Montag, 11. Juli 2022

Sardinien im Frühjahr 2022 - Teil II

 Text: Eva Irmler



Ganz in den Süden und an der Ostküste zurück



Sonntag, 27. März


Während es in der Nacht anfangs noch sehr stürmisch war, weshalb wir schon ein paar Mal ernsthaft damit rechneten, dass die Bespannung unseres Aufstelldachs aus der Verankerung gerissen werden könnte, und das ganze Auto gewaltig von der einen oder anderen Böe zum Schaukeln gebracht wurde, war es am nächsten Morgen nahezu windstill.

Nach der unruhigen Nacht drängte es uns nicht allzu früh aus den Federn und durch die Umstellung auf die Sommerzeit wurde es letztlich fast 10 Uhr bis wir frühstückten. Davor hatte ich noch die Dusche ausprobiert, die nach kurzem Vorlauf klaglos heißes Wasser spendete, wenn auch, wie so oft auf Campingplätzen, eher diffus aus einer recht verkalkten Brause und von ganz weit oben. So war es ganz praktisch, dass ich die einzige Frau auf dem Platz war und mich in aller Ruhe im Vorraum umziehen konnte. Hätte ich alle Klamotten mit in die Dusche nehmen müssen, wären sie hier mit ziemlicher Sicherheit nass geworden.

Als Tagesprogramm hatten wir eine Wanderung direkt vom Campingplatz geplant, die zunächst an einem Bach entlang führte, der stellenweise durch die Abwässer der Minen, die es in dieser Gegend früher gab, rot-orange oder vielfarbig schillernd eingefärbt war. Später ging es über eine der Dünen, für die diese Ecke Sardiniens ebenfalls bekannt ist, und dann wieder an den Bach zurück, an dessen Mündung wir das Meer erreichten. Hier gab es auch das einzige Schild auf der ganzen Strecke, das darauf hinwies, dass die Ablagerungen im Bachbett und im Bereich der Mündung gesundheitsgefährdend sein könnten … 


Die Alpenveilchen gedeihen sogar an diesem Bach.


Es geht in die Dünen.




Auch auf den Dünen blüht was.


Am Strand, der „Spiagga di Piscinas“, machten wir erst Brotzeit, anschließend marschierten wir barfuß daran entlang, wobei mir das Wasser und der nasse Sand diesmal deutlich kälter vorkamen, als am Capo Testa. Freilich hatte ich dort auch in einem ruhigen, flachen Gezeitentümpel mit relativ wenig Wasseraustausch gestanden, während es hier gleich recht steil ins Wasser ging und die Brandung ziemlich heftig war. 


Strandspaziergang


In der Ferne der Monte Arcuentu


Langsporniges Knabenkraut (wieder am Bach)


Nachdem wir bei ein paar Felsen auf Höhe des „Piscinas Beach Club“, der sich noch im tiefsten Winterschlaf befand, wieder Strümpfe und Schuhe angezogen hatten, ging es erst auf der Fahrstraße zurück Richtung Campingplatz. Der Fußweg, den es zumindest ein Stück weit parallel dazu hätte geben sollen, endete schon nach ein paar Metern: den hatte sich eine Düne einverleibt. Ein Arm des Bachs musste noch gefurtet werden (mit nur leicht nassen Schuhen …), dann fanden wir uns auf dem Pfad vom Morgen wieder und kehrten am Bach entlang zum Campingplatz zurück.

Nach der Wanderung hatten wir noch ungewöhnlich viel Zeit so ohne An- und Weiterfahrt, und da es uns warm genug erschien, holten wir zum ersten Mal in diesem Urlaub den Tisch und die neu gekauften (Spar-)Klappstühle heraus. Bei Haribos und Sprudel schaute sich Günter mögliche Routen und Wanderungen für die restlichen Tage auf Sardinien an, während ich Tagebuch schrieb, las oder auch mal meinen Senf zu Günters Vorschlägen dazu gab. Auch eine Hotelübernachtung im an der Ostküste gelegenen Arbatax wurde gleich noch für Mittwochabend gebucht. Bis dahin würden wir voraussichtlich wieder zweimal wild übernachten und die Südspitze der Insel umrundet haben. 

Irgendwann war es dann doch zu kühl draußen und wir verbrachten die restliche Zeit bis zur Restaurantöffnung um 19.30 Uhr im Auto. Beim Abendessen waren wir diesmal die einzigen Gäste und durften im Wintergarten neben einem Heizpilz sitzen. Erst viel später kamen die einzigen anderen Camper, ein junges französisches Paar, das nachtmittags sein Zelt hier aufgeschlagen hatte, auf ein Bier und etwas Wärme vorbei. 

An diesem Abend war die Speisekarte zu unserer Überraschung eine andere als tags zuvor, so hatten wir wieder die Qual der Wahl. Für „Gnocchetti“ mit irgendwas, was nach Jagd klang, und gegrilltes Spanferkel mit Pommes entschieden wir uns, dazu für jeden einen Salat. Abgesehen von letzterem, der vielleicht sogar noch besser war als am Samstag, da mit Fenchelstreifen und reifen Tomaten, und den wieder frisch frittierten Pommes waren wir diesmal allerdings eher enttäuscht. Die Gnocchetti entpuppten sich als Berg kleiner Nudeln, deren Form entfernt an Gnocchi erinnerte, überzogen mit etwas Tomatensauce, die ziemlich ungenießbare Fleischbrocken mit viel Schwarte enthielt. Und das Spanferkel könnte ein Rest von dem Gelage am Vortag gewesen sein, jedenfalls waren die Krusten schon arg hart und „Handling“ und Verzehr eher mühsam, da zudem jede Menge Knochen und Knorpel dabei waren. Für das Gebotene fanden wir die Preise ziemlich happig (10 € für die Nudeln, 15 € für das Ferkel). Da wir uns am Samstag darauf verständigt hatten, dass wir Essen und Campingplatz zusammen bezahlen würden, belief sich die Rechnung am Ende auf stolze 183 €!

Montag, 28. März


Nach entspannter Nacht wurde es auch diesmal spät mit dem Aufstehen und dann war es tatsächlich so angenehm warm, dass wir das Frühstück nach draußen verlegten.


Das erste und einzige Frühstück im Freien ...
 

Auch im Anschluss ließen wir es gemütlich angehen, denn das Tagesprogramm war wieder eher übersichtlich. In der Nähe des „Tempio di Antas“, einer kleinen Tempelruine aus römischer Zeit empfahl „Rother“ eine Rundwanderung, deren Sinnhaftigkeit sich uns beim Lesen nicht recht erschlossen hatte. Zudem hatten wir zwar die GPS-Tracks der neuesten Auflage, aber nur die Beschreibungen unserer alten von 2003. Die Abweichungen zwischen den beiden Auflagen waren leider deutlich zahlreicher als die Übereinstimmungen und teilweise wurden auch ganz andere Wanderungen dazu genommen bzw. bestehende, so wie bei der heutigen, stark abgewandelt. [*] Doch auch die neue Variante leuchtete uns nicht wirklich ein und so beschlossen wir, einfach mal zum Tempel zu fahren und uns dann vor Ort zu orientieren.

[*Irgendwann wurde uns auch klar, warum die Unterschiede in diesem Fall so gravierend ausfielen: Offensichtlich gab es in der Zwischenzeit eine komplette Neuauflage des Wanderführers für Sardinien, die noch dazu von einem anderen Autor stammt.]

Gleich nach dem Start vom Campingplatz legten wir an der allerersten der Minen-Ruinen einen Stopp ein, von denen wir im Lauf dieses Tages noch viele zu sehen bekamen. Laut Erklärungstafel handelte es sich bei der "Miniera di Naracauli" speziell um eine „Wäscherei“ (keine Ahnung, ob man das auf Deutsch so nennt, im italienischen Text hieß es „Laveria“), in der das Erz erst mal grob (mit dem Wasser des Bachs, an dem wir am Vortag entlang gewandert waren) von uninteressantem Material gereinigt, anschließend in seine Bestandteile aufgetrennt und so Zink, Cadmium, Gallium und Indium gewonnen wurde. Von den Gebäuden, die um 1900 erbaut worden waren und nach den verbliebenen Bogenfenstern und Mauerresten zu urteilen einmal recht schmuck gewesen sein müssen, waren lediglich noch Ruinen erhalten. Nach dem Ende der Bergbauzeit wurden sie demnach vermutlich nicht nur stillgelegt und sich selbst überlassen, sondern teilweise aktiv abgerissen. Warum der Rest wohl stehenblieb? – Vielleicht ist auf halber Strecke beim Abreißen jemandem eingefallen, dass es für nachfolgende Generationen doch interessant sein könnte, etwas über die vielen ehemaligen Minen in ihrer Heimat zu erfahren. Oder es war irgendwann einfach kein Geld und kein Interesse mehr vorhanden.


Die Überrreste der Miniera di Naracauli


Hier sickern vermutlich noch immer Schwermetalle
 in den Riu di Naracauli


Brot und Joghurt fehlten uns noch, da kam uns die Ortschaft Fluminimaggiore gerade recht, die wir ziemlich pünktlich um 12 Uhr mittags erreichten. Im kleinen Crai-Supermarkt drängelten sich um diese Zeit mit uns zusammen jede Menge Leute, die noch schnell etwas fürs Mittagessen brauchten, was aber niemand von einem ausführlichen Schwatz an der Wurst-Käse-Brottheke oder der Kasse abhielt.

Auf einer Wiese neben dem Eingang zur Tempelruine vesperten wir dann gleich und machten uns wanderfertig. Dass die Tempelanlage heute offenbar nicht für Besucher geöffnet war, hatten wir schon bei unserer Ankunft gesehen, jetzt stellten wir fest, dass wir mit dem Montag ausgerechnet den Ruhetag erwischt hatten. Eigentlich nicht weiter schlimm, denn den Tempel sieht man auch über den Zaun weg und die Wanderwege, die obendrein ganz frisch markiert waren, starteten sowieso außerhalb. Bis zur „Grotta di Su Mannau“, einer etwas weiter nördlich gelegenen Tropfsteinhöhle, an der auch die Rother-Wanderungen vorbeiführten, wollten wir zwar nicht laufen, trotzdem folgten wir zunächst dem beschilderten und markierten Weg in diese Richtung. 


Tempio di Antas


Bei der Abzweigung eines Trampelpfads, der bei Locus-Maps eingezeichnet war und zu einem der Hügel oberhalb des Tempels führen sollte, verließen wir jedoch in der Hoffnung auf einen schönen Blick von oben den bequemen Weg und gerieten dabei recht schnell mal wieder in unwegsames Gelände. Die anfangs deutliche Spur verlor sich zunehmend im Macchia-Dickicht und der Hügel, den wir angepeilt hatten, wollte einfach nicht näher kommen … Auf einem ersten „Vorgipfel“, der leider keinerlei Aussicht bot, rasteten wir und beschlossen angesichts des unklaren Weiterwegs, den Rückzug anzutreten. Ganz in der Nähe klaffte eine (ziemlich rabiat aufgerissene) Lücke in dem Zaun, der uns kurz zuvor den Weg abgeschnitten hatte, und ein überraschend deutlicher Pfad führte bergab in Richtung Tempel. Diesen schlugen wir nun ein und erreichten so tatsächlich bald wieder die Ruine, wobei es noch mindestens zweimal durch weitere Zaunlücken ging.


Schmetterlingsknabenkraut


Die Tempelruine aus anderer Perspektive

 
Unten stießen wir dann auf die Markierungen des Wanderwegs, der rechts am Tempelgelände begonnen hatte (wir waren links davon gestartet) und nun mit unzähligen Schildern zu den „Cave Romane“ oder „Roman Quarries“ wies. Da ich die bisherige Tour noch etwas unrund fand, plädierte ich dafür, das kurze Stück bis dorthin noch einmal aufzusteigen. Günter wäre mit seinen Fotos vom Tempel und den hübschen Orchideen, die wir dort zum ersten Mal entdeckt hatten (Anacamptis papilionacea, Schmetterlingsknabenkraut), dagegen schon zufrieden gewesen, erklärte sich aber einverstanden damit. Sonderlich beeindruckend waren die Überreste der Steinbrüche und Silberminen aus römischer und teils noch älterer Zeit zwar nicht, aber immerhin mit sehr informativen, neuen Tafeln ausgestattet und unterwegs konnten wir zudem noch einige Mistkäfer beim „Pillendrehen“ beobachten.


Sisyphos

 
Anschließend ging es weiter Richtung Süden und letztlich wieder an die Küste, wo wir nach einigem Suchen einen ziemlich exklusiven Stellplatz auf einem Parkplatz oberhalb der „Spiaggia di Bega sa Canna“ entdeckten, der eigentlich mehr Park als Autoabstellplatz war. Dank geländegängigem Fahrzeug (und Fahrer) konnten wir als einzige auf diesen Platz in der „ersten Reihe“ mit direktem Blick zum „Scolio Pan di Zucchero“ gelangen, dem Fotomotiv No.1 in dieser Gegend.


Stellplatz mit Aussicht


Da der Camper-Stellplatz etwas weiter vorn an der Straße, den auch wir zunächst angesteuert hatten, noch nicht geöffnet war, versuchten noch mehrere VW-Busse und Wohnmobile hier ihr Glück, aber bis auf einen Bus, der an der Zufahrt zum Strand Platz fand, und einem jungen italienischen Paar, das sein Zelt etwas weiter vorn im lichten Kiefernwäldchen aufschlug, zogen alle unverrichteter Dinge wieder ab.
 

Sonnenuntergang am Pan di Zucchero


Auch diese Gegend ist im Übrigen völlig von Minen durchlöchert. Zwar haben diese allesamt schon in den 1970er- oder 80er-Jahren ihren Betrieb eingestellt, aber die Landschaft ist noch immer mit den Relikten – verfallenden Gebäuden und rostigen Maschinen, Abraumhalden und dergleichen – vollgestellt. Nicht weit von unserem Übernachtungsplatz führte ein Pfad zu einem Stollen, der „Miniera di Masua“, die man wohl nach Voranmeldung sogar hätte besichtigen können.


Die Minenruinen von Masua


An diesem Abend kochten wir mal wieder selbst: Papardelle mit Paprika-Tomatensoße und Käse, was uns mindestens so gut schmeckte wie die Nudeln für 10 € am Abend zuvor …

Dienstag, 29. März


Morgens blies es sogar an der Westküste, wo wir zu unserer Freude wieder völlig unbehelligt nächtigen konnten und es absolut ruhig war, zunächst wieder aus Ost, doch schon während wir frühstückten drehte der Wind um 180° und pustete nun in den Aufbau. Dabei hatten wir extra noch gewendet, natürlich vor allem auch wegen der besseren Aussicht auf Meer und „Pan di Zucchero“. Während der Ostwind morgens die Wolken im Nu allesamt aus dem Himmel geblasen hatte und die Sonne ungehindert vom strahlenden Blau schien, zog es später wieder zu und blieb dann den ganzen Tag lang überwiegend diesig. 


Auch morgens ist die Aussicht nicht zu verachten.


Gegen halb 11 machten wir uns auf die nächste Etappe und steuerten zunächst Porto Pino an, denn dort sollte es besonders schöne weiße Dünen geben und zudem am „Stagno di Porto Pino“, einer ziemlich ausgedehnten Lagune, eventuell Flamingos. Letztere waren dann tatsächlich leicht zu entdecken und Günter schoss gleich einige Fotos direkt aus dem Auto, was die Vögel wenig zu beunruhigen schien. Sie wateten zwar energisch voran und tendenziell immer so, dass sie sich von uns entfernten, aber zu einer echten Flucht fühlten sie sich offensichtlich nicht genötigt. Trotzdem hielt sich die Mehrheit der Vögel (außer Flamingos identifizierten wir auch Kormorane und Silberreiher) heute meist eher in anderen Bereichen der Lagune auf, denn der Wind peitschte über die offenen Wasserflächen (hier jetzt wieder von Osten …), was wohl selbst den zähesten Wasservogel irgendwann den Windschatten suchen ließ. 






Geschäftige Flamingos im Stagno di Porto Pino


Nach einem eher mäßigen Mittagessen im ansonsten gähnend leeren (aber immerhin geöffneten) Restaurant „Ittiturismo Su Giudeu“ wollten wir uns dann den Dünen nähern, die, wie wir wussten, direkt an ein militärisches Sperrgebiet grenzen. Nach einigem Überlegen packten wir unsere Roller aus, um die gut 2 km Strecke bis zum vermeintlichen Zugang zu den Dünen zu bewältigen. Trotz Gegenwind erreichten wir so vom Parkplatz am Strand von Porto Pino über einen meist nicht allzu sandigen Fahrweg flott die „Spiagga Dune Bianche“, von wo es nur noch zu Fuß weiterging. 




Kleiner Vorgeschmack auf die "richtigen" Dünen - leider war
hier dann aber schon fast Schluss ...


Blick vom Strand von Porto Pino zu den unerreichbaren
 weißen Dünen in der Ferne.


Leider war dann aber nur allzu bald Schluss: Schon nach wenigen 100 Metern tauchte links oberhalb des Strands eine rote Fahne auf, neben der zwei Soldaten auf Klappstühlen sitzend Wache hielten. Einer der beiden kam dann auch gleich zu uns herunter gelaufen und erklärte, dass der Durchgang zu den Dünen verboten sei … So blieb uns nichts anderes übrig, als den Rückzug anzutreten und die Dünen lediglich aus der Ferne zu bewundern. Interessant war hier noch, dass sich an diesem Strand jede Menge runde und ovale „Kiesel“ aus fest zusammengeballten und verwobenen Pflanzenresten, v.a. Gräsern, fanden. Gesehen hatte ich diese Gebilde auch an anderen Stränden schon öfter, jedoch noch nie in solchen Massen und verschiedenen Größen.


Strandgut



 
Mit Rückenwind ging’s dann turbomäßig zurück zum Auto und, nachdem die Roller wieder verstaut waren, standen uns noch fast drei Stunden Fahrt bevor. Porto Pino markierte den „Süd(west)pol“ unserer Sardinien-Rundfahrt, von jetzt an ging es also wieder nach Osten und Norden, vorbei an der Hauptstadt Cagliari, bis wir schließlich gerade noch 25 km südlich von Arbatax an der Ostküste zwischen Marina di Cardedu und Marina di Gairo unser Nachtlager aufschlugen.

Den offiziellen Camper-Stellplatz fanden wir zwar auch hier geschlossen vor, aber in der unmittelbaren Umgebung boten sich jede Menge Möglichkeiten, wild zu übernachten. Ein gravierender Schönheitsfehler war allerdings, dass das gesamte Hinterland des Strandes fürchterlich vermüllt war. Selbst dort, wo wir letztlich zu bleiben beschlossen, war es bei genauem Hinsehen ziemlich grausig, doch für eine Nacht würde es schon gehen. 




Das Meer ist an unserem Stellplatz nicht fern.


Nach unserer ersten Erkundungsrunde zu Fuß, bei der wir mögliche Stellplätze begutachteten, hatte sich beim „Max“ ein etwas wunderlicher junger Deutscher eingefunden, der sich für unseren selbst gebastelten Aufbau interessierte. Von sich erzählte er, dass er schon zum siebten Mal auf Sardinien sei (mit Auto + Zelt, das er offenbar auf dem Dach aufbaute) und jetzt plane, ein ganzes Jahr zu bleiben. Er habe seinen Job gekündigt und sich ausgerechnet, dass sein Erspartes sogar für etwa fünf Jahre reichen könnte … 

Mittwoch, 30. März


Dank beruhigendem und sonstigen Schall dämpfendem Meeresrauschen schliefen wir in dieser Nacht wieder einmal so richtig gut, da störten auch ein paar kurze, zum Glück nicht allzu heftige Regenschauer nicht weiter. Morgens war es bedeckt und tiefhängende Wolkenschwaden waberten zwischen den Hügeln im Hinterland. 


Noch keine Wetterbesserung in Sicht.


Nach dem Frühstück setzten wir uns noch für eine Weile an den Kiesstrand, um den beeindruckenden Wellen zuzusehen, die sich an den rötlichen Klippen kurz vor dem Ufer brachen und gewaltige Wasserfontänen produzierten.

 


Dann rollten wir mit dem Auto etwa einen Kilometer Richtung Norden, wo an einem Parkplatz direkt an der Straße die Wanderung zum Monte Arista ihren Ausgang nahm. Anfangs ging es noch auf einem Teersträßchen stramm bergan bis zu einem ausgedehnten Grillareal mit mehreren gemauerten Grillstellen und langen Holztischen und -bänken. Danach folgte ein noch immer recht breiter Wanderweg, der offenkundig schon in diesem Jahr für den kommenden Wanderer-Ansturm hergerichtet worden war. Zur angenehmen Abwechslung vom ganzen Durchs-Gestrüpp-Pflügen in den letzten Tagen waren die Sträucher am Wegesrand hier so weit zurückgestutzt, dass man nirgends Gefahr lief, mit ihnen ins Gehege zu kommen. Allerdings fand ich es etwas fragwürdig, dass offensichtlich z.T. dafür auch Feuer zum Einsatz gekommen war. Zwar war es in diesem Frühjahr dort so feucht, dass wohl keine Waldbrände zu befürchten waren, aber andererseits: kann man sich da je sicher sein? 


Überall, wo es feucht und schattig ist, finden sich
Alpenveilchen (Cyclamen Repandum)


Nach einer ersten Rast an einem Aussichtspunkt, von dem man gelegentlich, wenn nicht gerade mal wieder Wolken ins Blickfeld waberten, bis zum Strand bei unserem Übernachtungsplatz schauen konnte, ging es weiter Richtung Monte Arista. 


Die Wolken erlauben nur manchmal den Blick bis zum Meer.


Noch im Wald, doch der Gipfel ist nicht mehr fern.


Zuerst wollten wir aber noch versuchen, den „Gipfel“ „Is Seddus“ zu erklimmen, den eine Rother-Rundwanderung zwar anpeilte, aber letztlich nicht erstieg. Nach einem Fehlversuch an einem Nachbarhügel mussten wir aber schnell einsehen, dass auch wir dort nicht hinaufkommen würden, denn es handelte sich um einen massiven, schroffen Granitklotz. Außerdem dachten wir ja, dass uns am Monte Arista noch genug Abenteuer bevorstünden, denn Günter hatte gelesen, dass es dort hinauf über einen kleinen Klettersteig mit Bügeln und Stahlseilen gehe. Letztlich stellte sich aber heraus, dass zumindest von „unserer“ Seite aus lediglich am Ende ein wenig über Felsen gekraxelt werden musste und die Herausforderung höchstens darin bestand, auf den mit Moos und Flechten überzogenen Steinen nicht auszurutschen. 


Am Gipfel des Monte Arista


Blick nach Norden - Arbatax liegt zwar recht nah,
doch heute ist es vom Dunst verschluckt.


Von daher bezweifelten wir bei unserem Vesper am etwas niedrigeren, aber hierfür deutlich bequemeren Nebengipfel, ob Günters Information sich überhaupt auf diesen Berg bezogen hatte oder auf einen anderen Gipfel mit ähnlichem Namen. Denn es sollte auch möglich sein, sich mit der entsprechenden Ausrüstung von dort oben etwa 400 m weit abzuseilen, was wir ebenfalls nicht nachvollziehen konnten. Erst beim Abstieg auf alternativer Route passierten wir dann den vorgelagerten markanten Felsen, den wir schon tags zuvor bei der Anfahrt bemerkt hatten, und ein Schild, das mit „Abseiling“ beschriftet war, bestätigte uns, dass wir doch am „richtigen“ Berg waren. Vielleicht hätte es ja die Stahlbügel usw. auf dem Weg zur Abseilstelle gegeben, wer weiß? 


Wir folgen den Steinmännern ins Tal.


Hätte die Wechselkröte in ihrem Versteck direkt am Weg
stillgehalten, wäre sie uns sicher entgangen.


Wir aber stiegen nun weiter zwar steil, aber völlig unproblematisch, häufigen Steinmännchen folgend zu Tal bis wir etwas nördlich der Stelle, an der unser Auto parkte, wieder die Straße erreichten. Doch statt dieser zu folgen, kehrten wir lieber am Strand entlang zum Auto zurück, wo wir nicht nur jede Menge Sand einsammelten, den wir anschließend mühsam wieder loswerden mussten, sondern ich es tatsächlich noch schaffte, mir nasse Schuhe zu holen …


Das Meer ist auch hier am Sandstrand ziemlich aufgepeitscht
und der Himmel schon leicht gelblich vom Saharastaub.

 
Nach gerade mal einer dreiviertel Stunde Fahrt hatten wir schließlich Arbatax und das Hotel „La Bitta“ erreicht, wo wir den Tag gemütlich ausklingen ließen mit Eis essen und später einem gehaltvollen Drei-Gänge-Menü. 
 
Im Lauf des Nachmittags hatte es wieder komplett zugezogen und der Himmel über Arbatax hatte eine vertraute gelblich-orange Tönung angenommen: Offensichtlich kam hier gerade die nächste Ladung Saharasand vorbei, der ja schon zuhause kurz vor unserer Abreise den Himmel verfärbt und alles mit einer dicken rötlichen Staubschicht überzogen hatte. 

Donnerstag, 31. März

 
Aus dem bequemen Bett im Hotel „La Bitta“ fanden wir erst weit nach 8 Uhr und dann genossen wir erst mal die an diesem Morgen deutlich erfreulichere Aussicht von unserem Balkon: Die Sonne lachte und der Himmel und das Meer konkurrierten um die krassesten Blautöne. Dazu war es allerdings recht stürmisch und sogar ein paar typisch linsenförmige Sturmwolken hatten sich gebildet.


Stürmische Aussichten ...


... aber immerhin wieder klare Sicht bis zum Monte Arista.


Das Frühstück vom Buffet, das wir mit ungewohnt vielen anderen Deutschen teilten, fiel genauso reichhaltig aus wie das Menü am Abend zuvor. So waren wir für die geplante Wanderung zur Punta Giradilli bestens gestärkt.

Von Arbatax bzw. Tortoli ging es erst einmal noch einige Kilometer nach Norden bis wir kurz vor der Ortschaft Baunei auf das schmale Sträßchen zur „Pedra Longa“ abzweigten. Dieser auffällige und sehr passend benannte „Lange Felsen“ direkt am Meer erfreut sich ganz offensichtlich bei Kletterern großer Beliebtheit. So waren denn auch jede Menge Seilschaften daran zugange, als wir gleich am Beginn unserer Wanderung dort vorbeikamen. 


Pedra Longa



Kletterer über dem Meer


Unser Weg führte anfangs auf schmalem, felsigem Pfad direkt an der Steilküste entlang, ehe wir nach kurzem Abstieg beinahe Meeresniveau erreichten. Von da an ging es bald im Zickzack am Hang unterhalb der Felsnase der Punta Giradilli bergan, und da wir hier in der prallen Sonne und lange Zeit im Windschatten des Berges unterwegs waren, floss der Schweiß in Strömen. Später ging es weit oberhalb eines Taleinschnitts dahin bis zu einem Pass, wobei uns hier nun zumindest gelegentlich der an sich noch immer heftige und kühle Wind um die Ohren pfiff.


Punta Giradilli mit der "Grutta Pintata" [*], einem gigantischen
Überhang (im Foto als schwarz-grauer Fleck erkennbar)


Die Eidechse genießt die Sonne und Wärme,
die uns beim Aufstieg zu schaffen machen.


Durch den Sturm türmen sich an der Küste hohe Wellen auf.


Cielo e Mare


So langsam gewinnen wir Höhe. - Über die Pedra Longa hinweg
 noch einmal der Blick Richtung Arbatax und zum Monte Arista.


Auf einem meist breiten Sims führt der Weg
 unterhalb der Punta Giradilli entlang.


[* Just an dem Tag, als ich dieses Foto eingefügt habe, las ich im "Alpin", dass Alexander Huber im Februar 2022 an diesem Überhang die erste Rotpunkt-Begehung einer neuen Kletterroute namens "La Bavarese" gelungen ist ...]
 
Auf der kompletten Tour begegneten uns an jeder Ecke Ziegen, Ziegen und noch mehr Ziegen, sowie folglich auch ihre streng „duftenden“ Hinterlassenschaften. Als wir auf etwa halber Strecke ein Gatter passiert hatten, dachte ich zunächst, dass wir nun den Weidebereich verlassen hätten, doch weit gefehlt, denn jetzt waren wir erst recht im „Reich der Ziegen“ gelandet. Kurz bevor wir jenseits des erwähnten Passes einen Fahrweg erreichten, passierten wir mehrere Schuppen und Ställe und weitere Gatter (um die die Ziegen sich übrigens am allerwenigsten scherten, die fanden problemlos und überall eine Umgehung über die Felsen), bei denen sich auch ein paar Hunde herumtrieben, die zwar bellten, aber zum Glück immer auf Distanz blieben.




Im Reich der Ziegen


Insgesamt eine nette Tour, nur kurz vor dem Ziel zog es sich ganz fürchterlich und noch dazu in reichlich unangenehmem Gelände, in dem man sich ständig extrem konzentrieren musste. Nachdem wir den Fahrweg nach einigen hundert Metern wieder verlassen hatten, begann ein regelrechter Hindernislauf, denn ein Weg im eigentlichen Sinn existierte hier nicht mehr, stattdessen galt es, mal über die Felsen steigend, mal vom einen zum anderen springend sich selbst einen Pfad zu suchen. Steinmännchen halfen bei der groben Orientierung, doch auf den häufig nur schmalen und scharfkantigen Kalkstein-Rippen, wäre Abrutschen mindestens mit schmerzhaften Schürfungen, wenn nicht Schlimmerem bestraft worden.


Auch im Abstieg sind die Kalkstein-Rippen nicht ohne.


Doch schließlich hatten wir den vorläufigen Endpunkt dieser Zitterpartie ohne Blessuren erreicht und genossen Aussicht und Brotzeit an der Punta Giradilli. Diese ist im Übrigen mit ihren 732 m nicht der höchste Punkt (das wäre wohl der etwas nördlich gelegene Monte Ginnirco mit 811 m), sondern lediglich der markanteste und von weit her sichtbare, zu dem auch einige Kletterrouten führen.


Am Gipfel


Brotzeit mit viel Luft unter den Füßen
und überwältigender Aussicht.


Die anfangs so beeindruckende Pedra Longa ist jetzt ganz klein.


Und wieder zurück (ein Suchbild mit Dame ;)


Da auch beim Rückweg zunächst wieder Vorsicht gefragt war und zudem die Wanderung mit alles in allem über 13 km Länge und inklusive aller Gegenanstiege rund 1000 Hm sowieso schon eine größere Aktion, liefen wir erst gegen 18 Uhr wieder beim Auto ein. So befanden wir uns mal wieder in der Zwickmühle zwischen Übernachtungsplatzsuche und Abendessen, zumal wir anderntags noch im Supramonte, einem Kalksteinmassiv bei der Ortschaft Oliena, wandern wollten, ehe es dann abends wieder auf die Fähre zum Festland gehen sollte.

Beim „Hotel Ristorante S’Enis Monte Maccione“, das schon hoch über Oliena an den Hängen des Gebirges liegt, sollte es nicht nur ab 20 Uhr etwas zu essen geben, sondern laut einigen Erfahrungsberichten im Internet auch einen offiziellen Stellplatz für Camper – für 20 € pro Platz + WC und Dusche. So machten wir uns nun schnell auf den Weg dorthin, wobei wir obendrein unterwegs noch (Sprudel-)Wasser und Joghurt besorgen und nach einer Wasserquelle für unseren (Brauchwasser-) Kanister Ausschau halten mussten, die es dann tatsächlich wie bestellt auch diesmal am Straßenrand gab! In Durgali verfuhr Günter sich gleich zweimal und in Oliena schickte uns Google mal wieder ohne Not durchs enge Gassenlabyrinth, aber schließlich schafften wir es pünktlich um 20 Uhr ans Ziel.

Der alte Kasten verströmte passend zur Lage eher das Flair einer Berghütte und knapp 70 € für das Abendessen in 3 Gängen mit mäßiger Qualität, 1 großes Bier und 1 Grappa für uns beide zusammen (alle Versuche, mehr Getränke zu ordern, stießen schlicht auf taube Ohren) fand ich dann schon eine etwas ehrgeizige Preisgestaltung. Auf unsere Nachfrage wegen des Stellplatzes schickte uns der Wirt anschließend mit recht diffusen Angaben bzw. der Bemerkung, wir könnten auch einfach auf dem Parkplatz vor dem Haus stehen bleiben, in die Nacht hinaus. Auch eine Toilette, die wir nachts hätten nutzen können, gab es offenbar zumindest derzeit nicht. Entweder war man hier wieder komplett von diesem Konzept abgekommen oder es galt nur während der Saison, wer weiß? 

Auf dem Parkplatz direkt am Haus mochten wir denn doch nicht übernachten, weil es inzwischen aber längst stockfinster war, konnten wir den Camper-Stellplatz (so es ihn überhaupt noch gab) nirgends entdecken. Und da wir uns dem Wirt nun in keiner Weise verpflichtet fühlten, nachdem er sowieso kein großes Interesse an unserem Übernachtungsproblem gezeigt hatte, beschlossen wir, einfach dem Fahrweg so lange bergan zu folgen, bis sich eine passende Möglichkeit finden würde. Schon nach kurzer Fahrt erschien eine hinreichend große ebene Stellfläche rechts neben dem Weg am Waldrand und angesichts des fortgeschrittenen Abends fackelten wir nicht mehr lang und blieben.

Der folgende Tag versprach lang und recht spannend zu werden, denn wir wollten nicht nur wandern und rechtzeitig zum Mittagessen wieder im Tal sein, sondern konnten nur hoffen, dass uns die Fähre tatsächlich wieder von Golfo Aranci ans Festland bringen würde. Nach Livorno würde die Reise aber definitiv schon mal nicht gehen, denn im Lauf des Tages hatte Günter eine Nachricht von Corsica-Ferries bekommen, dass unsere Fähre wetterbedingt Piombino ansteuern werde … 



Zurück ans Festland und letzte Tage in der Toskana



Freitag, 1. April – Im Hafen von Golfo Aranci

(ab hier "Tagebuch-O-Ton")


Nun sind wir also wieder am Ausgangs- und zugleich Endpunkt unserer Sardinienrundfahrt angelangt und zum Abschied ist das Wetter wieder mindestens so grausig wie bei unserer Ankunft. Genau genommen ist es sogar noch viel garstiger, denn heute dominieren die Regenschauer schon den ganzen Tag das Wettergeschehen und Besserung ist nicht in Sicht. Und während uns der Regen spätestens jetzt schnuppe ist, könnte der Südweststurm noch ganz schön lästige Nebenwirkungen haben. Wenn unser Schiff, das immerhin diesmal schon im Hafen wartet, überhaupt auslaufen kann, dann könnte es eine recht „lustige“ Seefahrt werden, denn es sind Böen bis Windstärke 10 und, je nach Quelle, 2,5 bis 6 m hohe Wellen für das Mittelmeer in dieser Gegend angesagt … Noch dazu haben wir bei dieser Überfahrt eine Kabine, die zwei Stockwerke höher liegt, als beim letzten Mal … Wir sind auf jeden Fall gespannt!

Der heutige Tag begann zunächst recht gemütlich. Nachts war es ruhig und zwischen den Bäumen und unter den Wolken windstill und relativ warm. Morgens überraschten uns ein paar Autos, die auf der schmalen Betonpiste an uns vorbei bretterten. Woher die kamen, blieb uns zunächst ein Rätsel, denn zumindest direkt an dem Fahrweg, der bis hinauf zum Pass grundsätzlich fahrbar zu sein schien (ab einem bestimmten Punkt allerdings nur noch für Allradfahrzeuge mit genügend Bodenfreiheit), entdeckten wir keine bewohnten Siedlungen. Erst ein genauerer Blick auf Google-Maps zeigte später, dass eine der beiden Abzweigungen vom Hauptweg tatsächlich wieder zurück ins Tal führte und man so auch wieder nach Oliena gelangen (oder eben von dort kommen) könnte. 

Nachdem es zwischen Aufwachen und Aufstehen und noch während des Frühstücks immer wieder genieselt oder geregnet hatte, waren wir schon fast so weit, die für heute geplante Wanderung abzuschreiben. Doch dann schien sich alles zu beruhigen und wir beschlossen, wenigstens noch ein Stück dem Fahrweg zu folgen und anschließend bis zum Pass zu wandern. Also stellten wir das Auto nach unproblematischer Anfahrt etwas auf einem Parkplatz unterhalb einer Hütte ab (auf circa 1000 m) und machten uns zu Fuß auf den Weg. Mit zunehmender Höhe wurde es dabei immer zugiger und kalt war es sowieso von Anfang an (am Auto 6°C), so dass mir während des gesamten Aufstiegs bis zum Pass (immerhin 300 Hm) nie richtig warm wurde. Eine zusätzliche warme Schicht unter der recht dünnen Trekkinghose wäre heute definitiv eine gute Idee gewesen …

Anfangs konnten wir noch die Aussicht ins Tal genießen und die Sonne brachte dort gelegentlich die eine oder andere Ortschaft zum Leuchten, doch spätestens am Pass standen wir dann völlig in der Suppe. Und während es mir dort schon vollauf gereicht hätte, meinte Günter, dass wir ja noch bis zur ersten Punta weitersteigen könnten, zu der es nicht weit und die nur knapp 100 m höher sei. In der Tat liegt der Pass „Scala ’E Pradu“ auf 1240m und die Punta Carabidda, die wir denn auch glorreich erstiegen haben, auf 1321 m. Leider verschlechterte sich das Wetter währenddessen eher noch, anstatt sich zu besseren, wie wir gehofft hatten. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt und die unsere mussten wir schließlich an der Steinstele auf der Punta Carabidda begraben. 


Zugig und frisch - am Pass "Scala 'E Pradu"


Aussichtslos - an der Punta Carabidda


Ohne großen Aufenthalt am Gipfel spurteten wir anschließend wieder zurück zum Pass und über den Fahrweg bis zum Auto hinab. So schnell konnten wir allerdings gar nicht laufen, dass wir im nun zunehmend auffrischenden Regen nicht doch einigermaßen nass geworden wären. Nach einem kurzen Zwischenstopp am Aussichtspunkt bei der erwähnten Hütte, von wo man nun immerhin schon wieder bis ins Tal sehen konnte, und nach etwas über zwei Stunden (sowie knapp 5 ½ km und geschätzt etwa 400 Hm) erreichten wir wieder unser Gefährt. Und kaum hatten wir uns umgezogen und saßen im leidlich Warmen, kam draußen die Sonne raus und man sah bis hoch zu den Gipfeln des Supramonte … 


Flotter Abstieg im kalten Niesel


Weiter unten sind uns doch noch ein paar Ausblicke vergönnt:
 Orgosolo


Oliena.


Zugegebenermaßen war dies aber lediglich eine Sache von wenigen Minuten. Und während unserer vergeblichen Suche nach einem Restaurant in Oliena regnete es schon wieder laufend. Noch voller Hoffnung steuerten wir das erste angeblich geöffnete Restaurant dort an, das sich als komplettes Phantom erwies, das nächste hatte einfach geschlossen und bei der dritten Adresse gab es zwar eine Bar, doch zeigte der Barista wenig Interesse an uns und unserem Anliegen, sondern schenkte lieber weiter fleißig Bier und Wein für seinen Handwerker-Stammtisch ein (um 13 Uhr …). 

So blieb uns nichts anderes übrig, als unser Glück andernorts zu versuchen. In der eine halbe Fahrstunde entfernten Ortschaft Galtelli empfahl Google das Ristorante „Il Ritrovo“, das dann zwar von außen betrachtet zunächst auch nicht erkennen ließ, ob es geöffnet war oder eher nicht. Doch hier hatten wir endlich Glück und bekamen, nachdem Günter an der Bar die Kellnerin aufgetrieben hatte, einen Tisch und ein reichliches, recht gutes Mittagessen. Und wieder einmal waren wir gut beraten, gemeinsam „nur“ ein Nudelgericht und einen Hauptgang (Tagliata auf Rucola, mit Parmesanscheiben garniert) (*), 1 Portion Pommes, sowie 2 Salate zu bestellen.
 
(* Die Tagliata ist eine Art „Geschnetzeltes“, allerdings am Stück angebraten und erst anschließend aufgeschnitten, in diesem Fall wars vom Rind und noch schön rosa.)

Anschließend ging es weiter Richtung Olbia, wo wir am nördlichen Stadtrand im riesigen und gut sortierten Conad-Supermarkt eines Einkaufszentrums noch „Souvenirs“, sowie Vesper für die Schiffsfahrt besorgten. Bei den Mitbringseln für zuhause hielten wir uns wie meist ausschließlich an möglichst Landestypisches und Konsumierbares: Honig, Nudeln, papierdünnes sardisches Brot (Pane carasau), Salami, Käse und jede Menge Wein.
 
Von da war es dann nur noch ein Katzensprung nach Golfo Aranci und zum Hafen, an dem sich bis 19.30 Uhr ein recht übersichtliches Häufchen Autos, Camper und Laster eingefunden hatte.


Im Hafen von Golfo Aranci wartet schon die "Corsica Victoria".



Samstag, 2. April – Villa Curiel in Castagneto Carducci bei Piombino


Die nächtliche Überfahrt zum italienischen Festland verlief zu unserer Überraschung und nicht geringen Erleichterung absolut harmlos. Lediglich um die Zeit herum, als wir uns schlafen legten, schwankte das Schiff gerade recht heftig, so dass es an allen Ecken und Enden des alten Kahns (wieder die „Corsica Victoria“, mit der wir schon auf dem Hinweg das „Vergnügen“ hatten) klapperte und schepperte. Ein paar heftige Böen fegten über die Decks und die Gischt spritzte bis zu uns hinauf. Doch schon bald nachdem wir uns hingelegt hatten, beruhigte sich alles auf wundersame Weise und so blieb es auch bis zum Anlegen am frühen Morgen.

Meine Vermutung ist, dass unser Schiff das (relativ) offene Meer zwischen Sardinien und dem italienischen Festland auf der kürzest möglichen Route querte und anschließend an der italienischen Küste entlang nach Norden bis Piombino dampfte. Natürlich könnte es aber auch sein, dass die Fähre doch im Lauf ihrer langen Lebenszeit irgendwann neuere Technik verpasst bekam, die im Stande ist, das Schwanken bis zu einem gewissen Grad auszugleichen.
 
Mit höchstens einer halben Stunde Verspätung liefen wir in Piombino ein und, als das Schiff nach langwierigen Manövern endlich seinen Platz im Hafen gefunden hatte, ging wieder alles ganz schnell. Denn während üblicherweise die Passagiere gestaffelt in mehreren Gruppen nacheinander dazu aufgefordert werden, sich zu den Fahrzeugen zu begeben, durften bei der geringen Belegung diesmal alle Mann auf einmal unter Deck.

Zu einem Frühstück auf dem Schiff hatten wir uns nicht mehr durchringen können, obwohl es zeitlich schließlich schon noch gepasst hätte. So führte uns unser erster Weg in Piombino in ein Café, wo wir bei Cappuccino und süßen Stückchen noch geschwind nach einer festen Unterkunft für die kommenden beiden Nächte suchten. Insbesondere bei mir hielt sich die Lust auf zwei weitere Campingnächte schwer in Grenzen, obwohl ich zu der Zeit noch nicht mal wusste, wie kalt und grausig das Wetter sich noch entwickeln würde.
 
Nachdem Günter uns ins B&B „Villa Curiel“ eingebucht hatte, machten wir uns daher auf den Weg nach Monterotondo Marittimo, wo es heiße Quellen und Fumarolen geben sollte, die man innerhalb eines Landschaftsschutzgebiets (Parco naturalistico geotermico delle Biancane) auf markierten und mit Infotafeln ausgestatteten Wegen besuchen konnte. Der erste Eindruck bei der Anfahrt rief bei uns dann allerdings eher Entsetzen hervor, weil die Ortschaft und die ganze Gegend von einem riesigen Kühlturm und diversen anderen Industrieanlagen dominiert wurden.


Am Geothermalfeld oberhalb von Monterotondo Marittimo

 
Und auch das Wetter meinte es nicht gut mit uns, denn das Thermometer fiel nach und nach auf frostige 4°C und der erste Regenschauer, in den wir an diesem Tag gerieten, ging zunehmend in Schneegestöber über … Damit hatten wir so weit im Süden und auf höchstens 300 m Höhe nun gar nicht gerechnet! 

Am Wanderparkplatz angelangt (der lobenswerterweise über eine geöffnete und sauber geputzte Toilette verfügte) waren wir zunächst eher unschlüssig, ob wir die kleine Wanderung nicht lieber gleich abschreiben sollten. Zum Glück ließ der Niederschlag dann aber etwas nach und bis wir fertig umgezogen waren (dem winterlichen Wetter entsprechend diesmal sogar mit langen Unterhosen …), hatte es ganz aufgehört. Zwar erschreckte uns noch ein einzelner Blitz mit darauffolgendem mächtigem Donnerschlag, doch dann erwischten wir ein fast zweistündiges Fenster mit besserem Wetter, in dem es praktisch trocken blieb und gelegentlich sogar die Sonne schien. 


Unten rauchts und oben verzieht sich so langsam das Gewitter.


Die Fumarolen und die durch Schwefel, andere Mineralien, sowie chemische Reaktionen des Gesteins (Kalk, Jaspis) mit verschiedenen Komponenten der heißen Gase bunt verfärbten Felsen machten, wie immer, wenn irgendwo solche Phänomene zu bewundern sind, schwer was her. Wobei das Typische gerade dieser Geothermalfelder offenbar ist, dass der hier häufig zu findende, rote Jaspis durch die Dämpfe zu weißem Quarz ausgebleicht wird (daher der Name „Biancane“). 


Schwefel




Mit Abstand der interessanteste Bereich fand sich ganz versteckt an der, im Vergleich zum bequemen Rundweg im Geothermie-Park, weniger ausgebauten „Trekking“-Strecke. Eher zufällig stießen wir hier auf eine Stelle, an der eine Quelle nur wenig oberhalb der Fumarolen entspringt und so das Wasser an verschiedenen Stellen regelrecht zum Kochen gebracht wird. 




Hier blubbert's im Schlamm ...


... und das Wasser kocht.


Zum Schluss noch ein Schneeschauer ...


Nachdem wir die etwa 4 km lange Runde beendet hatten, kehrten wir gleich im benachbarten Ort in der Bar „Che c’è c’è“ zum Essen ein und waren sehr positiv überrascht vom dort Gebotenen. Wir hatten mit nichts Besonderem gerechnet, aber die Tagliata, die Günter bestellte, konnte es locker mit der gestrigen aufnehmen, während meine mit Ricotta und Kräutern gefüllte und mit einer gigantischen Ossobuco-Scheibe „garnierte“ Riesen-„Maultasche“ („Tortellone“) zwar nicht das absolute kulinarische Highlight war, aber immerhin sehr speziell.
 
Da wir in unserer Unterkunft erst frühestens um 16.30 Uhr willkommen waren, wollte der Nachmittag auch noch mit Programm gefüllt werden. Leider stellte sich unsere Idee, der Stadt Volterra einen Besuch abzustatten, als nicht die allerbeste heraus, da es gerade hier bei unserem Eintreffen wieder einmal aufs heftigste schüttete und Besserung nicht ins Sicht schien. Ganz unverrichteter Dinge wollten wir aber doch nicht abziehen und so machten wir uns, nachdem wir auf dem Parkplatz unterhalb der Stadtmauer für 1 Stunde Parkzeit 2 € gelöhnt hatten, mit Regenschirmen bewehrt auf den Weg in die mittelalterlichen Gassen. Für viel mehr als eine kurze Runde vorbei an allen Hauptsehenswürdigkeiten, für die ohne Ausnahme – auch für die Kirchen – Eintritt fällig gewesen wäre, und ein paar Fotos reichte es dann allerdings nicht. Doch immerhin konnten wir schon nach kurzer Zeit unsere Schirme zuklappen und blieb es von da an trocken. 


Gewitterstimmung über Castelnuovo di Val di Cecina


In den Gassen von Volterra


Blick in die Weite von der Stadtmauer von Volterra


Sehr toskanisch: Casale Marittimo


Es folgte die Fahrt nach Castagneto Carducci, der kleinen, auf einem Hügel gelegenen Ortschaft, wo sich die Villa Curiel, unser B&B befinden sollte. Die erste Route, über die Google uns (hartnäckig auch bei allen weiteren Anfahrten) zu lotsen versuchte, stellte sich als ziemlich schmaler, zunehmend steiler und unbefestigter Weg heraus. Schnell war klar, dass dies nicht im Ernst die richtige Zufahrt sein konnte, und tatsächlich zweigte diese dann erst viel später von der Ortsdurchfahrt ab. Doch auch hier ging es recht eng zu und war die kurze Stichstraße für Fahrzeuge vom Kaliber unseres „Max“ teils grenzwertig schmal …

Was vom Namen her so verschnörkelt klingt, war alles andere, denn bei der Villa Curiel handelte es sich um ein noch recht neues ausgesprochenes „Designer-B&B“. Dementsprechend waren Räume und Ausstattung mit edel anmutenden Materialien und klaren Linien gestaltet und fand sich keinerlei Schnickschnack. Für mein Gefühl war man dabei jedoch an der einen oder anderen Stelle leicht über das Ziel hinaus geschossen und hatte die Optik zu sehr über die Funktion gestellt.  


Sonntag, 3. April – Villa Curiel


An unserem letzten echten Urlaubstag hatte sich das Wetter im Vergleich zum Samstag wesentlich gebessert. Morgens gab es zwar noch viele Wolken, später an der Küste dann aber Sonne satt. Allerdings blieb es mit maximal 14 °C nach wie vor eher kühl.

Hier in der „Villa“ war das Frühstück zwar als kleines Buffet aufgebaut, allerdings in einer Art „Verkaufstheke“ mit Scheibe davor und wir durften uns auch tatsächlich nichts selbst nehmen, sondern wurden bedient. Anfangs fand ich dies etwas mühsam und gewöhnungsbedürftig, aber gut, das war wohl das Hygienekonzept, das man sich hier wegen des elenden Virus verordnen musste. 

Danach steuerten wir erst eine berühmte Zypressenallee in der Nähe an, wo es im Übrigen von Weingütern nur so wimmelte. Günter recherchierte im Internet und stellte fest, dass die in dieser Gegend produzierten Bolgheri-Weine in der Tat nicht die schlechtesten sein können, zumindest wenn man nach den Preisen geht, bei denen sie wohl weltweit Spitze sind … Die beiden Weine aus der Region, die wir hier probiert und für sehr gut befunden haben, fallen da eher in die „Billig“-Kategorie, auch wenn sie mit um die 20 € pro Flasche in unseren Augen schon einen recht stolzen Preis hatten. 


Weinberg in der Bolgheri-Weinregion


Die Allee beeindruckte mich dann nicht so extrem, natürlich ist sie schon irgendwie was Besonderes, da sie ein schnurgerades Stück Straße wie lebendige grüne Wände links und rechts einrahmt. Mir erschien sie allerdings doch etwas arg monoton, weshalb ich den Hype nicht so ganz nachvollziehen konnte, der gar nicht so wenige Leute an diesem zunehmend sonnigen Sonntagmorgen hierher zog, um jede Menge Fotos davon zu schießen (so wie Günter natürlich auch 😉). Zum Glück lockerten ein paar intensiv rosa blühende Bäume (vermutlich Judasbäume), die sich zwischen die Zypressen gemogelt haben, das einheitliche Grün etwas auf.


Viale dei Cipresi


Irgendwann hatte auch Günter genug, zumal der Verkehr auf dem recht schmalen Sträßchen durch die Allee immer mehr anschwoll, und wir machten uns auf den Weg zu unserem eigentlichen Tagesziel, einer Küstenwanderung etwas nördlich von Piombino. 


Schirmpinien-Allee


Startpunkt war ein Parkplatz in der Nähe der „Necropoli di Populonia“, die wir allerdings nicht besuchten. Stattdessen ging es auf direktem Weg an die Küste und, nachdem die Stunde durch den Abstecher zur Zypressenallee und die längliche Anfahrt schon recht fortgeschritten war, machten wir gleich an der ersten Bucht, der „Buca delle Fate“, auf den Felsen Mittag.


Buca delle Fate


Anschließend ging es in stetigem Auf und Ab an der Küste Richtung Süden, wobei wir erwartungsgemäß (Sonntag und Sonnenschein …) längst nicht allein unterwegs waren. Neben Wanderern und Spaziergängern trafen wir dabei auch immer mal wieder auf MountainbikerInnen (mit und ohne E). Einige einsame Abschnitte gab es zwar durchaus, doch insbesondere an den leicht erreichbaren Buchten, wie z.B. der „Cala San Quirico“, wimmelte es von Familien mit Kindern. 


Weiter geht's ...


... immer an der Küste entlang.


Junge-Familien-Treff an der Cala San Quirico


Über Elba braut sich was zusammen.


Den Kiesstrand von „Fosso alle Canne“ erklärten wir dann zu unserem Umkehrpunkt (man hätte mit genügend Zeit und Lust bis Piombino weiterwandern können) und legten noch einmal eine längere Rast ein. Sogar zu einem kühlen „Fußbad“ im Meer ließ ich mich dort noch einmal hinreißen, könnte dies doch für längere Zeit die letzte Gelegenheit dazu gewesen sein.


Fosso alle Canne


Abschied vom Meer


Von hier wandten wir uns landeinwärts und folgten einem schmalen Pfad gleich recht steil bergan bis wir schließlich ein Plateau und einen breiten Forstweg erreichten. Hier rasteten wir kurz im Schatten, denn nach dem schweißtreibenden Aufstieg war mir irgendwie flau in Kopf und Magen, kurz ausruhen, trinken und ein Müsliriegel brachten dies aber schnell wieder in Ordnung. Auffallend war, dass es hier oben in der Gegend um den Monte Pecorino, aber auch sonst im Hinterland der Küste, extrem viele Jägercamps mit teils riesigen Gerüsten, Jägerständen und Unterständen gab. Mitunter wirkten die Bauwerke ziemlich martialisch auf mich – zum Glück war gerade keine Jagdsaison! Andererseits gab es, den Wühlspuren nach zu urteilen, auch hier wieder jede Menge Wildschweine, die zu bejagen vielleicht gar nicht so verkehrt war.

Nach insgesamt 11 km Strecke, 580 Hm und 4 h 45 min (inklusive Pausen) erreichten wir gegen 17 Uhr wieder den Parkplatz und machten uns auf den Rückweg in unser B&B. Zum Duschen und Umziehen reichte es hier gerade noch, dann mussten wir auch schon zur „Osteria San Michele“ im Nachbarort Donoratico aufbrechen, wo Günter für 19.30 Uhr einen Tisch reserviert hatte. Die Restaurant-Chefin traf zeitgleich mit uns im Mini ein und abgesehen vom Personal und einem Kläffer, der offenbar etwas dagegen hatte, dass Gäste kamen, war die Osteria um diese Zeit noch völlig ausgestorben. Mit der Zeit trafen dann doch noch weitere Gäste ein, denen es, was den Hund betrifft, nicht anders erging als uns – da fragt man sich schon, was das Vieh überhaupt hier verloren hatte … Abgesehen davon gab man sich sehr gehoben, was sich in den Preisen durchaus niederschlug, aber auch der Service war entsprechend freundlich und zuvorkommend.
 
Für 1 Antipasto, 1 Primo Piatto, 2 Secondi Piatti, 1 Dessert, sowie 1 Flasche Rotwein (Bolgheri) und 1 Flasche Sprudelwasser (San Pellegrino) zahlten wir schließlich 127 €. Die Qualität war für den Preis ok, die einzelnen Gerichte teils originell (dunkel eingefärbte Gnocchi mit getrockneten Tomaten und Gambas, Venusmuscheln in Bohnenpaste-Suppe mit Kapernpulver und garniert mit Stiefmütterchenblüte), teils klassisch (Tagliata, Vitello Tonnato, Tiramisu).

Dann noch eine letzte ruhige Nacht in der Villa Curiel, ehe es auf den langen Heimweg ging.





Montag, 4. April


Diesmal entschieden wir uns für die kürzeste Route, die uns ausschließlich auf Autobahnen, vorbei an Livorno, Florenz, Bologna, dann quer durch die Po-Ebene und schließlich durchs Etschtal über den Brenner bis Innsbruck brachte. Von hier ging es dann auf Landstraßen über Seefeld, Mittenwald und Garmisch-Partenkirchen und zuletzt auf der A95 nach Hause.

Eine einzige längere Pause legten wir ein, zum Tanken und Mittagessen im sehr empfehlenswerten „Ristorante Le Franchine“ gleich bei der Autobahnabfahrt „Reggiolo-Rolo“, was zusammen mit der einen oder anderen Toilettenpause die ursprünglich prognostizierten 8 h 30 Fahrzeit auf knapp 10 Stunden erhöhte.

Gegen 20 Uhr rollten wir so wieder in München ein, wo gerade rechtzeitig (für uns ;) nach einem kurzen, heftigen Wintereinbruch zaghaft der Frühling zurückkehrte.






Fazit – Sardinien im Frühjahr: 


Pros: 


  • Stressfreie Fährfahrten, da die Schiffe eher leer sind.
  • Wenig andere Touristen vor Ort
  • Die Landschaft grünt und blüht.
  • Übermäßige Hitze ist nicht zu befürchten.
  • Wildcamping in der Regel kein Problem, wo grundsätzlich eine Stellmöglichkeit besteht


Contras:


  • Kaum Campingplätze oder offizielle Wohnmobilstellplätze geöffnet
  • Ebenso sind praktisch alle „Agriturismos“ (Übernachtungsmöglichkeiten auf Bauernhöfen, die häufig Stellplätze für Camper, teilweise auch Essen anbieten) und viele Restaurants noch geschlossen.
  • Es kann überraschend kalt werden, insbesondere nachts.
  • Zum Baden ist das Meer, außer für die ganz Hartgesottenen, definitiv noch zu kalt.
  • Fährfahrten können kurzfristig entfallen oder umgeleitet werden.