Mittwoch, 31. Oktober 2012

Ecuador 2012 - Straße der Vulkane IV

Text: Eva Irmler
Fotos: Günter Schmidt



Cotopaxi


Sonntag, 28.10.  Hacienda La Estacion – Refugio José Ribas (4800m)


Nach dem üppigen Frühstück in der Hacienda machten wir uns zunächst ans Packen für den Cotopaxi. In unseren beiden mittelgroßen Rucksäcke (meiner 30+2 l, Günters ca. 45l) brachten wir dabei nur mit Mühe unter, was wir mitnehmen wollten: Steigeisen, Klettergurt, je 2 Trinkflaschen und vor allem die zusätzlichen warmen Sachen, die wir bis zur Hütte noch nicht brauchten, waren alle sehr voluminös. So musste Günter schließlich die Schlafsäcke in unserem schwarzen, wasserdichten Sack außen am Rucksack festbinden.

Danach war erst mal „Chillen“ angesagt. Cesar, der so gegen 10 Uhr aus Quito zurückkam, wo er den 50. Geburtstag seines Vaters gefeiert hatte, meinte, dass es reicht, wenn wir um 13 Uhr zu Mittag essen und anschließend losfahren.

Wir setzten uns dann auf der etwas ramponierten Hollywoodschaukel im wirklich sehr hübschen Garten der Hacienda bei angenehmen 20°C in die Sonne. Und während Günter via Facebook den Kontakt zur Heimat pflegte, vertiefte ich mich auf meinem Kindle in das Buch „Wolfspirit“ von Gudrun Pflüger. So verging die Zeit recht entspannt und nach dem hervorragenden Mittagsmenü mit musikalischer Untermalung von Seiten des Hausherrn starteten wir endlich Richtung Cotopaxi.


Der Hausherr unterhält seine Gäste mit Gitarre und Gesang.

Die Fahrt zum Parkplatz auf 4500 m dauerte ca. 1 Stunde und ebenso der Aufstieg zum Refugio, der zwar steil und sandig, aber ansonsten unproblematisch war.

Am Parkplatz und bereit zum Abmarsch.

Beim kurzen Hüttenaufstieg zeigt sich der Cotopaxi in ganzer Pracht.

Im Refugio waren wir diesmal erwartungsgemäß nicht die einzigen, sondern teilten uns das Matratzenlager mit einer 7-köpfigen irisch-englischen Gruppe, einem weiteren Paar, das schon bei unserem Eintreffen in den Schlafsäcken lag, und einem ecuadorianischen Pärchen, das wohl einfach eine „romantische“ Nacht auf der Berghütte verbringen wollte.

Wir bezogen unsere abwaschbaren Pritschen und tranken dann erst mal Tee. Bald hatte Günter sowohl mich als auch Cesar davon überzeugt, dass wir wegen der guten Wetteraussichten schon in der kommenden Nacht einen Gipfelversuch starten sollten. Cesar vertraute zwar nicht allzu sehr auf den Wetterbericht, der angeblich in Ecuador chronisch unzuverlässig sein soll, aber offenbar hatte er mit einigen Kollegen auf der Hütte gesprochen, die für den nächsten Tag ebenfalls gute Bedingungen erwarteten. Er machte uns nur noch einmal klar, dass es keinen zweiten Versuch geben würde, falls wir beim ersten Mal scheitern sollten. Das hatten wir (oder zumindest ich) aber auch gar nicht gedacht.

Kurz nach unserer Ankunft auf der Hütte hatte es einen ziemlichen Aufruhr gegeben, als eine Gruppe von mehreren Bergführern eintraf, die einen Bergsteiger vom Gipfel gerettet hatten, der offenbar höhenkrank und völlig orientierungslos geworden war. Nachdem sie ihn mehr oder weniger ins Refugio getragen hatten, erholte er sich zum Glück bald so weit, dass er den Abstieg zum Parkplatz aus eigener Kraft bewältigen konnte.

Natürlich gab uns dieses Erlebnis zu denken. Waren wir wirklich schon gut genug akklimatisiert, um den Cotopaxi zu wagen?

Abends vor dem Refugio José Ribas - auch von hier ist Quito nicht fern.

Nach dem Abendessen, bei dem wir uns mit Suppe und einem Schokoriegel zum Nachtisch begnügten, ging’s gleich ins Bett, denn schon um 23 Uhr würden wir wieder geweckt werden. Während der gerade mal 4 Stunden Nachtruhe musste ich zu allem Überfluss noch zweimal aufstehen, um zur Toilette zu gehen. Diese befand sich außerhalb der Hütte, so dass man jedes Mal die fetten Bergstiefel anziehen musste, und war außerdem in ziemlich üblem Zustand. Und natürlich musste nicht nur ich mal raus, so dass eigentlich fast die ganze „Nacht“ ein Kommen und Gehen herrschte und an Schlaf trotz Ohrstöpseln kaum zu denken war. Erst als schon die ersten anfingen sich anzuziehen und bereit zu machen, fiel ich in einen Dämmerschlaf, aus dem mich aber bald Cesar riss, weil es auch für uns Zeit zum Aufstehen war.

Mühsam zog ich die vielen Schichten Kleidung übereinander, stopfte noch meinen Kindle, den ich überflüssigerweise mitgeschleppt hatte, in den Schlafsack und wankte mit meinem fast leeren Rucksack zum „Frühstück“. Etwas Joghurt und Müsli, sowie je ein halber Frucht-und Schokoriegel mussten reichen, dann noch einmal schnell zur Toilette und schon marschierten wir pünktlich um 0 Uhr los.

Aufi geht's!


Montag, 29.10.  Auf den Cotopaxi und nach Baños


Tatsächlich hatten wir riesiges Glück mit dem Wetter. Als wir aus der Hütte kamen, stellten wir fest, dass der Wind, der noch bis vor zwei Stunden getobt hatte, sich fast vollständig gelegt hatte und dass es außerdem nicht allzu kalt war, höchstens ein oder zwei Grad unter null. Der (Fast-)Vollmond leuchtete uns den Weg, als wir die ersten 1 ½ Stunden über Schotter, Sand und ein paar kleine Schneefelder zum Gletscherrand aufstiegen.

Außer uns hatte sich nur noch die große englisch-irische Gruppe aufgemacht, die zunächst unmittelbar hinter uns ging, bei einer Pause aber an uns vorbeizog, so dass wir uns wohl oder übel ihrem lästigen Stop-and-Go-Tempo anpassen mussten. Außerdem beanspruchten sie am Gletscher den eigentlichen Anseilplatz für sich und wir drei durften uns kurz unterhalb desselben in eher ungeeignetem, da relativ steilem Gelände die Steigeisen anschnallen.

Am Anseil- und Steigeisen-Anlegeplatz.

Trotzdem waren wir schneller fertig angeseilt, da wir ja nur zu dritt waren, und so brachten wir die – für mich – als Einstieg recht hässliche, vereiste Querung bis zum eigentlichen Gletscher als erste hinter uns. Dabei führte Cesar unsere Dreier-Seilschaft an, ich ging in der Mitte, was mir sehr entgegenkam, und Günter bildete die Nachhut.

Von nun an trotteten wir Stunde um Stunde im Mondlicht bergan. Auf die Stirnlampen konnten wir wieder, wie schon im Jahr zuvor am Kilimanjaro, fast völlig verzichten. Zuerst kamen wir durch einen Gletscherbruch mit riesigen, beeindruckenden Eistürmen (=Seracs), wo wir auch einige Spalten über teils recht zweifelhafte Schneebrücken querten. Jetzt in der Nacht und bei zunehmender Kälte war das zwar noch kein Problem, aber wir dachten schon mit Bangen an den Abstieg, bei dem es deshalb nicht allzu spät werden sollte.

Später ging es dann mal steiler, mal flacher über Rampen und Rücken hinauf.  Unser Weg führte direkt an der markanten, weithin sichtbaren dunklen Felsformation „Yanasacha“ vorbei – ein Hinweis, dass es im Inneren des Vulkans durchaus noch brodelte, denn hier war alles Eis abgeschmolzen. Tatsächlich brach der Cotopaxi knapp 3 Jahre später im August 2015 nach fast 40 Jahren Ruhe wieder aus.

Je höher wir kamen, desto häufiger legten wir eine Pause ein, die dünne Höhenluft machte sich nun doch zunehmend bemerkbar, insbesondere an den steileren Aufschwüngen. An Essen war zwar kaum zu denken, da wir keinen Appetit mehr hatten und außerdem unsere Schoko- und Fruchtriegel im Rucksack total hartgefroren waren – sinnvoller wäre wohl gewesen, sie in eine innere Jackentasche nah am Körper zu stecken. Wir tranken aber regelmäßig vom in der Hütte abgefüllten warmen Tee mit Zucker, was uns vermutlich vor schlimmeren Höhenbeschwerden bewahrte.

Günter machte von Pause zu Pause einen erschöpfteren Eindruck - und so wie er aussah, fühlte ich mich. Vor allem an den Steilstufen legte Cesar ein zu hohes Tempo vor, doch jetzt, wo der Gipfel allmählich greifbar wurde, schien er es immer eiliger zu haben. Dauernd zog ich am Seil, aber es gelang mir nicht wirklich, ihn auszubremsen.

Irgendwann meinte er dann, dass es „nur“ noch 40 Minuten bis zum Gipfel wären. Und irgendwie brachten wir auch die noch hinter uns, so dass wir tatsächlich um 5.30 Uhr im ersten Morgenlicht, noch ehe die Sonne es über die tief hängende Wolkendecke geschafft hatte, auf dem 5897 m hohen Gipfel des Cotopaxi standen!

Geschafft!

Sonnenaufgang auf 5897m

Nach den ersten Gipfelfotos, die Günter leider nur mit seiner Handykamera aufnehmen konnte, da die Nikon schon seit der Hälfte des Aufstiegs streikte, warfen wir einen Blick in den beeindruckend großen (800m Durchmesser!), qualmenden und nach Schwefel stinkenden Krater und genossen die herrliche Aussicht. Es war zwar ziemlich kalt dort oben (-10°/-15°C), aber weil es immer noch völlig windstill war, konnte man es gut eine Weile aushalten.

Der Krater des aktiven Vulkans Cotopaxi.

Aussicht auf unser nächstes Ziel, den Chimborazo.

Schließlich entdeckte Günter doch noch, warum seine Kamera nicht funktionierte: sie hatte nicht etwa wegen der Kälte versagt, sondern weil er irgendwann das Objektiv minimal verdreht hatte, was zu einer unverständlichen Fehlermeldung geführt hatte. So gab es noch eine Runde Gipfelfotos, diesmal mit der „richtigen“ Kamera; und nachdem die Sonne endlich aufgegangen war, für eine neue Lichtstimmung sorgte und den Schatten des Berges auf die Wolken projizierte, musste natürlich auch das festgehalten werden.


Cesar war währenddessen schon zunehmend ungeduldig geworden und drängte uns nun, nach etwa einer halben Stunde dazu, schleunigst mit dem Abstieg zu beginnen. Wir seilten uns also wieder an, diesmal in umgekehrter Reihenfolge, d.h. Günter sollte als erster gehen. Uns beiden war zwar nicht ganz wohl dabei, trotzdem beugten wir uns dieser Anweisung. Die Idee dahinter ist, dass der Bergführer im abschüssigen Gelände, wenn er als letzter geht, eher eine Chance hat, uns andere bei einem (Spalten-)Sturz zu halten. Wir hatten allerdings nicht das Gefühl, dass Cesar beim Abstieg besonders aufmerksam war: Je mehr wir Richtung Hütte kamen, desto häufiger schaute er auf sein Handy und immer wieder passierte es auch, dass er nahezu mit mir kollidierte, da er gar nicht bemerkt hatte, dass Günter und ich stehengeblieben waren.


Kurz oberhalb des Gletscherbruchs - werden die Schneebrücken noch halten?

Weil wir beide inzwischen doch ziemlich erschöpft waren und das Gelände spätestens ab dem Gletscherbruch auch nicht immer ganz einfach war, hatten wir das Gefühl, eher langsam voranzukommen. Dennoch erreichten wir nach 2 ½  Stunden, also um 8.30 Uhr, bereits wieder die Hütte. Während des Abstiegs im strahlenden Sonnenschein war es natürlich immer wärmer geworden, aber sowohl die Seracs und gigantischen Eiszapfen, unter denen der Weg manchmal hindurchführte, als auch die Schneebrücken über die Gletscherspalten hielten zu unserem Glück noch.

An diesem Serac...

... führte kein Weg vorbei.

Bald haben wir den Gletscher hinter uns und die Hütte ist nicht mehr fern.

Eigentlich hätten wir jetzt ja noch einen zweiten Hüttentag vor uns gehabt, da ich aber absolut keine Lust hatte, einen weiteren ganzen Tag untätig, ungewaschen und frierend in diesem leider sehr schlecht geführten Refugio herumzuhängen, plädierte ich heftig für eine Planänderung. Zudem hatte sich die Einführung ins Gehen mit Steigeisen und die Spaltenbergung, die zunächst für den ersten Tag auf der Hütte vorgesehen gewesen wäre und die wir jetzt hätten nachholen können, eigentlich auch schon erledigt. Dass wir ersteres so einigermaßen beherrschten, hatten wir gerade 8 Stunden lang unter Beweis gestellt. Und ein richtiger Spaltenbergungskurs hätte uns zwar auf keinen Fall geschadet, aber wir bezweifelten, dass wir den bei Cesar bekommen würden, zumal die Motivation dafür jetzt auch schon weg war: am Chimborazo würden wir es kaum mit Gletscherspalten zu tun haben.

Wir einigten uns dann mit Cesar darauf, gleich unsere Sachen zu packen, zum Auto abzusteigen und in den berühmten Badeort Baños zu fahren. Dieser liegt drei Autostunden weiter südlich am Abbruch der Andenkette zum Amazonasbecken hin. Cesar meinte, dort spontan eine Unterkunft zu finden, sollte kein Problem sein. Natürlich mussten wir diese, sowie die Kosten für die Anfahrt und Cesars Unterkunft  zusätzlich aus eigener Tasche bezahlen, aber das nahmen wir gerne in Kauf, um der ungemütlichen Berghütte zu entfliehen.

Gesagt getan – der restliche Abstieg dauerte höchstens 10 Minuten, da man im Sand gut abrutschen konnte. Die Autofahrt nach Baños zog sich, aber ich habe sowieso das meiste davon verschlafen. In Salcedo hielten wir kurz, um das anscheinend berühmte Eis zu probieren, dann ging’s immer weiter bergab durch immer grünere Landschaften bis ins nur noch 1800 m hoch gelegene Baños. Damit waren wir mehr als 4000 m tiefer, als noch am frühen Morgen!


Banos de Agua Santa - ein Bade- und Wallfahrtsort

Im Hotel „La Foresta“ bekamen wir für 50$ ein nur leicht muffeliges Zimmer. Cesar kam nebenan im „Isla de Baños“ zum Freundschaftspreis von 15$ unter.

Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten, hängten wir unsere feuchten Sachen zum Trocknen auf, duschten und legten uns dann zur Erholung von der anstrengenden Tour und um den versäumten Schlaf nachzuholen erst mal für ein paar Stunden hin.

Danach noch eine Riesenpizza plus Cerveza grande im Ristorante Papardelle und eine ruhige, ungestörte, durchschlafene Nacht – was will man mehr?


Dienstag, 30.10.  Baños und Fahrt zur Hacienda La Ciénega


Bei unserem kurzen Stadtrundgang am Vorabend, der uns im übrigen genügte, um ganz Baños gesehen zu haben, hatten wir festgestellt, dass offenbar gerade alle Bäder der Stadt geschlossen und ihre Becken abgelassen hatten. So fiel also der Programmpunkt „Baden in Baños“ gleich mal flach.

Nach dem guten, überreichlichen Frühstück im Hotel, machten wir uns daher zu einer „kleinen“ Wanderung zu verschiedenen Aussichtspunkten über der Stadt auf: Bis zum „Mirador del Volcan“, wo man den in den letzten Jahren sehr aktiven Vulkan Tungurahua hätte sehen können, wäre da nicht diese absolut stationäre Wolke gewesen, überwanden wir letztlich ohne groß darüber nachzudenken rund 800 Höhenmeter.

Die Hügel rund um Banos werden intensiv landwirtschaftlich genutzt.

Vorsicht - Ameisen queren! Der Amazonas-Urwald ist nicht fern.

Baños schien bei Backpackern aus aller Welt ein beliebtes Ziel zu sein, weshalb es hier ein großes Angebot an günstigen Restaurants gab. So nutzten wir zurück in der Stadt die schon recht knappe verbleibende Zeit für ein gutes, billiges Mittagessen im Café Hood. Dann noch schnell in einem Supermarkt Trinkwasser für die kommenden Tage besorgt und schon mussten wir schleunigst zum Hotel zurück, vor dem Cesar bereits im Auto auf uns wartete.

Auf der Fahrt zu unserer nächsten Station, der Hacienda La Ciénega, begann es auf halber Strecke zu regnen, so dass sich die Aussicht sehr in Grenzen hielt. Auch der Cotopaxi war völlig in den Wolken verschwunden. Wenn wir daran dachten, dass wir nach dem ursprünglichen Plan erst heute unseren Gipfelversuch gestartet hätten ...

Die Hacienda La Ciénega sollte in puncto Unterkunft das Highlight dieser Reise werden, ein imposantes altes Gemäuer mit einer nicht weniger eindrucksvollen Eukalyptus-Allee als Zufahrt – angeblich die ältesten Eukalyptusbäume in Ecuador. Alexander von Humboldt konnte zwar seinerzeit nicht direkt hier übernachten, weil die Gebäude gerade von einem Erdbeben zerstört waren, trotzdem wurde kräftig mit ihm geworben.

Die altehrwürdige Hacienda La Ciénega.

Dank einer noch nicht allzu lang zurückliegenden Renovierung waren die Zimmer bestens in Schuss und kein bisschen muffig.


Ganz links das Fenster unseres Zimmers für die kommenden beiden Nächte.

Abends dinierten wir mit Cesar und nur noch zwei anderen Paaren im hochherrschaftlichen Speisesaal, wobei sich die Kellner fast vor Zuvorkommenheit überschlugen – was für ein Kontrastprogramm: gestern noch im Refugio José Ribas, wo die „Hüttenwirte“ sich null um ihre Gäste kümmerten und noch nicht mal für ein Mindestmaß an Sauberkeit sorgten, und heute dieser Luxus!

Nach dem hervorragenden, aber selbstverständlich auch recht teuren Abendessen, fielen wir gleich ins Bett und ich schlief wie ein Stein und bekam gar nichts mit von den Geräuschen aus dem Nachbarzimmer, über die sich Günter morgens beschwerte …


Mittwoch, 31.10.  Laguna Quilotoa


An diesem Tag stand zur Erholung ein Ausflug mit dem Auto zur Laguna Quilotoa auf dem Programm.

Nach dem guten, reichhaltigen Frühstück in der Hacienda (Semmeln, Toastbrot, Marmelade, Obst, Pancakes mit Honig, Saft, Kaffee aus Kaffeekonzentrat, das auf Wunsch mit heißer Milch oder Wasser aufgegossen wurde) starteten wir um 9 Uhr bei leichtem Regen. Schon bald erreichten wir Pujilí, wo wir vielleicht eine halbe Stunde über den im Vergleich mit Otavalo sehr wenig touristischen Markt schlenderten und Cesar an mehreren Ständen unzählige unterschiedliche Früchte erwarb, die wir später probieren wollten.

Marktgetümmel in Pujilí

Auch die Kundschaft...

... ist überwiegend einheimisch.


Weiter ging’s und immer höher hinaus über einen 4000m hohen Pass. Cesar machte uns auf die Felder (Kartoffeln, Bohnen, Zwiebeln) am Straßenrand aufmerksam, auch in dieser beträchtlichen Höhe wird hier noch Landwirtschaft betrieben.


Am Pass oberhalb von Tigua.


Zwischen Tigua und Zumbahua war die Straße eine einzige Baustelle, so dass sich die Fahrt immer mehr in die Länge zog. In einer Schlucht kurz vor Zumbahua war dann erst mal für mindestens eine halbe Stunde ganz Schluss, weil hier gerade eine Sprengung stattgefunden hatte und nun der Schutt von der Straße gebaggert werden musste.

Irgendwann konnten wir aber doch unsere Fahrt fortsetzen und erreichten wenig später unser Ziel, den Kratersee Laguna Quilotoa.

Bei trübem, aber noch trockenem Wetter warfen wir erst von oben einen Blick in den Krater und wanderten danach die 350 Höhenmeter bis zum See hinab. Cesar blieb währenddessen oben in einem im Um- oder Aufbau befindlichen „Restaurant“ (im Moment im wesentlichen Baustelle), wo er das Obst vom Markt für die Verkostung vorbereitete.

Die Laguna Quilotoa fanden wir beide nicht weiter spektakulär, nicht von oben betrachtet und schon gar nicht von unten. Vielleicht hätte es ja bei besserem Wetter ganz anders ausgesehen, wenn sie, wie in allen Reiseführern beschrieben, türkis in der Sonne geleuchtet hätte. Das konnten wir aber nur einen Moment lang erahnen, als die Sonne einmal beinahe durch die Wolken gebrochen wäre.

Fast scheint die Sonne, aber eben nur fast...

Alpakas am Weg zum Kratersee.

Im „Restaurant“ wurde uns dann zunächst eine heiße Kartoffelsuppe kredenzt, die sehr willkommen war, weil es wie auf allen Baustellen gewaltig zog. Während wir noch beim Essen waren, begann es draußen wie aus Kübeln zu schütten, und dieser Regen begleitete uns leider auf dem ganzen Rückweg, so dass die tolle Aussicht und Landschaft, die diesen Ausflug eigentlich hätten ausmachen sollen, völlig ins Wasser fielen. Schade!

Die Früchteprobe dagegen war sehr interessant, unter anderem gab es fünf verschiedene Bananensorten (zwei davon eher zum Kochen oder Braten geeignet, dann ganz kleine, sehr süße Bananen, eine Sorte, die im wesentlich so aussieht wie unsere „normalen“, aber fester und nicht so süß ist, und eine rotschalige Sorte), Naranjilla, Babaco, Maracuja und vieles mehr, was ich mir leider nicht merken konnte.

Cesar beim Obstschneiden


Beim Genuss von so vielen verschiedenen und für uns exotischen Früchten lag natürlich die Befürchtung nahe, dass dies unerwünschte Folgen haben könnte, aber glücklicherweise blieben wir davon völlig verschont.

Für die Rückfahrt war eigentlich eine alternative Strecke geplant, aber Cesar meinte, diese wäre vermutlich durch den Regen unpassierbar, und so ging es recht eintönig auf derselben Route zurück.

In der Hacienda gönnten wir uns dann noch einmal ein gutes Abendessen und genossen die letzte Nacht im gemütlichen Bett, ehe es anderntags zum Chimborazo gehen sollte.


Abendessen mit "El condor pasa" - heute ist eine größere Reisegruppe hier abgestiegen.