Samstag, 28. Januar 2023

Auf dem Balkan im Herbst 2022 - Teil III: Von Albanien über Montenegro und Kroatien zurück nach Hause

Text: Eva Irmler



Albanien II: Theth, Peshkopi und ein Zwischenspiel am Meer


Mittwoch, 28. 9. – Theth, Camping Freskia


Hatte ich mich in der ersten Hotelnacht in Shkodra noch gefreut, dass es draußen vor den Fenstern unseres Eckzimmers recht bald still geworden war und auch aus den Nachbarzimmern kaum ein Laut herüber drang, war es in der zweiten leider das komplette Gegenteil: Draußen tobte bis nach Mitternacht der Verkehr, kamen gelegentlich Autos mit laut wummernden Bässen vorbei und im Nachbarzimmer wurde erst noch gerumpelt und später lautstark geredet.

Morgens bei unserer Abreise schüttete es dann wieder genauso schlimm wie bei der Ankunft in Shkodra und vor dem Spar ein paar Straßen weiter, den wir für unseren Einkauf angepeilt hatten, fand sich absolut kein Parkplatz, viele „parkten“ sogar schon in zweiter Reihe. Zum Glück kamen wir bald darauf an einem anderen Supermarkt vorbei, vor dem es eine vertretbare Lücke für den Max gab und wo wir die paar Sachen, die wir für unseren Aufenthalt in den Bergen noch zu brauchen glaubten, problemlos fanden. In Theth sollte es zwar einen Laden geben, doch sei das Angebot dort beschränkt und völlig überteuert, hieß es im Internet. - Kein Wunder eigentlich, da das Dorf ja wirklich ziemlich abgelegen ist.
 
Nachdem sich an der Straße zwischen Shkodra und Koplik noch eine Bäckerei gefunden hatte, bogen wir bald Richtung Theth ab. Auf dieser Route ist die Straße mittlerweile durchgehend asphaltiert (die letzten Kilometer erst seit 2021), aber von Anfang an recht schmal und an den Rändern ausgefranst. Nichtsdestotrotz war der Gegenverkehr beträchtlich und meist ziemlich flott und forsch unterwegs, dafür dass die Abstände zwischen den Ausweichstellen unregelmäßig und teils recht groß waren. In der Ortschaft Bogë waren die Straßenränder komplett zugeparkt und kamen noch laufend weitere Autos an; die Menge an schwarz gekleideten, meist älteren Leuten, die zudem auf und neben der Straße unterwegs waren, ließ vermuten, dass hier eine Beerdigung stattfinden sollte. 

Richtung Pass wurde es dann doch langsam etwas einsamer und die Wolken hingen schon wieder so tief, dass die Landschaft zeitweise völlig darin verschwand. Der Regen hatte dagegen im Verlauf der Fahrt nach und nach aufgehört und allen Vorhersagen zum Trotz blieb es für den Rest des Tages trocken, zwischenzeitlich schien sogar im ganzen Tal die Sonne. 


Am Pass


Blick hinab ins Theth-Tal


Bis wir Theth erreicht hatten, war es schon fast 13 Uhr und so vesperten wir als erstes die salzigen Gebäckstücke mit Hackfleischfüllung, die Günter zusammen mit dem Brot erstanden hatte. Mit einer geteilten Orange genügte uns das zum Mittagessen und so holperten wir bald noch ein Stück die geschotterte Dorfstraße entlang, ehe wir uns zu Fuß zum Wasserfall Cascada de Grunas (albanisch Ujevjerra e Grunasit) aufmachten. 


Schafe vor großer Kulisse - links die Kirche von Theth


Zunächst ging es noch auf einem einigermaßen breiten Fahrweg entlang, doch jenseits einer wackeligen Fußgängerbrücke über einen Nebenbach des Lumi i Thethit (Theth-Fluss), folgten wir einem schmalen Trampelpfad, der sich bald noch einmal verzweigte. Wir wählten den rechten Pfad und gingen am Bach entlang weiter bis zu einem Gehöft, wo man, den Markierungen zufolge, den Nebenbach hätte queren sollen, der vom Wasserfall her kam. Doch nachdem wir keine günstige Stelle entdecken konnten, an der wir beim derzeitigen Wasserstand gefahrlos hinüber gekommen wären, stiegen wir – wie, den Spuren nach zu urteilen, schon viele vor uns – einfach links des Baches bis zum Wasserfall auf. - Vermutlich gehörten die Markierungen sowieso zu einer längeren Wanderung, die weiter in die Schlucht des Lumi i Thethit führen würde, denn als wir oben ankamen, stellten wir fest, dass die Querung völlig sinnfrei gewesen wäre, wenn man nur den Wasserfall bewundern wollte.


Der Wasserfall ist noch etwas versteckt, doch nicht mehr fern.


Dieser war mit all dem Regenwasser der vergangenen Tage dann wirklich spektakulär, tobte und gischtete und stürzte mit einer solchen Kraft in sein Becken, dass einem ganz schwindlig werden konnte.


Cascada de Grunas - Ujevjerra e Grunasit

 
Für den Rückweg nahmen wir erst den anderen, deutlich besser ausgebauten Pfad, der von Theth her zur Cascada de Grunas führte. Bei einem Gehöft, vor dem ein paar Schafe den Weg belagerten, dann aber flugs über eine Mauer auf ihre Weide sprangen, zweigten wir ab und folgten bald einer offenen Wasserleitung, die etwas an die Levadas auf der Insel Madeira erinnerte. Kurz bevor wir wieder die Ortschaft erreichten, musste dann noch einmal der Seitenbach vom Hinweg gequert werden. Doch auch an dieser Stelle gab es zum Glück zwei kurze Brücken, die dabei halfen.


Steine liegen zwar genug im Bach, ...


... doch ob wir ohne Brücke einen Weg hinüber gefunden hätten,
ist fraglich.


Kurz vor Theth - Schafe trifft man hier an jeder Ecke.


Nachdem wir wieder beim Auto angelangt waren, ging es gut 5 km auf der Passstraße zurück, um zum auserwählten Campingplatz, dem "Camping Freskia" zu gelangen. Gleich bei der Zufahrt endete der Asphalt und eine ziemlich steile, ausgewaschene Piste führte zu einer Wiese hinab, auf der schon zwei Campingbusse mit niederländischen Kennzeichen standen und zwei Hunde herumtollten … 


Schöne Aussicht auf Theth und die Berge vom "Camping Freskia".


Auch der junge Chef des Platzes war gleich zur Stelle, um uns zu begrüßen. 

Am einen Ende der Wiese standen zwei etwas größere Gebäude, von denen das eine Küche und Gastraum, sowie – vermutlich – den Wohnbereich der insgesamt vierköpfigen Familie beherbergte, die den Campingplatz betreibt. Im anderen gab es eine Waschmaschine und ansonsten nichts für uns Camper Relevantes. 

Ganz am anderen Ende des Areals stand dann noch ein winziges Häuschen, auf das der Chef zeigte, als er von WCs und Duschen sprach (denn warme Duschen sollte es hier ja geben). Das machte mich dann doch stutzig, denn bei einer so kleinen Hütte mit nur zwei Türen konnte ich mir so viel Service nicht so recht vorstellen. Eine Inspektion ergab, dass sich hier in der Tat zwei Stehtoiletten verbargen, in die je ein winziges Waschbecken und eine Duscharmatur, sowie in einem der beiden Abteile noch der Boiler für das heiße Wasser integriert waren … 

Hm, das hatte ich mir etwas anders vorgestellt ... Doch letzten Endes ist es mir allemal lieber, wenn die Einrichtungen einfach sind, aber das Wesentliche funktioniert. Oft genug war ja schon zu erleben (z.B. in Ecuador, aber längst nicht nur dort), dass in pompös sich Hotel schimpfenden Etablissements dann am Ende jeder Tropfen heißes Wasser hart erkämpft werden musste oder schlicht nicht zu haben war. 

Nervig war aber die Sache mit den Hunden bzw. dem Hund, denn der eine gehörte offenbar zu den Niederländern. Der andere jedoch war wohl ein Streuner, der sich ausgerechnet mich zum Dranhängen ausgesucht hatte. Gleich als ich das erste Mal ausstieg, sprang er an mir hoch und leckte an meinen Händen und danach blieb er den ganzen restlichen Nachmittag beim Auto. Jedes Mal, wenn ich zum Vorschein kam, lief er ein Stück mit mir mit, vermutlich immer in der vergeblichen Hoffnung, dass Futter oder zumindest ein paar Streicheleinheiten für ihn abfielen … 


"Mein" treuer Hund wartet darauf, dass ich mal wieder rauskomme.


Auch die Campingplatz-Familie besaß einen Hund, der hinter dem Haus angebunden war und nachts immer mal wieder mit ausdauerndem Gebell nervte. Eine Katze gab es ebenfalls, die abends beim Essen in den Gastraum geschlichen kam und sich bei der einen Niederländerin einschmeicheln wollte, die ein Stück Fleisch auf dem Teller gelassen hatte. Irgendwann gelang es ihr dann tatsächlich, das Fleischstückchen von dort zu stibitzen, woraufhin sie von der Frau des Hauses unsanft in die Küche komplimentiert wurde.

Wie alle anderen Gäste des Platzes fanden auch wir uns zum angebotenen warmen Abendessen im Gastraum ein. Und auch hier gab es - jedenfalls für unsere Begriffe - sehr authentisch albanische Küche: gebratenes Fleisch (vermutlich vom Schwein),sowie ebenfalls gebratene Auberginen, Zucchini und Paprikas, rohe Tomaten und Gurkenscheiben, einen salzigen Blätterteigkuchen mit Spinat-Frischkäsefüllung, Feta, eine Art Paste aus Gemüse und Tomatensauce, eventuell noch mit gehackten Nüssen o.ä., und Brot.

Zum Trinken stand zunächst nur Wasser auf dem Tisch, doch kaum war das Essen serviert (auch der Baklava-ähnliche Nachtisch wurde gleich mit aufgetischt), kam der Alt-Chef mit einem Tablett voller Schnapsgläser und einer Flasche Raki an, aus der er allen einschenkte. - So wie das Destillat auf der Zunge und im Rachen brannte, muss es sich um ein sehr hochprozentiges gehandelt haben …
 
Irgendwann wurde es dem Alten offenbar zu heiß, jedenfalls riss er für geraume Zeit die Tür auf, neben der ich leider direkt saß. Und so war es beim Essen (zumindest für mich) nicht so gemütlich, wie es in dem vom Kaminfeuer gut geheizten Raum eigentlich hätte sein können, weshalb wir, nachdem alle Speisen vertilgt waren, bald lieber wieder in unser Auto umzogen.


Donnerstag, 29. 9. – Baks-Rrjollë bei Velipoja, Camping Clandestino


In der Nacht regnete es dann fast durchgehend, weshalb es vielleicht nicht ganz so kalt wurde wie bei klarem Himmel, dafür aber ungemütlich feucht. Auch die Wiese stand wieder einmal stellenweise unter Wasser, von daher schauten wir morgens, dass wir nicht mehr allzu viele Ausflüge zum Sanitärhäuschen machen mussten. Zunächst hatte ich zwar noch überlegt, mir eine heiße Dusche zu gönnen, doch letztlich war es uns wichtiger, dass wir möglichst bald loskamen, denn wir hatten an diesem Tag - eigentlich, ursprünglich - viel vor ... 

So lange wir zusammenpackten und zahlten, hielt das Wetter dann erstaunlicherweise so einigermaßen. Es nieselte höchstens gelegentlich und so machten wir uns recht hoffnungsvoll auf den Weg zu unserem ersten Ziel, dem „Blue Eye“, einer Karstquelle, ähnlich dem Blautopf. Unterwegs, auf der fast durchgehend asphaltierten Strecke, setzte dann aber bereits wieder Regen ein und frischte nach und nach so auf, dass wir bei unserer Ankunft am Parkplatz beschlossen, erst mal im Auto sitzen zu bleiben und auf besseres Wetter zu warten. 


Irgendwo in dieser Richtung versteckt sich das "Blue Eye", ...
 

So saßen wir dann und saßen und hofften immer wieder, dass es demnächst ein Ende hätte mit dem Regen. Doch jedes Mal, wenn wir glaubten, jetzt werde es besser, begann es wenig später sogar noch heftiger zu schütten … Als es auf Mittag zuging und wir sicher schon eine gute Stunde dort ausgeharrt hatten, gaben wir den Plan, zum Blue Eye zu wandern, was für die einfache Strecke ein Fußmarsch von gerade mal 45 min gewesen wäre, schließlich entnervt auf. 


... doch bei sintflutartigem Regen schenken wir uns die Wanderung.


Dabei wäre dies schon das absolute Sparprogramm für heute gewesen, ursprünglich wollten wir zu einem Pass aufsteigen (ca. 1000 Hm), von dem man einen Blick ins benachbarte Valbona-Tal hätte werfen können. - Im Vergleich zum Theth-Tal wäre die Anfahrt dorthin wesentlich länger und komplizierter ausgefallen und so hatten wir schon von vornherein keinen Besuch dort eingeplant.
 
Schweren Herzens kehrten wir also um und bogen etwa auf halbem Weg nach Theth rechts ab, wo es zur wilden und bei Offroadern sehr beliebten Südroute von Theth nach Shkodra ging. Diese Strecke wird seit einigen Jahren nicht mehr aktiv in fahrbarem Zustand erhalten, spätestens seit die Nordroute ausgebaut und durchgehend asphaltiert wurde. Offroadfans nutzen sie allerdings trotzdem (oder gerade deshalb) gerne und Günter hatte sich im Vorfeld unzählige Videos von Befahrungen angesehen. Doch was uns heute, nach mehreren heftigen Regentagen und bei noch immer anhaltendem Regen, für den der Begriff sintflutartig tatsächlich mal nicht übertrieben schien, dort erwartete, stellte dann noch unsere schlimmsten Befürchtungen in den Schatten.

Die Leute vom Campingplatz hatten morgens, als sie von unserem Plan hörten, zwar auch schon Zweifel geäußert, ob die Strecke heute machbar wäre, doch versuchen wollte Günter es auf jeden Fall. Zunächst ging es auch noch recht harmlos los, da die Piste anfangs fast eben am Bach entlang führte. Riesige Pfützen gab es zwar auch schon hier, doch die meisterte der Max noch, ohne mit der Wimper zu zucken, und so tief, dass Wasser hätte ins Auto schwappen können, waren sie dann doch allesamt nicht.


Noch warten auf der Südroute lediglich tiefe Pfützen, ...


... manchmal auch eine ganz passable Schotterpiste.

 
Irgendwann wurde es jedoch hügeliger und schon bald kamen wir zu einer Gefällstrecke, die ziemlich holprig und steil war und tiefe feinkiesige Rinnen aufwies, in denen kleine Bäche talwärts flossen. Doch auch diese Challenge bewältigten Fahrer und Fahrzeug noch relativ problemlos. Mit der Zeit wurde es nun aber immer nasser auf dem Fahrweg und der Regen ließ nicht etwa nach, sondern verstärkte sich eher noch. 

Schließlich strömte an einem weiteren Gefälle quasi schon ein ganzer Seitenbach auf der „Straße“ mit uns bergab, und als wir zur nächsten Kehre kamen, rauschte dort ein veritabler Wildbach wasserfallartig über den Weg. – Das war dann die Stelle, an der uns schlagartig klar wurde, dass sich die Südroute erledigt hatte. Hier war für uns kein Durchkommen und, selbst wenn wir diese Stelle noch irgendwie hätten bewältigen können, wussten wir ja nicht, was uns sonst noch erwartet hätte, und ob wir, falls nötig, später überhaupt wieder zurück gekommen wären. Der Zustand der Piste verschlechterte sich jetzt schon zusehends und eine Wetterbesserung war hier im Flusstal nicht absehbar.


Doch hier ist dann Schluss mit lustig, wir drehen um.

 
Doch Umdrehen war an dieser heiklen Stelle natürlich auch nicht direkt möglich, zu schmal war die Straße, zu durchweicht und unsicher der Untergrund. So musste Günter den Max fast die gesamte überflutete Gefällstrecke rückwärts hochquälen, ehe es ihm gelang, an einer minimal breiteren Stelle zu wenden. Der restliche Rückweg, einschließlich der ausgewaschenen Holperstrecke, die uns schon auf dem Herweg Kopfzerbrechen bereitet hatte, klappte dann immerhin ohne Probleme und bald waren wir wieder zurück in Theth.


Der Theth-Fluss schwillt durch den Dauerregen
 immer noch mehr an.


Und Wetterbesserung ist hier im Flusstal nicht in Sicht.


Wundersamerweise hörte hier dann der Regen immerhin lange genug auf, dass wir auf der Ladeklappe vespern konnten.

Kein Wunder war es dagegen, dass uns heute auf der Südroute niemand begegnet war, jedenfalls nicht nach dem Punkt, an dem die letzte Zufahrt zu einem Guesthouse abzweigte. Und auch von Theth her war wohl niemand außer uns verrückt genug gewesen, es bei diesem Wetter zu versuchen.

Noch eine Nacht auf gut Glück hier oben zu verbringen, schien uns nicht sinnvoll und so entschieden wir, die Berge erst mal Berge sein zu lassen, auf gleicher Strecke wieder zurück an den Skutarisee und von da weiter ans Meer zu fahren.

Gesagt, getan: Im strömenden Regen (wieder einmal …) ging es hoch zum Pass und hier trauten wir dann kaum unseren Augen, denn auf der anderen Seite schien tatsächlich die Sonne und die Straße war beinahe trocken! Und während es am Pass noch gerade mal 10°C gewesen waren, wurde es nun mit jedem Kilometer Richtung Tal wärmer, bis wir am Skutarisee die 20°C-Marke erreicht hatten. 


Am Pass ist die Straße noch nass, doch jenseits davon
 wird das Wetter immer besser.


Auf einer Umgehungsstraße ging es diesmal um Shkodra herum, noch einmal unterhalb der Festung vorbei und dann nahmen wir Kurs auf die Küste, die wir spät nachmittags nahe der Ortschaft Velipoja erreichten.
 
Abgesehen davon, dass dies die einfachste und schnellste Möglichkeit war, von Theth aus direkt ans Meer zu kommen, sollte es hier eine angeblich sehenswerte Düne (Rëra e Hedhur) geben. Zu dieser wollten wir über den Strand zu Fuß gelangen, etwas Bewegung konnte am Ende dieses bislang so enttäuschend verlaufenen Tages nicht schaden. So zweigten wir am Ortsrand in eine Stichstraße ab und parkten kurz vor dem Strand.


Freilaufende Schweine beim Strand von Baks-Rrjollë 


Eine albanische Spezialität: An den unmöglichsten Orten stößt
 man auf die Ruinen von Bunkern, die einst auf Enver Hoxhas
Geheiß errichtet wurden.


Beim Rucksackpacken fiel Günter auf, dass unser Plexiglasdach an einer Ecke einen Riss hatte, und er stellte sich auf die hintere Stoßstange, um nachzusehen, wie weit dieser ging (leider geht er durch, so dass die Ecke quasi abgebrochen ist und nur noch von der Befestigungsschraube gehalten wird…).Davon abgelenkt machte er einen gedankenlosen Schritt rückwärts - und stürzte ziemlich heftig ab … Au Backe, das hätte übel ausgehen können! Doch zum Glück ist er letztlich mit einer blutigen Schramme und einer dicken Prellung am linken Ellbogen davongekommen.

Nachdem ich die Schramme vorsorglich mit Wunddesinfektionsmittel eingesprüht hatte, humpelten wir trotzdem in Richtung Düne los. Bald stellte sich allerdings heraus, dass wir die Strecke bis dorthin "leicht" unterschätzt hatten. Zwar waren es am Ende nur knapp 4 km einfach, doch auf dem brettelebenen Strand zog sich das gewaltig. Wir ließen es schließlich ein gutes Stück vor der Düne gut sein, da so langsam auch schon die Sonne rapide dem Horizont zu sank. Ganz abgesehen davon, dass hier einfach der unterste Teil der Küstenberge mit Sand bedeckt ist, was ich von Anfang an nicht so aufregend fand, genügte es dann auch Günter, aus der Distanz ein paar Fotos zu schießen. Und dann gings in der Dämmerung wieder zurück am eigentlich wunderschönen, aber leider völlig vermüllten Sandstrand. Einmal kamen wir sogar an einem kaputten Röhrenfernseher vorbei, der hier gestrandet war … 



Links am Fuß des Hügels die "Düne" Rëra e Hedhur ...


... der Rest spricht leider für sich.


Fernsehen auf Albanisch?


Ja, und dann ging es schon fast im Dunkeln zum Camping „Clandestino“. Wie der Name schon andeutete, war dieser allerdings nicht leicht zu finden. Die Anfahrtsstrecke, über die Google uns lotste, schien an einer Stelle mitten durch eine Lagune zu führen, doch zum Glück war die „Pfütze“ dann doch nicht so tief wie befürchtet und wir kamen gut durch. Hätte wirklich nicht gedacht, dass sich dahinter im Ernst noch ein Campingplatz versteckte und dieser auch noch geöffnet wäre. Aber, siehe da, kaum hatten wir vor dem verschlossenen Tor gehalten, kam schon jemand angelaufen und ließ uns ein. 

Durch die Rezensionen im Internet wussten wir bereits von der Obsession des Besitzers mit Mülltrennung und dergleichen und tatsächlich bekamen wir gleich eine ausführliche Einweisung in die Regeln des Platzes. „Socializing“ war hier ausdrücklich erwünscht und die einzigen anderen Gäste, ein junges niederländisches Paar, unterhielten sich denn auch den ganzen Abend angeregt mit dem Chef. Einen Hund gab’s auch, aber der war zum Glück völlig unaufdringlich. Als wir unser Abendessen verspeisen wollten – mangels Alternativen heute tatsächlich mal selbst aufgewärmtes Chili con Carne aus der Dose, ergänzt durch ein paar frische Tomaten und mit Tortillachips als Beilage – kam er zwar kurz neugierig vorbei, verlor dann aber recht schnell wieder das Interesse (kein Fan von Dosenfutter wahrscheinlich …).

Hier unten direkt am Meer war es auch lang nach Sonnenuntergang noch angenehm warm, und so setzten wir uns vor dem Schlafengehen noch eine Weile an eines der Tischchen im Garten.


Freitag, 30. 9. – Peshkopi, Camping Kapxhiu


Am Donnerstagabend hatten wir innerlich schon halb Abschied von Albanien genommen, denn unser Plan war, anderntags gleich weiter an den montenegrinischen Teil des Skutarisees zu fahren, der im Gegensatz zum albanischen Drittel des Sees größtenteils unter Naturschutz steht. Allerdings hatte sich da schon abgezeichnet und morgens erhärtete es sich leider, dass just in dieser Gegend bereits wieder Regen drohte, während die Prognosen für den Süden und das Landesinnere wesentlich besser ausfielen.

So warfen wir unsere Pläne wieder mal über den Haufen und machten uns vom Meer abermals auf den Weg in die Berge, diesmal jedoch nicht nach Norden, sondern Richtung Südosten nach Peshkopi nahe der Grenze zu Nordmazedonien. Entlang der Grenze zieht sich dort ein über 2000 m hohes Gebirge, das im Berg Korab (2764m) gipfelt, der für beide Länder die jeweils höchste Erhebung darstellt.

Abends hatte der Chef zwar darauf bestanden, dass wie die Übernachtung (2000 Lek) gleich bezahlen, doch dann konnte oder wollte er nicht auf die 5000 Lek, die Günter ihm gab, herausgeben. Letztlich bekamen wir nur 2000 Lek zurück, der Rest sei Kredit für Bier usw. und werde dann vor unserer Abreise ausgeglichen. Offenbar war dies dann aber ebenfalls „schwierig“, so dass Günter sich am Ende mit einer von der Chefin eigenhändig abgefüllten Flasche eines lokal produzierten Olivenöls zufrieden gab (im Angebot waren neben dem Öl auch Raki und Selbstgebasteltes aus Makramee …). 

Dann waren wir wieder unterwegs und nahmen nach wenigen Kilometern gleich mal eine Abkürzung, die uns auf kleinen engen Sträßchen durch ein Sumpfgebiet und südlich von Shkodra vorbei führte. Nach ein paar Stopps, um Kühe, Pferde, Reiher zu fotografieren, gelangten wir schließlich in den südlichen Vorstädten von Shkodra wieder auf eine größere Straße. Bei einem Spar erstanden wir noch ein paar Flaschen albanischen Wein (z.T. schon als Souvenir) und Müsli, und da es dort keinerlei Obst oder Gemüse gegeben hatte, hielten wir wenig später an einem der vielen Obststände am Straßenrand und kauften Trauben und Äpfel. 


Pferde im sumpfigen Hinterland von Shkodra


Die Straße nach Tirana, die schließlich sogar in eine Autobahn überging, verließen wir schon bei der ersten Ausfahrt wieder, denn wir wollten ja eher Richtung Osten. Zunächst ging es am Lumi Mat (Lumi = Fluss) entlang, den wir schließlich querten, später erreichten wir einen langgezogenen Stausee, an dem es eine berühmte Hängebrücke geben sollte, die Shkopet-Bridge

Erst hatten wir gedacht, dass man dort vielleicht auch nett sitzen und vespern könnte, doch erstens fielen dann just, als wir dort ankamen, ein paar Regentropfen und zweitens war es so nett nun auch wieder nicht. Die Brücke selbst bot zwar zusammen mit dem tief türkis-blauen Stausee ein hübsches Fotomotiv, aber ansonsten war uns eher unklar, was hier die Attraktion sein sollte. Fotos von vor einigen Jahren lieferten dann eine mögliche Erklärung: Damals waren die Bretter auf der Brücke noch nicht erneuert und folglich stellte es eine Art Mutprobe dar, sie zu überqueren. - Na ja, wer's braucht ... Beim derzeitigen Zustand hatte ich zugegebenermaßen auch leichte Zweifel, aber hauptsächlich an den verrosteten Drahtseilen, an denen die Brücke hing. 


Shkopet Bridge


Für eine Mittagsrast gibt es schönere Plätze.


Fürs Mittagessen suchten wir uns dann doch ein Restaurant, das „Shpani“ in Ulza, wo wir mit Blick auf den nächsten Stausee Salat und eine Art Schweinshaxe in „Biersoße“  (eher ein Fett-Bier-Gemisch) mit Kartoffeln und Möhren als Beilage verspeisten bzw. uns bemühten: Das Gericht war für zwei Personen ausgeschrieben, hätte aber sicher auch für 4 gereicht … 


Der Stausee Liqeni i Ulzës vom Restaurant "Shpani" aus.


Übersatt rollten wir dann weiter auf der Landstraße dahin, die ab hier leider derart von Schlaglöchern übersät war, dass Autos mit wenig Bodenfreiheit und größere Laster häufig auf Schritttempo herunterbremsen mussten. Außerdem ging es schon mal wieder über mindestens einen Pass und so kamen wir einerseits längst nicht so flott voran, wie wir gedacht hatten, andererseits hätten wir die hübsche Hügel- und Flusslandschaft, die wir unterwegs durchquerten, gerne mit mehr Ruhe betrachtet, fanden aber kaum einmal eine günstige Möglichkeit zum Anhalten. 


Solche kleinen Moscheen scheinen gerade überall im
ländlichen Albanien aus dem Boden zu sprießen.


 Bei der Ortschaft Qyteti i Ri frisst sich ...


... die Mine Bulqizë in die Hügel.


Das Tal des Schwarzen Drin kurz vor Peshkopi.


Bergdorf am Rand des Korab-Gebirges.


Nach einem recht langen Fahrtag erreichten wir gegen 17.30 Uhr schließlich das Städtchen Peshkopi. Der kleine Campingplatz „Kapxhiu“ lag sehr hübsch am Ortsrand, der Empfang war so freundlich, wie in den Rezensionen gepriesen (mit Kaffee, „Saft“ und Raki ) und die Waschräume waren zwar übersichtlich, aber pikobello sauber (was man von den letzten trotz aller Vorschriften und Regeln nicht gerade behaupten konnte …). 

Außer uns wollten nur noch zwei weitere ältere Paare hier übernachten, das eine in einem Defender mit Dachzelt, das andere, dem Kennzeichen nach aus Dresden stammend, war mit einem Jeep Wrangler Rubicon und geländegängigem Wohnanhänger unterwegs. Dieses Gespann war uns bereits in Shkodra aufgefallen, und als der Dresdner zum Auffüllen einer Wasserflasche bei uns vorbeikam (unser Tisch stand direkt vor dem Wasserhahn, was uns bis dahin gar nicht bewusst gewesen war), ergab sich ein nettes Gespräch über unsere jeweiligen Pläne. Im Gegensatz zu uns hatten die beiden frisch Verrenteten noch bis in den November hinein Zeit und so die Möglichkeit, das schlechte Wetter einfach auszusitzen oder weiter nach Süden auszuweichen.

Der Abend blieb in Peshkopi trocken und angenehm mild und bemerkenswert viele Fledermäuse schwirrten hier über unsere Köpfe.

Und natürlich hätten wir am folgenden Tag gerne den Korab bestiegen oder wenigstens einen seiner niedrigeren Nachbarn. In der Zwischenzeit hatten sich jedoch die Wettervorhersagen auch für diese Gegend schon wieder dramatisch verschlechtert: für spätestens 11 Uhr morgens war Regen angekündigt. 

Noch hofften wir, dass der Wettergott uns ausnahmsweise gnädig sein würde, …


Samstag, 1. 10. – Shkodra, Camping Legjenda


… doch leider vergebens: Selbst die minimale Chance, dass das Wetter vormittags noch einigermaßen halten würde und wir zumindest eine kürzere Wanderung angehen könnten, zerschlug sich schneller als gedacht, denn der Regen kam sogar schon in der Nacht und wurde gegen Morgen immer heftiger und ausdauernder. 

Morgens nach dem Aufwachen warteten wir dann erst relativ lang vergeblich auf Besserung und am Ende musste ich doch durch den Regen zur Dusche sprinten. Günter richtete derweil das Frühstück und gegen 10 Uhr trat tatsächlich eine Regenpause ein, die wir zum Zusammenpacken nutzten. 

Nur allzu bald legte es anschließend wieder los, doch da hatten wir eh längst von unseren Wanderplänen Abschied genommen und entschieden, wieder nach Shkodra zurückzufahren. Unser Albanienabenteuer erklärten wir damit nun definitiv für beendet, denn so langsam mussten wir auch sehen, dass wir wieder Richtung Heimat vorankamen.


Morgens hängen die Wolken tief über den Bergen bei Peshkopi.


Durch einen Abbiegefehler ziemlich zu Beginn der Fahrt, den wir eine ganze Weile nicht bemerkten, gerieten wir dann auf eine Bergstrecke, die wir gar nicht geplant hatten. Die Richtung stimmte zwar, doch statt im Tal am Schwarzen Drin ging es nun in unzähligen Serpentinen an den Berghängen entlang und schon wieder über mehrere Pässe ... 


Schafe hüten im Regen - zum Glück gibt's (gelbe) Regenjacken.


Auf der Bergroute entlang des Korab-Gebirges passieren wir
 wild zerklüftete Felslandschaften.


Das Wetter blieb wechselhaft, aber gerade deshalb machten wir uns immer mal wieder Hoffnungen, dass es doch noch wenigstens mit einer kleinen Wanderung klappen könnte. Zweimal setzten wir dazu an, doch beide Male wurde nichts daraus. Beim ersten Versuch war die sowieso schon völlig aufgeweichte Anfahrtsroute bereits nach wenigen hundert Metern wegen Bauarbeiten unterbrochen. Die zweite Wanderung wäre von der Ortschaft Radomirë aus gestartet, wo wir schließlich im Auto unsere Brotzeit verspeisten, die wir schon am Vorabend voller Optimismus hergerichtet hatten. Regenschauer und Sonne wechselten sich derweil ab, mal gab es Sicht auf die imposante Gebirgskette an der nordmazedonischen Grenze, mal verschwand die ganze Welt im Nebel. 


Radomirë - gerade schien noch die Sonne ...


Schon morgens waren wir zu dem Schluss gekommen, dass die verfügbaren Wetterprognosen für Albanien einfach zu ungenau waren, sowieso bei einer Wetterlage wie der momentanen, bei der sich jederzeit und überall Gewitter bilden konnten. So blieb uns schließlich nichts anderes übrig, als endgültig sämtliche Wanderpläne ad acta zu legen. Dabei hätte es so schön sein können: Im Tal war der Indian Summer in vollem Gange und die Laubfärbung hierzulande brauchte sich vor der im hohen Norden mitnichten zu verstecken. Und die Berge, soweit wir sie an diesem Tag sehen durften, waren hier keinesfalls weniger spektakulär, als rund um Theth. 

Auch an diesem letzten vollen Tag in Albanien zog sich die Fahrt dann noch sehr in die Länge, weniger weil besonders viele Kilometer zu bewältigen gewesen wären, als wegen der Bergstrecken, auf denen wir die ganze Zeit unterwegs waren. Hinter der am Zusammenfluss von Schwarzem und Weißem Drin gelegenen Stadt Kukës, wo wir lediglich an einer Tankstelle für 3000 Lek ein paar Liter Diesel nachfüllten (da die Preise in Albanien deutlich über denen in Montenegro lagen, wollten wir erst dort voll tanken), ging es direkt wieder in die Hügel hinauf und über Pass um Pass. 


 Trotz schlechtem Wetter ...


... sind die Ausblicke  in den Bergen ...


... zwischen Kukës und Shkodra zuweilen spektakulär.


Günter hat sich in diesen beiden Tagen, die uns nun zu einem ausschließlichen Roadtrip durch das albanische Hinterland geraten waren, wahrlich einen Orden als „Kurvenkönig“ verdient! 

Während der ganzen Fahrt nach Norden, hielten wir immer auf den sprichwörtlichen „Silberstreif am Horizont“ zu, doch obwohl das bessere Wetter oft nur eine Bergkuppe weit entfernt zu sein schien, erreichten wir es nie …




Und dann waren wir wieder in Shkodra, dem Nabel von Nordalbanien, und leider schüttete es abends auch hier. Während wir beim Essen waren im zum Glück nur wenige hundert Meter entfernten Bar-Restaurant „Shqiponja“, zog ein heftiges Gewitter durch. Später regnete es zwar nur noch, allerdings stark genug, um uns auf dem Rückweg ziemlich zu durchweichen. Dabei waren wir den Großteil der Strecke sogar gejoggt … 

Der Campingplatz war schon bei unserer Ankunft ein einziger Sumpf gewesen, was natürlich durch noch mehr Regen nicht besser wurde. Zudem waren WCs und Duschen hier leider mal wieder recht weit von unserem Stellplatz entfernt, den wir uns, so spät wie wir dort eingelaufen waren (18.30 Uhr), natürlich auch nicht hatten aussuchen können.

Also alles nicht so optimal und es sollte sogar noch schlimmer kommen.



Wieder in Montenegro 


Sonntag, 2. 10. – Camp Podkraj bei Virpazar am Skadarska jezero / Montenegro


(„Skadarska jezero“ ist die montenegrinische Bezeichnung für den Skutarisee, der auf Albanisch eigentlich „Ligeni i Shkodrës“ heißt.)

Nach einer unerfreulichen Nacht auf dem Campingplatz von Shkodra ging es am Sonntagmorgen schnurstracks zur Grenze und wieder nach Montenegro.

Unerfreulich war die Nacht aus verschiedenen Gründen: Wie nicht anders zu erwarten (aber man glaubt’s halt leider oft erst, wenn man’s sieht/hört/erleidet …) war am Samstagabend in der ganzen Stadt Remmidemmi bis spät und zu allem Überfluss im Restaurant direkt am Platz eine geschlossene Gesellschaft (Hochzeit?) mit Livemusik. Ohne Ohrstöpsel wäre an Einschlafen also erst gar nicht zu denken gewesen und selbst mit wurden die kläffenden Hunde und gewisse Anteile der Musik höchstens etwas gedämpft. 

Die Laune war von daher ziemlich im Keller und die Tatsache, dass unser Albanienaufenthalt völlig anders verlaufen war, als ursprünglich geplant, machte es auch nicht besser. Günter nervte sich unter anderem darüber, dass wir nun kein einziges Mal in Albanien, dem Mekka der Wildcamper, einfach irgendwo frei in der Landschaft übernachtet hatten. Und auch mir tat dies im Nachhinein leid, vor allem diese letzte Nacht in der Stadt hätten wir uns recht leicht ersparen können, wenn wir rechtzeitig in den Bergen nach einem passenden Stellplatz gesucht hätten. Günter hatte offenbar sehr wohl daran gedacht, doch seine diesbezüglichen Winke, von denen er annahm, dass er sie mit den dicksten Zaunpfählen ausführte, kamen bei mir irgendwie nicht wirklich an, und so hatten wir nun den Salat …

Dass wir praktisch keine einzige, der angedachten Wanderungen komplett machen konnten und die letzten beiden Tage ausschließlich Auto gefahren waren, rundete den Ärger noch ab. Natürlich war hauptsächlich auch das schlechte Wetter dafür verantwortlich, dass diesmal so vieles nicht geklappt hatte. Dazu kam teils recht unglückliches Timing, sodass wir ausgerechnet an den schöneren Tagen überwiegend im Auto saßen.

Kaum hatten wir Albanien den Rücken gekehrt, hatten wir dann tatsächlich zum ersten Mal seit über einer Woche von früh bis spät Sonne satt, was wir gleich nach der Einreise nach Montenegro für eine Wanderung nutzen wollten. So warteten wir an der Grenze recht ungeduldig und dauerte es für unser Gefühl unnötig lang, bis wir endlich an der Reihe waren. Doch stellte sich dann heraus, dass Ausreise und Einreise hier gekoppelt an einer einzigen Kontrollstelle passierten und so ging der Zeitaufwand (geschätzt 30 min) letztlich völlig in Ordnung.


Wieder in Montenegro - bei perfektem Wanderwetter.

 
Die Anfahrt zum Ausgangspunkt der Wanderung auf den Rumija war dann aber doch sehr zeitraubend, weil es gleich wieder auf einem Mini-Sträßchen über einen Pass ging und, nachdem wir diesen überquert hatten, auch ausgiebig die Aussicht auf den See gewürdigt werden sollte. An einem Sonntag waren wir natürlich beileibe nicht die einzigen Ausflügler hier und obendrein war eine Jagd im Gange: Als wir am Pass Halt machten, schleppten auf einmal ein paar Typen stolz ein erlegtes Wildschwein herbei … 


Das Nordende des Skutarisees.


Im Nordwesten ist das Ufer steiler und wenig besiedelt.


"O Sankt Hubertus ..."


Letztlich konnten wir erst kurz vor 13 Uhr zum Rumija starten, dem mit 1594 m höchsten Berg in der Gebirgskette über dem Skutarisee, an dessen Gipfel eine orthodoxe Kapelle steht. Mit 1100 Hm war die Tour ehrgeizig lang, zumal die Tage mittlerweile schon eher kurz waren und es bereits um 19 Uhr zapfenduster wurde. 


 Etwas unterhalb der Häuser beginnt die Wanderung zum Rumija.


So war von Anfang an fraglich, ob wir es zum Gipfel schaffen würden, und nachdem wir uns eine gefühlte Ewigkeit in ziemlich steilem Gelände einen Weg durch einen abgestorbenen Wald mit umgestürzten Bäumen, glitschigen Felsen und Wurzeln, sowie hinderlichen hohen Gräsern und dornigen Rosenbüschen bahnen mussten, wurde es mit der Zeit immer fraglicher. Schließlich kamen wir aber doch in freies Gelände und freuten uns schon, dass das Ende nahe sei. 


An der Fauna - hier eine Ringelnatter auf einem Stein direkt
am Weg - liegt es nicht, wenn wir nur mühsam vorankommen.


Auch nicht an der Kreuzspinne, die ihr Netz quer
über unseren Pfad gespannt hat.


Doch dieser teilweise abgestorbene Wald und alles,
 was an seinem Grund verrottet und wuchert, haben es in sich.


Endlich wieder freie Sicht!


Doch weit gefehlt: vor dem eigentlichen Gipfelaufbau wäre erst noch einmal ein tiefer Einschnitt zu überwinden gewesen, der zu allem Überfluss wieder genauso wurzlig und zugewuchert war wie schon der hässlichere Teil des Aufstiegs zuvor. Irgendwann, mitten im Gestrüpp, mussten wir dann einsehen, dass uns die Zeit davonlief und es vernünftiger war, hier abzubrechen. 


Für den Gipfel sind wir leider zu spät dran.


Die Schatten werden schon ziemlich lang.


So vesperten wir spät (ca. 15.30 Uhr) auf einem Vorgipfel (ca. 1350 m) in der Sonne und stiegen dann zügig wieder ab. Immerhin schafften wir es dadurch noch bei Tageslicht zum Auto zurück, doch bis wir in Virpazar im Hotelrestaurant „Pelikan“ saßen und Schnitzel bzw. Rasnjiči vertilgen konnten, war es längst Nacht. 


Der Abstieg ruft und verspricht ebenfalls mühsam zu werden.


Zurück am See dämmert es bereits.


Schon auf dem Parkplatz hatte uns ein Typ aufgelauert, der uns in einem Kauderwelsch aus Deutsch und Englisch auf den angeblich kostenlosen, zum Hotel gehörigen Camper-Stellplatz zu lotsen versuchte. Da wollten wir aber nicht hin und auch keine Bootstour zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in dieser Ecke des Sees machen (was wohl obligatorisch und die Bezahlung für Übernachtung und Frühstück gewesen wäre …). Viel lieber steuerten wir nach dem Essen das sehr abgelegene „Camp Podkraj“ an, auf dessen sumpfiger Wiese wir dann ganz allein waren und höchstens mal eines der riesigen Karnickel der Betreiberfamilie vorbeihoppelte.


Montag, 3. 10. – Budva, Camping Seoce


Während ich in dieser Nacht so gut wie schon lange nicht mehr geschlafen hatte – nach der Pleite auf dem Campingplatz in Shkodra und der anstrengenden und nicht eben kurzen Wanderung war ich einfach völlig erledigt gewesen – klagte Günter morgens, weil mein Schlaf offenbar nicht völlig geräuschlos gewesen war. Und dazu kam noch ein Hahn, der schon ab 5 Uhr morgens meinte, den Tag begrüßen zu müssen. - Soviel also zur Ruhe in der Abgeschiedenheit ... 

Gegen 8.30 Uhr machte ich mich auf zum einzigen Dusch- und Toilettenhäuschen (mit je einem Abteil für Frauen und Männer), genoss es, dieses für mich ganz allein zu haben, und stellte mir lieber nicht vor, wie es hier im Sommer zuging, wenn alle Bewohner eines voll belegten Platzes darauf angewiesen waren.

Nach dem Frühstück packten wir zügig zusammen und rumpelten über die Wiese zum Haus der Campingplatzfamilie, um unsere Rechnung zu begleichen. 15 € verlangte man für die Übernachtung, die wahrscheinlich als steuerfreies Zubrot in die Haushaltskasse wanderten. Jedenfalls wollte man weder unsere Ausweise sehen, noch gab es einen Beleg.
 
Es folgte im Wesentlichen wieder ein reiner Fahrtag, an dem wir anfangs noch lange am gebirgigen Nordwestende des Skutarisees entlang mäanderten bzw. an den Schleifen des Flusses Crnojević, in den der See hier übergeht. Von der kleinen Ortschaft Rijecani aus spazierten wir das kurze Stück zum Fluss hinab und sahen eine Weile den Ausflugsbooten zu, die allesamt so schnell vorbeirasten, dass wir uns fragten, ob die Ausflügler überhaupt irgendwas von der Landschaft mitbekamen.


Der Skutarisee bei Virpazar


Im Nordwesten bildet der Skutarisee ein Labyrinth
aus Buchten und Inseln.


Ausflugsboot auf dem Crnojević bei Rijecani - Gleich werden
sich die Gänse laut schnatternd über die Störung beschweren.


Auf dem Rückweg fühlte sich Günter plötzlich aus dem Gebüsch beobachtet und tatsächlich hatte sich hier eine Ringelnatter um die Äste gewunden und sah recht lang recht ungerührt unserem Treiben zu (aus verschiedensten Winkeln Fotos schießen, für einen besseren Blick auf Steine klettern, …). 


"Vertraue mir ..."


Interessanterweise verfolgten alle drei Schlangen, die wir auf dieser Reise entdeckten (allesamt in Montenegro), die Strategie, sich möglichst ruhig und unauffällig zu verhalten und nicht durch hektische Fluchtbewegungen auf sich aufmerksam zu machen. Da hatten wir anderswo, beispielsweise auf Sizilien, das komplette Gegenteil erlebt und bis jetzt angenommen, dass es "normales" Verhalten sei, wenn die Schlangen blitzartig das Weite suchten, kaum dass sie uns bemerkten.

Im "Restoran Savina Luka" direkt an der Brücke über den Crnojević kehrten wir zum Mittagessen ein. Rasnjiči bzw. „Hamburger“ waren mal wieder viel zu viel (eigentlich hätten wir gewarnt sein können, denn auf der Karte stand etwas von 400g (!) Fleisch und ebenso viel Hacksteak …) und der Salat hätte auch für vier Personen gereicht. Zum Glück fragte der Wirt noch nach, ob wir Brot dazu wollten, und zum Glück waren wir immerhin so vernünftig und lehnten dies ab. 

Anschließend schickte Google uns über ein wirklich extrem enges Sträßchen, das auf deutlich kürzerem Weg als die „normale“ Route zur Hauptstraße führte, die von Podgorica nach Budva verläuft. Glücklicherweise war hier heute nicht viel Verkehr, denn wir fuhren die Strecke letztlich 2 ½ mal. Als wir zum ersten Mal fast oben waren, wurde uns klar, dass wir nun an keinem Aussichtspunkt auf Fluss, See und Berge mehr vorbeikommen würden. So drehten wir noch einmal um und bewunderten von der ersten Kehre aus die wirklich spektakuläre Aussicht.










Dann ging es endgültig weiter, wobei tatsächlich noch zwei Autos entgegen kamen, die wir nur nach einigem allseitigen Rangieren passieren konnten. 

Die nächsten wichtigen Programmpunkte waren Tanken und Einkaufen, was wir in Cetinje, der ersten nennenswerten Ortschaft an der Strecke, erledigten. Mittlerweile war die Stunde schon recht fortgeschritten und uns wurde klar, dass wir wohl nicht, wie ursprünglich gedacht, noch zum Ausgangspunkt der für anderntags geplanten Wanderung auf den Berg Subra würden fahren können. Die Hoffnung wäre gewesen, dort irgendwo wild übernachten zu können, doch hätten wir es mit Sicherheit erst nach Einbruch der Dunkelheit dorthin geschafft und darauf hatten wir nicht schon wieder Lust. Ganz davon abgesehen wäre es ziemlich schwierig geworden, im Dunkeln einen vernünftigen Stellplatz zu finden.

Bis nach Budva sollten es dagegen nur 40 Minuten Fahrt sein und den „Camping Seoce“ hatte Günter schon bei den allerersten Planungen auf die Liste der möglichen Übernachtungsplätze gesetzt. 


Bei Budva erreichen wir wieder das Meer.


Die Anfahrt zum Platz war dann gleich wieder recht abenteuerlich, es ging auf immer schmaleren Wohnsträßchen auf einen Hügel oberhalb von Budva, an denen sich zunächst keinerlei Hinweis auf einen Campingplatz fand. Umso erstaunter waren wir, als wir schließlich dem unscheinbaren Pfeil, der zum „Camp“ wies, folgten und auf einer schönen, ebenen Wiese mit noch schönerem Blick aufs Meer landeten. 

Und als wir sahen, was für Camper es durch die engen Gassen hier herauf und die steile Einfahrt zum Platz hinab geschafft hatten, staunten wir erst recht. Das Extrembeispiel war ein Schweizer Paar (+ Hund) mit einem Scania-LKW und einer gigantischen „Zirbenbox“ (Wohnaufbau aus Zirbenholz), die aber natürlich nicht nur für eine Nacht hier blieben. Neben dem Riesending stand denn auch ein Mietwagen für größere Tagesausflüge und außerdem waren Fahrräder, sowie ein Motorroller hinten am Wohnlaster festgezurrt.

Insgesamt ein wirklich netter kleiner Platz mit einem sehr freundlichen Chef, der sich, passend zur überwiegend deutschsprachigen Kundschaft, fließend auf Deutsch mit uns unterhielt. Lediglich, dass es nur eine einzige Dusche mit integrierter Toilette und ansonsten nur noch ein weiteres WC gab, fand ich etwas schwach. 

Wild ging es hier allerdings auch zu, denn der Wind frischte nach Sonnenuntergang deutlich auf mit teils recht heftigen Böen. Da wir uns an einen recht exponierten Platz mit Aussicht gestellt hatten, parkten wir sogar gegen später noch um, damit unser Campingmobil dem Wind weniger Angriffsfläche bieten sollte. Und sowohl der Chef des Platzes, als auch alle anderen Camper räumten mit der Zeit alles ein, was nicht niet- und nagelfest war. Von daher: heute keine Party am Platz, wo es wohl am Abend zuvor hoch her gegangen war – wie „schade“ …


Logenplatz für den Sonnenuntergang über der Adria
am Camping Seoce oberhalb von Budva



Dienstag, 4. 10. – Irgendwo in den Bergen oberhalb von Herceg Novi


Auf einer Wiese neben dem Fahrweg, der zur Hütte Za Vratlom führt.

Die Hütte hatte schon die Saison beendet und war verriegelt und verrammelt, so war es hier sehr ruhig. Tatsächlich waren wir an diesem Tag wohl trotz allerschönstem Herbstwetter die einzigen, die auf den Berg Subra wanderten. Ganz zu Anfang der Tour hatten uns zwar zwei Männer überholt, die ein irres Tempo drauf hatten und sich dabei noch angeregt unterhalten konnten, doch sonst begegnete uns den lieben langen Wandertag keine Menschenseele. 

Dabei hätte man hier mit einem robusten Auto und genügend Bodenfreiheit völlig legal fast bis zur Hütte hochfahren können. Sogar zwei Parkplätze waren dafür ausgewiesen, was wir allerdings nicht wussten, weil sich unser Montenegro-Rother, von dem wir die Anregung zu dieser Wanderung hatten, darüber völlig ausschwieg. Vermutlich war dies aber einfach eine relativ neue Entwicklung, von der der Autor des Wanderführers selbst noch nichts gewusst hatte. 

Von daher parkten wir ein gutes Stück weiter unten, was aber auch kein Beinbruch war, immerhin konnten wir so im Vorbeiwandern schon mal mögliche Übernachtungsplätze begutachten. Denn diesmal waren wir fest entschlossen, wild zu campieren.

Die vorige Nacht hatte wieder eher zu der Sorte gehört, die einen am Konzept des Campings im Allgemeinen und an dem von uns gewählten Platz im Besonderen (ver-)zweifeln lassen konnte. Dabei waren diesmal die anderen Leute auf dem Platz noch das geringste Problem. Nach der Sturm-Episode am frühen Abend, die nach 22 Uhr so plötzlich endete, wie sie bei Sonnenuntergang begonnen hatte, war es ziemlich ruhig auf dem Platz, da die meisten sich in ihre jeweiligen Behausungen zurückgezogen hatten und der Chef die Bar für geschlossen erklärt und die musikalische Dauerberieselung abgestellt hatte. Leider drang nun aber umso deutlicher der Lärm von der stark befahrenen Küstenstraße zu uns herauf. So manchen Laster, manches Motorrad oder Moped konnte man über Minuten auf seiner Bahn entlang der Küste verfolgen. Und auch hier gab es in der unmittelbaren Nachbarschaft einen stolzen Hahn samt Hühnergefolge, der uns in aller Herrgottsfrühe mit seinem Krähen „erfreute“ …
 
Folglich ging es leider wieder mal eher unausgeschlafen in den Tag. Immerhin klappte es mit dem Duschen ganz hervorragend und keiner von den anderen Campern wollte in der viertel Stunde, die ich dort drinnen brauchte, zur Toilette oder stellte sich zum Duschen an. Die meisten waren um 8 Uhr eh noch nicht auf, vermutlich weil die Sonne erst recht spät den Platz erreichte, der dafür abends die perfekte Aussichtsloge für den Sonnenuntergang über der Adria bot. 

Bis es mit der Sonne so weit war, waren wir dann schon abfahrtsbereit. Campingplatz-Kater Carlo machte uns zum Abschied noch seine Aufwartung und wäre auch gerne bei uns eingestiegen, wenn wir es denn erlaubt hätten.
 

"Armer schw ... äh - buntgescheckter Kater!"

Doch uns zog es ja schon wieder weiter, erst bis nach Lepetane an der Bucht von Kotor, wo wir mit der Fähre in wenigen Minuten nach Đurići übersetzten, dann gings nach Herceg Novi. Hier schlugen wir die Straße Richtung Mostar (BIH) bzw. Split (HK) ein, von der wiederum irgendwann der Fahrweg zur Hütte Za Vratlom abzweigte. Nachdem wir bis zu unserem Parkplatz hochgerumpelt waren, schnürten wir die Wanderstiefel, packten Brotzeit und Wasser ein und machten uns auf den Weg zur Subra (1679m). 


Mit der Fähre geht es ...


... über die Bucht von Kotor.


In den Hügeln oberhalb von Herceg Novi


Zunächst ging es noch mit geringer Steigung den Fahrweg entlang, der dann bis zum Pass Vratlo hinauf doch ordentlich anzog. Anders als im Rother beschrieben gingen wir nun nicht bis zur Hütte weiter und bogen erst dort Richtung Subra ab, sondern folgten gleich vom Pass einer deutlichen, allerdings nicht markierten Spur in den Wald. Günter benutzte wie meist auch hier „Locus Map“ zur Orientierung, wo dieser Pfad offenbar eingezeichnet war. Nach einer Weile stießen wir wieder auf den markierten Weg und kamen bald in felsiges Gelände, das schließlich in das zerklüftete, an Spalten und Schlünden reiche Karstlabyrinth der Subra-Plateaus überging. 


Am Pass Vratlo


Die Hochebene mit der Hütte Za Vratlom


Felsbewohner: Gottesanbeterin (Mantis religiosa)


Wolfsspinne


Auf den zerklüfteten Kalkfelsen des untersten Subra-Plateaus


In mehreren Stufen sind hier scharfkantige Karstfelsen zu überwinden und teils beeindruckend tiefe Spalten und Löcher zu umgehen oder überspringen. Die 10 Minuten, die zu Beginn für die Durchquerung dieses ersten mit besonderer Vorsicht zu begehenden Teils der Wanderung (markiert mit einem „Achtung“-Symbol) angegeben waren, überschritten wir natürlich bei weitem, denn erstens wollten wir ja die größeren Spalten und Schlünde gebührend würdigen und zweitens verspeisten wir hier an einem passenden Flecken auch endlich die längst überfällige Brotzeit. 


Beim Klettern an den scharfkantigen Karstfelsen
ist Vorsicht geboten.


Herbst in Montenegro


Die Felsspalten sind bis zu 180 Meter tief.


Blick zum sagenumwobenen "Tanzplatz der Feen"
(Felsplateau in der oberen Bildmitte)


Den „Tanzplatz der Feen“, ein markantes Felsplateau, ließen wir anschließend links liegen und stiegen lieber gleich vollends zum Gipfel auf. Steil durch Wald und schließlich wieder über Felsen ging es über mehrere Vorgipfel bis zur höchsten Stelle, wo wir rasteten und die unglaubliche Aussicht auf die Adria und die Berge von 4 Ländern (Montenegro, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Albanien) genossen. Ein paar Wölkchen, die sich in der Zwischenzeit gebildet hatten, trübten da die Laune nicht im Geringsten. 


Mit zunehmender Höhe kommen immer mehr Berge zum
Vorschein.


Die Karstlandschaft erstreckt sich scheinbar endlos nach Osten.


Subra-Gipfel


Ob im Osten, ...


... im Norden ...


... oder im Nordwesten: überall Berge über Berge
 (und ein wenig Meer ;)).


Nach einer Weile machten wir uns an den Abstieg auf alternativer Route, die auch bei Rother so beschrieben ist. Klettertechnisch wartete hier auf jeden Fall der schwierigere Part, weshalb es vielleicht besser gewesen wäre, die Tour in umgekehrter Richtung zu gehen. Nachdem die schwierigeren Stellen im Fels bewältigt waren, ging es noch lange durch Wald bergab bis wir schließlich bei der Hütte wieder die Fahrstraße erreichten.


Die Abstiegsroute ist auch recht spannend ...


... und zieht sich.


Die Schatten werden schon wieder lang.


Und im Wald erscheinen Geister ;)


Die letzten Sonnenstrahlen


Zurück beim Auto tauschten wir nur kurz die Wanderstiefel gegen normale Schuhe und rumpelten dann die paar hundert Meter bis zu dem Stellplatz, den wir uns zuvor bereits auserkoren hatten. 

Windig war es an diesem Abend auch wieder und sternenklar und dementsprechend frisch. Ab dem Abendessen heizten wir daher mit unserem „Gasofen“, einem Heizaufsatz für den Gaskocher, der sich im Vergleich zum Heizlüfter gar nicht mal so schlecht schlug, und dann legten wir uns recht früh schlafen.



Über Kroatien heimwärts


Mittwoch, 5.10. Camping Paradiso bei Orebić auf der Halbinsel Pelješac / Kroatien


Die Nacht am Fuß der Subra war so paradiesisch ruhig, wie wir uns das schon den ganzen Urlaub über gewünscht hatten. Einzig das Rauschen des Windes, der an Ästen und Zweigen der Bäume rüttelte, von dem wir aber nahezu vollständig abgeschirmt waren, durchbrach gelegentlich die Stille. Der Flugbetrieb am Dubrovnik-Airport ruhte offenbar über Nacht und bis zu unserem Aufbruch am späten Vormittag (gegen 10.30 Uhr) kam kein Mensch an unserem Plätzchen vorbei. Von daher schliefen wir auch besonders lang aus, erst kurz nach 9 rappelten wir uns so langsam auf. Frisch war es da allerdings noch immer, denn die Sonne ließ in dem tief eingeschnittenen Tal lange auf sich warten. Tatsächlich kam sie erst nach 10 Uhr über den Berg gekrochen, als wir schon fast bereit zum Aufbruch waren.


Der beste Übernachtungsplatz der ganzen Reise
 

Flott ging es hinab Richtung Herceg Novi, wobei uns tatsächlich ein paar Wanderer begegneten, die „brav“ unten an einem ehemaligen Motel geparkt hatten, wie der Rother-Wanderführer es vorschlägt. So einsam wie am Tag zuvor würde es demnach nicht noch einmal werden an der Subra. 

Von Herceg Novi war anschließend die Grenze schnell erreicht und überschritten. Bei der Ausreise war die Wartezeit gleich null, bei der Einreise nach Kroatien ging es etwas länger, doch nach maximal einer viertel Stunde war auch das geschafft. So rollten wir wieder an der kroatischen Küste entlang, bei beinahe ungetrübtem Sonnenschein, und an Dubrovnik vorbei, in dessen Hafen heute gleich zwei Kreuzfahrtschiffe ankerten. Das eine davon war so gigantisch groß und hoch, dass es fast das Niveau der Straße erreichte, obwohl diese hier recht weit oberhalb vom Meer verlief. 

Dann rief auch schon das Mittagessen, für das wir in das „Fischerdörfchen“ Zaton abbogen. – Na ja, sicher war es das früher mal, heute wird hier wohl eher nach wohlhabenden Touristen gefischt. Das „Restoran-Konoba Kasar“, für das wir uns entschieden hatten, stellte sich denn auch als eher hochpreisig heraus und so leisteten wir uns „nur“ gemeinsam eine Vor- und eine Hauptspeise. Letztlich waren die sehr guten Tagliatelle mit Garnelen und das Rumpsteak mit Bratkartoffeln und Mangold dann aber völlig ausreichend. Fleisch war es mal wieder ein gigantischer Brocken, an dem es – sehr zur Freude einer rotgetigerten Katze – auch einige für uns ungenießbare Fett- und Sehnenstücke gab. Draußen am Wasser unter einer Pergola sitzend war es auch hier auf Meeresniveau sehr frisch. Der Wind war inzwischen einfach doch schon sehr herbstlich, auch hier im Süden.


Am Hafen von Zaton / Kroatien

 
Weiter ging die Fahrt erst an der Küste, dann auf die Halbinsel Pelješac und diese durchmaßen wir fast in ihrer ganzen Länge, ehe wir zum Camping Paradiso abbogen. Hier fanden wir einen schattigen Stellplatz direkt am Meer, an dem wir allerdings vor dem kühlen Wind auch gleich wieder Schutz hinter dem Max suchten und froh waren, als die Sonne gegen Abend allmählich so tief stand, dass sie unter den Pinienzweigen hindurchschien.


Auf der Halbinsel Pelješac


Camping Paradiso





Donnerstag, 6.10. – Pelješac, Camping Paradiso


Auch die erste Nacht auf Pelješac war absolut ruhig, die anderen Camper hatten sich alle recht bald in ihre diversen Fahrzeuge oder Zelte verkrochen, da es schnell ziemlich frisch geworden war. Gegen Morgen erklang mit einem Mal ein vielstimmiges Geheule, das sich aber eindeutig von Wolfsgeheul unterschied, unter anderem da es eine deutlich höhere Tonlage hatte. Wirklich überrascht waren wir von diesen Klängen allerdings nicht, im Gegenteil: Da wir schon wussten, dass auf der Halbinsel Schakale leben, hatten wir insgeheim darauf gehofft. 
 
Morgens nach dem Frühstück machten wir uns mit Bade- und Schnorchelsachen bepackt auf den Weg zur benachbarten Bucht, die Luftlinie höchstens 300m entfernt lag, allerdings auf dem Landweg nicht ganz leicht zu erreichen war. Direkt hinter dem Campingplatz begann ein Trampelpfad, der recht bald mal wieder durch Stachelgestrüpp führte. Besonders nervig waren diesmal stachelige efeuartige Ranken, die sich immer an den Schuhen und Waden verhaken wollten. Irgendwann stießen wir auf einen breiteren Weg, der dann zwar auch wieder in schmalere Trampelspuren überging und sich zwischen blühenden, heidekrautartigen Büschen hindurch schlängelte, die emsig von Bienen und Faltern umschwärmt wurden.
 
Durch einen wie verrückt flügelschlagenden Schmetterling wurden wir denn auch auf eine Gottesanbeterin aufmerksam, in deren Fänge er geraten war. Diesmal hatte die Fangschrecke allerdings das Nachsehen, denn dem Falter gelang es schließlich, sich loszureißen. Eine Weile saß er noch etwas benommen am Boden, doch dann flatterte er seines Weges. Und der Gottesanbeterin blieb nichts anderes übrig, als für Günters 150 Fotos (oder so …) zu posieren. 


Gottesanbeterin - diesmal in dunkelbraun
(anscheinend hängt die Färbung von der Umgebung ab)


Oberhalb der Bucht, die wir ansteuerten, brach die Steilküste in einem Halbrund ab und uns war zunächst völlig unklar, wie man überhaupt zum Strand gelangen sollte. Die Aussicht von oben war jedenfalls ziemlich atemberaubend.


Wo geht's hier zum Traumstrand?


Gerade als wir uns orientierten und zu dem Schluss kamen, dass es am ehesten ganz am anderen Ende der Bucht eine Chance für den Abstieg geben könnte, kam ein Schlauchboot mit Außenbordmotor angerauscht und steuerte geradewegs in „unsere“ Bucht. Bis wir uns mühsam über die extrem scharfkantigen Felsen, die aus lauter miteinander verbackenen Kalksteinsplittern bestanden, einen Weg hinab gesucht hatten, ließ das Paar, das mit dem Boot gekommen war, schon längst am Strand den Sektkorken knallen … 


Auch andere Urlauber haben den Weg hierher gefunden.


Letzten Endes störten aber weder sie uns, noch wir sie, da die Bucht genügend Platz bot. Wir ließen uns bei einem Unterstand nieder, den irgendwer aus Treibholz zwischen zwei Felsen gebastelt hatte. Bevor ich mich in die kühlen Fluten stürzte, bot dieser willkommenen Sonnenschutz, anschließend war dies eher nicht mehr nötig … Beide schnorchelten wir eine Runde und es gab auch einiges zu sehen, wenn auch nicht ganz so vielfältig wie vor der Insel Rab. Günter stürzte sich dann noch ein zweites Mal hinein, ehe wir wieder den beschwerlichen Rückweg antraten.




Meeräsche


Vielleicht ein Schan (Lipophrys pholis)



 
Diesmal sparten wir uns das ärgste Gestrüpp und wanderten lieber auf einem Feldweg durch Weinberge bis zur Ortschaft Postup hinauf. Knapp unterhalb der Stelle, an der wir wieder auf die Fahrstraße zum Campingplatz trafen, passierten wir einen der vielen Wein-Direktverkäufe und konnten nicht widerstehen, "nur mal zu schauen", was dort im Angebot wäre. Und natürlich kamen wir nicht ohne ein paar Flaschen Wein im Gepäck wieder heraus und waren zudem noch genötigt worden, mindestens eine Sorte davon zu versuchen ...


Weinberge bei Postup


Im Schatten der Bäume und durch den wieder auffrischenden Wind war es auf dem Campingplatz auch an diesem Mittag so kühl, dass wir uns nach dem Essen lieber auf eine der Betonplattformen direkt am Meer setzten. Doch auch dort wurde es nicht richtig warm, obwohl es keinerlei Schatten gab, denn die Sonne war in der Zwischenzeit wieder von dünnen Schleierwolken verdeckt und der Wind nach wie vor frisch. Günter zog es dann doch noch ein letztes Mal ins Wasser, mich reizte es bei diesen Temperaturen nicht mehr. Stattdessen las ich lieber endlich mal länger in dem Buch, das ich als Urlaubslektüre eingepackt hatte ("Über Menschen" von Juli Zeh).

Abends ging es mit dem Max nach Orebić, wo wir am Yachthafen parkten und die Promenade entlangschlenderten bis zur „Konoba Andiamo“. Beim ersten Eindruck schnitt diese dann zwar nicht so besonders ab (klebriger Boden, schlecht abgewischter Tisch, laute Musik), doch die gegrillten Tintenfische, die Makkaroni mit Wildschwein-Tomatensoße, sowie der gemischte Salat schmeckten dann wirklich gut, kamen flott auf den Tisch und von der Menge her war es endlich mal genau richtig.


Abends in Orebić




Freitag, 7.10. – Kamp Karin an der Karin-See (dem angeblich kleinsten Meer der Welt)


Das mit dem Meer ist etwas übertrieben, es handelt sich um eine eiszeitliche Senke, die sich später mit Meerwasser füllte, da eine Verbindung zur Adria besteht. Doch selbst diese Verbindung ist sehr indirekt, weil es noch ein etwas größeres vorgelagertes „Meer“ gibt, das Novigradsko more, das selbst schon nur über einen natürlichen Kanal mit der Adria verbunden ist, und von diesem führt wiederum ein Kanal zum Kariner Meer

Ansonsten war dies ein weiterer Fahrtag, an dem wir uns aber immerhin ein Stück weit auch fahren ließen: Vom Camping Paradiso ging es erst nur auf die andere Seite der Halbinsel Pelješac und an den Hafen von Trpanj. Da die Fähre ans Festland erst um 12 Uhr ablegen sollte, hatten wir noch viel Zeit, die wir mit Einkaufen im kleinen, vollgestopften Plus-Markt der Ortschaft und einem Spaziergang die Hafenpromenade auf und ab verbrachten. 

Am einen Ende ging die Hafenmole in Felsen über, wieder einmal die scharfkantige Karst-Sorte, die Günter noch ein Stück weit entlang kletterte, in der Hoffnung, dass er so bis zum Leuchtturm ganz vorn am Eingang zum Hafenbecken gelangen könnte. Doch irgendwann ging es auch für ihn nicht mehr weiter, weil zwischen den Felsen ein breiter Kanal klaffte, der lediglich von einer Leine überbrückt wurde, an der große Fische zum Trocknen aufgehängt waren.


Am Hafen von Trpanj werden die Boote von einer Statue
der Hl. Maria (Zvijezda Mora = Stern des Meeres) begrüßt.




Trockenfisch im Werden


Trpanj

 
Die Überfahrt nach Ploče dauerte fast exakt eine Stunde und anschließend machten wir uns keine großen Umstände, parkten direkt am Hafen und gingen Pizza essen im Restaurant „Zminjac“ gleich neben dem Fähranleger. Und wieder einmal kamen wir erst zu spät zu der Einsicht, dass es sinnvoller gewesen wäre, zusammen nur eine Pizza und dazu einen Salat zu bestellen. Mit unseren zwei Pizzen  wurden wir wohl nur dank des nun fast vierwöchigen Trainings im Zuviel-Essen fertig … 


Abschied von Pelješac


Das "wunderschöne" Ploče ...


So hievten wir denn unsere vollen Pizzabäuche ins Auto und machten uns auf die Weiterfahrt Richtung Norden, diesmal bequem auf der Autobahn (E65), vorbei an etlichen Ausfahrten zu Orten, die wir knapp drei Wochen zuvor auf unserem Weg nach Süden besucht hatten (Baška Voda, Omiš, Trogir, …).
 
In Benkovac, dem Ort, an dem wir schließlich die Autobahn verließen, ging es noch in einen Supermarkt, in der Hoffnung, hier landestypische Lebensmittel (Honig, Olivenöl, Wein) als Mitbringsel erstehen zu können. Doch so richtig groß war die Ausbeute dann nicht, da es sich eben um einen ganz normalen Laden handelte, der für den täglichen Bedarf der Menschen vor Ort sorgen sollte. – Bei uns zuhause in Hit, Rewe, Edeka wäre es schließlich auch nicht einfach, typisch Bayerisches zu entdecken.

Anschließend steuerten wir direkt das „Kamp Karin“ an, das an sich wohl schon Winterpause hatte, doch das Tor und die Waschräume waren offen und ein „Hausmeister“ war tagsüber auf dem weitläufigen Gelände zugange, auf dem es auch ziemlich viele, teils recht neue und an schicke „Tiny Houses“ erinnernde Ferienhütten gab.
 
Außer uns hatte es an diesem Abend lediglich ein weiteres Paar aus Oberbayern mit seinem Wohnmobil hierher verschlagen.

Nach unserer Ankunft spazierten wir noch ein Stück am Karin-Fluss entlang, der nahe beim Campingplatz ins "Meer" mündet. Leider hatte man hier praktisch nirgends Zugang zum Wasser oder konnte auch nur einen Blick darauf werfen, da alles, selbst ein paar alte verfallene Mühlengebäude, komplett von Brombeeren überwuchert war.

Gerade noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang schafften wir es zurück zur Straße und dem hübschen kleinen Franziskanerkloster. Ursprünglich aus dem 15. Jahrhundert stammend hatte es die Herrschaft der Osmanen einigermaßen überlebt, doch in den Kriegen nach dem Zerfall Jugoslawiens wurde es dann völlig zerstört und erst kürzlich wieder aufgebaut.



Das Franziskanerkloster an der Karin-See
(Franjevački Samostan Svete Marije Bezgrješne)


Am "Meer"



Montag, 10.10. – Allach


Die letzte Campingnacht an der Karin-See war zumindest für mich noch einmal eher unruhig. Blödsinnigerweise hatten wir nicht die Möglichkeit genutzt, auf dem riesigen, völlig verwaisten Gelände möglichst viel Abstand zu unseren einzigen Mitcampern zu gewinnen. Aber wer konnte auch ahnen, dass die beiden Leutchen starke Raucher waren und bis spät nachts am offenen Fenster fernsehen würden … Hundegebell und ein paar Käuze, sowie eine „rollende Disco“, die eine Zeitlang in Hörweite parkte, taten dann noch das ihre dazu.

Am Samstagmorgen kamen gegen halb 8 die Bauarbeiter zurück, die schon am vorigen Nachmittag am entfernten Ende des Platzes gewerkelt hatten, doch wir wollten ja sowieso früh los, so war dies völlig in Ordnung für uns. So kam es, dass wir um punkt 10 Uhr am Ausgangspunkt der Wanderung auf den Tulove Grede (1120m) waren, wo wir es dann im Nachhinein doch extrem bedauerten, dass wir – Nationalpark hin, Campingverbot her – nicht einfach hier oben wild übernachtet hatten. Nicht nur gab es genügend Plätze, an denen vermutlich kein Hahn danach gekräht hätte, andere hatten es überdies einfach getan: am Parkplatz stand ein Campingbus mit niederländischem Kennzeichen und auf einer Wiese in der Nähe wurde sogar gezeltet … 


Zum Ausgangspunkt der Wanderung auf den Tulove Grede
schlängelt sich nur eine schmale Schotterstraße hinauf.


Vom Parkplatz mit der Pierre-Brice-Gedenktafel und den Fotos von den Dreharbeiten der Winnetou-Filme, die hier in den 1960er-Jahren stattgefunden hatten, ging es dann sofort stramm den Berg hoch. Zunächst folgten wir noch normalen Wanderpfaden, weiter oben gab es aber durchaus ein paar anspruchsvollere Kletterstellen und es musste auch mehrfach wieder kurz abgeklettert werden. An einer solchen Stelle, an der es ein paar Meter steil über recht speckige Felsen hinab ging, trafen wir auf eine junge Frau, die offensichtlich überfordert war und sich nicht weiter, aber auch nicht mehr zurück traute. Erst als ihr Begleiter zurückkam und ihr mit Tipps zur Seite stand, gelang es ihr schließlich, wieder hochzusteigen. 


Erinnerungen an die Winnetou-Filme, die
in den 1960er-Jahren zum Teil hier gedreht wurden.


Dort unten "ruhen" Intschu-tschuna und Nscho-tschi
(Vater und Schwester von Winnetou).


Einige Kletterstellen auf dem Weg zum Tulove Grede sind
 etwas anspruchsvoller.


Während wir hier ohne größere Probleme durchkamen, stellte sich der allerletzte Aufschwung zur Gipfelfahne dann noch als wirklich knifflig heraus. Dort hatte man die Wahl, auf einem ganz schmalen ausgesetzten Band um einen letzten Felsen herum zu zittern oder sich von etwas weiter unten durch eine enge Rinne hochzuwuchten, in der ein Holzpfosten (inklusive rostiger Nägel) lehnte, den wohl so manche(r) schon als zusätzliche Halte- oder Trittmöglichkeit genutzt hatte. 


Gleich ist's geschafft! - Im Hintergrund das Novigradsko more
 und ein Stück vom "echten" Meer.


Doch irgendwie schafften wir es dann auch da noch hoch und freuten uns über Gipfel und Aussicht, rasteten kurz und stiegen dann flott wieder ab. Weil ich nicht sicher war, dass ich durch die Rinne auch wieder hinab kommen würde, nahm ich eine dritte Alternativroute für den ersten Meter, die ich schon beim Hochsteigen überlegt, aber wieder verworfen hatte. Von oben war es nun recht einfach, hier runterzukommen, wenn es einem nicht zu peinlich war, sich hinzusetzen und bis zum nächsten Absatz (20 oder 30 cm) auf dem Hosenboden runterzurutschen …


Auf dem Tulove Grede

 
Kurze Gipfelrast


Beim Rückweg begegnete uns dann ausgerechnet dort, wo zuvor die junge Frau festgesteckt hatte, eine mindestens 20-köpfige Gruppe, von denen sich offenbar auch nicht alle leicht taten mit dem Abklettern. Die ersten zwei oder drei warteten wir noch ab, doch dann bestanden wir darauf, dass sie erst uns passieren ließen, und hatten die Kletterstelle denn auch flott hinter uns gebracht. 


Zurück durchs Felslabyrinth mit viel Gegenverkehr


Die ewigen Jagdgründe?


Zwischen den Felstürmen gibt es immer mal wieder Meerblick.


Kaum zu glauben, dass man hier irgendwo hoch kommt,
ohne "ernsthaft" zu klettern.


Ja, und dann, nach einem letzten Vesper auf der Ladeklappe, machten wir uns auf den weiten Heimweg und fuhren letztlich um die 750 km in einem Rutsch durch. Erst ging es noch auf Schotter über den Pass mit einigen Stopps für letzte Fotos, anschließend natürlich wo immer möglich auf Autobahnen. 


Noch ein Blick zurück zu "unserem" Gipfel ...


... dann geht es endgültig Richtung Heimat.


Nach unserem letzten Stopp in Slowenien nahe der österreichischen Grenze, wo wir uns in der „Gostilna Veranda“ zum Abschied noch einmal mit Ćevapčići bzw. „Balkanplatte“ „verwöhnen“ ließen bis die Wampe krachte, konnte ich trotz Espresso kaum mehr die Augen offenhalten. Günter dagegen musste ja - noch dazu bei Dunkelheit und Regenwetter ab dem Tauerntunnel - und schaffte es zum Glück auch bis wir fast 4h später um kurz vor Mitternacht zuhause angelangt waren.

Sicher wäre es vernünftiger gewesen, noch eine weitere Übernachtung irgendwo in Slowenien einzuschieben. Andererseits genossen wir diesen letzten freien Tag daheim doch sehr, räumten in aller Ruhe das Auto leer und befreiten die Innenräume schon mal von der Patina, die sich in den vergangenen vier Wochen gebildet hatte.


Das Fazit:


Zuallererst: Vier Wochen haben sich als viel zu kurz herausgestellt, um in dieser Zeit vier Ländern gerecht zu werden, zumal wenn man die ganze Strecke (ca. 3800 km) komplett mit dem eigenen Fahrzeug bewältigen will. 

Schon in den Bergen Sloweniens hätten wir ohne Probleme mindestens eine Woche verbringen können, was wir sicher in näherer Zukunft nachholen werden, da in diesem Fall die Anfahrt ja nicht so viel länger ist als z.B. in die entlegeneren Ecken Österreichs. 

Kroatien ist natürlich auch immer eine Reise wert, doch letztlich würde es uns eher reizen noch einmal jeweils für länger nach Montenegro und Albanien zu fahren. 

Vor allem in letzteres konnten wir in der knappen Woche, die uns hier zur Verfügung stand, ja höchstens mal reinschnuppern. Große Teile des Landes waren in der Kürze der Zeit für uns erst gar nicht erreichbar und so war es uns auch nicht wirklich möglich, vor dem Regen in vom Wetter begünstigtere Gegenden auszuweichen.
 
Und in Montenegro hatten wir zwar mehr Glück mit dem Wetter, doch auch hier gäbe es sicher noch viel zu entdecken.

Vielleicht kommen wir irgendwann also doch noch mal auf unsere ursprüngliche Idee zurück, einen Teil der Anreise per Schiff zurückzulegen und uns in der verfügbaren Zeit auf ein oder höchstens zwei Länder zu konzentrieren.