Dienstag, 26. Januar 2021

Schweden im Herbst 2020 - Teil IV

 Text: Eva Irmler


Auf Südkurs


Donnerstag, 1. 10.


Tatsächlich klappte die Sache mit dem Isuzu-Service dann absolut problemlos. Günter gab unser Gefährt zur vereinbarten Zeit in der Werkstatt ab und, da er dort nicht weiter gebraucht wurde, rollerte er anschließend zurück zum Hotel und wir gingen gemeinsam frühstücken.
 
Hier hat es uns dann allerdings doch recht gegraust beim Gedanken an die Viren-Plage: Abgesehen von einem Desinfektionsmittelspender und einer halbherzigen Aufforderung, Abstand zu halten (eine Tafel, ausschließlich auf Schwedisch und das in einem internationalen Businesshotel …), unterschied sich das Prozedere am Frühstücksbuffet in keiner Weise vom unter normalen Umständen Üblichen. Unser Tisch, der einzige freie, den wir zu dem Zeitpunkt fanden, war zudem noch nicht mal nach unseren Vorgängern abgewischt und die Abstände zwischen den Tischen wirkten bei weitem nicht ausreichend. Im Gegensatz zum Restaurant am Vorabend (und zu den Gästen aus aller Herren Länder - uns inklusive) trug hier aber immerhin das Service-Personal Masken.

Gegen halb 11 war dann alles erledigt und unser frisch gewarteter Isuzu stand wieder in der Tiefgarage des Hotels. 580 € kostete der Spaß letztlich und wir hatten danach Frostschutzmittel bis - 40°C im Kühler – sollte für den durchschnittlichen mitteleuropäischen Winter ausreichen … So konnten wir unsere Zelte im Clarion ab- und nach Gammelstad aufbrechen, in die berühmte alte Kirchenstadt Luleås, die wir noch besichtigen wollten, ehe wir uns auf den langen Weg Richtung Süden machten. 

Gammelstad ist trotz seines Namens eher ein Dorf und besteht aus einer Vielzahl von typisch schwedischen rot gestrichenen Holzhäuschen rund um die Kirche, die in früheren Jahrhunderten den Kirchgängern, die von entlegenen Gehöften angereist waren, als Unterkunft dienten. Während die Stadt Luleå Mitte des 17. Jahrhunderts wegen der Landhebung weiter nach Osten verlegt wurde, um weiterhin einen Hafen zu behalten, blieben Kirche und Dorf am angestammten Platz.




Eigentlich eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Gegend (UNESCO Weltkulturerbe!) und entsprechend touristisch und viel besucht (den riesigen Parkplätzen nach zu urteilen), war hier jedoch im Oktober definitiv die Saison vorbei: Kirche, Touristeninformation, Restaurants, Läden, selbst das öffentliche WC – alles geschlossen! So spazierten wir zusammen mit einigen wenigen ebenso ratlosen Besuchern lediglich eine Runde durch die Gassen und um die Kirche und machten uns dann bald wieder auf den Weg.




Die Steinkirche von Gammelstad wurde im 15. Jahrhundert errichtet,
der Turm stammt aus dem 19. Jahrhundert.


Einen weiteren Zwischenstopp legten wir zum Mittagessen in einem asiatischen Restaurant im Städtchen Piteå ein. Wie üblich gab es mittags Buffet, das hier qualitativ eher schwach ausfiel, hygienemäßig ebenfalls und dabei war der Laden recht gut besucht … Insofern war dieser Tag vielleicht in Sachen Corona der bedenklichste auf der ganzen Reise. Wir hatten uns bis dahin eigentlich wenig Gedanken gemacht, da wir ja nur sehr sporadisch überhaupt in Kontakt mit anderen Menschen gekommen waren, doch so langsam holte dieses Thema uns auch hier im Norden Schwedens zunehmend wieder ein.

Nach weiteren knapp zwei Stunden Fahrt durch typische Schwedenlandschaft hatten wir die Abzweigung zum geplanten Übernachtungsplatz erreicht. Bei der etwas abenteuerlichen Anfahrt über eine anfangs unbefestigte und streng genommen wegen Bauarbeiten gesperrte Piste befürchteten wir dann zwischenzeitlich wieder einmal, dass wir einer Fehlinformation aufgesessen wären. Doch der "Ratan-Quickstop" existierte nicht nur und war geöffnet, der kleine Wohnmobilstellplatz entpuppte sich auch als echter Glücksfall: Etwas nördlich von Umeå und sehr idyllisch direkt am Meer gelegen, gab es hier zudem ein sehr gemütlich gestaltetes und mollig warm beheiztes Servicegebäude, sowie Stromanschlüsse an allen Stellplätzen. 

Platzwart war keiner vor Ort, aber es gab Umschläge für das Geld und einen Kasten zum Einwerfen. Da wir nach wie vor keine Gelegenheit gehabt hatten, unsere 500-Kronen-Scheine zu wechseln, zahlten wir in Euro, was aber offenbar auch kein Problem darstellte.
 
Gleich nach unserer Ankunft warfen wir zum ersten Mal den Heizlüfter an, um die Feuchtigkeit zu bekämpfen, die sich inzwischen überall im Aufbau eingenistet hatte. Während der ersten beiden Wochen in Schweden hatten wir damit noch kaum Probleme gehabt, da regelmäßig die Sonne schien und alles trocknete. Seit mittlerweile vier Tagen hatten wir nun aber kaum mehr Sonne gesehen und der Fahrtwind, der durch die eine oder andere Ritze pfiff, reichte hierfür offensichtlich nicht aus. 

Waren wir bei unserer Ankunft am Nachmittag noch die einzigen Camper gewesen, kam gegen später dann doch noch ein schwedisches Wohnmobil angerollt und stellte sich ans andere Ende des Platzes. Das Servicegebäude mit seinen beiden Duschen, Küche und Aufenthaltsraum, sowie nur einer Toilette, hinter dem wir direkt parkten, war im übrigen nicht nur für diesen Mini-Stellplatz gedacht, sondern auch für einen etwas mehr als 1 km entfernten größeren Campingplatz (bei dem es weitere Toiletten gab) und für Bootsbesatzungen, die hier über Nacht anlegten. Allem Anschein nach war aber der Campingplatz derzeit verwaist und auch Boote ankerten jetzt im Herbst und unter der Woche keine hier.


Ratan Hamn -
direkt neben dem Bootsanleger befindet sich der Stellplatz.



Björnlandet


Freitag, 2. 10.  


Der Freitag begann ziemlich windig und zunächst noch neblig, doch als wir gegen halb 10 bereit zur Weiterfahrt waren, riss der Himmel gerade so nach und nach auf und die Sonne zeigte sich. 




Weshalb wir so ungewohnt früh unterwegs waren? Abends war nach Einbruch der Dunkelheit ein Sattelzug am Platz vorbeigerollt, der offensichtlich Teile eines Fertighauses geladen hatte. Bis mindestens 22 Uhr wurde dann noch lautstark ab oder umgeladen und morgens ging’s schon kurz nach 7 wieder weiter mit dem Krach. Und als nach etwa einer Stunde der Spuk schließlich vorbei war, waren wir natürlich längst wach und auf. 

Allerdings kam es uns letztlich entgegen, dass wir auf diese Art früher als üblich wegkamen, da wir wieder recht viel Strecke und zudem noch eine längere Wanderung geplant hatten.

Unser heutiges Wanderziel, der Björnlandet Nationalpark, lag schon wieder weit im Landesinneren, und da es uns noch etwas widerstrebte, das Meer nach so kurzer Zeit bereits wieder zurückzulassen, suchte Günter extra eine Strecke aus, die scheinbar an der Küste nach Süden führte. Zu unserer Enttäuschung war das Meer trotzdem so gut wie nie zu sehen, weil immer mindestens ein Streifen Wald zwischen Straße und Küste lag.
 
Bis Umeå ging’s so auf Nebenstrecken dahin, ab da wieder auf der E4, ehe wir dann doch nach (Nord-)Westen abdrehen mussten. Entgegen unseren Befürchtungen war es jedoch auch im Hinterland praktisch den ganzen Tag mal sonnig, mal wolkig und blieb trocken. 

Am Parkplatz beim Angsjön (einem See) vesperten wir dann zunächst mal, dann machten wir uns auf die Socken. Erst marschierten wir auf den Björnberget, einen Aussichtsberg, anschließend im weiten Bogen durch alten, über und über mit Bartflechten behangenen Kiefern- und Fichtenwald bis zum Bach „Guldbäcken“ und an diesem entlang bis zu einer Übernachtungshütte am See. 


Auf Bohlen durch Moor und Kiefernwald


Bartflechten sind hier an den Bäumen allgegenwärtig.


Aussicht auf den Angsjön vom Björnberget


Heidelbeer-Herbstlaub


Am Guldbäcken


Am Bach gab es an mehreren Stellen ziemlich abschüssige und rutschige Bohlenpassagen und schon bei einer der ersten rutschte ich tatsächlich aus und setzte mich unsanft auf den Hintern. Schlimm wars nicht, aber halt ärgerlich … Jedenfalls suchte ich mir daraufhin meinen Weg noch genauer und verzichtete teilweise lieber auf die Bohlen, solange es daneben nicht allzu sumpfig war.

Kurz vor der Hütte begegnete uns ein älterer Schwede, der mit seiner Kamera auf Fotopirsch war und uns fragte, ob es zum Bach noch weit sei. Zu diesem Zweck war er nur mit Fotorucksack unterwegs, doch am See hatte er einen riesigen „Schwedenrucksack“ mit Übernachtungsgepäck deponiert. 


Kurz vor dem See verläuft der Weg zwischen riesigen Felsblöcken.


Wir legten dort nur eine ganz kurze Rast ein, zum Trinken und für einen Schokoriegel, denn allzu gemütlich war es gerade wieder nicht. Die Sonne war kurz zuvor und für heute endgültig in den Wolken verschwunden und zudem wehte auch wieder ein frischer Wind. Außerdem begann uns die Zeit so langsam davonzulaufen, da die Wanderung sich länger hinzog als gedacht und wir trotz des frühen Starts an diesem Morgen letztlich erst gegen 13.15 Uhr losgewandert waren.

Trotzdem blieben wir beim ursprünglichen Plan, den See auf dem Rückweg vollends zu umrunden. Was uns dabei nicht so ganz bewusst gewesen war: dies bedeutete, dass es auf der anderen Seite des Sees noch einmal beinahe ebenso weit und auf deutlich üblerem Weg den Hügel hoch ging (zu einem Aussichtspunkt über den See …) wie schon zu Beginn der Wanderung. Mein Eindruck war, dass der bestens markierte und ausgeschilderte Weg hier lediglich ein „legalisierter“, schon bestehender Trampelpfad war, der bis dato aber noch keinerlei „Wegverbesserungsmaßnahmen“ gesehen hatte. 

Kurz nach 17 Uhr hatten wir es dann doch zurück zum Auto geschafft und konnten die etwas angeschwitzten und verdreckten Wanderklamotten gegen vorzeigbarere tauschen, denn selbstverständlich wollten wir auf dem Weg zum Campingplatz noch essen gehen.
 
Gelandet sind wir letztlich in der Ortschaft Åsele im „Restaurang Lappland“ – mal wieder einer „Kebab-Pizzeria“ und wie üblich fest in arabischer Hand … Diesmal saßen in einer speziellen Sitzgruppe mit Kunstlederpolstern vier Typen und der Wirt zusammen – Ersatz für die Männerrunde im Kaffeehaus? 

Ansonsten blieben wir die ganze Zeit die einzige Kundschaft, nicht mal beim Takeaway ging was. Zwar war das Essen dann nicht gerade berauschend, aber unseren sowieso schon geringen Erwartungen gemäß ok und mal wieder mehr als genug. Und wieder einmal konnte ich mich, ganz Schwäbin, nicht dazu durchringen, meine Pizza teilweise liegen zu lassen, obwohl das Essen am Ende echt in Arbeit ausartete … 

Anschließend rollten wir über eine Brücke und zum Fluss, dem Ångermanälven, wo es direkt am Ufer einen Campingplatz geben sollte. Der Åsele-Camping konnte durch seine Lage dann durchaus punkten, jedenfalls soweit wir das im Dunkeln beurteilen konnten. Abgesehen davon ließ der Platz aber doch sehr zu wünschen übrig. Die einzige Toilette und zwei Duschen befanden sich im selben Gebäude wie die Rezeption, d.h. unmittelbar beim Eingang und damit ewig weit weg von unserem Stellplatz. Ziemlich eng ging es dort her und zu allem Überfluss war im Vorraum neben dem Waschbecken auch noch der Ausguss für die Camper-Toiletten … Dabei hätte es ein wunderschönes Servicegebäude mit allem, was das Herz begehrt, ganz in unserer Nähe gegeben, aber bei so wenig Kundschaft (außer uns lediglich ein weiterer Campingbus) war dieses leider geschlossen. 


Diesmal kein Nordlicht -
 das Städtchen Åsele illuminiert die Wolken selbst.




Samstag, 3. 10. 


Morgens hatten wir dann – nach einer wirklich ruhigen Nacht – noch beide unseren „Spaß“ mit den tollen „Facilities“ des Campingplatzes von Åsele: Günter schaffte es, beim Duschen seine Klamotten nass zu spritzen – man musste sie zwingend mit reinnehmen, da draußen keine Ablagemöglichkeit vorhanden war. Dieses Malheur blieb mir erspart, dafür ärgerte ich mich nicht schlecht, als ich zum Zähneputzen und eigentlich auch für die Toilette ankam und ein Auto mit zwei jungen Leuten, die garantiert nicht auf dem Platz übernachtet hatten, stand davor und die beiden waren gerade dabei, ausführlich von den „üppig vorhanden“ Annehmlichkeiten Gebrauch zu machen … 


Superschöner Platz,
leider war der Service in der Nebensaison miserabel.


Zum Spülen gab es offenbar gar keine Möglichkeit, das wäre wohl ausschließlich im zugesperrten Servicegebäude gegangen. So spülten wir unser Frühstücksgeschirr eben neben dem Auto mit dem Wasser aus unserem Kanister, den wir anschließend am Schlauch vor der Rezeption wieder auffüllten.

Gegen 11 waren wir dann endlich wieder „on the road“ und rollten in gut 2 ½ Stunden nach Östersund. Dort steuerten wir zunächst den „Dixie-Grill“ im Industriegebiet vor der Stadt an, der uns dann aber doch zu sehr nach fettigem Fastfood roch, sodass wir schnell wieder kehrt machten. 

Nett war hier das Auto, das unmittelbar neben uns parkte: ein bis zur Unkenntlichkeit gespachtelter, feurig bemalter und schon ziemlich rostzerfressener Oldtimer, der bei der kleinsten Bodenwelle hinten aufsaß (und auf dem Parkplatz gab es viele davon …) und dem zwei bärtige Hipster entstiegen. Günter recherchierte anhand seiner Fotos später, dass es vermutlich mal ein Chevy, Baujahr 1949 oder um den Dreh, gewesen sein könnte.


Bye bye, Miss American Pie ...


Die beiden Oldtimer-Fans strebten dem Dixie-Grill zu, wir jedoch fuhren jetzt ins Stadtzentrum und konnten, nach etwas mühsamer Parkplatzsuche, im „Restaurang 53“ entspannt „Hamburguesa“ und Burrito mit Beef genießen. Qualitativ und vom Ambiente her dürfte dies auf jeden Fall die bessere Wahl gewesen sein. Beim anschließenden Bummel durch die Fußgängerzone zurück zum Auto kam mit einem Mal die Sonne heraus, womit wir an diesem Tag angesichts der trüben Vorhersagen so gar nicht gerechnet hatten …


In der Fußgängerzone von Östersund.


Unser nächstes Ziel war der große Coop, den wir schon bei unserer ersten Runde durchs Industriegebiet entdeckt hatten. Beim Abgeben unserer Sprudelwasserflaschen an den Automaten gleich beim Eingang gabs hier dieselben (samstäglichen) Probleme wie daheim (und vermutlich überall auf der Welt): Von drei Automaten war einer kaputt und an den anderen beiden warf ein Paar säckeweise Dosen und Flaschen ein. Wenigstens wartete nur noch ein weiterer Kunde vor uns und der hatte auch nur ein paar wenige Teile. Mit dem Einkauf waren wir dann schnell durch und so konnte es bald weitergehen Richtung Sånfjäll. 

Allerdings hatte uns die ganze Aktion mit essen gehen und einkaufen letztlich doch beinahe drei Stunden gekostet. So war nun schon später Nachmittag und die Sonne, die mittlerweile vom ungetrübten Himmel lachte, stand bereits wieder recht tief und legte ein wunderbar mildes Licht über die Landschaft. Auf einem Hügel über einem See versuchte Günter die Stimmung unterwegs noch mit der Kamera einzufangen, keine Minute zu früh, denn bald darauf zogen wieder Wolken heran und verschluckten die Sonne. Ehe sie gegen 18 Uhr vollends unterging, kam sie aber noch einmal zum Vorschein und malte ein kurzes, feuriges Abendrot an den Himmel.






Am Sånfjäll angekommen steuerten wir diesmal den südlichen Zugang zum Nationalpark bei Dalsvallen an. Bis wir dieses Gehöft über eine schon recht aufgeweichte Schotterpiste erreicht hatten, war es bereits dämmrig und wir suchten uns schnell einen einsamen Grillplatz mit Bank und Unterstand am Bach als Übernachtungsplatz aus. 

Schon abends setzte feiner Nieselregen ein und leider hatte sich auch die Wettervorhersage für den folgenden Tag, die zunächst noch ganz positiv ausgesehen hatte, im Lauf des Tages massiv verschlechtert. Ob es unter diesen Voraussetzungen sinnvoll war, anderntags noch einmal unser Glück mit den Bären zu versuchen? 



Noch einmal auf Bärenpirsch im Sånfjäll


Sonntag, 4. 10. 


Obwohl der Blick aus dem Campingmobil morgens nicht gerade optimistisch stimmte, was die weitere Wetterentwicklung anging, plädierte Günter doch dafür, unsere Wanderpläne nicht vorschnell fallen zu lassen. So packten wir uns also in die Wanderklamotten, frühstückten, machten das Auto startklar und fuhren dann von Dalsvallen auf einem Schotterpfad bis zu dessen Ende an einer Wendeplatte hinauf. Von den 9 km bis zur Hütte am Hästjärn, einem kleinen See oben auf dem Fjäll, die wir uns als Ziel auserkoren hatten, kürzten wir so gleich mal 3 – 4 km ab. Im Übrigen bewegten wir uns bis dahin noch immer ein Stück weit außerhalb des Nationalparks, was durch die Begegnung mit zwei eifrig nach Elchen schnuppernden Jagdhunden und den zugehörigen Jägern noch unterstrichen wurde.
 
Am Parkplatz angekommen entschieden wir uns zum Glück, gleich in Regenjacken und mit den Überzügen an den Rucksäcken loszugehen, und fühlten uns zunächst so auch bestens gerüstet, den Wetterunbilden zu trotzen. Doch nach etwa einem Drittel des Weges endete relativ plötzlich alle Vegetation, die mehr als Knöchelhöhe erreichte, und damit wurde es ziemlich schnell ziemlich ungemütlich. Zumindest ich sah bald ein, dass wir die Herausforderungen einer herbstlichen Schlechtwetter-Fjäll-Wanderung doch leicht unterschätzt hatten und wohl besser auch Regenhosen und statt der Leichtwanderschuhe unsere deutlich wetterfesteren Wanderstiefel angezogen hätten. 


Kurz vor der Waldgrenze sind wir noch leidlich
vor Wind und Nässe geschützt.


Der letzte Baum, spätestens ab hier wird's richtig ungemütlich.


Hier oben kam zum nach wie vor eher nieseligen Regen ein recht heftiger Wind, den wir weiter unten im Wald kaum gespürt hatten, lediglich die Bäume hatten gelegentlich bei einer Böe ihre Wasserlast auf uns abgeladen. Hier jedoch blies es nahezu konstant und schräg von rechts hinten, weshalb meine schon etwas in die Jahre gekommene Wanderhose im Nu auf dieser Seite klatschnass am Bein klebte.
 
Als so langsam klar wurde, dass keine Besserung zu erwarten war, wohl keiner der umliegenden Hügel wirklich Windschutz bieten konnte und weil es auch keinerlei Sicht, weder auf die Landschaft, noch gar auf irgendwelche Tiere gab (Bären, Elche – haha! Bei dem Wetter kamen die sicher erst gar nicht aus dem Bau oder Dickicht! Nur ein Moorschneehuhn verriet sich durch lautes Flügelschlagen und Glucksen.), begann ich die Sinnhaftigkeit des Weitergehens doch so allmählich in Frage zu stellen. Denn mir war absolut klar, dass der Rückweg noch deutlich grausamer werden würde, da Wind und Regen ja dann von schräg vorne kämen. Günter aber meinte, bis zur Hütte sei es gerade noch ein Kilometer und wir sollten doch wenigstens bis dahin weitergehen, dort könnten wir vielleicht im Trockenen vespern. – Also weiter … 


Wäre das Moorschneehuhn nicht nervös geworden,
hätten wir es sicher nicht entdeckt.


Wenig später erreichten wir ein Hochplateau, auf dem es noch viel garstiger stürmte und prasselte – es war zum Verzweifeln! 

Am Ende schafften wir es natürlich schon zu der „Hütte“, die zwar direkt am See lag, von der aus selbiger wegen der schlechten Sicht aber trotzdem kaum zu erkennen war. Und ganz davon abgesehen handelte es sich eher um einen Unterstand, der innen patschnass war, weil der Wind heute genau von der offenen Seite wehte … 

Damit Ihr Euch selbst ein Bild machen könnt, wie "gemütlich" es dort war, hier ein kurzes Video, das Günter vom Unterstand aus aufgenommen hat:




Hier quetschten wir uns dann in die noch am ehesten trockene und geschützte Ecke und konnten immerhin was trinken und ein paar Rippchen Schokolade essen, ehe wir uns für den üblen Teil des Rückwegs wappneten.
 
Wie befürchtet war meine Hose schon nach etwa 100 m von allen Seiten gleich nass, Gesicht und Körper wurden auf der Windseite bald eiskalt. – So schnell konnte ich gar nicht laufen, schon gar nicht über die glitschigen Felsen der Schotterhalden, die immer wieder gequert werden mussten, dass ich den Windchill damit hätte kompensieren können.

 
Ohne Worte ...


Sobald wir wieder im Wald waren, wurde es natürlich gleich angenehmer und am Ende kam mir der Rückweg auch gar nicht so lang vor. Günter meinte allerdings, die Wanderung hätte sich insgesamt doch auf 10 oder 12 km summiert. Das erklärte auch, dass wir gut 3 ½ h beschäftigt gewesen waren, und noch dazu fast ohne Pause …


Fast überstanden - kurz vor dem Parkplatz
  wirken Wald und Witterung wieder völlig harmlos ...

 
Mit trockenen Klamotten am Leib sah die Welt dann gleich wieder viel schöner aus und im Auto wurde es bei der Rückfahrt nach Linsell schnell warm. Ansonsten geriet die Fahrt auf dem unbefestigten Forstweg jedoch zu einer echten Schlammschlacht. Der Isuzu war anschließend so dreckig, dass wir nur noch mit sehr viel Vorsicht aus- und einsteigen konnten, ohne uns komplett einzusauen. 

An der Hauptstraße in Linsell gab es praktischerweise einen Imbiss, die „Linsell Baren“, wo uns eine freundliche Niederländerin und ihr ebenfalls niederländischer Mann als Küchenchef mit Hamburger und Fleischpflanzerl mit Zwiebelringen, Preiselbeeren und gebackenen Kartoffeln plus Salat verköstigten. Etwas kühl war es im kleinen Gastraum zwar, aber ansonsten sehr gemütlich.

Anschließend ging’s auf der E45 immer weiter gen Süden – auf dem Inlandsvägen, einer der großen Nord-Südrouten Schwedens, über die wir zu Anfang der Reise schon einmal in umgekehrter Richtung unterwegs gewesen waren. 

Spät nachmittags passierten wir wieder die Stadt Mora und den Siljan-See und so langsam wurde es Zeit, nach einem Übernachtungsplatz Ausschau zu halten. Der erste Campingplatz, den wir hierfür anvisierten, lag uns denn doch zu nah an der Straße, so rollten wir noch eine knappe halbe Stunde weiter bis nach Öje, einer kleinen Ortschaft mitten in Mittelschweden und der Provinz Dalarna. - Den hohen Norden und Lappland hatten wir jetzt also endgültig hinter uns gelassen. 

Zum Campingplatz ging es vom Dorf 500 m bergab an einen See, den Öjen. Eigentlich hätte es hier ganz lauschig sein können, wenn es nicht so nass gewesen wäre. Zusätzlich frischte auch der Wind gelegentlich auf und am Seeufer standen wir nicht gerade geschützt, weshalb die Nacht mal wieder eine Bewährungsprobe für unsere Dachkonstruktion werden konnte.

An diesem Sonntagabend mit Hundewetter waren und blieben wir die einzigen Camper. Vor Ort war niemand bei unserer Ankunft, aber laut einem Anschlag am Servicegebäude würde später noch jemand zum Kassieren vorbeischauen.

Hier war nun zum ersten Mal seit langem (eigentlich seit wir in den hohen Norden entschwunden waren) wieder Münzgeld gegen warmes Duschwasser fällig, das wir – abgesehen von unseren Uralt-Exemplaren – nach wie vor nicht besaßen. Ansonsten waren die Gebäude aber wenigstens offen, auch die Küche und ein – leider recht kühler – Aufenthaltsraum. Strom gab’s auch, so konnten wir zum Vespern im Aufbau einheizen. Wobei es eigentlich nicht wirklich kalt war: bei der Anfahrt hatte das Thermometer zuletzt noch 13°C angezeigt. Nur klamm war es eben durch den Niesel-Nebel-Regen …


Frühmorgens am Öjen



Montag, 5. 10. 


Der Montagmorgen begann noch äußerst trübe – und das gleich in mehrfacher Hinsicht: 

Die ganze Nacht hatte es mal mehr, mal weniger stark geregnet und auch, als wir gegen halb 8 erwachten, ging es noch weiter damit, so dass ich lieber die Regenjacke überzog ehe ich mit meinen 3 alten 10-Kronen-Münzen und viel Hoffnung zur Dusche durch die völlig aufgeweichte Wiese stolperte ...

Über alles was anschließend bis zu unserem Aufbruch vom Campingplatz passierte, breite ich jetzt lieber mal den Mantel des Schweigens. Nur so viel: Die Dusche, auf die ich mich nach der Übernachtung in der Wildnis und dem verregneten Tag schon sehr gefreut hatte, bekam ich an diesem Morgen nicht. Als es aber Günter doch tatsächlich später schaffte, der Apparatur heißes Wasser zu entlocken, fiel ich erst aus allen Wolken und dann "etwas" aus der Rolle ...

Die Stimmung war dadurch für den Rest des Tages natürlich einigermaßen im Eimer, sodass wir die insgesamt 4 Stunden Fahrt Richtung Süden recht einsilbig hinter uns brachten. Wenigstens wurde das Wetter im Lauf des Tages zunehmend heiter.

Mittagspause machten wir im Högbergsfältet Naturreservat bei Persberg, wo wir dann auch noch eine recht übersichtliche Runde spazierten. Vom Parkplatz am Friedhof ging es erst zu einem See namens „Yngen“ und an diesem entlang zu den vermoosten und überwucherten Relikten des Eisenerz-Bergbaus, den es dort bis ins 19. Jahrhundert gegeben hatte. Am eindrucksvollsten war hier ein alter Stollen, in den man sich auch ohne Taschenlampe etwa 20 m hineintasten konnte bis von oben wieder Licht ins Dunkel fiel. 


Licht am Ende des Tunnels


In den Minen von Högbergsfältet


Auf dem Rückweg wurden wir dann noch von einer neugierigen Herde Schafe aufgehalten, von denen einige sich auffallend für Günters Jackentasche interessierten. Das längst vergessene Bonbon darin behielt er dann aber doch lieber für sich … Viele Fotos später kehrten wir zum Auto zurück und setzten die Reise nach Süden fort. 


Neugierige Schafe im Anmarsch


Gar nicht scheu!


Nur einmal noch legten wir beim Götakanal (Göta Älv) einen Fotostopp ein, der ganz Schweden, von Ost nach West, von Meer zu Meer, durchquert und dabei auch die beiden großen Seen Vännern und Vättern miteinander verbindet. 


Am Götakanal bei Sjötorp


Sonst fuhren wir durch bis zum Abendessen in Hillerstorp, mal wieder bei einem arabischen Pizza-Kebab-und-alles-auch-togo-Restaurant namens „Pizzeria Labella“, wo wir uns dann aber beide für einen Hamburger entschieden. Qualitativ wars so lala, die Hamburger der vergangenen beiden Tage waren da auf jeden Fall deutlich besser geraten. Und wie üblich gab es Krautsalat am „Salatbuffet“ (heute nur aus einer Sorte Salat bestehend …), der bis jetzt hier in Schweden noch jedes Mal sehr genießbar war. 

Auf dem Ågårds Camping etwas außerhalb der Ortschaft hinter einem Pferdehof kamen wir dann erst im Dunkeln an und waren zunächst mal wieder die einzigen Gäste. Das Servicehaus war offen, von einem Platzwart jetzt am Abend nichts zu sehen und für die Dusche würden wir auch hier wieder Münzen brauchen: diesmal allerdings dezidiert die alten(!) 5-Kronen-Münzen. Nach längerer Suche fanden wir unser wohl einziges Exemplar wieder, mit dem ich ganz zu Anfang der Reise schon einmal vergebens vor einem Automaten gestanden hatte. So bestand also die begründete Hoffnung, dass es diesmal mit der ersehnten Dusche für mich klappen würde.

Am Ende dieses langen Fahrtags waren wir nun schon wieder sehr weit nach Südschweden vorangekommen. Genau genommen waren wir auf dieser Reise noch gar nie so weit im Süden des Landes gewesen: nachmittags waren wir irgendwann an Jönköping vorbeigerauscht und diese Stadt liegt etwa auf gleicher Höhe wie Göteborg, von wo aus wir 2 ½ Wochen zuvor auf unseren Schwedentrip gestartet waren. 

Je weiter wir nach Süden kamen, desto milder wurde es von Tag zu Tag. Während oben im Norden der Herbst sich schon stark dem Ende zu neigte und die Blätter massenweise zu Boden fielen, waren hier viele Bäume selbst jetzt noch grün oder nur leicht gelbstichig.



Store Mosse


Dienstag, 6. 10. 


Am anderen Morgen nahm der Duschautomat brav meine alten 5 Kronen und spuckte dafür knappe 3 Minuten heißes Wasser aus – genug, um sich damit „normal“ zu duschen, aber zum Haarewaschen hätte es definitiv nicht gereicht. Nach dem Frühstück kam irgendwann ein Geldeintreiber vorbei und verlangte die üblichen 200 Kronen. Vielleicht hätte er ja auch Dusch-Münzen für Günter gehabt, aber zu der Zeit waren wir eh schon praktisch auf dem Sprung.


Auf der nassen Wiese des Ågårds Camping


Ganz allein waren wir in dieser Nacht im Übrigen dann doch nicht auf dem riesigen Platz geblieben: Schon reichlich spät, als wir weit nach 10 gerade ins Bett wollten und nur noch von einem Regenschauer davon abgehalten wurden, rollte ein Defender heran und platzierte sich maximal weit von uns entfernt an der Hecke zur Straße. 

Letztere war in der Nacht als Lärmquelle tatsächlich vernachlässigbar, während irgendeine Industrieanlage (von denen es viele gab in dieser Gegend) durchgehend leise vor sich hin brummte und vorn bei der Rezeption im Abstand von wenigen Sekunden ein Signalton ertönte, den wir erst am Morgen einem dort eingesteckten Mähroboter zuordnen konnten …

Insgesamt hatten wir aber trotz allem gut geschlafen und waren morgens bereit zu neuen Taten. Wir brachen dann auch bald auf und rollten in wenigen Minuten zum Store Mosse Nationalpark, wo wir eine ausgedehnte Wanderung um den See „Kävsjön“ planten. 

Vom „Östra-Rockne“-Eingang marschierten wir zunächst zu einem kleineren See, zu dem ein bestens ausgebauter Steg, ähnlich dem Federseesteg, durch eine weite Moorlandschaft führte. Hier sollte es Sonnentau geben, doch wir hielten vergeblich danach Ausschau. Vermutlich war es einfach schon zu spät im Jahr und die Pflänzchen hatten sich bereits in ihre Winterknospen zurückgezogen.
 



Der See als solcher war unter dem noch stark bewölkten Himmel kein sonderlich aufregender Anblick und weder Wasservögel noch anderes Wildlife (Elche …) waren in Sicht. So kehrten wir bald um und folgten dem Weg um den Kävsjön, einer Runde, die insgesamt 12 km lang sein sollte. Anfangs ging’s noch durch lichten Kiefernwald, der hier immer wieder mal die Moorflächen unterbrach und etwas erhöht auf Sandinseln wuchs - ehemaligen Dünen, die nach der Eiszeit aus den Sedimenten von Schmelzwasserseen entstanden und teils auch mit Felsen durchsetzt sind. Später ging es hinab in den Sumpf und über weite Strecken mal wieder auf total glitschigen und teils schon recht verrotteten Bohlenwegen dahin. 






Und hier passierte es, dass Günter total unerwartet und unvorbereitet plötzlich ausrutschte und ziemlich heftig stürzte. Die Kamera knallte auf den Steg, aber außer, dass der Objektivdeckel absprang und die Batterie herausfiel, scheint ihr nichts passiert zu sein. Günter jedoch meinte, nachdem der erste Schreck überwunden war, dass eine Rippe mindestens geprellt, wenn nicht gar angeknackst sei … Trotzdem setzten wir unsere Wanderung bald fort und den Tag über scheint die Rippe auch nicht sonderlich viel Ärger gemacht zu haben. Erst am Abend und vor allem nachts machte sie sich schmerzhaft bemerkbar und das blieb in der Folge noch mehrere Wochen so …


Wer findet das Eichhörnchen?


Pilze, Moose, Flechten, alles was sich im Feuchten wohlfühlt.


Nach knapp der Hälfte der Seeumrundung führte ein kurzer Stich zu einem Aussichtsturm, einer Art Jägerstand mit Blick über den See, wo wir eine erste kleine Rast einlegten. Irgendwann bemerkte ich ein seltsames Insekt auf meiner Hose, das mir gleich nicht ganz geheuer war, da es schon rein optisch keinen freundlichen Eindruck machte: platter, breiter Körper, dünne, durchsichtige Flügel, ähnlich wie bei geflügelten Ameisen, Beine mit verdickten Enden, die offensichtlich auf Festkrallen optimiert waren … 

Mit der Zeit entdeckten wir immer mehr von den Viechern, sodass ich irgendwann nur noch weg wollte von da oben. Abgesehen davon war von dem Ausguck auch mal wieder nahezu kein Tier zu beobachten gewesen. Die Singschwäne, die noch kurz zuvor lautstark ihre Anwesenheit verkündet hatten, verkrümelten sich schnellstens zum entgegengesetzten Seeufer. Und lediglich ein Reh äste im Uferbereich, war aber selbst mit dem Fernglas nur schwer zu erkennen.


Bei entsprechender Vergrößerung ist hier
direkt am Seeufer ein Reh zu entdecken.


Was unsere neuen Bekannten aus dem Reich der Insekten angeht, mussten wir leider feststellen, dass sie uns von nun an praktisch bis zum Haupteingang des Parks verfolgten. Irgendwann googelte Günter das Geschmeiß und fand heraus, was ich schon geahnt hatte: Es handelte sich um Hirschlausfliegen, die auch Menschen gerne anfliegen, dann ihre Flügel abwerfen, sich vorzugsweise im Nacken festkrallen und Blut saugen … Und wie alle Blutsauger können sie natürlich auch Krankheiten übertragen. In diesem speziellen Fall sind es Bakterien, die mindesten zu Hautirritationen führen, vielleicht aber auch gravierendere Folgen haben können, was aber mal wieder nicht ausreichend erforscht ist. 

Auf jeden Fall gingen wir von da an fuchtelnd durch Wälder und Sümpfe und entdeckten doch immer wieder einen oder mehrere Blutsauger auf uns. Da hatten wir uns schon gefreut, dass wir die Mückenplage „verpasst“ hatten durch unsere späte Reisezeit (wobei es von denen hier in Südschweden durchaus auch noch ein paar gab …), und nun das! Insgesamt waren die Viecher aber dann doch reichlich dumm und ließen sich relativ leicht aufspüren und entfernen – da hat die Natur wohl mal wieder eher auf Masse als auf Klasse gesetzt.
 
Wir kamen noch bei zwei weiteren Beobachtungstürmen vorbei, von denen aus leider auch nicht wesentlich mehr zu sehen war als vom ersten. Immerhin kam mit der Zeit öfter mal die Sonne heraus und es blieb (fast) den ganzen Tag trocken, was morgens noch alles andere als ausgemacht schien. Die komplette Wanderung mit allen Abstechern und Pausen dauerte letztlich fast 6 Stunden, sodass wir erst weit nach 15 Uhr und mit entsprechendem Kohldampf wieder beim Auto ankamen. 


Blick vom Vogelbeobachtungsturm am Haupteingang


Zum Ende hin führte unsere Wanderung
durch diese hübsche Birkenallee.


Da es in der näheren Umgebung offenbar um diese Tageszeit keine Einkehrmöglichkeit gab, beschlossen wir, noch in eine andere Ecke des Parks zu fahren, wo ein ruhiger Picknickplatz lockte (unser Wanderparkplatz lag sehr „verkehrsgünstig“ direkt an der Hauptstraße), sowie ein weiterer Beobachtungsturm eine letzte Chance auf eine Elchsichtung versprach.

Doch bis wir dort etwa 20 Minuten später ankamen, hatte es gerade wieder einmal eingetrübt und der frische Wind ließ unser Picknick eher ungemütlich ausfallen. Und kaum hatten wir dasselbe beendet, fielen auch schon erste Tropfen … Letztlich wars nur ein kurzer Schauer und als wir alles im Auto verstaut, die Regenjacken übergezogen und uns auf den Weg zum Ausguck gemacht hatten (stolze 150 m), war es auch schon wieder vorbei. 

Auf dem Aussichtsturm bemühten wir uns dann noch nach Kräften, einen Elch zu entdecken, was in dem riesigen, von Wäldern begrenzten Moorgebiet nicht gerade leicht war. Abgesehen davon würden die Elche vermutlich einen Teufel tun, sich am helllichten Tag gut sichtbar irgendwo hinzustellen. Und an den fernen Waldrändern wäre es für uns wohl kaum möglich, ein Tier zu entdecken, wenn es sich nicht durch eine Bewegung verriet. Also mussten wir uns auch hier bald die Hoffnungslosigkeit unserer Suche eingestehen und unverrichteter Dinge zum Auto zurückkehren.
 
Fast 17 Uhr war es mittlerweile geworden und damit sowieso allerhöchste Zeit, uns auf die Straße zu begeben. Denn auch heute wollten wir noch ein gutes Stück weiter nach Süden vorankommen und bis zum anvisierten Restaurant und Wohnmobilstellplatz am Meer bei Nogersund waren es noch gut zwei Stunden Fahrt. In diesem Zeitraum verschlechterte sich das Wetter dann leider massiv und, bis wir am ersten Ziel, dem überraschend luxuriösen (und entsprechend hochpreisigen) Restaurant „Direktör Nyfiken“, ankamen, schüttete es zeitweise wie aus Kübeln. 

Das übersichtlich kleine Restaurant, das neben Fischereimuseum und Fischmarkt direkt am Meer lag, war bei unserem Eintreffen nahezu voll besetzt und es war offensichtlich, dass die übrigen Gäste hier einen ganz besonderen Abend verbringen wollten. Da passten wir mit unseren Regenjacken und leicht angeschmutzten Camper-Klamotten natürlich nicht so recht ins Bild. Trotzdem hieß uns der „Chef“ herzlich willkommen und gab uns gleich die Speisekarten mit an den Tisch.

Wir entschieden uns für eine Vorspeise (Räksmörgås) und zwei Hauptgerichte (Dorschfilet paniert mit Beilagen, bzw. Dorsch-Gratin mit allerlei, was wir nicht restlos verstanden, da die Speisekarte ausschließlich schwedisch zu uns sprach) – wir wussten ja nicht, wie groß die Portionen hier sein würden, und wollten nicht hungrig vom Tisch gehen. Es stellte sich dann jedoch heraus, dass wir uns da keine Sorgen hätten machen müssen und die beiden Hauptgerichte auch ohne Vorspeise locker gereicht hätten. 

Den Berg Krabben in heller Sauce, der auf einer ziemlich versteckten Brotscheibe mit Chilis und Salaten aller Art angerichtet war, teilten wir uns brüderlich und hatten trotzdem beide am Ende mit dem jeweiligen Hauptgericht ziemlich zu kämpfen. Sehr schade, denn die Qualität stimmte hier endlich einmal wieder! Dazu noch je einen halben Liter „Oel“ (=Bier), dann waren wir vollends bedient. Preislich wurde dies mit der teuerste Abend in Schweden (ca. 1100 SEK) und doch war es jedes Öre wert.

So rollten wir recht zufrieden zum Womo-Stellplatz auf der gegenüberliegenden Seite des Hafens. Der Regen hatte mittlerweile zum Glück aufgehört, aber stürmisch war es noch immer und direkt an der Ostsee gab es keinerlei Windschutz. Der Stellplatz war erstaunlich gut besucht, sodass es gar nicht so leicht war, noch ein Plätzchen zu finden, sowieso im Dunkeln. Wir quetschten uns dann zwischen einen Bus und ein Wohnmobil, halb schräg, um dem Wind möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten.

Anfangs schauten wir noch besorgt ständig nach, ob die Plane hielt, doch mit der Zeit waren wir beruhigt und hofften einfach, dass alles gut gehen würde. Nachts regnete und stürmte es dann schon noch gelegentlich, aber der Wind zerrte nie besorgniserregend heftig am Dach, und so schliefen wir recht gut an der rauschenden See.






Mittwoch, 7. 10.


Dies war unsere erste und einzige Erfahrung mit einem reinen Wohnmobilstellplatz in Schweden, der kleine Platz in der Nähe von Umeå einige Tage zuvor fiel demgegenüber schon eher in die Kategorie Campingplatz. Abgesehen von der tollen Lage direkt am Meer war das Ambiente schon sehr nüchtern, eher wie ein Parkplatz. Die beiden Service-Häuschen wirkten ziemlich neu und die drei Duschen, die jeweils in einem Raum mit einer Toilette kombiniert waren, funktionierten tadellos. Fünf weitere Toiletten gab es im zweiten Service-Gebäude, nicht üppig für den recht großen Platz, aber offensichtlich ausreichend, da sich hier nie jemand mit mir gleichzeitig aufhielt. Bezahlt wurde die Übernachtung an einem normalen Parkscheinautomaten (180 SEK), morgens kontrollierte dann ein Platzwart, ob auch jeder ordnungsgemäß sein Ticket gelöst hatte.




Gegen 10 Uhr konnte es für uns frisch gereinigt und ausgeruht weitergehen. Nächstes Ziel war ein kleiner Nationalpark (unser letzter in Schweden) an der Südküste, der Stenshuvud Nationalpark. Auf der Anfahrt wählte Günter extra eine Route, die möglichst nah an der Küste entlang führte, damit wir noch ein bisschen was vom Meer hätten zum Abschluss der Reise. Doch wieder ging es uns wie schon weiter im Norden bei Umeå: obwohl das Meer meist nur ein paar hundert Meter entfernt war, war es von der Straße praktisch nie zu sehen, weil immer noch ein Hügel oder Wald dazwischen lag.

Kaum waren wir dann am Parkplatz des Nationalparks angekommen, begann es mal wieder zu tröpfeln. Wir zogen unsere Regenjacken an, während die Schweden, die neben uns parkten, teils mit Schirm teils aber auch einfach so, mit normalen Jacken oder gar im Pulli, losmarschierten. Die hatten natürlich mehr Erfahrung mit dem hiesigen Wetter, denn so schnell wie der Regen begonnen hatte hörte er auch wieder auf und später kam sogar gelegentlich die Sonne raus. 

Die „Wanderung“ durch den Park war dann eher ein besserer Spaziergang. Es ging erst an einen Strand, an dem sehr viele Algen angeschwemmt waren. 


Kurz nach dem Regen am Strand im Stenshuvud Nationalpark


Strandgut


Anschließend verlief der Pfad leider wieder etwas oberhalb der Küste durch Wald und das Meer war nur selten kurz zu sehen. Irgendwie ärgerlich: da waren wir extra nochmal ans Meer gefahren, nachdem wir die meiste Zeit in Schweden im Hinterland durch Wälder (und Sümpfe) gewandert waren, und nun stellte sich heraus, dass in diesem Küstennationalpark schon wieder der Wald die Hauptattraktion sein sollte …

Einmal konnte man noch über glitschige Felsen zu einem kleinen Leuchtturm absteigen, und kurz bevor der Weg dann endgültig wieder ins Landesinnere abdrehte, ergriffen wir die Gelegenheit, einem Trampelpfad folgend und später ebenfalls auf rutschigen Steinen fast bis zum Meer zu kommen, wo wir eine längere Rast einlegten. Die Kormorane, die auf den Felsen direkt vor diesem Küstenabschnitt gerastet und ihr Gefieder getrocknet hatten, zogen bei unserer Ankunft lieber ein Stück weiter, dafür kamen immer wieder Schwärme von Wildgänsen vorbeigerauscht.







 
Der Wanderweg führte dann auf den namensgebenden Stenshuvud (Steinkopf), einen knapp 100m hohen Hügel mit zwei Aussichtsgipfeln. Mehr als der Blick zur Küste beeindruckten hier allerdings tatsächlich die teils ziemlich kapitalen Eichen, Buchen und Hainbuchen, die an den Hängen wuchsen.




Efeublüten




Als wir gerade am „Südgipfel“ angelangt waren, fing’s wieder zu schütten an, so dass wir uns schnell unter die Bäume flüchteten. Hier kam uns eine große Gruppe Mädchen entgegen, die wegen des Regens kreischten und sich schnell Jacken überzogen (so sie denn welche mit hatten), ansonsten aber trotzdem ihren Spaß zu haben schienen. Und wie üblich dachte keine der pubertären Gören auch nur ein bisschen daran, Abstand zu uns zu halten …


Der nächste Regenschauer ist hier nie fern.


Nach ein paar Minuten war dann auch dieser Schauer ausgestanden und wenig später waren wir zurück am Auto. 

Auch heute zogen wir es vor, nicht direkt am Wanderparkplatz zu vespern. Ein paar Kilometer weiter sollte es noch einen anderen Zugang zum Strand geben, doch als wir am zugehörigen Parkplatz ankamen, regnete es schon wieder. So verzehrten wir unsere Brote eben im Aufbau bzw. Günter saß auf der Ladeklappe unter dem aufgeklappten Fenster als Regenschutz.

Einkaufen stand noch als letzter Programmpunkt des Tages an; neben ein paar essentiellen Lebensmitteln für die letzten Tage der Heimreise kauften wir auch Marmeladen, Schokoladen und Lakritz als Souvenir, sowie eine Großpackung rundes Knäckebrot (für die Party, die dann leider nicht stattfand …) mit ca. 30 cm Durchmesser, was wir in Deutschland so noch in keinem Laden gesehen hatten.
 
Dann legten wir die letzten Kilometer bis ins Hinterland von Trelleborg zurück, wo Günter für diese letzte Nacht in Schweden ein Hotelzimmer gebucht hatte. Auf dieser Fahrt gab es dann tatsächlich noch einige Zeit Meerblick, ehe wir wieder Richtung flaches Land abbogen. 

Und flach war das Land hier nun wirklich geworden. In den letzten Tagen hatte sich die Landschaft, die wir durchquerten, nach und nach komplett gewandelt: Vom kargen Fjäll über zunehmend landwirtschaftlich genutztes Hügelland zu immer stärker industriell geprägten Gegenden, die sich auch von der Vegetation her mehr und mehr dem von Deutschland Gewohnten annäherten. Hier im Süden, wo sich offenbar in früheren Jahrhunderten viele Dänen angesiedelt hatten, sahen auch die Ortschaften und Gehöfte schon ganz anders aus als im Rest Schwedens. Nur selten sah man noch die typischen roten Holzhäuser, stattdessen dominierten Klinker und Putz.

Auch der ehemalige Gutshof, in dem das Hotel „Weinbergs“ residierte, war weiß verputzt. Am späten Nachmittag kamen wir hier an und passten sowohl mit unserem Gefährt als auch mit unseren Klamotten mal wieder wie die Faust aufs Auge ins ach-so-gediegene Ambiente. Die Frau am Empfang schien dann auch leicht irritiert, gab uns aber doch den Schlüssel zu unserem Zimmer (No.1), ohne auch nur Günters Ausweis zum Abgleich mit der Reservierung zu verlangen.

Das Zimmer war, wie in so einem alten Kasten zu erwarten, mit alten, muffligen Möbeln vollgestellt und mit etwas modernem Nippes auf „hip“ getrimmt. Größtes Manko: es war und blieb recht kühl, sowohl im Zimmer, wo die Heizkörper zwar voll aufgedreht, aber trotzdem fast kalt waren, als auch im Bad, wo es Fußbodenheizung geben sollte, aber nur einen kryptischen Regler an der Wand, den Günter trotz Internetrecherche (die entsprechende Bedienungsanleitung hatte er innerhalb weniger Minuten entdeckt) nicht einzustellen vermochte. Auch an der Rezeption half man uns nicht weiter, so versuchten wir eben mit dem – hoffnungslos überforderten – kleinen Elektroradiator, der vermutlich nicht zufällig in einer Ecke stand, etwas Wärme in die Bude zu bekommen. 

Um 19 Uhr waren wir zum Abendessen angemeldet und bekamen einen Tisch zugewiesen, den ich gleich mal als „Katzentisch“ betrachtete, zumal das Möbel wackelte, wir beide gerade eben noch in Rufweite zueinander saßen und zu allem Überfluss aus einem Lautsprecher direkt über uns Musik plärrte. Dabei war der Geräuschpegel in dem nahezu voll besetzten Restaurant auch ohne das schon recht hoch. 

So war die Stimmung anfangs nicht gerade die beste, doch spätestens ab der Vorspeise und nach den ersten Schlucken Wein gab sich das dann schnell. Unser 4-Gänge-Menü fanden wir insgesamt sehr gelungen, insbesondere die Entenbrust war entweder sehr zart oder (vermutlich) vor dem Braten lang genug gegart, damit sie zart wurde. - Und selbst mit der Musik war ich im Lauf des Abends irgendwann versöhnt. 


Donnerstag, 8. 10.

 

Nach ruhiger Nacht klingelte an unserem letzten Morgen in Schweden schon um 7 der Wecker und um 7.45 Uhr fanden wir uns wie am Abend verabredet im Restaurant ein. Obwohl die offizielle Frühstückszeit erst ab 8 begann, stand alles Nötige schon bereit und wir ließen es uns schmecken. Dann Zähne putzen, fertigpacken, zahlen und schon waren wir startklar. 

In etwa einer viertel Stunde ging es an den Fährhafen von Trelleborg, wo Günter lediglich an einem Automaten einen Barcode vom Handy einscannen musste, unsere Daten bestätigen, sowie versichern, dass wir kein Fieber hätten, woraufhin unsere Bordkarten ausgespuckt wurden. Mit selbigen passierten wir dann noch zwei Schranken, sortierten uns in unsere Warteschlange ein und durften auch schon bald aufs Schiff rollen. 


Hejdå, Schweden! - Überpünktlich legen wir in Trelleborg ab.


Auf der deutschen Fähre (TT-Line) galten dann auch gleich wieder die deutschen Coronaregeln. Ein ziemlich krasser Schnitt: gerade noch auf schwedischem Boden war keine Maske weit und breit zu sehen gewesen und Sekunden später auf der Fähre trug die Mehrheit schon wieder Mund-Nasenschutz. Wir selbst gehörten zugegebenermaßen zu den eher renitenten Reisenden und brauchten noch eine Weile, ehe wir uns ins Unumgängliche fügten.

Die Überfahrt verbrachten wir hauptsächlich mit lesen und Tagebuch vervollständigen. Bei einem Abstecher in den Bordshop erstanden wir noch Elch-Sticker fürs Auto und Gin und Aquavit für den Eigenbedarf. Ab 13.30 Uhr wurde im Restaurant das 3-gängige Mittagsmenü ausgegeben, das wie erwartet weder besonders viel Auswahl bot, noch sonderlich lecker war. Das kulinarische "Highlight"  stellte zum Abschluss noch die grüne und rote Götterspeise mit Vanillesauce dar ... 

Kaum hatten wir unser „Mahl“ beendet, liefen wir auch schon in den Rostocker Hafen ein, dabei war es gerade mal 14.30 Uhr und damit eine volle Stunde zu früh. Günter wollte unsere Ankunft mit der Kamera festhalten, doch als wir aufs Außendeck kamen, schlugen uns schon Regen und Wind entgegen. So zog ich mich schnell wieder ins Trockene zurück und auch Günter rannte nur zweimal kurz raus, um Stadt und Werftanlagen zu fotografieren. Wenig später durften wir zu unserem Auto sprinten, das jetzt zur Hälfte im Regen stand. Und dann ging alles recht flott und Deutschland hatte uns nach gut 3 Wochen wieder.




 

Auf heimatlichem Boden steuerten wir gleich die erstbeste Tankstelle an, da der Isuzu schon seit dem Vortag über zu wenig Diesel klagte. Und das war dann die bis dahin mit Abstand günstigste Tankfüllung ever: der Liter Diesel kostete 0,96.9 €! (Knapp 3 Wochen später zahlten wir bei einer Münchner Tankstelle dann genauso wenig …)

Ab ging’s auf die Autobahn 19 Richtung Süden zusammen mit fast lauter „exotischen“ Autokennzeichen (HRO, TET, RM, P, PCH, … und später in der Gegend, wo wir übernachten wollten, UM und TP). Nach einiger Zeit bogen wir auf die „Deutsche Alleenstraße“ (B198) ein und fuhren wieder mal durch (Kiefern-, Birken-, Eichen-, Buchen-) Wälder und passierten viele, viele Seen …

Glücklich wieder zurück in Deutschland zeigte sich das Wetter dann zunächst so wenig camping-freundlich, wie wir es in Schweden kaum je erlebt hatten: Schon ab dem Fährhafen in Rostock schüttete es praktisch permanent mehr oder weniger heftig und die Hoffnung, dass es bis zu unserem Tagesziel an der Schorfheide wesentlich trockener werden würde, mussten wir bald begraben. 

Abends auf dem „Schorfheide Camp“ in Vietmannsdorf in der Uckermark regnete es dann wenigstens nicht mehr durchgehend, aber nass war eben doch alles. Und zu allem Überfluss mussten wir feststellen, dass es an ein paar Stellen massiv in den Aufbau geregnet hatte, so dass Günters Kopfkissen und zwei der drei Schlafpolster ziemlich durchweicht waren. 

Zunächst war es uns ein Rätsel, wie das ganze Wasser hatte eindringen können, schließlich war dies längst nicht unsere erste Regenfahrt gewesen. Bei einer eingehenden Inspektion bei Tageslicht am nächsten Morgen zeigte sich dann, dass die Befestigungsschrauben an allen(!) Fenstern losgerüttelt waren und dadurch jeweils ein riesiger Spalt entstanden war … 

Strom am Platz hatten wir diesmal nicht (hätte hier wieder extra gekostet), da es nicht extrem kalt war (12°C) und wir gedacht hatten, wir bräuchten den Heizlüfter nicht. So schleppten wir die nassen Sachen in die Küche des Platzes und steckten den Heizlüfter dort ein, um alles bis zur Schlafenszeit möglichst trocken zu bekommen.
 
Wir waren an diesem Abend die einzigen Campinggäste und der Platzwart, der mit Familie gleich um die Ecke wohnte, bat Günter für die Anmeldung ins Wohnzimmer. Für uns zwei Hansel wurde dann vernünftigerweise auch nur die Damentoilette/-dusche aufgeschlossen. Die Übernachtung kostete 18 €, Duschen noch 1 € extra (für 5 min), aber hier war ja wenigstens die Sache mit den Münzen klar und Euros hatten wir jede Menge.


Freitag, 9. 10.


Am Freitag unternahmen wir noch eine mittelkleine Wanderung in der Schorfheide, durch schönen Buchenmischwald und an ein paar kleinen Seen vorbei – alles sehr nett, doch nach 3 Wochen Schweden konnte uns dies noch weniger beeindrucken als der Hainich zu Beginn der Reise. Und tatsächlich gab es auch hier ein paar (zum Glück nur wenige) Exemplare unseres neuen „Freundes“ aus Skandinavien, der Hirschlausfliege …




Mangroven in Brandenburg?


Mit Algen marmorieren ...


Die Runde, die Günter bei Open Street Map ausgesucht hatte, stellte sich beim Rückweg als nur teilweise legal heraus: der Abschnitt, der direkt durchs Kerngebiet des Naturparks führte, war eigentlich für Besucher gesperrt und sollte den Wildtieren als Rückzugsgebiet dienen. Hätten wir uns an dieses Verbot gehalten, wäre allerdings ein riesiger Umweg fällig gewesen, für den uns so langsam die Zeit fehlte. Die deutlichen Trampelspuren um alle Baumhindernisse sprachen zudem dafür, dass wir bei weitem nicht die einzigen Delinquenten waren. Und wir begegneten einer vierköpfigen Wandergruppe, die ähnlich schuldbewusst aus der Wäsche schaute wie wir ...


Grünfüßige Buchen


Buchenwald Grumsin


Den ganzen bisherigen Tag über war es heiter bis wolkig und trocken gewesen, doch als wir uns spätnachmittags auf den Weg Richtung Dresden machten, begann es erst zu tröpfeln, dann zeitweise richtiggehend zu schütten und rund um Berlin staute der Verkehr sich dazu noch mehrmals an irgendwelchen Baustellen.

Währenddessen berichteten alle Radiosender, dass Berlin nun endgültig Corona-Risikogebiet und in den meisten Bundesländern für die Einwohner demnach ein „Beherbergungsverbot“ ergangen sei. Spätestens da waren wir wieder zurück in der deutschen Corona-Realität ...

Letzte Station auf dieser Reise war dann Dresden, wo wir eine Nacht im Akadamiehotel gebucht hatten, das wir schon von einem anderen Aufenthalt vor ein paar Jahren kannten. Abends waren wir mit einem guten Freund und ehemaligen Kollegen von Günter verabredet und verbrachten zusammen noch ein paar schöne Stunden.

Und anderntags, am Samstag, dem 10. Oktober, ging es bei regnerischem Wetter auf altbekannter Strecke von Dresden über Hof und Regensburg nach Hause. Einzig zum Mittagessen legten wir noch einen Zwischenstopp in Wunsiedel ein und ließen uns im Restaurant „Wunsiedelei“ zu viel zu deftigem Cordon Bleu und Zwiebelrostbraten verführen.

Dann noch ein paar unspektakuläre Stunden auf diversen Autobahnen und gegen 17.15 Uhr waren wir nach fast exakt 4 Wochen wieder daheim.