Montag, 30. Dezember 2019

Sizilien 2019 - Teil II: Der Westen

Text: Eva Irmler
Fotos: Günter Schmidt


Richtung Westen



Wer sich nun schon fragt, weshalb wir mit großem Aufwand ein Campingmobil gebaut haben, nur um anschließend laufend im Hotel zu übernachten, darf beruhigt sein: Natürlich wurde unser Werk im Verlauf der Reise noch ausgiebig getestet und genutzt. 


Alles bereit für die erste Nacht im "Rolling Home".

Andererseits sind wir zugegebenermaßen auch später gelegentlich der Versuchung erlegen, für ein oder zwei Nächte, das Camperdasein zu unterbrechen. Meist waren wir dann in Gegenden Siziliens unterwegs, wo es um diese Jahreszeit schwer fiel, einen geöffneten Campingplatz zu finden, und die zudem so dicht besiedelt waren, dass auch die Suche nach einem passenden Stellplatz eher aussichtslos erschien.


Am zweiten Tag auf Sizilien verließen wir also Palermo und machten uns daran, die Insel im Gegenuhrzeigersinn zu umrunden. Dies war so ziemlich das einzige, was wir schon zuhause beschlossen hatten, die ganze übrige Planung musste diesmal von Tag zu Tag und „on the fly“ erfolgen. Dass dies nicht ganz ohne Pannen abgehen würde, war eigentlich von vornherein klar, für diesen Donnerstag hatten wir uns aber nur einen kleinen Strand als Ziel ausgesucht und hätten nicht damit gerechnet, dass schon bei diesem bescheidenen Vorhaben allerhand Hindernisse zu überwinden wären.

Dabei hatte der Tag recht gemütlich begonnen: Erst gegen neun krochen wir aus dem Bett, frühstückten in Ruhe und dann verabschiedeten wir uns fürs erste vom Luxus einer festen Unterkunft und von unserer netten Hauswirtin. Schon bald ließen wir den hektischen Stadtverkehr von Palermo hinter uns und rollten gute 80 km auf der Autobahn Richtung Trápani, ehe wir die Abzweigung nach Castellammare nahmen und es auf der Landstraße bis nach Scopello ging.

Castellammare

Ja, und dann verließ uns erst mal das Glück: Die erste Enttäuschung war, dass der Campingplatz kurz vor Scopello, auf dem wir gerne die folgenden beiden Nächte geblieben wären, schon die Saison beendet hatte und geschlossen war. Die Ortschaft selbst ist für den Autoverkehr gesperrt, und weil wir sie zumindest nicht jetzt gleich besichtigen wollten, drehten wir auf dem (kostenpflichtigen) Parkplatz nur um und zweigten ein paar hundert Meter weiter Richtung Zingaro-Naturschutzgebiet ab.

Auch dieses wollten wir uns für den nächsten Tag aufheben, um dort eine ausgedehnte Wanderung zu unternehmen, und so suchten wir nun die Zufahrt zu der Bucht „Cala Mazzo di Sciacca“, die gerade noch nicht im Naturpark liegt und daher eigentlich öffentlich zugänglich sein sollte. Ganz so einfach war es aber leider doch nicht, wie sich nur allzu bald zeigte:

Die erste von Google vorgeschlagene Zufahrt verpassten wir, die zweite Möglichkeit stellte sich nach 100 m steiler Abfahrt als versperrte Privatstraße heraus und beim Wenden in der Zufahrt eines anderen Privatanwesens passierte es dann: Günter übersah beim Rangieren den Zaunpfahl aus rostigem Eisen auf der gegenüber liegenden Seite des Weges, und als ich darauf aufmerksam wurde und „Vorsicht!“ rief, war es schon zu spät und wir hingen drauf. Beim Zurückfahren wurde die Plastikverkleidung vorne rechts losgerissen und arg zerkratzt. Zu unserem schwachen Trost ließ sich alles wieder an seinen Platz schieben und hatten wir uns keinen Blechschaden eingehandelt, aber für eine Reparatur muss wohl die komplette Frontschürze ausgetauscht werden …

So probierten wir es dann in etwas gedrückter Stimmung mit der anderen Zufahrt, nur um auch hier kurz vor dem Parkplatz umkehren zu müssen. Offenbar war dieser zu großen Teilen mit einer Kette abgesperrt und unzählige Autos stapelten sich schon davor. Immerhin ging das Wendemanöver diesmal ohne weitere Blessuren ab, nicht zuletzt dank einer anderen deutschen Urlauberin, die uns rechtzeitig ansprach und auf das Problem hinwies.

Und das waren noch längst nicht alle Komplikationen an diesem Tag: Der Parkplatz am Eingang zum Naturschutzgebiet war anscheinend überfüllt und die private Alternative wenige Meter davor kostete stolze 5 €, was wir dann zähneknirschend in Kauf nahmen. An den Strand gelangten wir schließlich „illegal“ durch eine umzäunte Ferienwohnanlage, da von oben trotz eines Hinweisschilds unklar war, wo der öffentliche Pfad verlief. Das obere Tor der Anlage stand offen, unten hatten wir das Glück, dass gerade ein Mann und ein kleiner Junge, die offenbar hier wohnten, mit demselben Ziel unterwegs waren und uns mit hinaus ließen … 

Und so erreichten wir endlich den ersehnten und wirklich sehr hübschen Kiesstrand mit seinem herrlich türkisblauen, klaren Wasser. Das Meer fand ich beim ersten Test sehr angenehm, noch warm genug, dass man ohne große Umstände ins Wasser konnte. Und Günter, der gleich eine kleine Schnorchel-Runde drehte, berichtete von jeder Menge bunten Fischen.

Strandtag an der Cala Mazzo di Sciacca.

Hier blieben wir nun bis die Sonne sich gegen 16 Uhr endgültig hinter den Hügeln verabschiedete. Für den Rückweg zum Parkplatz benutzten wir den vom Strand aus deutlich erkennbaren Trampelpfad neben dem Zaun der Wohnanlage, der unmittelbar oberhalb des oberen Tores wieder auf die Straße traf.

Auf dem Herweg hatten wir nicht weit von Scopello noch einen anderen Campingplatz gesichtet, den wir jetzt ansteuerten. Doch schon am Eingang – das Tor stand offen – hatten wir ein komisches Gefühl. Dort trieben sich zwar jede Menge Leute herum, die aber offensichtlich eher Arbeiter waren als Camper oder Angestellte des Platzes und sich auch nicht weiter um uns kümmerten. Beim verratzten Küchenblock trafen wir einen jungen Mann, der uns ebenfalls nichts Genaues sagen konnte, was Günter bewog, eine dort aushängende Nummer anzurufen. So wurde uns bestätigt, dass der Campingplatz tatsächlich offiziell geschlossen war.

Der nächste vor Einbruch der Dunkelheit noch erreichbare und geöffnete Platz sollte in Castellammare sein, einer etwas größeren Ortschaft, in der wir morgens auf der Durchfahrt ganz hervorragendes Brot für unser Mittagessen gekauft hatten. Also noch einmal 8 km zurück und tatsächlich war der Camping „Nausicaa“ direkt am Meer geöffnet. Eingelassen wurden wir von einer alten Dame, die sonstigen Formalitäten wickelte dann ihr etwas wunderlicher, aber sehr netter Sohn ab. Dann rumpelten wir mit unserem Gefährt in die hinterste Ecke des recht übersichtlichen Platzes, wo eine Familie aus der Schweiz mit ihrem Wohnwagen gerade noch bei der späten Abreise (vermutlich Richtung Fähre) war und für uns bereitwillig den Platz räumte.

Abendessen gab es beim nächst besten Restaurant direkt am Strand und dann folgte unsere erste Campingnacht im neuen „Heim“.

Erst mal gut durchlüften! - Nachts wurden die Scheiben und
auch die Luke des Aufstelldachs dann wieder geschlossen,
doch die Mücken fanden trotzdem den Weg zu uns ...

Schon gleich nach unserer Ankunft hatten wir das Aufstelldach geöffnet, den während der Fahrt zusammengeschobenen Lattenrost auf seine komplette Länge ausgezogen, die Polster darauf ausgelegt und unsere Schlafsäcke auf der Liegefläche ausgerollt. Nun kletterten wir einer nach dem anderen vorsichtig und möglichst am Rand hinauf, denn so ganz trauten wir der Sache noch nicht. Aber alles ging gut – der Lattenrost hielt, auf den Polstern lagen wir bestens und bei unvermeidlichen nächtlichen "Ausflügen" war auch das Aus- und wieder Einsteigen über die geschlossene Ladeklappe kein Problem.

Einzig die Straßenbeleuchtung störte uns an diesem Stellplatz (der Campingplatz ist landseitig von einer Felswand begrenzt, oberhalb von der die Straße entlang führt), so dass Günter irgendwann nachts noch sein Badetuch über das Dach drapieren musste. Zudem stellten wir schon in dieser ersten Nacht fest, dass sich im Lauf der Zeit Kondenswasser innen an der Scheibe bildete, wodurch natürlich auch die Schlafsäcke am unteren Ende nass wurden. 

Am nächsten Morgen, als wir gerade erst beim Aufstehen waren, kam ein älterer Mann zu uns her – ehemaliger BMWler, Maschinenbauer, seit vielen Jahren in Fürstenfeldbruck ansässig – und fragte insbesondere Günter ein Loch in den Bauch über unser außergewöhnliches Campingmobil. Als er erfuhr, dass er das Ganze selbst konstruiert und wir es gemeinsam gebaut hatten, war er ganz aus dem Häuschen. Selbst schon von Berufs wegen ein Bastler, erzählte er auch stolz, wofür die beiden Rohre auf seinem Autodach waren, über die wir uns tatsächlich schon gewundert hatten: Darin wurden die Teppiche fürs Vorzelt seines Wohnwagens verstaut, die offenbar in keine herkömmliche Box gepasst hätten.

Zum Frühstück gönnten wir uns Cappuccini an einem der Tische vor der „Bar“. Abends hatten wir dort auch Brot vorbestellt, doch fehlte uns dafür noch der Belag, so improvisierten wir und legten jeder ein „Mars“ dazwischen …

Danach ging’s bald wieder Richtung Zingaro-Naturreservat, wo wir so ungefähr die im „Rother“-Wanderführer beschriebene Rundwanderung unternehmen wollten, allerdings in umgekehrter Richtung: zuerst entlang der Küste mit der Absicht, an einem der Strände zu baden, dann über den Höhenweg zurück.

Gesagt, getan: so früh wie wir diesmal unterwegs waren, war es kein Problem, noch einen kostenfreien Parkplatz zu ergattern. Zum Eintritt (5 €) bekamen wir eine routinemäßige Belehrung über die Wanderung und wurden gefragt, ob wir genügend Wasser dabei hätten. – Hatten wir, dachten wir. Unsere 1,5 Liter stellten sich auf der recht langen und mitunter schweißtreibenden Wanderung dann aber doch als grenzwertig wenig heraus.

Mauergecko unter "Palme".

So folgten wir dem gelegentlich schottrigen, meist aber eher felsigen Pfad in leichtem Auf und Ab immer etwas oberhalb der Küste. Die ersten Buchten und kleinen Strände ließen wir noch bewusst rechts liegen und genossen lediglich die Aussicht von oben. Irgendwann wurde uns aber klar, nicht zuletzt weil immer mehr Leute – teils nur mit Flipflops und nicht viel mehr als Bikinis bzw. Badehosen bekleidet – aus der Gegenrichtung kamen, dass der zweite Eingang zum Naturpark und damit der Umkehrpunkt unserer Wanderung nicht mehr allzu weit entfernt sein konnte.

Auf dem Küstenweg im Zingaro-Naturreservat.

Bei der nächsten Bucht, der Cala Marinella, beschlossen wir daher, dass hier unser Badestopp sein sollte, nur um festzustellen, dass diese gar keinen Strand, sondern nur Felsen zu bieten hatte, von denen aus das Meer eher mühsam zu erreichen wäre. So stiegen wir die paar Höhenmeter zum Rundweg eben wieder auf und besichtigten erst noch die Grotta dell’Uzzo, ehe wir zur gleichnamigen Bucht abstiegen.

Grotta dell'Uzzon

Von oben hatten wir zwar schon gesehen, dass diese wohl von allen, die wir passiert hatten, am dichtesten bevölkert war – kein Wunder, da sie so nah am Nordeingang des Parks liegt und zudem einen sehr hübschen Kiesstrand hat – aber da half nun nichts.

Cala dell'Uzzo vom Wanderweg gesehen.

Wir ließen uns dann lieber auf den anfangs noch völlig verwaisten Felsen jenseits des Strands nieder, vertilgten erst unsere Brotzeit und stürzten uns anschließend kurz ins ziemlich bewegte und, zumindest gefühlt, hier etwas kühlere Meer. Günter hatte es sich nicht nehmen lassen, seine Schnorchelausrüstung bis hierher zu schleppen, für eine längere Erkundung der Unterwasserfauna war es aber auch ihm zu ungemütlich.

Für den Rückweg nahmen wir zunächst noch einmal ein Stück weit denselben Weg bis zu einem beschilderten Abzweig Richtung „Pizzo Corvo“, den wir schon zuvor bemerkt hatten. Ab hier ging es erst steil bergan, ehe wir ein paar hundert Meter weiter oben auf den Pfad stießen, der uns zurück zum Ausgangspunkt bringen würde.


Eigentlich bin ich überhaupt kein Fan von Höhenwegen, da sie die Tendenz haben, sich in ewigem Auf und Ab scheinbar endlos hinzuziehen. Auch dieser hier machte da keine Ausnahme, dürfte aber dennoch die angenehmere Variante gewesen sein, da uns hier oben nur wenige Leute begegneten, während auf dem Küstenweg im Lauf des Tages doch zunehmend dichter Verkehr geherrscht hatte. Und auch der eine oder andere Aus- und Tiefblick entschädigte natürlich für die zusätzlichen Mühen.

Bis zum Ausgangspunkt nahe Scopello ist es noch weit.

Kurze Begegnung am Wegesrand - Sekundenbruchteile später war
 die Zornnatter (schwarze "Carbonario"-Varietät) verschwunden.

Zurück beim Auto zogen wir uns diesmal fast komplett um, da wir abends bei einer Kollegin von Günter, die mit Mann und Kind in Scopello weilte, in deren Ferienwohnung zum Essen eingeladen waren. Wir hatten zwar vorgeschlagen, gemeinsam in einem Restaurant Essen zu gehen, aber mit ihrem 1 ½ -jährigen Buben war ihnen das verständlicherweise zu anstrengend. So kauften wir im „Market“ am Ortsrand ein paar Sachen für unser Frühstück und eine Flasche Wein als Mitbringsel. Nebenan in der Bar gönnten wir uns noch ein Eis, dann rumpelten wir wieder die Zufahrt zum Strand hinab, wo wir tags zuvor wegen Überfüllung hatten umkehren müssen, denn dies war offenbar die einfachste Möglichkeit, die Ferienwohnung zu erreichen. 

Der Parkplatz war um diese Zeit völlig leer bis auf einen einzigen Kleinwagen, der gerade am Wenden war – und dabei volle Kanne gegen einen niedrigen Betonabsperrpfosten prallte, woraufhin die komplette vordere Stoßstange herunterfiel … Unser für alle Fälle eingepacktes Tape half dann, das Ganze notdürftig zu befestigen, sodass der fassungslose Fahrer sein Wrack wenigstens noch nach Hause bringen konnte.

Ein paar Meter Fußweg brachten uns dann zu unseren Gastgebern und es wurde ein sehr netter Abend mit veganen Gemüsenudeln, Bier, Wein und einem jungen Elternpaar, das angenehm entspannt mit seinem lebhaften Sprössling umging. Wir blieben nur bis acht, schließlich sollte der Kleine auch irgendwann schlafen, und rollten dann zurück zum Campingplatz, wo wir mit Hilfe der zurückgelassenen Stühle und des Tischs erfolgreich unseren Stellplatz verteidigt hatten – ganz abgesehen davon, dass der Platz sowieso nicht sonderlich überfüllt war.

Auch die zweite Nacht in unserem "Rolling Home" verlief sehr angenehm und wir fühlten uns schon richtig heimisch. Dem tat auch der eine oder andere nächtliche Kampf mit der klemmenden Heckscheibe kein Abbruch, für die wir unbedingt noch eine geeignetere Dichtung finden müssen.

Nach einem recht späten Start in Castellammare, wo uns der freundliche Campingplatz-Verwalter noch mit Handschlag verabschiedet hatte, rollten wir anderntags erst auf nun schon altbekannter Route die Küste entlang, nach einigen Kilometern ging’s dann aber geradeaus Richtung Trápani. 

Schon bald bogen wir von da auf eine Nebenstrecke ab, die uns laut Karte und Google-Navigation auf direktem Weg zum Monte Cófano, unserem heutigen Tagesziel, bringen sollte. Nicht ganz unerwartet wurde die Straßenbeschaffenheit schnell immer schlechter, dass an einer Abzweigung ein Verbotsschild prangte, wunderte uns dann aber doch. Bald darauf hörte der Teer komplett auf bis nur noch ein ziemlich holpriger, ausgewaschener Feldweg blieb – für uns kein Problem, nur mit einem „normalen“ Auto hätte man wohl keine Chance gehabt („normale“ Autofahrer lassen sich aber vielleicht auch von Verbotsschildern aufhalten …). Außer uns tummelten sich hier an diesem Samstagmorgen denn auch lediglich ein paar (E-)Mountainbiker.

Bei einem kleinen Pass bot sich noch einmal ein schöner Blick hinab nach Scopello und anschließend war die Strecke dann bald wieder asphaltiert.

Letzter Blick auf die Küste bei Scopello.

Wenig später erreichten wir die Hauptstraße und das langgezogene Dorf Castelluzzo, an dessen Ende eine Piste zu einem ebenso langen Strand abzweigte. An diesem ging es nun entlang, immer auf den imposant aufragenden Monte Cófano zu und an unzähligen Wohnmobilen aller Art vorbei, die hier sicher nicht nur tagsüber parken wollten. Tatsächlich ist dies ein bekannter „wilder“ Übernachtungsplatz und wäre das Gelände nicht dermaßen offen und ohne Deckung für eventuell nötige „Geschäfte“ gewesen, hätten wir uns vielleicht für eine Nacht dazu gesellt. So aber überließen wir ihn besser den richtigen, mit allen Schikanen ausgestatteten Campern.

Der Monte Cófano vom Strand von Castelluzzo.

Irgendwann war dann Schluss mit dem Fahrweg und an einem letzten Parkplatz mussten auch wir unser Gefährt zurücklassen. Die beiden Wächter am Eingang des Naturparks, denn auch dies war wieder ein solcher, versuchten uns (letztlich erfolgreich, auch wenn sie so ihre Zweifel hatten) auf Italienisch klar zu machen, dass der Rundweg um den Berg wegen Steinschlags gesperrt sei, weshalb sie auch keinen Eintritt verlangten (sonst 2€). Aber wir wollten ja sowieso nicht um, sondern auf den Berg wandern, was offenbar kein Problem war. 

So machten wir uns, nachdem wir uns noch mit einem Apfel gestärkt hatten, an den schweißtreibenden Aufstieg in der Mittagshitze. Zum Glück wurde diese durch häufige Wolken und gelegentlichen Schatten in der steilen Rinne, durch die es anfangs ging, etwas gemildert. Schließlich erreichten wir eine Stufe, über die der Weg jetzt weniger steil bis auf das Plateau am Fuß des eigentlichen Gipfelaufbaus führte. 

Hier waren wir fast auf gleicher Ebene mit einem Marmor-Steinbruch, zu dem es von der anderen Bergseite eine Zufahrtsstraße gab, die aber wohl nicht öffentlich befahrbar war. Außer ein paar Motorradfahrern, die dort lautstark ihre vielen PS vorführten, waren dort kein Mensch und kein Fahrzeug zu entdecken.

Der Steinbruch liegt schon weit unter uns,
es wird felsig und zunehmend steil. 

Vom Plateau führte unser Weg erst noch einen schrägen Hang in Serpentinen hinauf, der von den hier offenbar typischen niedrigen Fächerpalmen, Stachelbüschen und hohem Gras gesäumt wurde.

Irgendwo da unten steht unser Auto ...

Dann erreichten wir die Felsen, über die es zunächst relativ einfach und mit roten Punkten gut markiert hinauf ging, bis wir schließlich an einen letzten, nahezu senkrechten Felsriegel kamen, offensichtlich die im „Rother“ beschriebene Schlüsselstelle. Diese stellte sich als vielleicht 3 oder 4 Meter hohes Wändchen mit nur wenigen, schon ziemlich abgespeckten Griffen und Tritten heraus, das ohne Hilfsmittel für mich wohl tatsächlich nicht übersteigbar gewesen wäre, mit dem dort befestigten Seil, das nach meiner Einschätzung relativ vertrauenerweckend aussah, aber nur kurz für Aufregung sorgte.

Die "Schlüsselstelle" - mit etwas Konzentration
und Vertrauen in das Seil bald gemeistert.

Anschließend ging es noch schier endlos über zunehmend steileres, aber wieder einfaches Gehgelände, durch das mehrere alternative, mit Steinmännchen markierte Pfade führten. Am 659 m hohen Gipfel angelangt, hatten wir zunächst mal wieder praktisch keine Sicht, da just um diese Zeit massiv Wolken aufgezogen waren.

Nachdem ein italienisches Paar, das bei unserer Ankunft gerade seine Gipfelrast beendete, abgestiegen war, blieben wir gut eine halbe Stunde allein dort oben und konnten nicht nur unser Vesper, sondern mit der Zeit auch immer mal wieder in der einen oder anderen Richtung die Aussicht genießen.

Gipfelaussicht I (Südwest)

Gipfelbewohner

Gipfelaussicht II (Nordost)

Dann ging’s wieder zu Tal, zunächst recht flott, nur kurz ausgebremst von der Kletterstelle. Wieder auf dem Plateau angelangt beschlossen wir, noch den Abstecher zum „Torre della Tonnara di Cófano“, einem mittelalterlichen, quaderförmigen Turm an der Küste am Fuß des Berges, mitzunehmen. Bald mussten wir allerdings feststellen, dass wir etwas unterschätzt hatten, wie sehr der Rückweg sich dadurch verlängern würde.

Auch beim Abstieg schadet Vorsicht nicht ...

Doch schließlich hatten wir den Parkplatz wieder erreicht und beschlossen, den nahen Campingplatz „El Bahira“ anzusteuern, wie sich zeigte, eine recht große Anlage am Fuß von Kletterfelsen, was die Klientel entsprechend prägte. Super war die Pizza in der Pizzeria direkt am Platz (die für den garagenartigen Gastraum so ungefähr 0 Punkte fürs „Ambiente“ verdient hätte …), suboptimal unser Stellplatz neben dem allergrößten Schnarcher, der im VW-Bus mit Aufstelldach leider auch nicht besser schallisoliert schlief als wir.

"Unser" Gipfel am Abend von der Zufahrt zum Campingplatz.
Am Sonntag kamen wir daher wieder nur langsam in die Gänge und starteten spät zu unserem ersten Ziel, dem Städtchen Erice, das sehr pittoresk und daher auch bei Touristen sehr beliebt auf einem Hügel über Trápani thront. Enge mittelalterliche Gässchen, viele alte Kirchen und eine Burg, sowie die Aussicht lohnten die kurvige Anfahrt aber allemal.

Ausblick von der Burg von Erice
- auch hier grüßt noch einmal der  Monte Cófano in der Ferne.

Die Gassen und ...

... Plätze von Erice sind teils sehr touristisch.

Manche Einwohner nehmen's gelassen ...

Und Günter reizte der Besuch schon allein aus nostalgischen Gründen: Während er Anfang der 1990er Jahre an seiner Doktorarbeit an der Uni Tübingen schrieb, konnte er zu einer Konferenz reisen, die dort in einem ehemaligen Kloster stattfand. Dieses wurde 1963 in ein naturwissenschaftliches Tagungszentrum umgewandelt („Ettore Majorana“, nach einem italienischen Physiker benannt), in dem sich bei mindestens einer Gelegenheit Wissenschaftler auch mit dem damaligen Papst (Johannes Paul II.) zu Gesprächen trafen.

Das ehemalige Kloster und jetzige Tagungszentrum
"Ettore Majorana".

Zum Mittagessen fehlte uns eigentlich nur das Brot, um dann irgendwo am Wegesrand zu vespern. Leider schien es in ganz Erice kein einziges normales Lebensmittelgeschäft oder einen Bäcker zu geben – jedenfalls nicht in der touristischen Fußgängerzone. So mussten wir mit unseren langen Mägen bis hinab nach Trápani fahren, wo in einem Wohngebiet ein Carrefour-Supermarkt tatsächlich auch sonntags nach Mittag noch geöffnet hatte.

Blick hinab nach Trápani.

Schon bei unserer Ankunft auf dem zugehörigen Parkplatz hatte ein alter Mann unser Gefährt erstaunt und neugierig beäugt, im Laden versuchte er dann, uns auf Italienisch zu entlocken, was es denn damit auf sich hätte. Als wir ihm mit Händen, Füßen und ein paar mühsam zusammen geklaubten Vokabeln klar gemacht hatten, dass es ein Campingmobil sei, kannte seine Begeisterung keine Grenzen.

Bei einer alten Windmühle an den Salinen von Trápani fanden wir schließlich einen netten Fleck für unser Vesper. Während wir dort saßen, lagen die großen Wasserbecken, in denen das Meerwasser vor sich hin dunstete, nebst ein paar Dutzend Salzhaufen plus Bagger und Förderanlage einsam und verlassen da. Doch die nächste Horde Touristen lauerte schon um die Ecke: Als wir dann selbst am „Besichtigen“ waren (viel gab’s ja wahrlich nicht zu sehen), rollte ein großer Reisebus heran und spuckte Menschen aus aller Herren Länder aus. – Vorbei war’s mit Ruhe und Beschaulichkeit und das obwohl längst keine Hochsaison mehr war und das Museum in der Windmühle geschlossen hatte.

Bei den Salinen von Trápani.

Weil es noch immer früh am Tag war, fuhren wir über Landstraßen weiter Richtung Menfi, wo Günter am Vorabend recht spontan für zwei Nächte eine Unterkunft gebucht hatte. (In der Gegend, die wir nun erreichen würden, war weder mit – geöffneten – Campingplätzen zu rechnen, noch mit geeigneten „wilden“ Übernachtungsplätzen.) Auf Autobahn und Schnellstraße wäre es zwar sicher flotter gegangen, doch wir wollten bei der Gelegenheit wenigstens einen kleinen Ausschnitt des Landesinneren sehen, das bei unserer Inselumrundung ja ansonsten ziemlich zu kurz kam. So rollten wir durch hügeliges Agrarland mit Wein, Oliven und abgeernteten, frisch gepflügten Feldern und passierten gelegentlich kleinere oder größere Ortschaften. Die Straßen waren hier mitunter erstaunlich schlecht, an manchen Stellen fehlte der Asphalt oder es war sogar die halbe Fahrbahn weggesackt.

Gegen Abend erreichten wir die „Casina Miregia“, die etwas außerhalb der Ortschaft Menfi lag und eine zum Hotel umgebaute ehemalige Ölmühle war, zu der noch große Ländereien mit Olivenbäumen, Obst- und Gemüseanbau gehörten. Im Restaurant des Hauses durften wir abends beim üppigen Menü das frisch gepresste Olivenöl aus eigenem Anbau probieren.

Nach einigermaßen ruhiger Nacht (die italienische Familie nebenan gab bald Ruhe, was man von den Hunden in der Nachbarschaft nicht behaupten konnte) ließen wir uns mit dem Aufstehen (wieder mal …) Zeit und kamen mit den letzten Gästen zum Frühstück. Das Buffet war trotzdem gut bestückt und so konnten wir bald gut gestärkt mit dem Auto zu den Ruinen von Selinunt starten. 

Rechtzeitig Brot für mittags aufzutreiben gelang uns auch an diesem Tag nicht, denn im kleinen Küstenort Marinella, direkt neben den antiken Trümmern, gab es abgesehen von jeder Menge Souvenirläden nicht viele Einkaufsmöglichkeiten. Es sollte zwar einen „Supermercato“ geben, aber trotz mehrerer Runden durch die engen Gassen – mit unserem großen Fahrzeug kein wirklicher Spaß – gelang es uns nicht, diesen zu finden, auch nicht nachdem wir geparkt und uns zu Fuß auf die Suche gemacht hatten. So ging es eben nur mit Wasser und ein paar Müsliriegeln ausgerüstet ans Besichtigen der antiken Stadt.

Selinunt war einst eine griechische Kolonie; gegründet im 7. Jahrhundert vor Christus wurde sie jedoch schon 409 v. Chr. wieder von Hannibal zerstört und wenige Jahrzehnte später ganz aufgegeben. Die Trümmer von Tempeln und anderen Gebäuden erstrecken sich über ein ziemlich weitläufiges Areal und so gedieh die Besichtigung zu einer veritablen Wanderung (bei „Rother“ als solche beschrieben!).

Teilweise wieder aufgebauter Tempel in Selinunt.

Natürlich könnte man das ganze entschärfen, indem man das Auto benutzt, um vom westlichen Ende der ehemaligen Stadt, mit dem eindrucksvollen, teilweise wiederhergestellten Tempel, zur „Akropolis“ (der Oberstadt) am anderen Ende zu kommen, oder sich sogar mit einem der dazu verfügbaren Golfwägelchen fahren ließe. Aber das kam für uns dann doch nicht in Frage und das Wetter meinte es zum Glück gut mit uns: Kühler Wind und zunehmende Bewölkung machten das Wandern über das schattenlose Areal recht angenehm.

So sieht das aus, wenn die Trümmer nur ausgegraben wurden.

Neben den sehr sehenswerten Trümmern und einem kleinen Museum, in dem prähistorische Grabungsfunde, sowie Erklärungen zu den verschiedenen Phasen der antiken Besiedelung zu finden waren, sorgten auch die riesigen Staren-Schwärme für Unterhaltung, die es wohl auf die Brombeeren und anderen Früchte an den überall wuchernden Büschen abgesehen hatten.

"Die Vögel" - auf dem Weg zur Akropolis.


In der "Oberstadt" (= Akropolis).

Die Reste des Nordtors der antiken Stadt.

Alles in allem waren wir wohl gute vier Stunden hier unterwegs, und als wir zurück am Auto waren, ging es daher schon stark auf 15 Uhr zu. Ob es um diese Zeit wohl noch irgendwo Mittagessen für uns gab? Die Strandbar am anderen Ende von Marinella sollte zwar laut Google den ganzen Tag geöffnet sein, aber diese Information stellte sich, wie schon befürchtet, als falsch heraus: genau bei unserer Ankunft war dort Schluss. Es saßen zwar noch Leute da, die gerade fertig waren mit dem Essen, aber wir würden definitiv nichts mehr bekommen …

Auf der Anfahrt zum Strand hatten wir im übrigen tatsächlich noch den kleinen Supermarkt entdeckt, der uns morgens durch die Lappen gegangen war. Jetzt hatte der aber natürlich auch längst geschlossen. So blieb uns letztlich nichts anderes übrig, als zum Einkaufen in die nächste größere Ortschaft zu fahren. 

Durch Castelvetrano waren wir schon am Vortag gekommen, jetzt steuerten wir im Industriegebiet vor dem eigentlichen Ort einen von mehreren Supermärkten an, in dem wir nicht nur erstanden, was wir unmittelbar für heute brauchten, sondern gleich ein paar Vorräte mehr (z.B. Crostini als „Notfallbrot“, damit wir künftig nicht jeden Tag aufs Neue nach einem Bäcker fanden müssten). Mit unseren Einkäufen kehrten wir dann in die Unterkunft zurück und ließen es uns auf dem Balkon unseres Zimmers schmecken.

Der Rest des Nachmittags war schnell vorbei und um 19.30 Uhr ging’s schon wieder zum Abendessen ins Restaurant. Wie sich dabei herausstellte, waren wir zusammen mit einem niederländischen Paar die einzigen verbliebenen Gäste.

Bei uns rächte sich nun das späte Vesper: Obwohl wir uns beim obligatorischen Menü Antipasti und den ersten Gang teilten, waren wir danach beide praktisch satt und konnten unseren jeweiligen zweiten Gang nur noch bedingt genießen. So langsam schien sich zu bewahrheiten, was wir irgendwo über die sizilianische Küche gelesen hatten: „Wer hier Urlaub macht und nicht pro Tag ein Kilo zunimmt, macht was falsch …“

Über Nacht frischte der Wind auf und morgens war es zudem bewölkt, so wurde das Frühstück im Freien zu einer eher ungemütlichen Angelegenheit. Die Niederländer hatten sich daher gleich für einen Tisch drinnen entschieden, doch wir setzten uns „eisern“ raus und hielten Tischtuch und Platzsets fest …

Nach dem Frühstück waren wir dann schnell bereit zur Abfahrt. Doch bevor wir diesen gastlichen Ort verließen, erstanden wir bei Mario, dem Besitzer der Anlage, noch 2 Liter frisch gepresstes und eigens für uns in Büchsen abgefülltes und etikettiertes Olivenöl aus dessen eigenem Anbau. Das Öl sei auch in Deutschland erhältlich, meinte er, er habe Vertriebspartner in verschiedenen Städten – auch in München.


An der Südküste entlang


So machten wir uns auf den Weg zum Capo Bianco, das mit seinen weißen Gips-Felsen lockte. Gleich oberhalb der Felsen sollte es zudem die Überreste einer weiteren antiken Siedlung (Eraclea Minoa), einer Ausgründung der Griechen von Selinunt, zu besichtigen geben.

Am späten Vormittag, als wir dort einliefen, hatte der Himmel immerhin so weit aufgemacht, dass durch einen dünnen Schleier meist die Sonne schien. Also fix eincremen und dann ging es erst oben an der Steilküste entlang und an einer passenden Stelle über die Felsen hinab zum Strand, an dem wir barfuß bis zur Mündung des Flüsschens Platàni spazierten.

Am Capo Bianco.

Gipsgestein

Strandspaziergang

Zurück ging’s anschließend etwas landeinwärts auf dem offiziellen Wanderweg. Alles in allem also eine übersichtliche Unternehmung, die sich aber der tollen Ausblicke von den Klippen wegen doch gelohnt hat.

Auch die griechischen Ruinen wollten wir uns nicht entgehen lassen, so zahlten wir 4 € Eintritt pro Nase, nur um dann festzustellen, dass es so gut wie nichts zu sehen gab … Das Theater, eigentlich die Hauptattraktion, war in beklagenswertem Zustand und zudem von einem hässlichen Schutzdach nahezu völlig verdeckt. Die Hinweistafeln waren allesamt schon derart ausgebleicht, dass man sie kaum entziffern konnte, und die übrigen Trümmer nicht der Rede wert. Die Parkanlage rundherum war allerdings recht hübsch und man hätte hier auch nett vespern können, so wir denn unser „Zubehör“ mit gehabt hätten. Zudem wurden wir schon von der ortsansässigen Katzenbande belagert, als wir auf einer Bank beim Eingang nur gebrannte Mandeln knabberten, mit denen sie ganz bestimmt nichts hätten anfangen können.

Ein weniger scheues Mitglied des Katzenclans von Eraclea Minoa.

Die Ruinen waren dem Fotografen kein Bild wert ...
... ganz im Gegensatz zu den vielen Schmetterlingen.

Das sehr kleine, aus nur einem Raum bestehende Museum stellte dann noch ein überraschendes Highlight dar: allerhand filigrane und erstaunlich gut erhaltene griechische Gefäße aus der zum Ort gehörigen Necropolis (der Totenstadt) waren hier zu bewundern.

Mit recht wenig Hoffnung machten wir uns anschließend mit dem Auto in die kleine Ortschaft am Fuß der Felsen auf, wo es einen „Supermarkt“, einen Campingplatz, sowie diverse Strandbars geben sollte. Wie befürchtet, war hier aber alles komplett verriegelt und verrammelt und der ganze Ort dämmerte im Winterschlaf dahin.

So beschlossen wir, eine der Stichstraßen zum Strand zu nehmen und unser schon wieder spätes Mittagsmahl dort zu verspeisen. Statt frischem Brot mussten uns dabei die gestern erst für den „Notfall“ gekauften zwiebackähnlichen Crostini genügen. 

Leider hatte es in der Zwischenzeit wieder stark eingetrübt, der Wind ging nach wie vor frisch und es sah verdächtig nach Gewitter aus. Küste und Meer war dadurch so wenig einladend geworden, dass wir etwaige Bade- und Stellplatzpläne gleich ganz begruben. Da waren andere Strandbesucher deutlich weniger zimperlich: eine Frau und zwei halbwüchsigen Kinder hatten in den wilden Wogen am flachen Strand einen Heidenspaß! 

Wir dagegen füllten nur schnell unsere Mägen und fuhren dann weiter Richtung Agrigent.

Samstag, 23. November 2019

Sizilien 2019 - Teil I: Ein neues Kapitel

Text: Eva Irmler
Fotos: Günter Schmidt


Ein neues Kapitel



„Diesmal kein exotisches Reiseziel, kein aufregender Flug in ferne Länder, keine hochgesteckten (Gipfel-)Ziele, sondern „nur“ drei Wochen Sizilien – was ist passiert?“ So oder so ähnlich reagierten viele, denen wir im Vorfeld von unserer geplanten Reise erzählten.

Gründe gab es mehrere, aber der erste und wichtigste war, dass wir uns Anfang des Jahres endlich dazu durchgerungen hatten, ein neues Auto zu kaufen. Die Wahl war auf einen Isuzu-D-Max-Pickup gefallen, der anschließend zum Campingmobil ausgebaut werden sollte. 

Unser "Max" noch im Urzustand.

Der Gedanke, uns ein solches zuzulegen, hatte schon seit langem in unseren Köpfen gespukt. Frühes Aufstehen am Wochenende, um vor den unvermeidlichen Staus in die Berge zu kommen, erfreut sich auch nach beinahe 30 Jahren gemeinsamen Tuns bei mir noch nicht allzu großer Beliebtheit. Und so lag es nahe, dieses Problem durch eine gemütliche Anreise am Vortag und Übernachtung direkt oder nahe beim Ausgangspunkt zu umgehen. Hotels und sonstige Unterkünfte laufen da schnell ins Geld und wir haben zwar nichts Grundsätzliches gegen Zeltübernachtungen, aber etwas komfortabler und ungenierter dürfte es auf die Dauer schon sein.

Und natürlich würden sich mit so einem Mobil auch ganz neue Reisemöglichkeiten ergeben, zumal die Basis ja ein Allradfahrzeug wäre. So träumen wir schon seit Jahren davon, Island einmal mit dem eigenen Fahrzeug zu bereisen, und auch eine längere Tour durch Australien - für die unser Gefährt dann freilich im Container verschifft werden müsste - steht auf der Wunschliste weit oben.

Nachdem die Suche nach einem kommerziellen Anbieter, der eine Komplettlösung so ungefähr nach unseren Vorstellungen in endlicher Zeit und zu einem vertretbaren Preis hätte liefern können, ziemlich ernüchternd verlief, votierte Günter bald für einen Eigenbau und stürzte sich auch gleich in die Planung. Eine grobe Idee, wie der Aufbau aussehen sollte, hatte er ja schon weit vor dem Kauf des Pickups entwickelt. Wichtige Anregungen dafür stammten von der amerikanischen Internetseite "gearjunkie.com", auf der im Juni 2018 mehrere, hier "Lightweight Pop-Top Truck Campers" genannte, Modelle vorgestellt wurden, allesamt von US-basierten Firmen und leider auch nur dort käuflich zu erwerben.

Im Wesentlichen sollte es ein rechteckiger Kasten auf der Ladefläche des Pickups werden, und da die 1,80 m Länge derselben nicht für eine bequeme Liegefläche reichten, oben mit einem Alkoven, also einer Verlängerung über einem Teil der Fahrerkabine. Das Dach sollte nur am vorderen Ende mit Scharnieren befestigt und mittels Gasdruckfedern aufstellbar sein. So hätten wir im hinteren Bereich des Campers Stehhöhe und oben genügend Platz zum Schlafen. Insgesamt sollte das Gefährt im geschlossenen Zustand möglichst nicht höher als 2 m werden, damit es in den meisten Parkhäusern und auf Stellflächen mit Höhenbegrenzung Platz finden, sowie bei Fährfahrten nicht allzu unhandlich und teuer werden würde (viele Fährgesellschaften staffeln ihre Preise nach der Höhe). 

Vor diesem Hintergrund konstruierte Günter ein Aufstelldach, bei dem im zugeklappten Zustand, das Dach und der Unterbau mit der Liegefläche in minimalem Abstand aufeinander zu liegen kommen. Und um auch im Campingmobil nicht auf Nächte unter dem Sternenhimmel verzichten zu müssen, sollte das Dach (ebenso wie die Seitenwände) aus Plexiglas sein.

Unsere handwerklichen Fähigkeiten bewegen sich auf maximal mittlerem Heimwerker-Niveau, weshalb die Konstruktion nicht zu kompliziert werden durfte und mit "normalen" Mitteln, wie Sägen, Bohren, Schrauben zu realisieren sein musste. Ein Stahlrahmen, wie ihn die amerikanischen Vorbilder verwenden, kam daher wegen der hierfür nötigen Schweißarbeiten schon mal nicht in Frage, doch Günter fand einige Firmen, die Aluprofil-Baukastensysteme anboten. Allerdings waren diese Anbieter allesamt klar auf Großkunden aus dem Messe- und Anlagenbau ausgerichtet, weshalb sich das Interesse an unserem privaten Kleinprojekt sehr in Grenzen hielt. So wurden unsere Anfragen, wenn überhaupt, nur schleppend beantwortet, und letzten Endes lief es immer darauf hinaus, dass wir gerne unsere Bestellung aufgeben, aber nicht auf irgendeine Form von Unterstützung bei der Planung hoffen durften.

Schließlich fiel Günters Wahl eher zufällig auf die Firma "Minitec", die dann sowohl von der Konstruktionssoftware, als auch vom Material-Angebot (Aluprofil-Baukasten mit passendem Zubehör, Plexiglasscheiben in beliebiger Größe, Gasdruckfedern für Dach und Seitenscheiben) nahezu alles bereitstellte, was wir brauchten. 

Zur 3D-Konstruktionszeichnung wurde parallel
 automatisch die Bestellliste generiert.

Während der ganzen mehrere Monate dauernden Planungsphase haderte ich immer wieder mit diesem unserem Projekt und hätte mir gewünscht, einfach einen Aufbau "von der Stange" kaufen zu können. In meinen Augen gab es dabei viel zu viele Unwägbarkeiten und, auch nachdem der Plan allmählich Form annahm, blieben noch unzählige ungelöste Fragen:

Würden das Alugerüst und die Plexiglasscheiben, aus denen unser Campingaufbau bestehen sollte, tatsächlich den zu erwartenden Belastungen standhalten?

Genügte es, die ganze Konstruktion (wenn wir es denn geschafft hätten, sie zusammenzuschrauben und ohne Hilfsmittel auf das Auto zu hieven) mit Spanngurten auf der Ladefläche des Pickups zu befestigen?

Welches (Zeltstoff-)Material eignete sich für die Seitenwände des geplanten Aufstelldachs und war es mit einer normalen Haushaltsnähmaschine überhaupt zu verarbeiten?

Und wo sollten wir die ganze Bastelei denn durchführen, so ganz ohne eigenes Grundstück?

…?

Und das waren nur die großen Themen, viel mehr Zeit und Nerven beanspruchten letztlich die vielen, vielen Details, mit denen wir uns immer wieder herumschlagen mussten.

Dann war plötzlich August und nur noch gerade mal 5 Wochen Zeit bis zu Günters Urlaub, den er zunächst für Mitte September bis Mitte Oktober eingereicht hatte. Allerhöchste Zeit also, endlich die Planung abzuschließen und zur Tat zu schreiten.

Mittlerweile hatte ich eingesehen, dass eine Eigenkonstruktion unsere einzige Chance war, überhaupt in so kurzer Zeit zu einem Campingmobil zu kommen, wobei wir uns für den Fall, dass wir scheitern würden, immer noch einen Plan B (bis C ...) offen hielten: Kurzfristig bliebe uns wohl für den Urlaub in diesem Jahr nur die Möglichkeit, einfach wieder wie gehabt mit dem Zelt zu verreisen, und mittelfristig dachten wir daran uns ein passendes Dachzelt zuzulegen.

Die Bestellung war dann schnell aufgegeben und die (Haupt-)Lieferung erreichte uns sogar vor den zunächst veranschlagten 2-3 Wochen. Auch hier wurde allerdings wieder deutlich, dass wir die Exoten unter der "Minitec"-Kundschaft waren: Angeliefert wurde das ganze von einem richtigen Logistik-Unternehmen, dessen Fahrer offensichtlich nicht darauf eingestellt war, an eine Privatadresse zu liefern. Hätte Günter nicht sowieso schon vor dem Haus gelauert, wäre er wohl unverrichteter Dinge wieder gefahren. Weil die Lieferung auch die große Scheibe für unser Dach enthielt, war sie auf einem recht klobigen, aus rohem Holz zusammengenagelten Gestell befestigt, das der Fahrer, Günter und ein zufällig ebenfalls anwesender Nachbar (dessen Ausfahrt wir blockierten ...) nur gerade so aus dem Lieferwagen hieven konnten.

Das Baumaterial ist da, jetzt kann's losgehen!

Für uns zwei wäre es völlig unmöglich gewesen, dieses Trum im Ganzen irgendwo hin zu bewegen, weshalb wir gleich alles auspackten, das Material in unserem Garagenabteil verstauten und das mühsam zerlegte und von Nägeln befreite Verpackungsholz für den Transport zum Wertstoffhof auf den Pickup luden.

Was die Frage nach dem "wo" angeht, hatten wir uns mangels greifbarer Alternativen darauf geeinigt, es einfach auf dem Vorplatz der Duplexgarage, die zu dem Mehrfamilienhaus gehört, in dem wir wohnen, bzw. auf unserem Stellplatz in derselben zu versuchen. Der Isuzu passte dort allerdings nicht hinein, weshalb wir später auch direkt am Straßenrand weiterwerkeln mussten. Insgesamt stellte sich dies als gute Lösung heraus, unsere Mitmieter waren allesamt sehr verständnisvoll und tolerant und mit interessierten Passanten ergab sich sogar das eine oder andere nette Gespräch.

Das Ergebnis des ersten langen Basteltages: das Alu-Gerüst
 des Unterbaus ist fertig und provisorisch verzurrt.

Die Tage bis zur Abreise vergingen von da an wie im Flug und es wäre gut gewesen, jedes Wochenende und auch sonst möglichst viel Zeit mit den Arbeiten am Aufbau zubringen zu können, zumal sich wieder einmal bestätigte, was wir von früheren Do-It-Yourself-Aktionen schon kannten: Praktisch kein einziger Schritt gelang ohne Hürden und unliebsame Überraschungen. Aber natürlich hatten wir beide auch noch andere Pflichten, so dass der Fortschritt immer wieder über viele Tage stagnierte, und so war es am Ende schon fast Glück, dass Günter aus beruflichen Gründen doch erst ab dem 3. Oktober Urlaub nehmen konnte.

Diese Terminverschiebung war es auch, weshalb wir letztlich Sizilien den Vorzug gaben vor unserem zunächst geplanten Ziel, der Haute Provence. Wie der Name schon sagt, handelt es sich hierbei um die höher gelegenen Gegenden der Provence, das heißt hier wäre unser Focus eindeutig beim Wandern und Bergsteigen gewesen. So spät im Jahr erschien es uns aber dann doch mehr als wahrscheinlich, dass in den höheren Lagen schon wieder Schnee liegen und so manche Tour vereiteln würde. Also lieber mehr Meer! Die Berge würden uns schon nicht weglaufen.

Leider gibt es zur Illustration dieser aufregenden Zeit, dem eigentlichen Abenteuer dieses Jahres, nur extrem wenige Fotos – da war der Fotograf einfach mal zu sehr mit anderem beschäftigt …

Am Ende des letzten, sehr sonnigen August-Wochenendes
 können wir "Richtfest" feiern.

Und die Details unserer „Aufbau-Leidensgeschichte“ wären wahrscheinlich so ganz ohne Bilder doch etwas öde zu lesen. Deshalb nur noch so viel:

Die letzten drei Tage vor der Abreise, die wir nun auf Sonntag, den 6.10. festgelegt hatten (die Fähre von Genua nach Palermo war für Montagabend fix gebucht, ebenso eine Unterkunft in der Nähe von Como für die erste Nacht) gerieten zu einem richtiggehenden Endspurt. Während ich zwei volle Tage lang praktisch mit nichts anderem beschäftigt war, als dem Zuschneiden und Nähen unseres „Faltenbalgs“ (so der Fachbegriff für die Stoffbespannung eines Aufstelldachs), der es mir wahrlich nicht leicht machte, schlug sich Günter mit allerhand kleineren und größeren Problemen herum. Das wichtigste war dabei sicherlich unser Lattenrost, auf dem wir ja schon bald ruhig schlafen wollten und der noch diverser Aluverstärkungen bedurfte, ehe er auch nur annähernd stabil genug erschien.

Der planenartige Zeltstoff ließ sich überraschend leicht nähen,
durch seine Steifigkeit und die schiere Größe des Werkstücks
 ergaben sich aber durchaus Tücken.

Nachdem wir am Samstag erst einige Besorgungen für die Reise getätigt hatten (endlich zwei richtig bequeme Campingstühle – so langsam sind wir wohl in dem Alter, wo man sowas zu schätzen weiß ... , zwei Alu-Kisten mit Deckel, die uns im Aufbau auch als Sitzgelegenheit dienen sollten, und noch diverser Kleinkram), machte ich mich schon mal ans Packen, solange Günter noch letzte Baustellen bearbeitete.

Am späten Nachmittag folgte dann der Moment der Wahrheit für unser Werk: Der Faltenbalg, ohne den das ganze Aufstelldach ja so ziemlich nutzlos wäre, musste am Dachrahmen und Unterbau befestigt werden. – Nun musste sich zeigen, ob wir wirklich richtig gemessen und gerechnet hatten, mir beim Nähen kein Denkfehler unterlaufen war und ob die Befestigung halten würde. Auch ob sich das Dach mit der Plane öffnen und schließen ließ, ohne dass etwas eingeklemmt oder gleich wieder losgerissen wurde, und ob der mühsam eingenähte 3-Meter-Reißverschluss den ihm zugedachten Zweck erfüllte, war noch alles andere als sicher.

Kurz vor Sonnenuntergang war es dann aber tatsächlich geschafft und alles passte wie angegossen! Als auch der Lattenrost eine erste Liegeprobe zu zweit unbeschadet überstanden hatte, fiel uns beiden doch eine gewaltige Last vom Herzen. – Jetzt konnte der Urlaub kommen!

Sitzt, passt und hat Luft!



Auf nach Sizilien!



Nach den vergangenen stressigen Tagen ließen wir es am Sonntag zunächst gemütlich angehen. Beim Zusammenpacken nach dem Frühstück entstand aber doch noch einmal leichte Hektik, und obwohl wir schon am Samstag das meiste vorbereitet und gepackt hatten, wurde es Mittag bis alles erledigt und verstaut war. Um kurz vor halb eins konnten wir dann endlich aus der Behringstraße rollen und uns in den dichten Verkehr auf der A 96 einsortieren.

Auch später in Österreich und der Schweiz war viel los auf den Fernstraßen, allerdings lief es in Richtung Süden doch meist zügig, während in der Gegenrichtung sehr oft Stau war, insbesondere zwischen dem San Bernardino und Chur. Beim Vorbeifahren an dieser Blech-Kolonne bot sich uns eine gute „Marktübersicht“ in Sachen Reisemobile: Vom einfachen VW-Bus über Wüsten- und/oder Island-taugliche Allradfahrzeuge bis zu mehr oder weniger gigantischen und luxuriösen Wohnmobilen war alles vertreten. Auch verschiedene Pickup-Aufbau-Lösungen begegneten uns, aber nichts, was mit unserer vergleichbar gewesen wäre.

Beim obligatorischen Pickerl-Stopp vor dem Pfänder-Tunnel stärkten wir uns mit Leberkäs-Semmeln und dann ging’s in einem Rutsch bis zu unserer ersten Unterkunft, der „Tenuta Ronco Regio“ in Cavallasca, einem kleinen Ort oberhalb von Como und knapp schon in Italien.

Morgendlicher Ausblick Richtung Comer See.

Das ehemalige Weingut lag sehr schön, etwas abseits an einem Hügel mit Wald und Weinbergen. Bei unserer Ankunft konnten wir im Kielwasser anderer Gäste zwar gleich auf das Gelände fahren, aber es dauerte dann noch eine ganze Weile, bis eine freundliche Italienerin ein überraschend großes, sehr schön gestaltetes Zimmer für uns aufschloss. Neben dem ebenerdigen Schlafzimmer mit offenem Kamin, gab es einen extra Wohnbereich auf einer Galerie und im gigantischen Bad eine geräumige Wanne mit Sprudeldüsen. Vor den bodentiefen Fenstern lag eine großzügige Terrasse mit Blick übers Tal – eigentlich viel zu schade, hier nur eine Nacht zu bleiben.

Dennoch hielten wir uns zunächst nicht lange auf, der „Hunger“ trieb uns ins Dorf zur Pizzeria „Mare Caldo“. Um Punkt sieben waren wir zwar noch fast die ersten dort, aber im Lauf der Zeit füllte es sich ganz ordentlich. Zur Pizza, die als länglicher Fladen auf einem Holzbrett serviert wurde, und dem gemischten Salat gab’s eine Flasche Weißwein aus dem Piemont. Anschließend genossen wir unsere gemütliche Unterkunft, wo schon bald ein ordentliches Feuer im Kamin prasselte (Günter musste beim Anzünden allerdings mit einer Kerze nachhelfen …) und hofften auf eine erholsame Nacht – so die Hunde, der Verkehr auf der Ortsdurchfahrt, die Mücken und anderen Gäste irgendwann zur Ruhe kommen würden.

Und tatsächlich schliefen wir sehr gut – müde genug waren wir nach den Anstrengungen der letzten Tage, der langen Anfahrt und einem Bad am späten Abend allemal gewesen, und natürlich half auch das bequeme Luxusbett. Wie würde es uns da wohl in ein paar Tagen ergehen, wenn die erste Nacht in unserem Campingmobil anstand? - Wir waren gespannt!

Morgens rief ein üppiges Frühstück, bei dem nur für uns und ein zweites Gästepaar alles angerichtet war, was das Herz begehrte, und noch viel mehr. Kurz nach zehn waren wir dann schon wieder unterwegs und rauschten nach einem bitter nötigen Tankstopp am Ortsausgang (der Isuzu hatte schon seit weit vor Chiasso um Diesel gebettelt) Richtung Genua. Jenseits der Po-Ebene bei Sottovalle verließen wir die Autobahn und schlängelten uns auf kleinen Sträßchen zum Passo della Bocchetta. Von dort sollte eine kleine Wanderung auf den Aussichtsberg "Monte Lecco" starten. Allerdings war das Wetter hier oben auf immerhin 772 m nicht annähernd so schön wie morgens am Comer See, nachdem sich der Morgennebel aufgelöst hatte, oder an der ligurischen Küste, die von hier schon gut sichtbar im Sonnenschein lag. Über den Hügeln ballten sich die Wolken und die häufig noch nasse Straße erzählte von eben erst vorübergezogenen Schauern.

Eine Wolkenlücke erlaubt den Blick zum Meer
 und dem Santuario di Nostra Signora della Guardia.

Trotz dieser suboptimalen Bedingungen zogen wir uns zum Wandern um, und nachdem das nun gegen 13 Uhr schon wieder spürbare Loch im Magen noch mit je einem halben Müsli- und Schokoriegel besänftigt war, marschierten wir los. Zunächst ging’s auf einem gut mit Steinen befestigten und sowieso für den Autoverkehr freigegebenen Weg - so man sich die beträchtliche Steigung und holprigen Stellen zutraute - bis zu einem riesigen Sendemast und dann weglos direkt zum Gipfel des Monte Lecco. – Dass auch dieser mit einigen Masten „verziert“ war, hatten die dichten Wolken bis kurz bevor wir ihn erreichten gnädig verschleiert …

Aha, das ist also der Gipfel ...

Zum Verweilen luden der frische Wind und die praktisch nicht vorhandene Aussicht ohnehin nicht ein und so machten wir uns umstandslos wieder an den Abstieg auf der Rückseite des Berges. Dieser war ebenfalls weglos, aber meist gut zu erkennen, und führte an einer Stelle zwischen hübschen, markanten Felsen hindurch. Hier war wegen der Nässe gut aufpassen angesagt war, um nicht mal wieder unglücklich auszurutschen, was in der Gegend von Genua bei mir ja schon Tradition hätte … Das Pendant zu den oft lästigen alpinen Latschen bildete hier dichtes, nahezu undurchdringliches Haselnussgestrüpp.


Doch bald trafen wir wieder auf den markierten Wanderweg, der uns zurück zum Sendemast brachte. In der Gegenrichtung hätte er zum etwas höheren und unverbauten Monte Figne geführt, der als weiteres Ziel angedacht war, den wir aber wegen des Wetters ausließen. Und auch ein einigermaßen geschütztes Plätzchen für die späte Mittagsrast fand sich noch, während der sich dann tatsächlich bereits öfter die Sonne zeigte.

Zurück beim Auto ging es retour in die „Straßen“-Klamotten, und da es noch immer deutlich zu früh für den Fährhafen war, beschlossen wir, zum „Santuario di Nostra Signora della Guardia“ auf dem Monte Figogna, einem Hausberg von Genua, hinaufzufahren. In der Zwischenzeit riss der Himmel komplett auf und so bot sich uns von dort ein herrlicher Blick auf Küste und Meer.


Auch die Besichtigung der Wallfahrtskirche, die von außen gerade renoviert wurde, ließen wir nicht aus. 1490 soll hier die Heilige Maria erschienen sein, weshalb ihr auf unzähligen Votivtafeln, manche schon sehr alt, manche jedoch auch aus allerjüngster Vergangenheit, dafür gedankt wurde, dass größeres Unheil abgewendet oder Kinder geschenkt worden waren.

 
Anschließend nutzten wir die Gunst von Stunde und Ort und parkten unser Auto mit Aussicht bis zum Meer. Ein Picknick im Freien ließ der kühle Abendwind zwar nicht mehr zu, aber für solche Fälle waren wir dank Aufbau ja nun gerüstet. Von zuhause hatten wir noch einen Rest vom samstäglichen Abendessen mitgenommen, der nicht verderben sollte und uns jetzt als warme Mahlzeit (über dem Gaskocher im nagelneuen Campinggeschirr erwärmt) gerade recht kam. 


Später ging es vollends hinab nach Genua und nach ein paar ungewollten Schleifen, die uns trotz Google-Navigation passierten, fanden wir auch glücklich kurz nach 19 Uhr zum Fährhafen. Nach mindestens drei Kontrollposten erreichten wir unsere Warteposition auf dem Parkplatz, hinter einem Defender aus der Schweiz, ebenfalls mit Klappdach, innen jedoch durch die Möblierung ziemlich beengt. Bei der letzten Kontrolle hatten wir auch die Voucher für Schiff, Schlafraum und Essen im Wert von 50 € (kostete nur 35 €, wenn man diesen mit dem Rest mitbuchte) in Empfang nehmen können. Und so blieb jetzt nur noch warten, warten, warten …


Immerhin gab es in der Bar direkt am Parkplatz Bier zu kaufen, und mit meinem Buch (Raoul Schrott: "Eine Geschichte des Windes" - passend zur Seefahrt ...) konnte ich gut die Zeit bis zum Einschiffen überbrücken. Günter hatte hier im Hafen noch stabiles Internet und so war auch er beschäftigt ...

Gegen 21 Uhr tat sich dann so langsam was und die ersten Autos rollten aufs Schiff. Bis wir an der Reihe waren dauerte es noch mindestens eine halbe Stunde, aber schließlich konnten wir unser Gefährt unkompliziert auf dem noch fast leeren Parkdeck B abstellen, während die kleineren Autos alle noch länger anstehen mussten bis hinab nach „A“ … Auch unsere Schlafkammer mit zwei schmalen Einzelbetten (und fakultativ einer weiteren Schlafmöglichkeit zum Runterklappen) war bald bezogen – viel hatten wir diesmal in weiser Voraussicht nicht mitgenommen, nachdem Günter sich auf der Fahrt nach Korsika vor zwei Jahren so unnütz an der Reisetasche abgeschleppt hatte. Wir hatten lediglich Waschzeug und Schlafanzüge in die Tagesrucksäcke gepackt und vermissten gar nichts!

Im Selbstbedienungsrestaurant händigte man uns die Gutscheinkarte fürs Essen aus, mit der wir uns gleich mal je ein Bier und Günter später noch einen Grappa gönnten. Falls die 4,90€ für 0,4 l Bier bzw. 3,50€ für den Grappa repräsentativ für das Preisniveau auf dem Schiff waren, würde unser 50€-Guthaben nicht lange reichen, so viel war klar. In der Bar lief leider an beiden Enden lautstark ein Fernseher, in unserer Nähe mit einem grausam schlechten alten Rambo-Film im Wechsel mit ganz viel Werbung. Uns jetzt noch einen ruhigeren Platz zu suchen, erschien uns aber zu mühsam, und dank für uns unverständlicher italienischer Synchronisation fiel es relativ leicht, den Lärm beim Lesen einfach auszublenden.

Kurz nach dem Ablegen des Schiffs gegen 23.30 Uhr krochen wir in unsere Kojen, wo wir einigermaßen gut schliefen, obwohl die Zudecken eher sparsam dünn waren und anfangs die Lüftung noch ziemlich kühle Luft ins Zimmer schaufelte. Irgendwann war diese dann abgeschaltet (oder ausgefallen?), was im Hinblick auf die Temperatur zwar besser war, aber dafür stank es jetzt entsetzlich nach Schiffsdiesel und seinen Verbrennungsprodukten.

Morgens gab es nach einigem Anstehen in der ungemütlichen Selbstbedienung ein eher karges Frühstück, anschließend noch ergänzt durch Cappuccino und "Torta" in der Bar ein Stockwerk höher. Und nach einem ersten Rundgang über die Decks ließen wir uns am Rand des (um diese Jahreszeit geschlossenen) Swimmingpools in der Sonne nieder zum Tagebuch schreiben und Reise planen. Letzteres war bitter nötig, noch nie (oder doch schon lange nicht mehr) waren wir mit so wenig Planung in einen Urlaub gestartet. Doch diesmal war die Fertigstellung des Campingaufbaus ganz einfach wichtiger gewesen.


Das Wetter war an diesem Tag bestens, wolkenlos und recht warm trotz Wind. Dementsprechend begehrt waren die raren Sitzplätze im Freien: Stühle gab es auf dieser Fähre im Außenbereich keine und es war strengstens verboten (und wurde auch vom Personal überwacht und durchgesetzt), von drinnen welche nach draußen zu schleppen. So blieben nur die paar Bänke entlang des Pools, was reichlich knapp war. Auch unsere Plätze waren im Nu wieder besetzt, als wir uns zu einer weiteren Runde über die Decks aufmachten, die im A-la-Carte-Restaurant endete.

Auf dem "Hunde-Deck": Auch wenn hier gerade keine Vierbeiner
zu sehen sind, gab es doch jede Menge davon auf dem Schiff ...

Das dort in Rekordzeit servierte Mittagessen fiel leider ziemlich mäßig aus. Wir teilten uns einen Caprese-„Salat“ und einen Cheeseburger (vielleicht nicht die beste Wahl in Italien ...). Ersterer bestand aus vier Tomatenscheiben, auf die eine ganze riesige Mozzarella-Kugel geklatscht war, ein paar schwarzen Oliven, drei Auberginen-Schnitzen im fettigen Teigmantel und zwei Vierteln Pizzabrot, das sicher auch schon ein paar Stunden aus dem Ofen war. Beim Cheeseburger war der Käse noch nicht mal ansatzweise geschmolzen, die Pommes lau – da hätten wir gerne länger gewartet, wenn alles dafür liebevoller zubereitet gewesen wäre! Einziger Lichtblick waren die Antipasti, die es zum Burger gab, und auch der Wein sowie der Espresso ließen nichts zu wünschen übrig.

So schwankten wir nach dem Bezahlen - unsere Gutscheinkarte hatte erwartungsgemäß nur noch für einen Bruchteil der Rechnung gereicht - gut abgefüllt und mit je einem dicken Fettkloß im Bauch in unsere Kojen zum Verdauungsschläfchen. Das Schwanken ist übrigens wörtlich gemeint und war nicht nur dem Wein, sondern auch dem zunehmenden Seegang geschuldet.

Den Rettungsring haben wir zwar noch nicht gebraucht,
 der Seegang war aber deutlich zu spüren.

Der Rest der Überfahrt verging recht rasch, bald tauchte Sizilien in der Ferne auf und bis zum Sonnenuntergang hatten wir den Hafen von Palermo erreicht. Dann allerdings begann noch einmal eine elend lange Warterei bis wir endlich aufs Parkdeck zu unserem Auto durften, das zu allem Überfluss von einem Ferrari (mit dem Ferrari nach Sizilien ...?!) völlig blockiert war, dessen Fahrer sich sehr viel Zeit ließ.



Bis wir vom Schiff rollen konnten, war es daher schon nahezu komplett dunkel. Die kurze Fahrt zu unserer Unterkunft in der „Garden Suite in Private Villa“ klappte aber zum Glück (und dank Google) ohne Probleme, wenn wir auch zunächst mal nicht glauben konnten, dass es in dieser Seitenstraße mit den hässlichen Wohnblocks tatsächlich so etwas wie ein Domizil mit einem Garten geben könnte. Ganz am Ende der Straße entdeckten wir dann die Hausnummer 2, die tatsächlich neben einem Gittertor prangte, hinter dem ein größeres Gartengrundstück in völliger Dunkelheit lag. Nach einigem Suchen fand Günter auch ein Klingelschild mit der Aufschrift „Garden Suite“ und bald darauf eilte eine junge, perfekt englisch sprechende Italienerin herbei und ließ uns ein. Auch der Isuzu durfte mit aufs Grundstück, passte allerdings nur um Haaresbreite durch das enge Tor. Da war es eine gute Idee, mich zum Einweisen abzukommandieren und ein Glück, dass auch unsere Gastgeberin noch ein wachsames Auge darauf hatte ... Die Unterkunft in einer alten Stadtvilla, die offenbar ansonsten ausschließlich Privatwohnungen beherbergte ("It's all family."), war noch einmal ziemlicher Luxus: zwei Räume mit sehr hohen Decken plus großes Bad. Und unser Frühstück wurde direkt und diskret ins „Wohnzimmer“ serviert. 

Abends gleich nach unserer Ankunft landeten wir auf Empfehlung unserer Gastgeberin in einem eher gehobenen Restaurant ("A Pizzeria – it’s just a little bit fancy …?!"), das nur zwei Minuten zu Fuß entfernt war (in der Via de la Libertà 131). Nichts dergleichen ahnend waren wir einfach so losgezogen, wie wir von der Fährfahrt kamen, weshalb ich mich nun etwas underdressed fühlte. Der Schwertfisch in zwei Varianten (mal am Stück gebraten, mal zerkleinert in Spaghetti) schmeckte dafür ganz hervorragend – verglichen mit dem Essen auf dem Schiff eine ganz andere Welt! Eine Flasche sizilianischen Weißwein dazu und noch einen Fruchtsalat mit Eis hinterher und dann konnten wir zufrieden und bettschwer in unsere „Suite“ zurückrollen. Dabei wurde uns erst so richtig bewusst, wie sommerlich es hier war: auch jetzt spätabends konnte man noch locker im T-Shirt draußen sein - sehr angenehm!

Palermo


An unserem ersten Morgen auf Sizilien waren wir dann schon längst wach, als uns Geräusche aus dem Nebenzimmer signalisierten, dass das Frühstück angerichtet wurde. Das Angebot war sehr umfangreich und – typisch für Italien und sowieso ganz nach unserem Geschmack – überwiegend süß. Brot, Marmelade und Butter, süßes Gebäck, Müsli, Joghurt, Melone, verschiedene Nüsse, Rosinen, Orangensaft, Milch, … Einzig die Versorgung mit Kaffee war eher mau: im Zimmer stand eine Espresso-Maschine und je zwei normale und zwei entkoffeinierte Kaffeepads dabei. Aus dem ersten Pad presste Günter ein paar Milliliter Konzentrat, beim zweiten ging erst gar nichts, bis ich auf die Idee kam, dass vielleicht Wasser fehlte. Tatsächlich war der entsprechende Behälter leer und nach dem Auffüllen konnten wir der Maschine eine Tasse halbwegs normalen Kaffee entlocken. Günter versuchte sich dann noch an einem Entkoffeinierten (sonst war ja nichts mehr da), doch da ging schon wieder etwas schief und diesmal gab’s Überschwemmung …

So marschierten wir zwar gesättigt, aber mit etwas unbefriedigten Kaffeegelüsten am fortgeschrittenen Vormittag in die Stadt. Das erste Ziel sollten gleich die Katakomben sein, da diese um 13 Uhr schon wieder ihre Tore schlossen. Leider bedeutete das einen strammen Fußmarsch von fünf Kilometern quer durch Palermo, den wir im Schweinsgalopp zurücklegten (von gelegentlichen Orientierungs- und Fotostopps abgesehen), um noch genügend Zeit zum Besichtigen zu haben.

Erste Eindrücke beim Rundgang durch Palermo:
Teatro Politeama Garibaldi






Arabische Architektur: Castello della Zisa

Die Katakomben unter einem noch immer von Mönchen bewohnten Kapuzinerkloster, in denen die sterblichen Überreste der Mönche, aber auch von vielen anderen Menschen aus der Stadt bestattet sind (der älteste 1599, der jüngste, den ich gesehen habe, 1911), fand ich weit weniger gruslig als im Vorfeld befürchtet. Dadurch dass die Gewölbe alle recht hoch und weit und bestens beleuchtet waren, erinnerte das Ganze eher an ein Museum als an eine Gruft und so kam das Gefühl, dass wir hier die echten Überreste Verstorbener vor uns hatten, gar nicht so richtig auf.


Am ehesten war dies noch bei den vereinzelten Mumien der Fall, bei denen Teile von Haut und Haaren und somit ansatzweise menschliche Züge erhalten waren, am allerstärksten aber bei den Säuglingsmumien, von denen manche wie in einer Wiege aufgebahrt waren. Der vermutlich am besten erhaltene Leichnam war denn auch der eines kleinen Kindes, der mit den üppigen blonden Haaren und dem perfekt erhaltenen Gesicht wie eine Puppe in seinem Sarg unter einer Glasplatte ruhte.

Wieder am Tageslicht erschlug uns fast die mittägliche Hitze. War es morgens noch bedeckt gewesen, was uns bei unserem langen Anmarsch nur recht sein konnte, hatte es inzwischen komplett aufgeklart. Neben ein paar Obstständen gab es eine marode Parkbank im Baumschatten, über die jemand provisorisch Pappe als Ersatz für den zerbröselten Sitz gebreitet hatte. Hier ließen wir uns kurz nieder und orientierten uns für den Rückweg zur Altstadt, wobei wir unterwegs gerne irgendwo zum Mittagessen eingekehrt wären. Leider stellte sich heraus, dass es an der ganzen Via Cappuccini, die wir nun einschlugen, nur Imbisse gab und so erstanden wir schließlich – mühsam in unserem nahezu nicht vorhanden Italienisch radebrechend – ein paar salzige Gebäck-Teile, die mit Mozzarella, Schinken oder pikanter Salsiccia gefüllt waren. Die ließen wir uns auf einer schattigen Bank auf der parkartigen Piazza Indipendenza schmecken.

Die Porta Nuova auf dem Weg zum Palazzo die Normanni.

Anschließend ging‘s satt und halbwegs ausgeruht zum nahen Palazzo di Normanni, wo wir für die Besichtigung der Palastkapelle (Capella Palatina), der Gärten und einer historischen Ausstellung, auf die wir gerne verzichtet hätten, wenn das möglich gewesen wäre, 12 € pro Person berappten.

Am Eingang zum Palast bekamen wir dann erst mal beide Ärger: Hier waren Sicherheitsschleusen zu passieren und wurden unsere Rucksäcke durchleuchtet, wobei unsere Taschenmesser, die wir nach der letzten Wanderung nicht ausgepackt hatten, natürlich auf wenig Gegenliebe stießen. Abgeknöpft wurden sie uns zwar nicht, aber deponieren durften wir sie beim Sicherheitspersonal auch nicht. So sahen wir zunächst keine andere Möglichkeit, als dass immer abwechselnd einer besichtigte und der andere draußen auf die Messer „aufpasste“. Also ging Günter raus und ich sollte als erste allein durch den Palast die Runde machen. Bis ich aus der Toilette kam, war Günter aber schon wieder zurück: unsere Messer hatte er unauffällig draußen in einem Beet vergraben!
 
Gemeinsam trabten wir dann in Rekordzeit durch die Ausstellung, nicht ohne schon wieder von einem Sicherheitsmann gemaßregelt zu werden (Rucksäcke mussten hier unbedingt vor dem Bauch getragen werden …), woraufhin mein Interesse an der arabisch-normannischen Geschichte Palermos vollends unter null sank ...

Die Kapelle mit ihrem wilden normannisch-arabisch-byzantinischen Stilmix fand ich dagegen sehr sehenswert und eindrucksvoll.

Capella Palatina

Von dem arg übersichtlichen Palastgarten konnte man das dagegen wieder nicht behaupten, auch wenn es dort einige kapitale Würgfeigenbäume gibt (von denen einer mich gleich mit einer noch harten, kleinen Frucht bewarf …), doch dudelte hier ärgerlicherweise permanent „höfische“ Tafelmusik aus überall verstreuten Lautsprechern.

So war auch hier die Besichtigung schnell beendet, und nachdem wir unsere Messer wieder ausgebuddelt hatten, konnte es weiter zur Kathedrale gehen. Von außen sehr beeindruckend war diese im Inneren eher schlicht und bis auf wenige Details (z.B. der Marmorkandelaber bei der Kanzel) recht uninteressant, wie ich fand.

Die Kathedrale von Palermo (Maria Santissima Assunta) wurde
 1184/85 errichtet und über die Jahrhunderte mehrfach verändert.

Der Innenraum der Kathedrale wurde im 18. Jahrhundert
 im klassizistischen Stil umgestaltet.

Nachdem wir für 5 € aufs Dach gestiegen waren und den Blick über die Stadt genossen hatten, fiel mir im Hinausgehen jedoch die Inschrift an einem der Sarkophage auf, die dort aufgereiht waren: Hier ruht Friedrich II. „Magnus Imperator et Rex Siciliae“ (der Enkel von Friedrich I. „Barbarossa“, mit dem ich ihn zunächst verwechselt habe – Wikipedia sei dank bin ich nun schlauer – ein Staufer, und somit "eigentlich" ein Schwabe, war er natürlich trotzdem ...)!

Freie Sicht vom Dach der Kathedrale.

Nach einem extra starken Cappuccino, der auf Günters Wunsch aus zwei Espressi gemixt wurde (für mich fast zu viel Coffein,) folgte noch die barocke „Fontana Pretoria“ mit ihren vielen marmornen Göttern und Nymphen, die offenbar durch ihre Nacktheit gelegentlich noch immer (in der heutigen Zeit und nach fast 500 Jahren?!) Anstoß erregen, und „Santa Maria dell’ Ammiraglio“, eine weitere Kirche mit byzantinischen Gold-Mosaiken ganz in der Nähe.

Figuren an einem Aufgang zur Fontana Pretoria.


Santa Maria dell' Ammiraglio von außen ...


... und die Kuppel von innen.

Und dann ging's wieder zurück zur Unterkunft, wobei wir uns unterwegs bei einem Supermarkt schon mal mit den grundsätzlichsten Lebensmittel für unsere Weiterfahrt am nächsten Tag (Wasser, Wein, Vesperzubehör) eindeckten.

Verschiedene Impressionen ...


... von Palermo ...

... gegen Abend.

Zum Abendessen bewegten wir uns auch diesmal nicht allzu weit weg: in der Pizzeria „Rosso Pizza“ am anderen Ende unserer Straße, teilten wir uns einen gemischten Salat und eine Pizza, was vollkommen ausreichend war für uns beide. Nach dem kurzen Heimweg ließen wir den Abend gemütlich in unserer "Garden Suite" ausklingen, ehe wir anderntags zu unserer Rundreise um Sizilien starten und uns ins "Camping-Abenteuer" stürzen würden.

Das Teatro Politeama Garibaldi - diesmal im Abendlicht.