Fotos: Günter Schmidt
Ruhetag und letzter Teil des Anmarschs
Mittwoch, 7. 12. Mawenzi Tarn Camp – Akklimatisationstag
Nach anfangs sternenklarer Nacht begann diesmal gegen Morgen
Regen auf das Zelt zu prasseln. Nach einer Weile wurde das Geräusch dann
deutlich leiser und als wir den ersten Blick nach draußen wagten, war doch
tatsächlich das ganze Camp verschneit!
Katzenwäsche im Schnee |
Günter ging es an diesem Morgen leider eher schlechter, seine Nase lief unablässig und er hatte leichtes Fieber.
Nach dem Frühstück machten wir uns mit William und Matthew
trotz allem zu einer kleinen Akklimatisationstour auf, die uns auf den Grat
zwischen dem Camp und dem Kibo-Sattel führte, den wir anderntags auf unserem
Weiterweg überqueren würden. Nach nur einer Stunde waren wir am Ziel und da
inzwischen wieder Graupel und Schneeregen eingesetzt hatte, stiegen wir anschließend
ohne große Pause wieder zum Camp ab.
Dann mal lieber wieder zurück ins Camp... |
Den Rest des Tages verdösten wir im Zelt, wenn nicht gerade
eine Mahlzeit anstand. Da das Wetter den ganzen Tag über nicht wesentlich
besser wurde, fühlte sich alles bald schon wieder grässlich klamm an. Auch
Günters Zustand hatte sich bis zum Abend eher noch einmal verschlechtert, vor
allem das Kopfweh. So langsam machten wir uns ernsthafte Sorgen, ob er noch rechtzeitig für den Gipfel
wieder einigermaßen auf den Damm kommen würde.
Am Nachmittag trafen auch die vier Amerikaner, die praktisch
gleichzeitig mit uns am Gate gestartet waren, hier ein. Offenbar hatten sie die
zweite Nacht schon im Second Cave Camp geschlafen, wo wir nur Mittagspause
gemacht hatten, und waren von da ab immer einen Tag hinter uns gewesen. Es gab
hier also durchaus auch andere Möglichkeiten, den Aufstieg zu gestalten, und
vielleicht wäre es gar keine so schlechte Idee gewesen, noch einmal eine
Übernachtung unterhalb 4000 m einzuschieben, um dem Körper mehr Zeit für die
Höhenanpassung zu geben.
Donnerstag, 8. 12. Mawenzi Tarn Camp
– Kibo Hut
An diesem Morgen wurden wir wieder um 6.30 Uhr geweckt und
noch vor acht waren wir abmarschbereit,
was uns von William gleich ein großes Lob einbrachte. Günter fühlte sich zwar
unverändert mies, aber wenigstens ließ das Wetter nichts zu wünschen übrig.
Morgens zogen noch Nebelschleier um den Berg, aber sonst strahlte den ganzen
Tag die Sonne.
Unser Berg - der Kibo |
Über der weiten Ebene des Kibo-Sattels, einer endlosen,
weitgehend vegetationslosen Mondlandschaft, erheben sich die drei Vulkane des
Kilimanjaro-Massivs. Neben dem größten und höchsten, dem Kibo, den man üblicherweise
meint, wenn man vom Kilimanjaro spricht, gehören dazu auch noch der felsige
Mawenzi, an dessen Fuß wir die letzten beiden Nächte verbracht hatten, und der Shira.
Blick zurück zum Mawenzi |
Stunde um Stunde ging es nun in dieser Ödnis dahin und der
Kibo, der längst zum Greifen nah erschien, wollte einfach nicht näher kommen.
Auch die Guides schleppen ordentlich Gepäck. |
Doch
dann nach einem kurzen, atemraubenden Steilstück erreichten wir endlich die
Kibo Hut auf 4730 m Höhe, von wo es schon in der folgenden Nacht Richtung
Gipfel gehen sollte.
Das Campinggelände war schon ziemlich dicht bevölkert und sogar
zum Registrieren musste man sich anstellen – kein Wunder, denn hier treffen
drei verschiedene Aufstiegsrouten zusammen, unter anderen die extrem beliebte
Marangu-Route. Außerdem erklärten uns unsere Guides, dass just am folgenden Tag besonders viele Tansanier den
Gipfel besteigen wollten, um so den 50. Jahrestag der Unabhängigkeit Tansanias
zu feiern.
Kibo Hut und Camp |
Unser Team war zum Glück so schlau gewesen, unsere Zelte
etwas abseits vom großen Rummel aufzubauen. Das bedeutete zwar einen eher
mühsamen Aufstieg zum Toilettenhäuschen, aber meistens genügte uns hier sowieso
der Gang hinter die Felsen.
Unsere Zelte bei den Felsen |
Den Nachmittag über sollten wir uns ausschließlich ausruhen,
da ja schon um 23 Uhr das Wecken für den Gipfeltag anstand. Leider wurden es
für uns keine sehr erholsamen Stunden, da sich bei mir allmählich ebenfalls Kopfweh
einstellte und Günters verschlimmerte sich so, dass wir den Gipfel schon
ernsthaft gefährdet sahen.
Im Nachhinein glaube ich, dass die Hitze im Zelt, das den
ganzen Nachmittag über in der prallen Sonne stand, uns beiden geschadet hat. So
viel Flüssigkeit, wie wir dadurch in der trockenen Höhenluft verloren, konnten
wir einfach nicht durch Trinken ausgleichen.
Bei mir verschwanden die Kopfschmerzen schnell, sobald ich
gegen Abend aufgestanden und die paar hundert Meter zur Toilette und wieder
zurückgegangen war. Bei Günter war es dagegen nicht so einfach und auch William
meinte am Abend, dass wir den Gipfel vergessen könnten, wenn es in der Nacht
nicht besser werde. Unter diesen Voraussetzungen akzeptierte Günter gerne die angebotene
Schmerztablette (Ibuprofen?), die dann glücklicherweise die erhoffte Wirkung
hatte.
Nach dem Abendessen, das leider völlig ungenießbar geraten war – ein Berg
völlig zerkochter Spaghetti, vermutlich hätten wir aber so oder so nicht extrem
viel Appetit gehabt – krochen wir um 18 Uhr in unser Zelt, und schon bald war
Günter eingeschlafen. Fünf Stunden später wachte er zum ersten Mal seit Tagen ganz
ohne Kopfweh auf!
Mir ging’s nach dem Wecken zum Glück auch ganz hervorragend.
Zwar war ich nervös und konnte deshalb gerade mal einen Schokoriegel zum Tee
herunterwürgen, aber ansonsten gab mir die Aussicht, dass das Ziel, auf das wir
nun monatelang hingearbeitet hatten, in greifbare Nähe gerückt war und das Ende
unserer „Expedition“ nahte, noch einmal gehörig Auftrieb. Nicht einmal das
Aufstehen mitten in der Nacht hatte ich als so unzumutbar empfunden, wie ich
die ganze Zeit befürchtete.