Fotos: Günter Schmidt
Chimborazo
Donnerstag, 1.11. Hacienda La Ciénega - Refugio Whymper
Nach dem Frühstück hatten wir noch jede Menge Zeit und so
durchstreiften wir Haus und Garten der Hacienda.
Das Wetter war inzwischen wieder ganz passabel und der
Wetterbericht für die Gegend um den Chimborazo für die kommende Nacht und
Freitagmorgen sehr optimistisch. So fuhren wir um 10.30 Uhr von der Hacienda ab
und machten uns auf den Weg zum Höhepunkt unserer „Volcano-Climbing-Tour“, der
Besteigung des Chimborazo.
Zunächst quälten wir uns aber endlos durch die Innenstadt
von Ambato, um zu einem Einkaufszentrum zu gelangen, wo Cesar noch Lebensmittel
für die Hütte einkaufen wollte. In einem Thai-Imbiss bekamen wir, nachdem wir
am Tresen etwas mühsam auf Spanisch bestellt hatten, tatsächlich das gewünschte
pikante Rind bzw. Huhn. Danach besorgten wir im Supermarkt noch einige
Kleinigkeiten, ehe wir Cesar wieder trafen und es endgültig Richtung Chimborazo ging.
Die Anfahrt führte durch einige Bergdörfer höher und immer höher
hinauf. Schließlich passierten wir auf einer schon recht kargen Hochebene den
Eingang zum Chimborazo-Nationalpark.
Letzte Gehöfte am Fuß des Chimborazo. |
Karges Land - hier verläuft die Straße von Ambato nach Riobamba, von der die Route zum Chimborazo-Nationalpark abzweigt. |
Nach ein paar weiteren Kilometern
erreichten wir das in 4800 m Höhe gelegene Refugio Los Hermanos Carrel, bei dem für das Auto
Endstation war.
Parkplatz vor der Carrel-Hütte mit Blick zum Chimborazo. |
Hier entdeckten wir das einzige Mal auf unserer Reise Vicuñas, eine wild lebende südamerikanische Kamelart.
Bei leichtem Schneefall machten wir uns bereit für den
Hüttenaufstieg, der diesmal noch kürzer und viel weniger steil ausfiel, als am
Cotopaxi.
Für einige Augenblicke riss die dichte Bewölkung beim Anmarsch zur Hütte auf und unser Berg war im Ganzen zu sehen. So konnte Cesar uns die geplante Aufstiegsroute zeigen, ehe wieder Wolken den Gipfel verhüllten.
Schon nach einer guten halben Stunde erreichten wir das Refugio Whymper, das sich als wesentlich angenehmer und gepflegter
herausstellte, als sein Pendant am Cotopaxi. Umso erstaunlicher fand ich, dass
letzteres 20$ für die Übernachtung verlangte, das Whymper aber gar nichts. Am
Cotopaxi waren zudem viel mehr Leute unterwegs, so dass die Mittel für einen
besseren Service allemal hätten vorhanden sein müssen. Hier jedenfalls waren die
Toiletten frisch geputzt und als ich, ohne es zu wissen, nach dem Trinkwassergefäß
griff, um Wasser zum Spülen zu schöpfen, intervenierte sofort einer der Hüttenwarte.
Im Hauptraum der Hütte gab es einen offenen Kamin, der bei
unserer Ankunft schon gut angeheizt war und das untere Stockwerk der Hütte auf
angenehme Temperaturen brachte. Oben in den Schlafräumen war es dagegen zwar recht
frisch, trotzdem froren wir diesmal während der kurzen Nachtruhe nicht.
Der gemütliche Aufenthaltsraum der Whymper-Hütte |
Hier trafen wir auch die englisch-irische Bergsteigergruppe
vom Cotopaxi wieder, die ebenfalls in der kommenden Nacht zum Gipfel des Chimborazo
aufbrechen wollte.
In der Hütte gab’s für uns gegen Abend Tee und Suppe,
diesmal mit frischem Baguette, und zum Nachtisch noch was Süßes.
Abendessen bei Kerzenschein |
Wir fühlten
uns beide diesmal wesentlich besser als am Vorabend der Cotopaxi-Besteigung,
hatten keinerlei Kopfschmerzen und auch sonst keine nennenswerten Beschwerden,
so langsam schienen wir richtig gut akklimatisiert zu sein.
Beim Gedanken
daran, was uns bevorstand, war ich erstaunlicherweise nicht einmal sonderlich
aufgeregt. Wahrscheinlich gab mir der Erfolg am Cotopaxi eine gewisse
Zuversicht und natürlich war mir auch bewusst, dass – ganz unabhängig von
Erfolg oder Misserfolg – nach der kommenden Nacht und dem morgigen Tag die
Strapazen für diesmal ein Ende haben würden.
Wir gingen dann wieder gegen 19 Uhr schlafen in „unseren“
Schlafraum, den wir ganz für uns alleine hatten. Bis zum Wecken um 22.30 Uhr
blieben uns also üppige 3 ½ Stunden Zeit
… Eigentlich wollte uns Cesar ursprünglich schon um 22 Uhr aus den Schlafsäcken
werfen, aber nachdem ein Kollege erzählt hatte, dass zwei Tage zuvor eine
Bergsteigergruppe den Gipfel wegen zu hohem Schnee nicht erreicht hatte,
beschlossen wir, der größeren Gruppe den Vortritt und damit – falls nötig – die
Spurarbeit zu überlassen.
Tatsächlich konnten wir beide ein bisschen schlafen, weil es
viel ruhiger war, und ich wundersamerweise (oder doch einfach nur, weil ich
weniger getrunken hatte und schneller warm wurde im Schlafsack) nicht ständig
auf die Toilette musste.
Viel zu schnell war es dann leider doch vorbei mit der Ruhe.
Erst polterten die Engländer und Iren die Treppe hinab zum „Frühstück“ und dann
stand auch schon Cesar auf der Matte und wir mussten uns bereit machen für den
großen Tag.
Von der anderen Gruppe wollten, wie sich nun herausstellte,
nur vier Leute überhaupt den Aufstieg versuchen. Die übrigen drei hatten sich
die Zeit seit dem Abendessen vor dem offenen Kamin mit Weintrinken vertrieben
und waren in entsprechendem Zustand …
Nach einem schnellen Frühstück füllten wir noch Tee für
unterwegs ab und steckten uns ein paar Schoko- und Müsliriegel in irgendwelche
Jackentaschen nah am Körper, damit sie möglichst essbar bleiben und nicht
einfrieren sollten. Dann nochmal schnell zur Toilette, Klettergurt angelegt und
Helm aufgesetzt und pünktlich um 23.30 Uhr gingen wir los.
Freitag, 2.11. Auf den Chimborazo, nach Riobamba und spontane Rückkehr zur Hacienda La Ciénega
In den paar Stunden unserer Nachtruhe hatte es tatsächlich
komplett aufgeklart und auch der jetzt schon wieder unmerklich abnehmende Mond
war gerade hinter dem Chimborazo aufgegangen, so dass wir auf unsere
Stirnlampen bald verzichten konnten.
Der Mond leuchtet uns den Weg - erste Schritte zum großen Ziel. |
Schon von der Hütte weg lag ein wenig
Schnee, was aber nicht weiter störte, da die erste Stunde Aufstieg noch nicht
besonders steil war. Da es auch heute zunächst völlig windstill war, hatte ich
meine Goretex-Jacke erst gar nicht angezogen. Trotzdem kam ich bald ins
Schwitzen, was im Hinblick auf den langen nächtlichen Aufstieg und die zu
erwartende Kälte weiter oben, nicht gerade ideal war.
Ehe der Weg etwas steiler wurde, legten wir die Steigeisen
an, seilten uns an und nahmen uns auch noch die Zeit etwas zu essen und zu
trinken. Ab hier ging es durch den berühmt-berüchtigten steinschlaggefährdeten
Bereich (El Corredor) unter dem El-Castillo-Felsen. Mit den Steigeisen
stolperten wir zunächst noch ziemlich viel über Steine, aber in den vereisten
Passagen dazwischen waren wir doch froh, sie an den Füßen zu haben.
Nachdem wir
die Steinschlagrinne ein paar Mal im Zickzack gequert hatten, ging es einen
ersten Schneehang hinauf, der uns aus der Gefahrenzone brachte. Danach folgten
noch ein paar felsige Stufen mit einer ganz kurzen Kletterstelle und dann waren
wir endgültig auf dem Grat, der bis zum Ventimilla-Gipfel hinaufzieht, dem gut
40 m niedrigeren Nebengipfel des Chimborazo.
Von jetzt an stiegen wir nur noch über mehr oder minder
steile Schneehänge auf – meistens eher steiler, weshalb wir die Füße über lange
Zeit nicht in Aufstiegsrichtung aufsetzen konnten, sondern parallel zum Hang
einen Fuß über den anderen setzen mussten, was durch die einseitige Belastung
auf Dauer sehr anstrengend war. Eigentlich hätten wir ja theoretisch immer mal
wieder die Seite wechseln und so beide Füße gleichmäßig belasten können.
Angeseilt wie wir waren, führten solche Aktionen aber nur zu lästigen
Verzögerungen, so dass wir es irgendwann einfach sein ließen.
Allmählich wurde es nun auch kälter, obwohl noch immer kaum
Wind ging, so dass ich doch meine Goretex-Jacke brauchte und zusätzlich zum
Stirnband die Balaclava. Spätestens ab hier begann ich zudem auch die Höhe zu
spüren. Wir gingen zwar wieder in sehr gemäßigtem Tempo – keine Chance diesmal,
die eine halbe Stunde vor uns gestartete Gruppe einzuholen – , trotzdem war ich
an jeder kurzen Pause froh, die Cesar ausrief, weil ich sie dringend brauchte,
um wieder zu Atem zu kommen. Gelegentlich war mir auch leicht schwindlig,
insbesondere beim Weitergehen, bis der Kreislauf wieder verstanden hatte, dass
die Pause vorbei war.
Kalte Rast kurz vor Sonnenaufgang. |
Längere Pausen zum Trinken oder gar Essen machten wir mit
zunehmender Höhe immer weniger, weil uns irgendwann auch die Zeit davonzulaufen
begann. Das lag vor allem daran, dass im oberen Bereich des Grats der Schnee
eine ziemlich lästige Konsistenz hatte: nur die obersten paar Zentimeter
bildeten einen geschlossenen Harschdeckel, der aber nicht trug, und darunter
versanken wir im Pulver, so dass jeder Schritt extrem mühsam wurde, man oft
einen Schritt vorwärts ging und zwei zurückrutschte. Immerhin hatten wir aber den
Vorteil, dass schon andere vor uns aufgestiegen waren, so dass wir keine neue
Spur anlegen mussten. Später erfuhren wir, dass die drei Bergführer der Briten
und Iren sich immer nach einer Stunde beim Spuren abgewechselt hatten, um überhaupt
bis zum Ventimilla-Gipfel durchzuhalten.
Als es allmählich hell wurde und wir immer noch ein gutes
Stück vom Ventimilla entfernt waren, meinte Cesar, dass es vernünftiger wäre,
bei diesen Bedingungen hier umzukehren. Aber so erledigt wir auch waren,
plädierten wir doch beide dafür, wenigsten bis zum Vorgipfel weiterzusteigen,
und schließlich willigte Cesar ein.
Also kämpften wir noch etwa eine Stunde weiter mit Schnee,
Höhe und Erschöpfung und um 7 Uhr morgens erreichten wir tatsächlich den 6225m hohen
Ventimilla-Gipfel des Chimborazo, meinen ersten 6000er!
Hier oben trafen wir auch unsere Engländer und Iren wieder,
die sich gerade für den Abstieg bereit machten.
Günter und ich waren beide so am Ende, dass wir uns erst mal
in den Schnee setzen mussten, um zu verschnaufen.
Uff - geschafft! |
Und die Frage, ob wir noch
zum Hauptgipfel weitergehen sollten, stellte sich erst gar nicht, obwohl er zum
Greifen nah zu sein schien.
Der Whymper-Gipfel, mit 6267m der höchste Punkt des Chimborazo, bleibt für uns leider unerreichbar. |
Das täuschte nämlich gewaltig, weil wir, um dorthin zu
kommen, erst hätten nicht wenige Höhenmeter ab- und danach wieder aufsteigen
müssen. Da alle anderen Bergsteiger ebenfalls am Ventimilla umgekehrt waren,
gab es ab hier auch keine Spur mehr. Zudem war es mittlerweile schon relativ
spät und wir brauchten noch genügend Kraft für den Abstieg, auch um rechtzeitig
und flott durch die Steinschlagrinne zu kommen, bevor es zu warm wurde.
Mir fiel es leicht, mich mit dem Nebengipfel zufrieden zu
geben, für Günter dagegen war es sehr viel schwerer, auf den Hauptgipfel zu
verzichten. Und doch schluckte er diese Kröte angesichts der widrigen Umstände
ohne große Diskussion.
So tranken wir Tee, schossen Gipfelfotos und genossen das tolle
Rundumpanorama.
Traumhafte Aussicht - Ecuadors Vulkane von (fast) ganz oben: ganz links die Illinizas, etwas rechts von der Mitte der Cotopaxi, noch weiter rechts Cayambe und Antisana |
Und nach etwa einer halben Stunde machten wir uns wieder an den
Abstieg.
Auch jetzt brachen wir immer mal wieder unvermutet ein, was
den Abstieg von Anfang an recht mühsam werden ließ. Auf etwa der Hälfte des
Grats wechselte ich vom Pickel zu den Stöcken – eine gute Entscheidung, da ich
mich so sicherer fühlte.
Nach und nach mussten wir immer mehr Kleidungsschichten
ausziehen, uns gegen die starke Sonneneinstrahlung eincremen und Sonnenbrillen
aufsetzen, so dass einige, wenn auch kurze Stopps zusammen kamen. Cesar gönnte
uns nur einmal eine richtige Pause, bei der wir uns auch hinsetzen konnten, ansonsten
versuchte er uns möglichst Beine zu machen. Insbesondere in der Steinschlagzone
trieb er uns an, so schnell zu laufen, wie nur irgend möglich.
So langsam wird's warm - kurze Pause im Abstieg. |
Gegen 10 Uhr morgens trafen wir dann wieder heil bei der
Hütte ein, 2 ½ Stunden nachdem wir den Gipfel verlassen hatten. Wir packten
gleich unsere Sachen und wanderten zur Carrel-Hütte hinab. Der 2. November
(Allerseelen) ist in Ecuador Feiertag, so kamen uns auch heute, wie schon am
Illiniza, wieder jede Menge Ausflügler entgegen.
Von der Carrel-Hütte, wo wir uns noch halbwegs zivile
Klamotten angezogen hatten, fuhren wir nach Riobamba, oder besser gesagt in das
„Hotel“ La Troje in der Nähe von Riobamba, das sich leider als ganz üble
Absteige entpuppte.
Unser Zimmer bestand aus zwei Räumen mit insgesamt drei
„Betten“ (eher schmale Pritschen), allesamt ziemlich unappetitlich mit uralten
Wolldecken, kaputten Polstern usw. In einer Ecke stand eine aufgeklappte
Seemannskiste, in der irgendwelcher Müll lag, auf dem Tisch in einer
Glasschüssel schwamm eine schon reichlich vergammelte Hauswurz in Wasser –
alles Anzeichen, dass sich hier niemand wirklich kümmerte. Am meisten ärgerte mich/uns
aber, dass hier wieder einmal keine Aussicht auf eine leidlich warme Dusche
bestand, da dem Wasserhahn erst gar kein und später lediglich kaltes Wasser zu
entlocken war. Das negative Bild wurde noch abgerundet, durch das fehlende
Toilettenpapier und Spritzer auf dem Toilettensitz, die eindeutig von unseren
Vorgängern stammten …
Cesar, dem die Sache auch nicht recht war, zumal es in
seinem Zimmer ebenfalls kein Warmwasser gab, versuchte zunächst, die
Angestellten des Hotels dazu zu bringen, die gröbsten Mängel zu beseitigen.
Aber offensichtlich interessierte sich niemand so recht dafür, so dass er
schließlich über Ramiros Büro in Quito, das glücklicherweise trotz Feiertag
besetzt war, versuchte, irgendwo in der Nähe andere Zimmer zu bekommen. Das
stellte sich allerdings als praktisch unmöglich heraus, da das Angebot an
Hotels in Riobamba und Umgebung wohl nicht gerade üppig war.
Als sich um 16 Uhr immer noch nichts getan hatte – wir saßen
mittlerweile schon drei Stunden untätig im La Troje herum und so langsam
meldete sich auch der Hunger – beschlossen wir, einfach unser Gepäck wieder
einzuladen und in Riobamba Pizza essen zu gehen. Alles andere würde sich
hoffentlich finden.
In der Pizzeria (Holzofenpizza in Ecuador!) schlug Günter
dann irgendwann vor, doch in der Hacienda La Ciénega anzufragen, ob die
Humboldt-Suite zu haben sei. Ich hielt das zunächst für eine Schnapsidee, aber
Cesar war sofort Feuer und Flamme und ließ über Quito dort anfragen. Tatsächlich
war die Suite frei und für in Ecuador
exorbitante 180 € zu haben. Ein normales Zimmer konnte man uns auch dort nicht
mehr anbieten und so nahmen wir kurzerhand die Suite. Wir machten uns noch
Sorgen, wo Cesar unterkommen würde, aber der meinte nur, dass es für ihn in der
Hacienda immer Platz gebe…
So mussten wir nach der Pizza noch über zwei Stunden
Richtung Norden fahren, bis wir um 20.30 Uhr die Hacienda erreichten. Dort
wurden wir schon erwartet und bezogen unsere unglaublich riesigen Zimmerfluchten
– ein ganzes Stockwerk nur für uns! Etwas angestaubt zwar, da vermutlich nicht
allzu oft belegt, aber es gab alles, was unser Herz begehrte: ein sauberes
Bett, eine heiße Dusche und ruhigen Schlaf!
"Unsere" Humboldtsuite |
Blick in den Garten der Hacienda |
Samstag, 3.11. Hacienda La Ciénega – Quito
Durch unser Umdisponieren bei der Übernachtung fiel die
eigentlich für diesen Tag geplante Zugfahrt von Alausí zur Teufelsnase
natürlich flach. Alausí liegt noch deutlich südlich von Riobamba und wir waren
ja nun schon wieder viel weiter im Norden.
Was sollten wir also mit diesem zusätzlichen freien Tag
anfangen? Der Pasochoa, ein Vulkan nicht weit von Quito, wäre ein lohnendes
Ziel, dort könnte man ein paar kleine Wanderungen durch ursprünglichen Bergwald
unternehmen. Doch als wir Cesar wie verabredet um 11 Uhr beim Auto trafen,
mussten wir leider erfahren, dass das mit ihm zusammen nicht gehen würde. Wir
als Privatleute hätten zwar jederzeit in den Nationalpark am Fuß des Vulkans
fahren können, er als Guide hätte dagegen am Parkeingang eine schriftliche
Bestätigung seines Auftraggebers (also Ramiro) vorlegen müssen. Weil heute, am
Samstag aber Ramiros Büro definitiv nicht besetzt war, hatten wir keine Chance
eine solche zu bekommen.
So blieb uns nichts anderes übrig, als einfach die 1 ½
Stunden nach Quito zurückzufahren.
Beim Hotel Vieja Cuba hieß es dann Abschied nehmen von
Cesar, der uns im Großen und Ganzen ein guter Reisebegleiter und Bergführer gewesen
war. Vor allem war er stets sehr flexibel, wenn es um Sonderwünsche
unsererseits ging, jedenfalls so lange er eine Möglichkeit sah, sie zu
erfüllen. Und seine Fähigkeiten als Bergsteiger stehen sowieso außer Frage.
Da wir schon um 13 Uhr wieder in Quito waren, mussten wir
noch ungefähr eine halbe Stunde warten bis wir unser Maisonette-Turmzimmer
beziehen konnten – sehr großzügig, aber wir schafften es trotzdem innerhalb
kürzester Zeit, alles mit unserer Bergausrüstung vollzuhängen und -zustellen.
Ansonsten vertrieben wir uns den angefangenen Tag mit essen
(Burger und Tapas im Q) und schlenderten durch die ganz in der Nähe gelegenen Parks
El Ejido und Alameda, die beide schon einen ziemlich heruntergekommenen
Eindruck machten. Die Einwohner von Quito, die sich jetzt am Wochenende massenweise
dort vergnügten, schien dies allerdings wenig zu stören.
Für den kleinen Hunger zwischendurch - Stand beim Alameda-Park. |
Den Ausflug zum Pasochoa hatten wir uns noch nicht ganz aus
dem Kopf geschlagen und so suchten wir für den folgenden Tag – in unserem
Programm ganz offiziell als „Reservetag“ geführt, falls wir z.B. wegen des
Wetters den einen oder anderen Gipfel hätten verschieben müssen – noch nach
einer Möglichkeit, diesen nachzuholen. Leider hatten die unzähligen Reisebüros
um die Plaza Foch ausnahmslos alle samstags geschlossen und auch Ramiro war
nicht zu erreichen, so dass wir diese Idee schließlich doch begraben mussten.
Abends gingen wir dann zur Abwechslung mal wieder essen,
diesmal ins Restaurant „Mama Clorinda“ in der Avenida Reina Victoria – recht
gut, aber auch sehr touristisch.
Sonntag, 4.11. Quito
Eigentlich hätten wir ja ausschlafen können, aber schon in aller
Frühe polterten unzählige Leute durchs Hotel, denn offenbar reisten gleich zwei
größere Gruppen ab. Wir warteten mit dem Aufstehen noch bis halb neun und
fanden den Frühstücksraum schon fast völlig leergeräumt vor. Müsli, Joghurt und
Kaffee waren aber doch noch in ausreichender Menge vorhanden und alles, was wir
sonst brauchten, konnten wir bestellen.
Nach dem Frühstück holten wir unser hier deponiertes
Galapagos-Gepäck ab, später würden wir dann alles so umpacken, wie wir es für
den nächsten Abschnitt unserer Reise brauchten.
Zunächst wollten wir jetzt aber noch zwei weitere Parks
besuchen, diesmal im Norden von Quito: den Parque La Carolina und den riesigen
Parque Metropolitana Bellavista. Schon im ersten stellten wir fest, dass hier
alles viel gepflegter und auch das Publikum ein anderes, deutlich
wohlhabenderes war als in den tags zuvor besichtigten Parks. Auch hier gab es
einen künstlichen Teich mit Tret- und Ruderbooten, aber im Gegensatz zum
Alameda-Park war noch alles gut in Schuss.
Wir querten dann am Ende von La Carolina auf Höhe des
Estadio Olimpico Atahualpa zum Metropolitana, der auf einem Hügel oberhalb
eines besseren Wohnviertels von Quito liegt. Hauptsächlich besteht er aus einem
von unzähligen Jogging- und Mountainbikestrecken durchzogenen Eukalyptuswald,
unterbrochen von einigen Aussichtspunkten, einem Trinkwasserreservoir und
diversen Spiel- und Sportplätzen. Auch hier herrschte reger Betrieb, vor allem
führten die Leute ihre Hunde und/oder Kinder aus.
Eukalyptuswald im Metropolitana-Park |
Leider lag auch heute wieder ziemlich dichter Dunst über
Quito und die umliegenden Berge versteckten sich in Wolken. So musste die Lamaherde eines „Streichelzoos“ an einem der
Aussichtspunkte als Ersatz-Highlight herhalten.
Nachdem der Anmarsch zum Park doch recht lang gewesen war,
gönnten wir uns für den Rückweg ein Taxi. Der Hunger trieb uns anschließend
schnurstracks in das Restaurant gegenüber vom Hotel. Von außen hatte es
eigentlich immer einen sehr passablen Eindruck gemacht, innen erschien es uns
dagegen doch etwas angeschmuddelt, aber dafür umso „authentischer“, wir waren
ganz offensichtlich die einzigen Touristen unter den Gästen. Die Gerichte
fielen dann in Art und Menge auch sehr traditionell aus: Mein „Pollo al Limon“
kam mit Reis und Pommes, ein wenig in Majo ertränktem, mit Schinken
angereichertem Salat und einem „Salat“, der überwiegend aus Zwiebeln und
Bohnenkernen bestand…
Nach dem Essen schleppten wir uns zu unserem Hotelzimmer, wo
wir unser Gepäck für Galapagos umpackten und uns eine ausführliche
Mittagssiesta gönnten.
Abends dann war die Erinnerung an das üppige Mittagessen
schon wieder verblasst, so dass uns das Verlangen nach neuer Nahrung trotz
Nieselregen und fernem Donnergrollen aus dem Haus trieb. Die Stadt schien
wieder so ausgestorben wie an unserem ersten Abend hier und auch in dem argentinischen
Steakhouse, das wir schließlich ansteuerten, blieben wir beinahe die einzigen
Gäste. Ich legte dann noch ein riesiges Filet Mignon mit Kartoffelpüree und
Gemüsegarnitur auf das Huhn vom Mittag – und hatte anschließend das Gefühl, für
den Rest meines Lebens nie wieder Fleisch zu brauchen… Zum Glück hatten wir
noch einigen Nachholbedarf von den anstrengenden Bergtouren, die doch ziemlich
an unseren (Fett-)Reserven gezehrt hatten.
Als wir zurück ins Hotel kamen, war eine Nachricht von
Ramiro da, dass er uns am anderen Morgen um 8.30 Uhr abholen würde, eine halbe
Stunde später als wir gedacht hatten. Auch gut, so konnten wir länger schlafen.
Die Nacht wurde dann tatsächlich ziemlich ruhig, da sowohl
im Hotel selbst, als auch auf der Straße wenig los war. Wahrscheinlich war
diese letzte damit unsere erholsamste Nacht in Quito.
Abschied von Quito - 2012 starteten die Flugzeuge noch am alten Flughafen mitten in der Stadt. |