unterkunft das
Highlight dieser Reise werden, ein imposantes altes Gemäuer mit einer nicht
weniger eindrucksvollen Eukalyptus-Allee als Zufahrt – angeblich die ältesten
Eukalyptusbäume in Ecuador. Alexander von Humboldt konnte zwar seinerzeit nicht
direkt hier übernachten, weil die Gebäude gerade von einem Erdbeben zerstört
waren, trotzdem wurde kräftig mit ihm geworben.
Die altehrwürdige Hacienda La Ciénega. |
Dank einer noch nicht allzu
lang zurückliegenden Renovierung waren die Zimmer bestens in Schuss und kein
bisschen muffig.
Ganz links das Fenster unseres Zimmers für die kommenden beiden Nächte. |
Abends dinierten wir mit Cesar und nur noch zwei anderen
Paaren im hochherrschaftlichen Speisesaal, wobei sich die Kellner fast vor
Zuvorkommenheit überschlugen – was für ein Kontrastprogramm: gestern noch im
Refugio José Ribas, wo die „Hüttenwirte“ sich null um ihre Gäste kümmerten und
noch nicht mal für ein Mindestmaß an Sauberkeit sorgten, und heute dieser
Luxus!
Nach dem hervorragenden, aber selbstverständlich auch recht
teuren Abendessen, fielen wir gleich ins Bett und ich schlief wie ein Stein und
bekam gar nichts mit von den Geräuschen aus dem Nachbarzimmer, über die sich
Günter morgens beschwerte …
Mittwoch, 31.10. Laguna Quilotoa
An diesem Tag stand zur Erholung ein Ausflug mit dem Auto zur Laguna Quilotoa auf dem
Programm.
Nach dem guten, reichhaltigen Frühstück in der Hacienda
(Semmeln, Toastbrot, Marmelade, Obst, Pancakes mit Honig, Saft, Kaffee aus
Kaffeekonzentrat, das auf Wunsch mit heißer Milch oder Wasser aufgegossen
wurde) starteten wir um 9 Uhr bei leichtem Regen. Schon bald erreichten wir Pujilí,
wo wir vielleicht eine halbe Stunde über den im Vergleich mit Otavalo sehr
wenig touristischen Markt schlenderten und Cesar an mehreren Ständen unzählige
unterschiedliche Früchte erwarb, die wir später probieren wollten.
Marktgetümmel in Pujilí |
Auch die Kundschaft... |
... ist überwiegend einheimisch. |
Weiter ging’s und immer höher hinaus über einen 4000m hohen
Pass. Cesar machte uns auf die Felder (Kartoffeln, Bohnen, Zwiebeln) am
Straßenrand aufmerksam, auch in dieser beträchtlichen Höhe wird hier noch
Landwirtschaft betrieben.
Am Pass oberhalb von Tigua. |
Zwischen Tigua und Zumbahua war die Straße eine einzige
Baustelle, so dass sich die Fahrt immer mehr in die Länge zog. In einer
Schlucht kurz vor Zumbahua war dann erst mal für mindestens eine halbe Stunde
ganz Schluss, weil hier gerade eine Sprengung stattgefunden hatte und nun der
Schutt von der Straße gebaggert werden musste.
Irgendwann konnten wir aber doch unsere Fahrt fortsetzen und
erreichten wenig später unser Ziel, den Kratersee Laguna Quilotoa.
Bei trübem, aber noch trockenem Wetter warfen wir erst von
oben einen Blick in den Krater und wanderten danach die 350 Höhenmeter bis zum
See hinab. Cesar blieb währenddessen oben in einem im Um- oder Aufbau
befindlichen „Restaurant“ (im Moment im wesentlichen Baustelle), wo er das Obst
vom Markt für die Verkostung vorbereitete.
Die Laguna Quilotoa fanden wir beide nicht weiter
spektakulär, nicht von oben betrachtet und schon gar nicht von unten.
Vielleicht hätte es ja bei besserem Wetter ganz anders ausgesehen, wenn sie,
wie in allen Reiseführern beschrieben, türkis in der Sonne geleuchtet hätte.
Das konnten wir aber nur einen Moment lang erahnen, als die Sonne einmal
beinahe durch die Wolken gebrochen wäre.
Fast scheint die Sonne, aber eben nur fast... |
Im „Restaurant“ wurde uns dann zunächst eine heiße
Kartoffelsuppe kredenzt, die sehr willkommen war, weil es wie auf allen
Baustellen gewaltig zog. Während wir noch beim Essen waren, begann es draußen
wie aus Kübeln zu schütten, und dieser Regen begleitete uns leider auf dem
ganzen Rückweg, so dass die tolle Aussicht und Landschaft, die diesen Ausflug eigentlich
hätten ausmachen sollen, völlig ins Wasser fielen. Schade!
Die Früchteprobe dagegen war sehr interessant, unter anderem
gab es fünf verschiedene Bananensorten (zwei davon eher zum Kochen oder Braten
geeignet, dann ganz kleine, sehr süße Bananen, eine Sorte, die im wesentlich so
aussieht wie unsere „normalen“, aber fester und nicht so süß ist, und eine
rotschalige Sorte), Naranjilla, Babaco, Maracuja und vieles mehr, was ich mir
leider nicht merken konnte.
Cesar beim Obstschneiden |
Beim Genuss von so vielen verschiedenen und für uns
exotischen Früchten lag natürlich die Befürchtung nahe, dass dies unerwünschte
Folgen haben könnte, aber glücklicherweise blieben wir davon völlig verschont.
Für die Rückfahrt war eigentlich eine alternative Strecke
geplant, aber Cesar meinte, diese wäre vermutlich durch den Regen unpassierbar,
und so ging es recht eintönig auf derselben Route zurück.
In der Hacienda gönnten wir uns dann noch einmal ein gutes
Abendessen und genossen die letzte Nacht im gemütlichen Bett, ehe es anderntags
zum Chimborazo gehen sollte.