Fotos: Günter Schmidt
Zum Uhuru Peak, dem "Freiheitsgipfel"
Freitag, 9. 12. Gipfeltag: Kibo Hut – Uhuru Peak – Horombo Camp
Den Gipfelaufstieg ging William zunächst erstaunlich flott
an im Vergleich zu unserem bisherigen „Pole-pole“-Tempo. Wir überholten so
manche andere Gruppe, ehe die zunehmende Höhe sich spürbar auszuwirken begann.
Immer schwerer fiel es mir, genügend Luft zu bekommen, und gelegentlich überkam
mich leichter Schwindel. Offenbar ging aber auch an unserem Guide die Höhe
nicht ganz spurlos vorüber und bald schlug er ein gemäßigteres Tempo an.
Außerdem legten wir immer öfter kurze Pausen ein zum Trinken, einen Happen
Essen oder einfach tief Durchschnaufen. Nur Matthew, unser Hilfsguide, schien
mit seinen 26 Jahren nahezu ohne Probleme zum Gipfel zu schweben.
Erste Rast beim Gipfelaufstieg - Blick auf den mondbeschienenen Mawenzi und die Lichter der Dörfer im Tal |
Der Aufstieg im Vollmondschein mit so vielen anderen
Menschen, die Stille und die ungewohnte Nachtzeit, sorgten für eine ganz
besondere, unvergessliche Atmosphäre.
Vollmonduntergang |
Gegen 5 Uhr morgens, noch in völliger Dunkelheit hatten wir
den Kraterrand beim Gillman’s Point erreicht, nachdem es kurz davor noch einmal
ordentlich steil nach oben gegangen war.
Am Gillman's Point |
Schon ab diesem Punkt gilt der
Kilimanjaro als erfolgreich bestiegen, weshalb viele Bergsteiger hier bereits Erinnerungsfotos
machten. So war der Platz bei unserer Ankunft völlig überfüllt mit einer großen
russischen Gruppe. Außerdem war es jetzt in den frühen Morgenstunden vor
Sonnenaufgang bitter kalt, weshalb William vorschlug, gleich weiter zum Stella
Point zu gehen, wo eine weitere Aufstiegsroute den Kraterrand erreicht, und von
dort zum höchsten Punkt, dem Uhuru Peak.
Von jetzt an marschierten wir überwiegend auf hart
gefrorenem Schnee, dessen Knirschen Günter die Außentemperatur auf -15°C
schätzen ließ. Eigentlich ging es hier nur noch wenig bergauf, manchmal sogar
ein paar Schritte wieder bergab. Und obwohl wir nun noch langsamer gingen, da
wir uns in eine lange Kolonne von Gipfelaspiranten einreihen mussten, kostete
mich dieses letzte Stück am meisten Kraft.
Sonnenaufgang kurz vor dem Uhuru Peak |
Als wir kurz nach Sonnenaufgang, exakt um 6.05 Uhr, den
Uhuru Peak erreichten, unser großes Ziel seit vielen Monaten, war ich deshalb
einfach nur erleichtert, froh und dankbar.
Nach vielen gegenseitigen
Glückwünschen und einem Blick in die Runde – in den Krater, auf den Gletscher
im rosa Morgenlicht, hinunter nach Moshi, wo noch die Lichter der Nacht glitzerten
– waren die Gipfelfotos fällig.
Und anschließend drängte uns William auch schon
wieder zum Abstieg. Günter wollte aber natürlich noch viele weitere Fotos
machen und ein wenig auf dem so hart erkämpften Gipfel verweilen.
Die Reste des Gletschers am Kraterrand |
Gletschereis. Im Hintergrund der Mount Meru, der zweithöchste Berg Tansanias |
Mir war es
allerdings trotz allen Bekleidungsschichten inzwischen so kalt, dass ich mit
Freuden zusammen mit Matthew voraus ging, um schnell ein paar Höhenmeter tiefer
und ins Warme zu kommen.
Beim Abstieg etwas unterhalb des Stellapoint, wo die Mweka-Route den Kraterrand erreicht. |
Deutlich angenehmer wurde es dann aber erst nach dem
Gillman’s Point, wo wir eine erste Rast zum Ausziehen, Essen und Trinken einlegten.
Der weitere Abstieg ging ziemlich flott, da man die unteren 2/3 nahezu komplett
im Schotter abfahren konnte.
Auf die Dauer war aber auch diese
Fortbewegungsart ziemlich anstrengend, entsprechend erledigt war ich bei
unserer Ankunft im Camp um Punkt 8.37 Uhr.
Dies war allerdings erst der erste Teil unseres heutigen
Tagespensums. Nach ein paar Stunden Dösen im wiederum ziemlich aufgeheizten
Zelt, was mir leider auch wieder leichtes Kopfweh bescherte, wurde uns noch ein
Lunch serviert, von dem wir beide nahezu nichts herunter bekamen: fetttriefendes
Gebäck auf einen Magen, der an diesem Tag bis jetzt außer süßen Getränken nur
Schoko- und Früchteriegel gesehen hatte – nein, lieber nicht! Und anschließend
folgten noch einmal fast 1000 Höhenmeter Abstieg bis zum Horombo Camp.
Für den Abstieg sah unser Programm nicht dieselbe Route vor
wie beim Aufstieg, sondern die einfachere und kürzere Marangu Route. Dies ist bei
weitem die beliebteste Aufstiegsvariante am
Kilimanjaro, unter anderem da hier in allen Camps auch Lodges zur
Verfügung stehen. Wir würden aber freilich auch unsere letzte Nacht am Berg im
Zelt verbringen.
Auf der Marangu-Route herrscht viel Verkehr. |
Anfangs ging es noch lange über den kahlen Kibo-Sattel
dahin, später gab es zunehmend mehr Vegetation am Wegesrand bis wir kurz vor
unserem Ziel wieder in den Bereich kamen, wo Senecien und auch sonst allerhand
üppiges Grün wucherten.
Der Größenvergleich zeigt: diese Kreuzkräuter sind wirklich riesig! |
Dieser etwa 2½-stündige „Nachmittagsspaziergang“ gab mir so gründlich den Rest, dass ich im Lager nur noch möglichst schnell ins Zelt wollte und schlafen. Als wäre die allgemeine Erschöpfung nicht genug, plagten mich seit ungefähr der halben Strecke Rückenschmerzen, die aber schon nach kurzem Ausruhen glücklicherweise wieder verschwanden.
Den Tee holten wir uns diesmal lieber ins Schlafzelt,
anstatt uns ungemütlich ins Essenszelt zu setzen. Auch sauberes, warmes Waschwasser
brachte man uns hier wieder vorbei. Im „Basecamp“ bei der Kibo Hut hatte es diesen Service nicht
gegeben, denn die Träger hatten schon am Trinkwasser genug zu schleppen gehabt.
So hatten wir fast zwei Tage lang lediglich feuchte Tücher, um uns mal die
Hände leidlich sauber zu wischen. Offenbar hält man aber doch um einiges mehr
aus, als man als verwöhnter Mitteleuropäer gemeinhin glaubt. Jedenfalls kamen
wir ohne nennenswerte Magen-Darm-Probleme davon.
Nach ein paar Stunden Ruhe fühlten wir uns dann schon wieder
deutlich besser und konnten das diesmal recht gelungene Abendessen genießen. Es
gab Möhrensuppe, Reis mit einer Gemüsesauce auf Erdnussbutterbasis und danach
Mango im genau richtigen Reifestadium.
Anschließend kamen William und Matthew ein letztes Mal zur Tagesbesprechung
und dann folgte eine angenehm milde und nach diesem extrem langen und
aufregenden Tag sehr erholsame Zeltnacht.
Zurück nach Moshi
Samstag, 10. 12. Horombo Camp –
Machame Gate – Moshi
Morgenstimmung im Horombo Camp |
Letztes Frühstück am Kilimanjaro |
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück handelte Günter mit
William aus, wer von unserem etwas knappen Budget wie viel Trinkgeld erhalten
sollte. Leider entstand bei der anschließenden Übergabe an die Träger, den Koch
und seinen Gehilfen bei mir der Eindruck, dass wir unsere Sache nicht wirklich
gut gemacht hatten. Der Einzige, der strahlte und sich bedankte war William,
alle anderen wirkten enttäuscht.
Nach unserer Rückkehr fand ich heraus, dass
wir, wie befürchtet, den beiden Guides eher etwas zu viel und allen übrigen
dafür viel zu wenig gegeben hatten. Mir tat das extrem leid, weil damit genau
die, die das zusätzliche Geld besonders nötig gehabt hätten, fast leer
ausgingen. Ändern ließ es sich jetzt schon nicht mehr, aber wir nahmen uns vor,
künftig diesen Punkt schon bei der Reiseplanung ernster zu nehmen.
Ansonsten war an diesem letzten Tag angenehmes Auswandern in
zunehmend dschungelartiger Landschaft angesagt. Auch das Wetter spielte mit,
fast den ganzen Tag Sonnenschein. Noch einmal ging es ungefähr 1000 Hm bergab,
die sich aber auf fast 18 km verteilten, weshalb es nirgends wirklich steil
wurde.
Erst niedriges Gestrüpp... |
...dann Buschwerk... |
...und schließlich ein ausgewachsener Dschungel: der Abstieg führte durch alle Vegetationszonen. |
Nach flotten 5 Stunden, inklusive Mittagspause bei den Mandara Hütten,
erreichten wir das Gate, wo uns noch unsere offiziellen
Kilimanjaro-Besteigungsurkunden ausgestellt wurden.
Danach schaukelten wir per Kleinbus direkt nach Moshi in die Ameg-Lodge; noch einmal kurz Händeschütteln mit William und Matthew, vielen Dank für alles und tschüss – weg waren sie.
Danach schaukelten wir per Kleinbus direkt nach Moshi in die Ameg-Lodge; noch einmal kurz Händeschütteln mit William und Matthew, vielen Dank für alles und tschüss – weg waren sie.
In der Lodge nahmen wir unser zurückgelassenes Gepäck in
Empfang und dann ging’s nach einer Woche endlich wieder ab unter die Dusche und
abends gab’s Bier!