Text: Eva Irmler
Fotos: Günter Schmidt
Trekking zum Basislager
Nachdem wir mit Tee und Gebäck verköstigt worden waren und
auch das restliche Gepäck mit einem späteren Flug aus Nepalgunj angekommen war,
nahmen wir bald die erste, nur 3-stündige Etappe unseres Trekkings in Angriff.
Zunächst ging es durch Juphal hinab zum Fluss Thuli Bheri und dann beinahe eben
an diesem entlang bis Dunai, wo wir schon am frühen Nachmittag ankamen.
Um zu
unserem Zeltplatz auf einer Wiese am Rand des recht stattlichen Dorfes zu
kommen, mussten wir dieses beinahe ganz durchqueren. Schon bald nach uns kamen
auch die Maultiere an und wir konnten uns zum ersten Mal im Aufbau unseres
Zeltes üben, was anfangs gar nicht so einfach war – jedes Zelt ist anders und
sowohl von der Größe als auch vom Typ her war dieses für uns ungewohnt.
Nach ruhiger Nacht und leider recht frühem „Wecken“ durch
Maultiertreiber und Küchenmannschaft, die schon um 5 Uhr früh noch vor Sonnenaufgang Krach
machten, ging es bald nach dem Frühstück auf die zweite Etappe nach Tarakot.
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Unsere Maultiere werden im Hof gegenüber vom Zeltplatz beladen. |
Der Weg folgte weiterhin dem Thuli Bheri in stetigem Auf und Ab und war durchweg gut ausgebaut. So kamen wir schnell voran und erreichten schon deutlich früher als geplant, das Dorf, in dem
es Mittagessen geben sollte. Rup Lama bekochte uns in einer Hütte, wir durften
davor Platz nehmen und waren die Attraktion für die Dorfjugend, die Stifte und Süßigkeiten
forderte oder fotografiert werden wollte. Auch die eine oder andere Wunde der Dorfbewohner musste unser Arzt (einer der Expeditionsteilnehmer ist Orthopäde) versorgen.
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Eine Brandwunde wird verarztet. |
Der Weiterweg durch eine enge Schlucht bis zu unserem
Tagesziel Tarakot war am Nachmittag ebenfalls schnell geschafft und wir bauten
unsere Zelte auf der schönen Wiese unterhalb des Dorfes auf. Kaum waren wir
damit fertig und hatte ich mich am Brunnen einer ersten Outdoor-Wäsche
unterzogen (mit Günter als Sichtschutz), fing es an zu regnen, ein Muster, das
wir auch in den folgenden Tagen immer wieder erlebten. Die Dolpo-Region ist
zwar eigentlich dafür bekannt, sehr niederschlagsarm zu sein, aber das Wetter
macht hier, wie überall auf der Welt, eben doch was es will.
Im Lauf der Nacht klarte es wieder auf und morgens konnten
wir, dank den hier „unten“ auf 2500m noch erträglichen Temperaturen, sogar im
Freien frühstücken.
Dann ging es wieder ans Marschieren, bis Mittag noch auf
der Haupttrekkingstrecke, danach bogen wir bei Laisicap ab ins Tal des Bharbung
Khola, wo abgesehen von den Einheimischen nur noch wir Putha-Aspiranten
unterwegs waren.
In den ersten Tagen des Trekkings stand neben dem Wandern
vor allem gegenseitiges Kennenlernen innerhalb der Gruppe auf dem Programm,
wodurch die Zeit oft recht schnell verflog. Alle unsere Mitreisenden hatten
hoch spannende Lebenswege und es kristallisierte sich heraus, dass Günter und ich
in Sachen Berg- und Expeditionserfahrung die absoluten Greenhorns gegen den
Großteil der Truppe waren. Nicht nur
Markus, unser Expeditionsleiter mit seiner
reichen Bergerfahrung, unter anderem an 5 Achttausendern, spielte in einer ganz
anderen Liga, sondern auch verschiedene andere Teilnehmer, unter denen einer
die Seven Summits (die jeweils höchsten Berge aller 7 Kontinente) erfolgreich
bestiegen hatte. Und
eine meiner weiblichen Kolleginnen hatte einige Jahre
zuvor in Rekordzeit den Kilimanjaro gemeistert und zudem insgesamt schon 35 mal
auf dessen Gipfel gestanden. Trotzdem fühlte ich mich die ganze Zeit sehr wohl
mit unseren Mitreisenden; nie hatte ich das Gefühl, dass irgendeine Art von
Konkurrenzdenken herrschte oder sich irgendwer extrem mit seinen Leistungen
brüsten wollte. Und auch vom Gehtempo her konnte ich bestens mithalten, was im
Vorfeld der Reise zu meinen größten Sorgen gezählt hatte. Offenbar beherzigten
von Anfang an alle die Empfehlung, sich in der Akklimatisationsphase nach
Möglichkeit nicht zu sehr zu verausgaben, obwohl die Höhe frühestens ab dem
dritten Tag eine Rolle zu spielen begann. Bis dahin waren wir erst zwischen
2100 und 2800m unterwegs, was noch für keinen von uns ein Problem darstellte.
Der Zeltplatz für unsere dritte Nacht war leider wenig
einladend, die ehemals grüne Wiese völlig kahlgefressen und mit Kuhfladen
übersät und überdies drohte schon wieder der abendliche Regen. So bauten wir in
aller Hektik unsere Zelte auf und verzogen uns dann schnell ins
Mannschaftszelt, von wo sich bis nach dem Abendessen niemand mehr wegbewegen
wollte.
Aber auch nach dieser Nacht begrüßte uns ein sonniger
Morgen, der offenbarte, dass es auf den höheren Gipfeln ringsum geschneit
hatte.
Weiter ging’s auf einer Hängebrücke über den Seitenfluss Mushikhola, der
dem Zeltplatz seinen Namen gab, und dann bis sich das Tal des Bharbung Khola zu
einer Schlucht verengte.
Hier querten wir den Fluss und stiegen auf der anderen
Seite zum ersten Mal substantiell viele Höhenmeter auf bis wir die Schwemmebene
erreichten, über der auf 3200 m der Ort Kakkotgaon
wie an den Fels geklebt thront.
In diesem letzten Dorf, durch das wir auf
unserem Trekking zum Basislager kommen würden und wo wir genau eine Woche nach dem Abflug von zuhause eintrafen, gönnten wir uns einen Tag Pause. So hatte der Körper Gelegenheit, sich an die schon erreichte Höhe anzupassen
und sich vor den letzten beiden, sowohl vom Höhengewinn, als auch von den zu
bewältigenden Strecken äußerst strapaziösen Etappen bis zum Basislager noch
einmal zu erholen.
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Unsere Zelte im Hof des kleinen buddhistischen Klosters bei Kakkotgaon |
Auch an diesem Nachmittag zogen bald dichte Wolken auf, wenn
es auch zunächst trocken blieb. Nachdem die Maultiere ein letztes Mal unsere
Lasten gebracht und die Treiber mit Tieren und Trinkgeld abgezogen waren,
bauten wir im Hof des etwas außerhalb des Dorfes gelegenen buddhistischen
Klosters unsere Zelte auf. Für die Mahlzeiten durften wir sogar die überdachte
Veranda vor dem Eingang des Gebetsraums nutzen.
Leider war einigen unserer Mitreisenden erst nach dem
Abmarsch der Maultierkarawane aufgefallen, dass gerade heute ihr Gepäck nass
geworden war, sonst wäre der eine oder andere Geldschein in unserer
Trinkgeldkasse geblieben. Von jetzt an würden Yaks unsere Sachen tragen, die in
größeren Höhen die geeigneteren Tragtiere sind. Außerdem scheinen die Einwohner
von Kakkotgaon eine Art Monopol auszunutzen, so dass jeder, der durch ihr Dorf
kommt, ihre Yaks und Treiber für den Gepäcktransport anheuern muss. Von dem
daraus angeblich erwachsenden Reichtum konnte ich zwar nicht viel erkennen,
die Hütten sahen aus wie vor Jahrhunderten, die Kinder strotzten vor Dreck,
aber immerhin gab es eine Schule und Solarpanels auf der einen oder anderen
Hütte.
Reichtum ist eben relativ und unsere Vorstellungen von Sauberkeit
entsprechen nicht den hiesigen. Und was die Hütten angeht: wir erfuhren, dass
das Dorf über kurz oder lang in die Ebene beim Kloster umgesiedelt werden soll,
da der alte Standort an der Felswand nicht mehr sicher ist, immer mehr Häuser
sind abrutschgefährdet und von oben droht ständig Steinschlag.
Den Ruhetag nutzten alle zum Wäsche Waschen, Umpacken, Lesen,
Tagebuchschreiben, Fotos sortieren oder einfach nur Rumbummeln. Auch
Körperpflege stand bei manchen auf dem Programm, wenn die Möglichkeiten auch eher eingeschränkt waren. Es gab zwar
über die Ebene verteilt mehrere Brunnen, aber keinerlei Sichtschutz, und die
Wolken und der kalte Wind taten ein übriges, dass den meisten die Lust darauf verging.
Günter und ich machten, wie verschiedene andere, noch eine kleine Wanderung, um
auch diesen Tag nicht völlig untätig und ohne „Höhenreiz“ zu verbringen.
Eigentlich wollten wir zu den weithin sichtbaren Fahnen über dem Dorf
aufsteigen, fanden aber nicht den richtigen Zustieg. Vor einer Felswand ging es
nach 300 Hm nicht mehr weiter und wir mussten umkehren.
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Ein paar Yaks warten schon darauf, unser Gepäck zu übernehmen. |
Nach einer weiteren Nacht im Klosterhof ging es dann auf die
Etappe zur Alm Pangzi, die von allen den größten Höhensprung mit sich brachte.
Bei schönstem Sonnenschein überquerten wir zunächst den Fluss und stiegen dann
praktisch in der Direttissima 1200 schweißtreibende Höhenmeter hinauf zu einem Grat.
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Verdiente Rast am Grat mit Blick zurück ins 1200 m tiefer gelegene Tal. |
Wer jetzt aber gedacht hatte, damit wäre das Tagesziel schon fast erreicht, sah
sich bitter getäuscht: nach einer ausführlichen Rast ging es auf der Rückseite
wieder bestimmt 300 Hm hinab, die anschließend in mehreren Stufen wieder
erklommen werden mussten. An den Nordhängen lag hier sogar teils schon Schnee.
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Zwei mit Küchenutensilien beladene Tzos (Kreuzung zwischen Yak und Rind) steigen mit uns einen verschneiten Nordhang hinauf. |
So kamen wir erst kurz vor Sonnenuntergang bei der „Alm“ auf 4400 m Höhe an, die sich als mächtig
steiler Hang erwies, aus dem ein paar leidlich ebene Plattformen für die Zelte
herausgehackt waren. Die Yaks kamen glücklicherweise auch schon bald nach uns
um die Ecke und so schafften wir es gerade noch, die Zelte vor Einbruch der
Dunkelheit aufzustellen.
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Kurz vor der Alm Pangzi - in der Sonne ist es noch angenehm warm, im Schatten schon eisig kalt. |
Hier machte sich nun zum ersten Mal ernsthaft die Höhe
bemerkbar: Günter klagte wie verschiedene andere Teilnehmer über Kopfschmerzen.
Davon blieb ich zwar vorerst verschont, dafür hatte ich von jetzt an jede Nacht
mit einer verstopften Nase zu kämpfen – vermutlich aufgrund der trockenen
Höhenluft. Außerdem machte ich mir Sorgen, ob mein Schlafsack der Kälte weiter
oben gewachsen sein würde, da ich schon jetzt nicht mehr richtig warm darin
wurde. Immerhin die Füße blieben warm, da wir dem Beispiel von einigen anderen
gefolgt waren und je eine mit heißem Wasser gefüllte Trinkflasche als
Wärmflasche benutzten.
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Die Sonne kommt ins Lager auf der "Alm". |
Nach dieser ersten frostigen Nacht brach der letzte Tag
unseres Trekkings ins Basislager an und wieder begrüßte uns bald schon die
Sonne. Auch diese Etappe sollte noch einmal lang und anstrengend werden,
allerdings weniger wegen vieler zu überwindender Höhenmeter – 500 fehlten uns
noch bis zum Basislager auf 4915 m – sondern aufgrund der Distanz und dem endlosen Auf und Ab. Zunächst mussten wir
von der Alm wieder zum Grat aufsteigen, den wir bei einem mit Gebetsfahnen
geschmückten Pass erreichten, und dann ging es immer am Hang entlang, der von
Zeit zu Zeit von mehr oder weniger tiefen Bacheinschnitten unterbrochen wurde.
An einer Stelle ging es dabei über die berüchtigten „abschüssigen Platten“, die
in keiner Beschreibung des Trekkings fehlen, bei uns aber nicht weiter kritisch
waren, da schneefrei und trocken. Gleich im Anschluss stapften wir allerdings
zunehmend durch Schnee und mussten auch ein paar rutschige Steilstufen
überwinden, ehe wir schließlich den Platz für unser Basislager erreichten.
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Kurz vor dem Basislager der erste Blick auf den Putha Hiunchuli
- groß und mächtig in der oberen Bildmitte. |
Unmittelbar vor der Ankunft konnten wir an diesem 9. Tag unserer Reise auch zum ersten Mal
einen Blick auf „unseren“ Berg werfen, der in eisiger Schönheit über dem Tal
thront.
Leider verschwand just in dem Moment die Sonne hinter den Bergen und es
wurde sofort eisig kalt. Da half es auch nur bedingt, die durchgeschwitzte
Unterwäsche gegen trockene und wärmere zu tauschen. Glücklicherweise waren die
Küchenzelte schon vor dem Rest des Gepäcks eingetroffen und so konnten wir uns
dort verkriechen bis die Yaks mit unseren Sachen kamen. An diesem Abend war
noch ein Schweizer, der den Putha Hiunchuli ein paar Tage zuvor erfolgreich
bestiegen hatte, im Basislager und auch er gewährte einigen von uns
Unterschlupf.
Schon in Kakkotgaon hatten wir am ersten Abend zwei
tschechische Bergsteiger getroffen, die den Gipfel bei besten Bedingungen
erreicht hatten, und auf dem Weg von Pangzi zum Basislager war uns eine weitere
Gruppe Tschechen begegnet, die allerdings das Unternehmen wegen schlechten
Wetters schon im ersten Hochlager hatten abbrechen müssen. - Da konnte man mal wieder sehen, wie
unterschiedlich die Bedingungen innerhalb weniger Tage an so einem Berg sein
können, und wie dicht Erfolg und Misserfolg beieinander liegen!
Nachdem sich der Schweizer anderntags auf den Rückweg
gemacht hatte, war unsere Expedition nun die einzig verbleibende im Basislager
und die letzte für diese Saison. So hatten wir nahezu freie Platzwahl und
konnten uns schön über das Gelände ausbreiten, eine leicht abschüssige Wiese in
einem Talkessel, durch den ein kleiner Bach als Wasserquelle fließt.
Leider war auch dieses abgeschiedene Fleckchen Erde nicht
verschont geblieben von den Folgen der menschlichen Zivilisation: der an sich
hübsche Bach, war stellenweise übersät mit Müll. Unsere Küchencrew entsorgte
zwar alles, was nicht wieder mit ins Tal genommen wurde, jenseits eines Hügels
und verbrannte es von Zeit zu Zeit, aber der Wind und die auch hier
allgegenwärtigen Krähen verteilten doch einiges davon wieder großflächig.
Außerdem achteten wohl auch nicht alle Expeditionen so streng darauf, möglichst
keine Spuren zu hinterlassen, was uns später auch im ersten Hochlager auffiel,
wo ebenfalls diverser Müll zurückgeblieben war.
Basislagerleben
Der erste Morgen im Basislager empfing uns mit strahlendem
Sonnenschein und erstaunlich milden Temperaturen. Hier unten bei uns war es
auch nahezu windstill, während die Schneefahnen an den umliegenden Gipfeln
zeigten, dass es weiter oben anders aussah. Nach dem Frühstück ging zunächst jeder
gemütlich seinen Geschäften nach bis um 11 die Puja stattfinden sollte. Vor
jeder ernsthafteren Unternehmung im Himalaya gibt es eine solche buddhistische Zeremonie,
um die Götter und Geister gnädig zu stimmen. Eigentlich müsste sie von einem
Lama durchgeführt werden, aber hier übernahmen das unsere nepalesischen
Bergführer, die sich in Kathmandu eigens dafür hatten autorisieren lassen –
gegen Bares. Das ganze fand rund um den einfachen Chörten aus aufgeschichteten
Steinen am Rand des Lagers statt, von dem aus neue Gebetsfahnen in die 4 Himmelsrichtungen
aufgespannt worden waren.
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Jamba und Lila bei den Vorbereitungen für die Puja. |
Außerdem sollte jeder Teile seiner Bergausrüstung
(Stiefel, Steigeisen, Klettergurt, Pickel) mitbringen, die dann quasi gesegnet
wurden. Die Zeremonie war insgesamt eine recht heitere Angelegenheit, bei der
jedem ein Gebetsschal und ein Amulett umgelegt, Rum, Whisky (für jeden je einen
Fingerhut voll) und Gebäck als Stärkung herumgereicht und schließlich Mehl und
Reis Richtung Chörten verstreut wurde.
Bei dem schönen, milden Wetter beschlossen eine der anderen
Frauen und ich anschließend, uns eine Haarwäsche zu gönnen. Die
Küchenmannschaft belieferte uns dafür mit warmem Wasser in einer Waschschüssel.
Beim Mittagessen besprachen wir, wie es in den nächsten
Tagen nun weitergehen sollte. Eigentlich war ja schon für den folgenden Tag der
erste Aufstieg zum Lager I geplant, dabei sollten wir nur Zelte und Material
nach oben schaffen und anschließend wieder ins Basislager zurückkehren. Die
Mehrheit sprach sich jetzt aber für eine Änderung der Strategie aus, nämlich
noch einen Tag im Basecamp zu verbringen, dann aufzusteigen und gleich dort zu
übernachten. Mir sollte es recht sein, so konnte ich noch einen geruhsamen
Nachmittag verbringen mit Lesen und Tagebuchschreiben und musste nicht schon
den großen Rucksack packen. Nachdem um 15.30 Uhr wieder die Sonne aus dem Lager
verschwunden war, zogen sich alle in die Zelte zurück. Fürs Abendessen holte
ich zum ersten Mal meine dicke Daunenjacke raus, da es auch im
Gemeinschaftszelt nach Sonnenuntergang schnell frostig wurde.
Zum Glück stellten sich meine Befürchtungen im Hinblick auf
die Tauglichkeit meines Schlafsacks schnell als unbegründet heraus. Nachdem er
in der Sonne und trockenen Höhenluft im Basecamp einmal so richtig durchgetrocknet
war, wärmte er auch in den eisigsten Nächten noch ganz hervorragend. Die Kombination
mit der „Wärmflasche“ an den Füssen, die außerdem dafür sorgte, dass wir auch
morgens noch trinkbares Wasser zur Verfügung hatten, bewährte sich ebenfalls.
An unserem zweiten Ruhetag lachte nach wie vor die Sonne vom
ungetrübten Himmel, trotzdem war es deutlich kühler geworden, weil inzwischen
auch hier unten Wind aufgekommen war. Der Tag stand dann ganz im Zeichen der
Vorbereitungen für den Aufstieg zu unserem ersten Hochlager. Nach dem Frühstück
gab uns Markus eine Ausrüstungs-Einweisung – was ist an Hochlagerverpflegung
vorhanden, in welcher blauen Tonne findet sich was, wieviel ist sinnvoll
mitzunehmen pro Tag und Nase, Kocher - welche Modelle gibt es, was muss man
beachten, wie benutzt man die Funkgeräte, und, und, und…
Nachmittags ging’s dann ans Rucksackpacken. Markus hatte die
Devise ausgegeben, um Gewicht zu sparen, diesmal nur das mitzunehmen, was für
diese erste Hochlagerübernachtung wirklich nötig war, d.h. Kocher, Topf, Essen
für 1x Abend und 1x Morgen, Tee und Getränkepulver, Wechselklamotten bzw. warme
Sachen für abends/nachts (2. Satz lange Unterwäsche, Daunenjacke, Mütze,
Handschuhe), Schlafsack, Isomatte(n) und diverser Kleinkram („Wasch“-zeug in
abgespeckter Form, Toilettenpapier, Stirnlampe, Tempos, Sonnencreme und –brille).
Günter würde sich noch zusätzlich ein ganzes Zelt (ca. 5kg) auf den Rücken
schnallen, so dass doch schon einiges zusammen kam.