Freitag, 24. November 2017

Korsika 2017 - Letzter Teil

Text: Eva Irmler
Fotos: Günter Schmidt


Punta di U Diamante und Favone


Morgens weckten uns schon vor sieben einige Frühaufsteher, die wohl größere Touren vor hatten. Wir aber blieben noch liegen und verpassten diesmal sogar den Brotverkäufer. Auch der „Geldeintreiber“ des Campingplatzes war wie jeden Morgen pünktlich zur Stelle, ein ziemlich uriger Mensch mit Hut, grau-meliertem Rauschebart und imposanter Hakennase. Unsere passend abgezählten 36 € (für 2 Nächte und 2 Personen zu je 9 €, alles inklusive) steckte er ohne Quittung ein.

Gegen 10 waren dann das leidlich trockene Zelt und die einigermaßen gelüfteten Wanderklamotten eingepackt und wir verließen Zonza diesmal Richtung Porto Vecchio, nicht ohne am Ortsausgang noch in einer Bäckerei Baguette und süßen „Plunder“ für unterwegs gekauft zu haben.

Heute sollte es hauptsächlich Richtung Meer gehen und zu der für die kommende Nacht gebuchten Unterkunft in der „Villa Mimosa“ in Favone (etwas nördlich von Porto Vecchio an der Mündung des gleichnamigen Flusses). 

Um aber nicht nur im Auto zu sitzen, wollten wir von der Bocca d’Illarata aus einer alten Bekannten einen Besuch abstatten, der „Punta di u Diamante“. Schon bei unserem ersten Korsika-Urlaub in den Osterferien 2001, war Günter dort hinaufgestiegen, während Daniel und ich irgendwo am Fuß auf ihn warteten. Diesmal wollten wir nun beide unser Glück versuchen.

Blick von der "Bocca d'Illarata" zur "Punta di u Diamante"
(etwas rechts von der Bildmitte)

Der Anmarsch war dank reichlich Steinmännchen leicht zu finden und es ging zunächst recht angenehm mit nur wenig Steigung über Felsplatten, durch Gebüsch und kleine Wäldchen dahin. Am Fuß des „Diamante“ angekommen, war uns der Weiterweg zunächst unklar, so bestiegen wir einen benachbarten Felshügel und machten dort erst mal gemütlich Rast zum zweiten Frühstück mit Plundergebäck.

Von unserem "Vorgipfel" aus bekommt man eine Ahnung,
 was einen am "Diamante" erwartet.

Von dort oben entdeckten wir dann auch die Steinmänner am Einstieg zum „Diamante“, und nachdem wir von unserem ersten „Gipfel“ wieder heruntergezittert waren – auch hier gab es schon eine Stelle, die mich im Abstieg ziemlich ins Schwitzen brachte – , nahmen wir den gleich in Angriff.

Zunächst ging es problemlos in einer breiten, teilweise mit Gras und Büschen bewachsenen Rinne nach oben. Nach etwa der Hälfte des Aufstiegs versperrten jedoch ein paar dicke Felsblöcke den Weg und was vom Gipfelaufbau darüber zu erkennen war, ließ vermuten, dass es von da an echt schwierig werden würde. So entschloss ich mich, hier zu warten.

Günter quetschte sich nach einigen vergeblichen Versuchen, die Blöcke zu überklettern, unter einem davon durch. Er schaffte es schließlich auch auf den Gipfel und hernach wieder heil herunter, was er von Auf- und Abstieg anschließend erzählte bestätigte aber meine Einschätzung, dass es für mich kaum zu bewältigen gewesen wäre.


Gipfelaussicht nach Norden -
durch die Rinne in der unteren Bildmitte verläuft der Aufstieg.

Blick nach Süden

Die Schlüsselstelle am "Diamante" - die Metall-
stifte sind auf die Hälfte der üblichen Länge
verkürzt und so nur noch bedingt hilfreich.

Nach der Mittagsrast auf den Felsen gleich an der Bocca fuhren wir weiter, über L’Ospedale an die Küste und an dieser entlang ein Stück nach Norden bis Favone. Dort angekommen schien es uns noch etwas früh, um unsere Unterkunft anzusteuern, so parkten wir am Strand und gönnten uns in der einzigen geöffneten Strandbar Kaffee und Eis.

Parkplatz mit Meerblick

Den ganzen Tag über wehte schon ein kühler Wind, auch hier an der Küste war es trotz Sonne nicht sonderlich warm und das Meer schon zu einer ordentlichen Brandung aufgepeitscht. Anderntags hätten wir gerne noch einen halben Strandtag eingelegt, ehe es ein letztes Mal in die Berge gehen sollte. Ob daraus unter diesen Bedingungen wohl etwas werden würde?

Zur Unterkunft: Das B&B „Villa Mimosa“ liegt sehr schön am Hang etwas oberhalb und hinreichend weit von der Straße entfernt, hat Pool, nette Besitzer – und leider 2 Hunde…

Wie sollte ich da bloß das gemeinsame Frühstück am anderen Morgen überleben, das auf der Terrasse der Gastgeber und damit definitiv in dem Bereich stattfinden würde, wo die Hunde sich frei bewegen konnten? - André, der Hauswirt, wollte mich beruhigen: die Hunde seien eigentlich ganz lieb, aber der eine eben jung und dumm, der andere uralt und leidend und deshalb oft etwas griesgrämig…

Nachts war es dann wirklich total ruhig im und ums Haus, was zumindest bei mir für guten Schlaf sorgte.

Restonica-Tal


Morgens lachte schon kurz nach 7 die Sonne in unser Zimmer. Wir ließen es dennoch gemütlich angehen und begaben uns erst kurz nach 9 zum gemeinsamen Frühstückstisch. Die beiden Hunde gaben zum Glück weitgehend Ruhe, waren wohl schon rechtzeitig gefüttert und bespaßt worden und jetzt schon wieder müde. Alle Gäste an diesem Morgen waren ebenfalls Deutsche, so dass sich relativ unangestrengt plaudern ließ. Und mit den Hauswirten, die sehr bemüht waren, allen jeden erdenklichen Frühstückswunsch zu erfüllen, gab es Smalltalk in vielsprachigem Kauderwelsch.

Nachdem wir unsere Sachen wieder im Saab verstaut hatten, bestanden unsere Gastgeber darauf, dass noch Erinnerungsfotos gemacht und ein paar Zeilen ins Gästebuch geschrieben wurden. Dann aber waren wir wieder unterwegs und steuerten zunächst die „Fautea Plage“ ein paar Kilometer weiter im Süden an. Der Strand liegt sehr idyllisch in einer Bucht am Fuß eines Hügels mit Genuesen-Turm und war an diesem späten Vormittag schon recht bevölkert, überwiegend von deutschen Familien mit Kleinkindern. 

Günter versuchte gleich wieder sein Schnorchel-Glück in den klaren, kühlen Fluten, leider auch bei diesem letzten Mal mit eher magerem Ergebnis.

Bandbrassen und Gelbstriemen

Große Geißbrasse

Noch mehr Gelbstriemen

So ließ ich mein Schnorchel-Equipment abermals unbenutzt liegen und ging nur kurz schwimmen. Um die Mittagszeit kam so langsam wieder der kühle Wind auf, der uns schon am Vortag geärgert hatte, und so dauerte es zurück an Land eine ganze Weile bis wir wieder aufgewärmt waren.

Da wir nicht genau wussten, was uns auf dem für die letzten beiden Nächte angepeilten Campingplatz im Restonica-Tal erwartete (es sollte zwar ein Restaurant geben, aber war es auch noch geöffnet?), hatten wir beschlossen, heute mittags essen zu gehen. So beendeten wir unseren letzten Strandtag schon gegen 13 Uhr und rollten nach Solenzara.

Dort entschieden wir uns für das von unseren Hauswirten in der „Villa Mimosa“ hoch gepriesene Restaurant „L’Annexe“ direkt am Yachthafen. Und tatsächlich speisten wir hier um Welten besser als die gesamten letzten zwei Wochen.

Nach dem Essen und einem kurzen Spaziergang zwischen den Booten im Hafen ging’s dann über Aléria nach Corte, vorbei an der denkwürdigen Stelle, wo unser Saab beim letzten Mal den Geist aufgegeben hatte. Diesmal ging aber alles gut; der Saab entwickelte zwar im Lauf des Urlaubs immer neue Geräusche und just am Vortag war mal wieder die Sicherung des Cabrio-Daches durchgebrannt (zum Glück hatten wir Ersatz dabei), aber sonst hielt er sich tapfer für die beinahe 30 Jahre, die er schon auf dem Buckel hat.

In Corte drängelten wir uns zunächst in einem gigantischen „Casino“-Supermarkt mit jeder Menge Korsen, die ihren Wochenendeinkauf erledigten. Auch unser Korb wurde immer voller und schwerer, denn gerade jetzt gingen fast alle unsere Vorräte zur Neige, eine Flasche Wein für abends sollte noch mit und natürlich der übliche 6-er-Pack Orezza, das einheimisch korsische Mineralwasser.

Anschließend folgten wir der Abzweigung ins Restonica-Tal und brummten die 4-5 km das schmale Sträßchen zwischen den beeindruckenden Felswänden hinauf bis zum einzigen Campingplatz im Tal. Dort angekommen staunten wir nicht schlecht, als uns ein rot-weißes Absperrband die Einfahrt verwehrte und wir unter dem Schild des Campingplatz-Restaurants eine lapidares „Fermé“ entdeckten. 

Damit blieb uns nichts anderes übrig, als nach Corte zurückzufahren und auf einen der dortigen Plätze auszuweichen. Der Einfachheit halber wählten wir den „U Sognu“ direkt an der Abzweigung ins Restonica-Tal, der aber leider rappelvoll war (vermutlich war es anderen genauso ergangen wie uns…) und daher nicht die erhoffte Ruhe versprach. Abgesehen davon waren auch die „Sanitaires“ nur so là là: sie verteilten sich auf lauter alte Hütten, die Hälfte der Toiletten waren Steh-Klos, und die angeblich zu allen Zeiten warme Dusche war bei meinem ersten Versuch bestenfalls lau.

Der Platz war von einem vielköpfigen Katzen-Clan besiedelt, von denen mindestens 4 abends beim Vesper um uns herum schlichen, aber ohne Erfolg ;)

Die Nacht wurde dann so schlimm wie befürchtet: die Motorradfahrer neben uns kamen, kurz nachdem wir uns in unsere Schlafsäcke gebettet hatten, vom Essen zurück, unterhielten sich erst noch lautstark und später schnarchte es aus ihrem Zelt, als ob ein Bär darin läge. Außerdem bellte irgendwo ein Hund ohne Unterlass, so dass wir schon nach kurzer Zeit zum Ohropax griffen.

Zu allem Überfluss fing es am nächsten Morgen pünktlich um sieben erst an zu tröpfeln und allmählich ging es in richtigen Regen über. Wir dachten schon, dass es das dann war mit der für heute geplanten Wanderung. Als der Regen bis um neun noch nicht aufgehört hatte, frühstückten wir zum ersten und einzigen Mal in diesem Urlaub im Zelt.

Unterdessen wurde es aber doch etwas heller und der Regen schwächer, so dass wir uns, ohne groß nass zu werden, für den Tag bereit machen konnten.

Wetteronline blieb halbwegs optimistisch für den weiteren Tagesverlauf, und so setzten wir uns gegen zehn ins Auto und begannen die eher mühsame Fahrt durchs Restonica-Tal. Ganz am Ende der Straße bei der Bergerie de Grotelle sollte der Ausgangspunkt für unsere Wanderung sein. Nachdem wir den inzwischen eindeutig geschlossenen Camping „Tuani“ passiert hatten, wurde die Straße zusehends enger, und da doch gelegentlich Gegenverkehr kam, musste man sehr vorsichtig fahren. Sowieso war aber auch nicht wenig Steigung zu überwinden: Während Corte noch auf nur knapp 400 m liegt, endet die Straße auf 1370 m, fast 1000 Hm sind also hoch zu schnaufen – zum Glück übernahm der Saab das für uns ;)

Bis wir die Bergerie de Grotelle erreicht hatten, war der Regen schon in leichten Niesel übergangen - das ließ ja hoffen! Das erste Stück Weg Richtung Melosee wird offensichtlich im Sommer viel begangen und ist entsprechend breit ausgelatscht. Es ging zwar oft über Felsen, die jetzt im nassen Zustand teils auch ziemlich rutschig waren, was aber alles kein echtes Problem darstellte. In der oberen Hälfte des Aufstiegs entschieden wir uns vorsichtshalber dennoch für die einfachere Variante ohne Ketten und Stahlstifte.


Aufstieg zum Melosee - die Lücken in den Wolken lassen hoffen.

Während wir aufstiegen riss der Himmel immer mehr auf und gelegentlich kam tatsächlich die Sonne zum Vorschein. Oben am Melosee wehte allerdings ein recht heftiger, kalter Wind, weshalb wir uns für eine erste Rast ein möglichst geschütztes Plätzchen am Rand eines niedrigen Erlenwäldchens suchten.

Am Melosee

Zum Capitellosee wollten wir auf jeden Fall noch weiter, so machten wir uns bald wieder auf den Weg.

Blick zurück kurz vor Erreichen des Capitellosees

Der Aufstieg war teils recht steil und zweimal sogar mit Ketten ausgerüstet, die wir aber bei jetzt wieder trockenen Felsen und bergauf nicht wirklich gebraucht hätten. Dort angelangt hielten wir Mittagsrast, diesmal im Windschutz eines großen Felsens. Dabei amüsierte Günter sich damit, die Dohlen mit seinem Brot anzulocken.

Die eine traut sich, die andere noch nicht...

Capitellosee - der tiefste natürliche See Korsikas (bis 42 m)

Weil uns das Wetter nur halbwegs stabil erschien, beschlossen wir, den ursprünglich angedachten Gipfel, die „Punta alle Porte“, zwar sausen zu lassen, aber wenigstens noch zum GR 20 an der „Bocca di Capitellu“ (2050 m) aufzusteigen. Von hier konnte man ein Stück am Grat entlang queren bis zu einem alternativen Abstieg zum Melosee.

Auf der anderen Seite der Bocca

Die leichte Kraxelei am Grat entlang war dann wirklich nett, die Aussicht zwar durch viele dicke, wabernde Wolken getrübt, einige spektakuläre Bilder ergaben sich aber gerade erst dadurch.

Unterwegs auf schmalem Pfad

GR 20-Wanderer - zum Glück sind unsere Rucksäcke leichter.

Irgendwann war dann schon die Abstiegsroute zu erkennen und eine nicht markierte Spur führte vom Grat in die richtige Richtung. So schenkten wir uns das letzte Stück der „Gratwanderung“ und querten gleich zum Abstiegsweg. Der führte dann über viele zum Glück trockene Platten und Felsen erst auf eine weitere Hochfläche mit einem kleinen, wohl namenlosen See und anschließend wieder zum Melosee zurück.



Indian Summer am Lac de Melo

Während wir dort noch einmal rasteten, begann es dann wieder zu tröpfeln. Da zogen wir lieber gleich die Regenjacken an und schützten unsere Rucksäcke mit den wasserdichten Überzügen, was sich bald als gute Idee erwies: schon am anderen Ende des Sees setzte der Regen so richtig ein, allerdings zum Glück nur für vielleicht eine viertel Stunde. Das reichte aber, dass die Felsen wieder ebenso nass und glitschig wurden wie beim Aufstieg. So stolperten und schlitterten wir noch die restlichen Höhenmeter zum Parkplatz zurück, und von da rollten wir gleich zum Campingplatz.

Dieser hatte sich gehörig geleert, jetzt am späten Nachmittag kamen aber freilich laufend neue Campingwillige an und als ich vom Duschen (diesmal richtig warm, sogar fast schon heiß!) zurückkam, hatte sich eine ganze Gruppe junger Franzosen mit mindestens 4 Zelten in unserer unmittelbaren Nähe niedergelassen…

Nachdem auch Günter noch geduscht hatte, begaben wir uns schon kurz vor 7 nach Corte zum Abendessen. Bei den ersten beiden Restaurants, die wir ansteuerten standen wir vor (noch?) verschlossener Tür, und so blieben wir in der Nähe des Hauptplatzes im Restaurant „Terra Corsa“ hängen, das dem Namen entsprechend hauptsächlich typisch Korsisches servierte.

Der etwas brummige Kellner brachte uns prompt alles Gewünschte; anfangs waren wir noch die einzigen Gäste, mit der Zeit füllten sich die Sitzplätze dann aber, die sich hier wieder mal alle im Freien auf einer durch Kunststoffplanen vor der herbstlich-kühlen Abendluft geschützten Terrasse befanden. Der kleine Innenraum dahinter fungierte als Laden für korsische Spezialitäten, das Essen wurde aus einem Nachbarhaus gebracht.

Zum korsischen Bier (Pietra), das obligatorisch mit „Charcuteries“, also korsischem Schinken und Salami kam, gab's  heute noch einmal „Cannelloni all’ Brocciu“ und „Veau aux Chataigne et Miel“ (Kalbfleisch mit Kastanien und Honig).

Wieder auf dem Campingplatz kamen die Jungs und Mädels von nebenan, wie befürchtet, bald nachdem wir uns ins Zelt zurückgezogen hatten ebenfalls vom Essen zurück. Eine Zeitlang machten sie noch Lärm und leuchteten unser Zelt mit ihren extrem hellen Stirnlampen aus. Dann kehrte aber doch bald Ruhe ein, wenn man von einem dezenten Schnarchen absieht, für das wir beide uns dank Ohropax später sicher reichlich revanchiert haben…

Heimreise


Morgens waren die „Kinder“ – vermutlich auf dem Weg zum nächsten Abschnitt des GR 20 – dann schon wieder vor Tagesanbruch voll aktiv und wurschtelten, flüsterten, redeten, lachten etwa eine Stunde lang neben uns, bis sie ihre sieben Sachen in den Rucksäcken verstaut hatten und abmarschierten. Ruhe kehrte dann allerdings auch schon nicht mehr ein, da der restliche Platz so langsam erwachte.

Tatsächlich schien an diesem Morgen zum Abschied noch einmal die Sonne, so dass wir gemütlich vor dem Zelt frühstücken und anschließend in aller Ruhe zusammenpacken konnten. Das Zelt wurde zwar nicht ganz trocken, aber jetzt ging es ja nach Hause, da würden wir es wohl, wie schon so oft, auf unserem Balkon aufhängen müssen.

Von Corte fuhren wir gegen 10.30 Uhr los und nach einem Korsische-Spezialitäten-Einkaufsstopp im „Super-U“ von Ponte Leccia ging es weiter Richtung Bastia, wobei wir einen Schlenker zur Küstenstraße machten, in der Hoffnung, hier ein nettes Restaurant fürs Mittagessen zu finden. In diesem Küstenabschnitt reihte sich dann aber leider ein Ferienresort an das nächste und so wurden wir letztlich doch erst am äußersten Rand von Bastia fündig: In einer „Trattoria“ (Italien ist nur noch eine Bootsfahrt entfernt…) gab es Gnocchi mit 7-Käse-Sauce und „Pavé de Boeuf“ mit Ratatouille-Gemüse.

Gut satt ging es dann noch die letzten Kilometer bis zum Fährhafen von Bastia, wo wir praktisch ohne weiteren Aufenthalt auf die Fähre rollen konnten. Pünktlich um 15.30 Uhr legten wir ab und „Korsika 2017“ war Geschichte.

Letzter Blick auf Korsika beim Auslaufen der Fähre
 - die Altstadt von Bastia

Der Lotse springt von Bord.

Diesmal war das Meer schon nahezu spiegelglatt und entsprechend ruhig pflügte die „Mega Express Four“ dahin.



Lange schien auch noch die Sonne, wir blieben aber lieber die meiste Zeit unter Deck und lasen oder bearbeiteten Fotos. Und dann waren die 5 Stunden Fahrt auch schon vorbei und wiederum pünktlich um 20.30 Uhr legten wir in Vado Ligure an.

Dank rechtzeitig programmiertem Google-Navi fanden wir auch im Dunkeln schnell und problemlos zu unserer Unterkunft für diese letzte Nacht, dem B&B „Le Terre del Drago“ in Bergeggi, einige Kilometer weiter westlich und hoch oben über dem Meer gelegen. Schon die Straße wand sich in vielen Serpentinen nach oben, aber als uns die nette Herbergswirtin durch das Tor eingelassen hatte, mussten wir feststellen, dass es das noch längst nicht gewesen war: fast so eng und steil wie auf der Fähre führte die Treppe zum Haus hinauf und auch hier wuchtete Günter wieder unsere fette Reisetasche hoch.

Für die herrliche Aussicht aufs Meer und die ligurische Küste und die Ruhe dort oben lohnten sich diese Mühen aber allemal.



Anderntags waren wir dann gegen 10 Uhr endgültig auf dem Heimweg. Auch diesmal wählten wir wieder die Route über die Schweiz, da wir so 1 h gegenüber der Brennerstrecke sparten, was aber immer noch gut 7 h reine Fahrzeit bedeutete.

Gerade rechtzeitig zum Mittagessen erreichten wir den Comer See, wo es in der Osteria „Cantinafrasca“ in Cernobbio hervorragende italienisch-dreifarbige Gnocchi mit „Ragu“ (Hackfleischsauce) und Steinpilz-Tagliatelle gab. Und anschließend gönnten wir uns unvernünftigerweise noch bei der schon zuvor entdeckten Gelateria jeder 2 „Gusti“ Eis…


Cernobbio am Lago die Como

Der Grenzübertritt in die Schweiz, vor dem wir uns wegen der aus Korsika mitgebrachten Spezialitäten etwas gefürchtet hatten, war dann kurz und schmerzlos: am gemeinsamen Kontrollposten (einem kleinen im Ort) winkten uns Italiener und Schweizer gelangweilt durch. 

Der restliche Weg über den teils besonnten aber recht frischen San Bernardino (definitiv kein Cabrio-Wetter mehr!) und das Rheintal, durch den Pfändertunnel und zuletzt über die altvertraute A 96 bis nach Hause zog sich noch gewaltig.

Gegen 19.30 Uhr hatten wir es dann aber doch geschafft und rollten nach 19 erlebnisreichen Tagen wieder in die heimatliche Einfahrt.

Freitag, 17. November 2017

Korsika 2017 - Dritter Teil

Text: Eva Irmler
Fotos: Günter Schmidt


Uomo di Cagna und Bonifacio


Die Nacht wurde dann doch noch einigermaßen ruhig, zumindest fiel es mir diesmal leicht einzuschlafen und das trotz Party im Campingplatzrestaurant.

So richtig früh schafften wir es dennoch nicht loszukommen, zumal morgens alles taunass war und wir hofften, dass die Sonne noch das Gröbste trocknen würde bis zum Zusammenpacken. Allzu lange wollten wir andererseits auch nicht  warten, und so waren Zelt plus Inventar ebenso wie die Badesachen von der Wäscheleine noch recht feucht, als wir um 9.30 Uhr den Platz verließen und uns Richtung „Uomo di Cagna“ aufmachten.

Zunächst gab’s aber noch einen Einkaufsstopp beim Casino-Supermarkt in Propriano, wo wir leider keine Schraubkartusche für unseren Gaskocher – morgens hatte das Gas nur noch ansatzweise für ein bisschen Kaffeekonzentrat gereicht –, aber sonst alles Nötige erstehen konnten.

So ging es bald weiter über Sartène zur Westküste, vorbei am schon völlig überfüllten Aussichtspunkt auf den „Rocher du Lion“ (Löwenfelsen) und dann auf einer Stichstraße zum kleinen Dörfchen Gianuccio, wo die Wanderung zum „Wackelfelsen“ beginnt.

Vom eigentlichen Startpunkt der Wanderung am Kirchplatz (laut Rother-Wanderführer) fuhren wir noch ein Stück den Hinweisschildern zum „Uomo“ nach bis es wirklich nicht mehr weiterging und wir am Wegesrand parkten.

Ab hier ging es sofort stramm bergauf, bald durch fast schon urwaldähnliches Gelände mit extrem stacheligen Lianen. Später ging die Vegetation in Buschwerk über, dann wieder in Kiefernwald, aber abgesehen von ein paar wenigen Lücken oder wenn man auf den einen oder anderen Felsen kraxelte, hielt sich die Aussicht ins Tal oder hinauf zum imposanten Felsblock des „Uomo di Cagna“ sehr in Grenzen.

Eine der raren Lücken, durch die der Uomo di Cagna zu sehen ist.

Zudem zogen die ganze Zeit dunkle bedrohliche Wolken um den Berg, so dass wir schon befürchteten, den Wandertag mal wieder im Regen oder gar Gewitter zu beenden.

Nach etwa zwei Dritteln des Aufstiegs lichtete sich dann doch so langsam der Bewuchs und nach einer ersten Rast mit schönem Blick zu unserem Ziel, das glücklicherweise gerade aus den Wolkenschwaden aufgetaucht war, ging es so langsam an den sehr felsigen Endspurt.


Bis kurz vor dem Ziel war der Weg völlig klar und vermutlich brandneu mit gelben Strichen markiert. Erst am Beginn der Hochfläche unmittelbar unter dem Gipfel endeten die gelben Markierungen und Steinmännchen leiteten uns zu einem Felsentor (enger Durchlass, der gegen oben durch einen eingeklemmten Felsbrocken abgeschlossen wird), dessen Aussicht Richtung Meer leider überwuchert, das aber ansonsten durchaus sehenswert war.

Kurz vor dem Ziel
 - wie kommen wir möglichst nah an den "Wackelstein"?

Der Zugang bzw. Zustieg zum Aussichtsfelsen gegenüber vom „Wackelstein“ war uns dagegen beliebig unklar. Nach „Rothers“ Anleitung wandten wir uns vor dem Felsentor nach rechts und versuchten zunächst unmittelbar daneben hochzuklettern, was sich schnell als Sackgasse herausstellte. So stiegen wir noch weiter nach rechts über die Blöcke bis wir tatsächlich einen Durchschlupf zur anderen Seite mit einem versteckten Steinmann entdeckten. Hier kraxelten wir noch so weit hoch, wie wir uns trauten, und wurden mit einem tollen Blick auf den „Uomo di Cagna“ in seiner ganzen Riesenhaftigkeit belohnt.

Aug in Aug mit dem Uomo die Cagna

Anschließend kletterten wir wieder ein Stück ab bis wir einen halbwegs flachen Felsen als Sitzplatz fanden, wo wir dann Brotzeit machten.

Granitblock-Kraxelei

Das Wetter war uns die ganze Zeit gnädig, zeitweise schien sogar die Sonne, erst als wir uns an den steilen 800-Hm-Abstieg machten zog es oben wieder zunehmend zu.

Felslabyrinth am Fuß des Uomo - wo geht's hier lang?

Im sonnigen Kiefernwald

Alte Eiche umarmt Fels.

Beim Blick zurück auf der Weiterfahrt Richtung Bonifacio war der Berg dann komplett in dunklen Gewitterwolken verschwunden.

Wir jedoch rollten in der Sonne zu unserem nächsten Ziel, dem Hotel „Cala di Greco“ in Bonifacio.


Hier, in dieser ziemlich luxuriösen Hotelanlage, wollten wir für zwei Nächte bleiben und uns vom „Campingstress“ erholen. Schon bei unserem letzten Korsika-Urlaub hatten wir hier übernachtet, konnten es aber nicht so richtig genießen, nachdem Günter sich bei einem Tagesausflug auf der Insel Lavezzi den Knöchel ruiniert hatte – von meinem, der schon fast seit Anfang des Urlaubs lädiert war, ganz zu schweigen.

Diesmal hatten wir sogar ein Zimmer mit eigenem Mini-Pool, bis wir eingecheckt hatten war es jedoch leider schon ziemlich spät, sodass nur noch Günter den 28°C-kühlen Pool antesten mochte. Ich zog eine warme Dusche vor, ehe es dann mit dem Auto zum Hafen von Bonifacio ging.


Dort flanierten wir mit vielen anderen an den unzähligen Restaurants vorbei, versuchten ganz am Ende unser Glück im überall sehr empfohlenen „Les Quatre Vents“, das aber völlig ausgebucht war. Ganz in der Nähe das „Cantina“ sollte laut Google ebenfalls gut sein, so entschieden wir uns, es dort zu versuchen. Platz gab es direkt neben der Tür der plastikverkleideten Veranda an der Hafenmole (fast alle Restaurants haben hier Sitzplätze, im Sommer natürlich ohne Plastikplanen), der Service war prompt und flott, nur mein Fischgericht (Mustelle à la bonifacienne) fand ich gar nicht berauschend. Günter war dann so nett und teilte sein wesentlich gelungeneres „Civet de Sanglier“ brüderlich mit mir. So war ich am Ende doch wieder halbwegs mit dem Schicksal versöhnt ;) Zurück im Hotel noch ein Glas Rotwein als Absacker und dann ging’s ins Bett.

In der Nacht zog ein Gewitter durch und später plätscherte der Regen beruhigend in den Pool.

Nächtliche Besucherin auf unserer Terrasse

Morgens dann war der Himmel noch immer grau verhangen und es regnete, als wir gegen 9 Uhr so langsam aus dem Schlaf fanden. Da hielt sich unsere Lust in Grenzen, schon gleich aus dem Bett und zum Frühstück zu springen, und so war es dann schon nach zehn, als wir uns gut geschützt unter unserem Schirm Richtung Rezeption aufmachten. Auf Regenwetter war man hier nicht besonders gut eingerichtet, denn das Frühstück fand normalerweise unter freiem Himmel statt, und nun drängelten sich alle Gäste unter dem knapp bemessenen Vordach. Nach etwas Hin und Her fanden wir aber doch noch einen Zweiertisch, an dem wir halbwegs gemütlich das Frühstück genießen konnten.

Eigentlich hätte laut Wetterbericht der Regen spätestens gegen 12 aufhören sollen, aber auch eine Stunde später tröpfelte es unentwegt weiter, wenn auch der Himmel allmählich heller wurde. Um den Tag nicht vollends zu vertrödeln, machten wir uns jetzt trotzdem auf die Socken und zwar zu Fuß Richtung Bonifacio. Unser Hotel lag ein ganzes Stück außerhalb der eigentlichen Stadt auf einem Hügel, von dem aber ein Fußweg bis zum Campingplatz am Ortseingang führte. Ab da gelangte man über ein kurzes Stück an der Hauptstraße zum Hafen, was wir in gerade mal 20 Minuten geschafft hatten. Und spätestens jetzt konnten wir die Regenjacken im Rucksack verstauen.

Aufgang vom Hafen zur Altstadt

Danach ging es wieder bergauf in die Altstadt, wo wir im Touristenstrom von einem Aussichtspunkt zum nächsten schwammen. Obwohl wir nun schon das zweite Mal hier waren, beeindruckten die Kreidefelsen, auf denen Bonifacio erbaut ist, und die lauschigen Gässchen der Stadt doch wieder aufs Neue, zumal jetzt auch tatsächlich die Sonne schien!

Die berühmten Kreidefelsen

Überhaupt nicht fotoscheue Möwe auf der Stadtmauer

Chapelle Saint Roche

Viele Fotos später meldete sich zwar noch immer nicht der große Hunger nach dem üppigen Frühstück, aber der Blick auf die Uhr zeigte, dass schon demnächst die Mehrheit der Restaurants für die Siesta schließen würde (zwischen 14 und 15 Uhr bis abends 19 oder 20 Uhr). Und da wir abends nicht noch einmal in den Ort laufen oder fahren wollten, machten wir uns wieder mal mit Googles Hilfe auf die Suche nach einem guten Restaurant. Offenbar machen aber gerade die besten besonders pünktlich dicht. Ein ums andere Mal standen wir vor verschlossener Tür oder hieß es: „Wir schließen gleich!“

Zuletzt landeten wir wieder im Hafen bei „Les Amis“, wo wir ordentliches, aber schon wieder viel zu reichliches Essen (Korsischer Burger, Veau aux Olives) bekamen. - Hätte ich nach der Hälfte aufgehört, wäre sicher alles gut gewesen, weil ich aber mal wieder gut schwäbisch fast alles in mich reinquetschen musste, lag es mir noch den ganzen Nachmittag schwer im Magen.

Dolce far niente im Hafen von Bonifacio

So schleppten wir uns nach dem obligatorischen Einkaufsstopp beim Spar am Hafen wieder den Berg hoch zum Hotel und ließen es uns von da an einfach in unserem Zimmer und dem eigenen Pool gut gehen. 

Da der ursprünglich für heute geplante Badeausflug zur Insel Lavezzi wegen des Wetters flach gefallen war, hatten wir zunächst überlegt, diesen anderntags nachzuholen.

Durchaus reizvoll - Lavezzi, 2013

Jetzt entschieden wir uns jedoch dagegen, da zwar das Wetter wieder bestens werden sollte, wir aber noch bis Zonza in der Nähe des Bavella-Passes weiterwollten. Abgesehen davon graute uns vor der Fahrt in einem der notorisch überfüllten Touristenboote, an die wir uns von vor 4 Jahren noch gut erinnern konnten.

Daher beschlossen wir, einfach unterwegs noch einen der Strände nahe Bonifacio anzusteuern und anschließend in Ruhe nach Zonza zu gondeln, wo wir hoffentlich unser immer noch feuchtes Zelt so frühzeitig aufstellen konnten, dass es bis zum Abend trocknen würde.

Morgens begrüßte uns tatsächlich klarer, wolkenloser Himmel und wir stürzten uns schon kurz vor acht in unseren Pool, nur um nach ein paar fröstligen Minuten wieder zurück ins warme Bett zu fliehen… Um neun dann waren wir bereit fürs Frühstück, das heute in der Sonne und mit schönster Aussicht auf Bonifacio stattfand.


Anschließend hieß es leider schon wieder Abschied nehmen von unserem kleinen Paradies auf Zeit. Ein wenig genossen wir noch den Blick über den Pool und den Garten hinweg aufs blaue Meer, dann packten wir unsere Sachen.


Nachdem die Rechnung beglichen war und die beiden sehr freundlichen Damen von der Rezeption uns trotz allen Sprachhürden (sie praktisch nur Französisch, wir eben leider viel zu wenig…) noch mit Tipps zu Sehenswürdigkeiten und Restaurants rund um den Bavella-Pass versorgt hatten, schlugen wir zunächst noch einmal den Weg nach Bonifacio ein, um zu tanken.

Der morgendliche Stau bremste uns ein wenig aus, aber an der Total-Tankstelle gab es dann tatsächlich außer Benzin auch eine passende Schraubkartusche für unseren Gaskocher und auf dem Rückweg aus der Stadt hinaus bei einer Boulangerie Brot fürs Mittagessen.

So waren wir bestens gerüstet um 11.30 Uhr auf dem Weg zur „Tonnara Plage“, die in nur etwa ¼ h auf der T40 Richtung Ajaccio und anschließend über eine Stichstraße zu erreichen ist. Der große Parkplatz war noch nicht besonders voll, erfreute sich aber bei „Wild-Wohnmobilisten“ offensichtlich großer Beliebtheit, zumal die einmal vorhandene Höhenbarriere längst aufgebrochen war.

Tonnara Plage

Vom Strand spazierten wir noch ein Stück weit die dann wieder ziemlich felsige Küste entlang und fanden schon bald einen lauschigen Mini-Sandstrand in einem tiefen Felseinschnitt.


Unser "Privatstrand"

Selbst hier im Meeresschutzgebiet konnte Günter leider nur wenige Fische entdecken, die zudem total scheu waren. – Schade! Dabei war das Wasser rund um Korsika während unseres ganzen Aufenthalts herrlich klar.

Vielleicht ein Fünffleckiger Lippfisch,
der hier zögerlich aus seinem Versteck kommt.

Zu wundern brauchte man sich allerdings nicht über diese Fischarmut bei den vielen Anglern und mit Harpunen bewaffneten Schnorchlern, die überall unterwegs waren.

Schnorcheln reizte mich so auch heute nicht, aber kurz stürzte ich mich doch noch ins Wasser. Nach dem anschließenden Aufwärmen in der Sonne marschierten wir zum Auto zurück, packten unser Brotzeit-Zubehör in die Rucksäcke und setzten uns zum Essen an den Strand.


Bavella


Gegen 14.45 Uhr starteten wir dann Richtung Berge, wo wir den Campingplatz „Bavella Vista“ als Bleibe für die nächsten beiden Nächte ausgesucht hatten, der sich etwas außerhalb der Ortschaft Zonza an einem Fluss befindet.

In den Bergen ballten sich wieder mal die Wolken und auf der Anfahrt war die Straße stellenweise regennass, so befürchteten wir schon, dass aus dem trockenen Zelt für die Nacht wieder nichts werden würde. Letztendlich hatten wir aber Glück, denn das Wetter stabilisierte sich nach unserer Ankunft in Zonza zusehends, und sogar die Sonne zeigte sich noch kurz und trocknete Zelt plus Inventar.

Sonnenuntergang über den Bergen bei Zonza

Abends ging es dann zu Fuß ins Dorf hoch (der Campingplatz liegt an einem steilen Hang und unser Zelt stand ganz unten am Fluss), wo wir erst im kleinen Supermarkt Wasser, Käse und Joghurt für den folgenden Tag besorgten. Zum Essen landeten wir im Restaurant „Auberge du Sanglier“, das unübersehbar zentral im Ort liegt. Der anfangs nahezu leere Gastraum füllte sich mit der Zeit komplett. Und bis wir unsere 3 Gänge verputzt hatten – allesamt sehr gut und recht üppig bemessen – und uns wieder gen Campingplatz wälzten, warteten sogar schon ein paar Leute auf unseren Tisch.

Auf dem Platz war‘s dann leider wieder bis spät sehr unruhig, sodass wir uns zwischenzeitlich auf eine einsame Insel oder Bergwiese wünschten…

Da war es ein Glück, dass die Anfahrt zu den Bavella-Türmen nur kurz war und wir deshalb morgens nicht so extrem früh raus mussten. Gegen acht quälten wir uns aber doch aus den Schlafsäcken und freuten uns, dass auch heute morgen die Sonne vom nahezu wolkenlosen Himmel lachte.

Zum Frühstück gab es zusätzlich zum üblichen Müsli noch Croissants, weil gerade rechtzeitig der Bäcker vorbeikam, bei dem Günter außerdem ein Baguette fürs Mittagessen erstand.

Die Bavella-Türme am Morgen

Kurz nach neun machten wir uns schon auf den Weg zum Bavella-Pass und um 9.45 Uhr dann waren die Rucksäcke gepackt, die Wanderstiefel geschnürt und es konnte losgehen.

Notre Dame de la Neige

Links an der Madonnenstatue ging es vorbei und mal wieder zum rot-weiß markierten GR 20, dem wir aber diesmal nur für ein paar hundert Meter folgten. Danach zweigte am Fuß der ersten Felsen der gelb markierte „alpine“ GR 20 ab, der sogleich steil nach oben zog. Über verschiedene Stufen ging es bald am Bavella-Turm I vorbei, wo wir auf Kletterer in Aktion stießen.

Kletterer am Turm I

Unser Weg dagegen führte nach einem ersten Passübergang erst wieder gewaltig bergab, ehe es über Felsen und Platten zum nächsten Turm hoch ging.

Alles kein Problem, dachte ich mir, bis wir zu der Stelle kamen, die laut „Rother“ über einen „unangenehm steilen Plattenschuss“ hinabführte, der durch eine Kette „gesichert“ sei. – Ketten finde ich so oder so grässlich, zumal im Abstieg, da ich immer das Gefühl habe, wenn es tatsächlich darauf ankäme, würde mir das fette, unhandliche Teil, das grundsätzlich auch noch gewaltig durchhängt oder gleich direkt auf den Felsen liegt, sowieso durch die Hände gleiten und keinerlei Sicherheit bieten.

Hier fühlte ich mich von Anfang an auch nicht besonders wohl damit, aber doch ging alles halbwegs problemlos bis am unteren Ende der Platte mit den Füßen auf zwei Stahlstifte gewechselt werden sollte. An den Felsen konnte man sich hier nicht festhalten, zu rund geschliffen war jeder mögliche Griff von den Massen an Wanderern, die hier schon heruntergeschlittert waren, und der Kette vertraute ich auch nicht…

Doch da half nun alles nichts, irgendwann musste ich einfach meinen Mut zusammenraffen – und natürlich ging alles gut!

Bavella-Felslandschaft - rechts unten die verflixte Stelle.

Bald war dann auch schon der Punkt erreicht, von dem aus ein mit Steinmännchen markierter Pfad zum Gipfel des Turm III, auch „Punta di a Vacca“, führt. Nach kurzer Rast nahmen wir den in Angriff und zunächst ging es ganz einfach bis in einen Einschnitt hoch. Hier war uns jedoch nicht ganz klar, auf welcher Seite nun der „echte“ Gipfel lag. Wir probierten erst den linken, sahen von dort aber bald, dass rechts ein großer Gipfelsteinmann aufgeschichtet war.

Also ging’s wieder in die Scharte zurück, wo sich dann herausstellte, dass der letzte Anstieg doch noch recht anspruchsvoll werden würde. Günter schaffte es irgendwie über eine steile, glatte Platte nach oben; ich versuchte mein Glück dahinter in einer Spalte, was auch gelang, wobei ich mir aber eine Schürfung am Ellbogen einhandelte.

So waren wir also glücklich am Gipfel der heutigen Tour angelangt – zwar nur 1611 m hoch (ca. 400 Hm über dem Ausgangspunkt am Pass) und nicht der höchste Punkt der Rundwanderung, aber eben ein Gipfel ;)

Gipfelbrotzeit vor grandioser Kulisse

Die Sorge über den Wiederabstieg verschoben wir auf später und genossen erst mal die Aussicht und unser Mittagessen. Leider war es recht dunstig, so dass das Meer nur gerade noch so zu erkennen war. Auch Wolken zogen schon wieder auf, nicht auszuschließen, dass es später noch ein Gewitter geben könnte.

Während der Rast hatten wir ein paar andere Gipfelstürmer beobachtet, die einen alternativen Abstieg nahmen. Von oben sah er machbar aus und so versuchten wir ebenfalls hier unser Glück, mussten aber bald einsehen, dass es auch nicht einfacher war, dort herunter zu kommen. An unserer Aufstiegsstelle hatte es wenigstens zuverlässige Griffe gegeben, die hier völlig fehlten. So kehrten wir um und zitterten wieder die Aufstiegsroute hinab, diesmal alle beide durch die Spalte.

Die Punta di a Vacca

Danach waren wir schnell wieder unten, von wo es zum eigentlichen höchsten Punkt unserer Wanderung ging, dem Pass „Punta di u Pargulu“ (1680 m) am Fuß des imposanten Turm IV.

Am Pass
Beim Blick zurück von der Punta di u Pargulu reihen sich
 die ersten drei Bavella-Türme hintereinander auf.

Auf der anderen Seite folgte erst ein gewaltiger Abstieg in ein Flusstal mit Blick auf den Monte Incudine, den zu besteigen wir bei der Planung unserer Reise ebenfalls überlegt hatten. Da der Anmarsch durch eben dieses Tal jedoch ziemlich länglich ist, so dass er sinnvollerweise nur in 2 Tagen machbar wäre, hätte das bedeutet, Zelt und Zubehör dort hinauf zu schleppen, und zudem hörte sich die Wanderung als solche nicht besonders spannend an. Wenigstens wäre es dort oben aber vermutlich nachts ruhig gewesen…

Auf der anderen Seite des Passes geht der Blick zum Monte Incudine.

Für uns ging es nun gefühlt unendlich weit bergab bis wir wieder auf eine Wegverzweigung stießen: rechts würde es zum Refugio am Monte Incudine gehen, wir aber folgten nach links wieder dem „normalen“ GR 20 und waren entsetzt, dass das Schild an der Abzweigung für die Gehzeit bis zum Bavella-Pass 4 h angab. Die Konsultation des „Rother“ ergab, dass dort 3 h veranschlagt sind, auch noch ganz schön lang!

So trotteten wir also dahin – auf und nieder, immer wieder.


Es zog sich wirklich gewaltig und die Höhenmeter summierten sich, weil immer wieder Bäche den Weg kreuzten, zu denen man erst hinabsteigen musste, nur um anschließend ebenso weit wieder aufzusteigen.

"Unser" Gipfel (links) wird von der Abendsonne angestrahlt.
Zum Auto ist es noch weit...

Zuletzt noch ein schweißtreibender Aufstieg von fast 200 Hm, um wieder auf Passniveau zu kommen, und dann war es geschafft nach insgesamt fast 7 h.

Windschiefe Kiefer am Bavella-Pass

Von besagter Abzweigung hatten wir dabei tatsächlich „nur“ knapp 3 h gebraucht. Was die Strecke angeht: laut „Rother“ soll die ganze Runde 11,7 km lang sein, uns kam sie deutlich länger vor und meine „Fitbit“ zeigte kurz vor Ende schon 17 km.

Zurück ging’s zum Campingplatz und ab unter die Dusche. Zum Abendessen gab’s heute Pizza schräg gegenüber vom gestrigen Restaurant. Die Pizzas waren gut, der Salat (à la vegetarienne…dachte mal, das wäre für einen Salat der Normalzustand J) super, und auch heute waren wir am Ende mehr als satt und rollten eher als wir gingen zum Campingplatz zurück.

Der Campingplatz trägt seinen Namen zu recht:
Geniale "Bavella Vista" am Eingang.

Die Nacht begann unruhig wie gehabt, da wir aber rechtschaffen müde waren vom vielen Wandern und zudem auf den Kaffee nach dem Essen verzichtet hatten, schliefen wir trotzdem beide recht schnell ein.