Text: Eva Irmler
Fotos: Günter Schmidt
Via Frankreich nach Hause
Wie so oft auf dieser Herbstreise begann unser letzter Morgen auf spanischem Boden mal wieder mit Nieselregen, und da auch für die kommenden Tage eher feucht-kühles Wetter prognostiziert war, herrschte auf dem Campingplatz von Zarautz spürbar Aufbruchsstimmung. Bereits um 7 Uhr früh begannen die ersten zusammenpacken und rumpelten nach und nach davon. Deutlich später machten dann auch wir uns bereit zur Weiterreise, während immer wieder der eine oder andere Schauer niederging.
Unser erstes Ziel an diesem Tag war ein Supermarkt irgendwo in den Vororten von San Sebastian, wo wir noch das eine oder andere kulinarische Mitbringsel zu erwerben hofften. Leider hielt sich das Angebot an typisch spanischen Lebensmitteln und Weinen ausgerechnet im von uns erwählten Laden arg in Grenzen. Das eine oder andere fand sich letztlich aber doch und wir mussten nicht mit völlig leeren Händen von dannen ziehen.
Nach einem letzten Tankstopp im preislich in dieser Hinsicht etwas moderateren Spanien steuerten wir Bayonne an, überquerten dabei beinahe ohne es zu merken die spanisch-französische Grenze und waren wieder in „Frantzia“ angelangt, wie die baskische Version der Grenzbeschilderung uns sagte.
In Bayonne fanden wir ohne Probleme einen (kostenpflichtigen) Parkplatz am Fluss Ardour, doch leider hatte beim öffentlichen Toilettenhäuschen nur Günter Glück und durfte das Pissoir benutzen, das „normale“ Damenklo zeigte „occupée“ an, und als auch nach einigem Warten niemand daraus entstieg, ging ich davon aus, dass es schlichtweg abgeschlossen war. Damit standen wir jetzt etwas unter Druck (vor allem ich …), möglichst flott ein Restaurant fürs Mittagessen aufzutun, was in Bayonne eigentlich kein Problem hätte sein sollen. Doch unsere erste Wahl war leider rappelvoll und so landeten wir im nächstbesten, einem besseren Asia-Imbiss. Hier war zwar an der Theke flott bestellt und konnte ich mich nach wenigen Minuten endlich „erleichtern“, doch stellte sich das Essen dann als eher mäßig heraus: Auf einer gut mit Reis bzw. Nudeln gefüllten Bowl waren bei Günter ein paar Stückchen Rind und rohe, geraspelte Möhren, sowie rohe Zwiebeln drapiert, bei mir Hühnerfleisch, Erdnusssauce und geröstete Erdnüsse, sowie geraspelter roher Rotkohl. - Na ja. machte zwar satt, aber nicht wirklich zufrieden. Und anschließend kamen wir, wie nicht anders zu erwarten, an jeder Menge „richtigen“ Restaurants mit französischer oder baskischer Küche vorbei, zu denen es nur unwesentlich weiter gewesen wäre …
Bayonne |
An der Nive |
Immerhin regnete es gerade mal nicht, als wir uns auf den Weg zur Kathedrale „Notre Dame de Bayonne“ machten, sogar die Sonne kam beinahe heraus. Die gotische Kathedrale mit ihren vielen farbigen Glasfenstern beeindruckte uns dann sehr, sicher hätten wir aber noch mehr von der Besichtigung mitgenommen, wenn wir uns im Vorfeld mit dem Bauwerk befasst hätten, um dann gezielt bestimmte Dinge suchen und ansehen zu können.
Notre Dame de Bayonne |
Kaum hatten wir die Kathedrale verlassen, schüttete es mal wieder los und wir stellten uns eine Weile beim Vordach eines benachbarten Gebäudes unter, ehe wir entlang der alten Stadtmauer zum Fluss zurückkehrten und damit praktisch wieder am Auto waren. Und das sollte es jetzt schon gewesen sein mit Bayonne? – Das war dann doch ein bisschen unbefriedigend! Also machten wir noch einen weiteren Ausflug in die Altstadt, kauften in einem Geschäft mit baskischen Spezialitäten Cidre und Feigenmarmelade und setzten uns anschließend an der Nive, dem zweiten Fluss, der die Stadt durchzieht, noch vors Café Etienne auf einen arg sahnigen „Café Viennoise, bzw. einen doppelten Espresso plus Zitronenkuchen.
Von Bayonne, unserer einzigen Station im französischen Baskenland, waren es dann noch einmal zwei Stunden Fahrt bis zur Dune du Pilat. Über die Autobahn wär’s zwar schneller gegangen, aber wir zogen diesmal die Landstraßen vor, die bekanntlich auch in Frankreich mit unzähligen Kreisverkehren und „Speed-Bumps“ gespickt sind. Teils ging es aber auch kilometerlang über schnurgerade Passagen durch Wald und Heide, denn im Departement „Landes“, in dem wir uns mittlerweile befanden, ist es oft bretteleben.
Bereits seit Napoleons Zeiten wird die Heidelandschaft in dieser Gegend mit Pinien aufgeforstet und so befand sich auch der „Camping La Forêt“ dem Namen entsprechend in einem Pinienwäldchen, an das die beeindruckend große Düne direkt angrenzte. Vermutlich wäre der Platz ohne die Bäume sowieso längst vom Sand geschluckt, jedenfalls war hier so viel davon unterwegs, dass wir nach unserem Aufenthalt gefühlt eine kleinere Düne im Auto mitnahmen. Gleich nach unserer Ankunft erstiegen wir den riesigen Sandhaufen dann zum ersten Mal, ließen uns oben den heftigen Wind und die Sandkörner um die Ohren pfeifen und genossen den Blick übers Meer.
Abends auf der Dune du Pilat |
Tolle Aussicht trotz "Sandsturm" |
Hier waren Wind und Wasser am Werk. |
Für einen recht gut besuchten Campingplatz war es nachts dann paradiesisch ruhig, bis wir morgens um halb 7 unsanft von unseren Nachbarn von gegenüber geweckt wurden, zwei jungen Motorradfahrern, die offenbar den Sonnenaufgang auf der Düne erleben wollten.
Gegen 11 kletterten auch wir noch einmal dort hinauf und wanderten diesmal nicht nur über die „Gipfel“, sondern stiegen zum Strand ab, an dem gerade Ebbe herrschte. Allerdings war dies keiner von den Stränden, an denen man endlos weit hinauswandern kann, ehe das Wasser tiefer wird, der Meeresboden fiel hier recht schnell steil ab. Bei den Sandbänken weiter draußen waren auffallend viele Boote zugange, vermutlich werden hier die Austern gezüchtet, die in den Restaurants der Umgebung dann auf die Teller kommen.
Dune du Pilat am Morgen |
Sandhüpfer und ein Tiefblick zum Camping La Forêt |
Sahara? |
Dem Beispiel vieler anderer Dünenbesucher folgend hatte ich diesmal bald Schuhe und Strümpfe ausgezogen und festgestellt, dass das Vorankommen im weichen Sand barfuß sehr viel angenehmer war. Teilweise war der Untergrund zwar ziemlich kühl, dort wo es noch feucht war vom letzten Regen oder der Flut, doch solange man in Bewegung blieb, war’s kein Problem. Zudem hatte sich mittlerweile der Wind vom Vorabend praktisch komplett gelegt, so dass wir keine Gefahr mehr liefen, „sandgestrahlt“ zu werden.
Plage Robinson |
Unten am Strand fand sich ein geschicktes Brett als Sitzplatz für eine Rast mit Blick aufs Meer, ehe wir mühsam wieder die Düne hinaufkrabbelten und anschließend flott auf der anderen Seite zum Campingplatz hinabschlitterten.
Barfuß über die Düne |
Die Leiter hilft sehr beim Aufstieg zur Düne, runter rutscht es sich besser im weichen Sand daneben. |
Da in Frankreich die Uhren bei den Essenszeiten ja wieder anders tickten als in Spanien, standen nach 13 Uhr unsere Chancen auf ein warmes Mittagessen schlecht. So besorgten wir in einem Hiper-U am Weg zum „Réserve Ornithologique du Teich“, in dem wir den Nachmittag verbringen wollten, Brot und natürlich kamen wir auch diesmal nicht an dem gigantischen Angebot des Ladens vorbei, ohne noch das eine oder andere Nichtlebensnotwendige einzuladen.
Beim Réserve waren auf dem normalen Parkplatz noch große Lücken und der "Max" passte auch locker unter der Höhenbarriere (2,10 m) durch. Der kostenfreie Wohnmobilstellplatz nebenan war dagegen schon am frühen Nachmittag recht voll und als wir gegen Abend wieder von unserer „Vogelexkursion“ zurück waren, dürfte auch noch der allerletzte Platz belegt gewesen sein.
Nach dem Vesper auf der Ladeklappe marschierten wir zum Eingang, bezahlten 19 € für 2x Eintritt und wurden noch ermahnt, rechtzeitig wieder zurück zu sein, ehe der Park um 18 Uhr seine Tore schloss. An diesem Nachmittag mit passablem Wetter waren wir beileibe nicht die einzigen Besucher dort, und während Günter sonst oft mit seiner Kamera auffällt als Exot, der praktisch als einziger noch mit einer Spiegelreflexkamera und mehreren Objektiven unterwegs ist, war es hier mal genau andersherum: Sehr viele Vogelbegeisterte waren mit Vollformat-Kameras, riesigen Teleobjektiven (im Tarnkleid …) und natürlich mit Stativ ausgerüstet und Günter fühlte sich ausnahmsweise völlig „underequipped“.
So wandelten wir von einer Wasserfläche zur nächsten, stiegen auf Beobachtungstürme oder krochen in Unterstände, die mit Beobachtungsschlitzen in verschiedenen Höhen versehen und teils auch mit Sitzbänken oder Hockern ausgestattet waren.
In den Unterständen gibt es praktischerweise auch Schautafeln mit den hiesigen Vogelarten. |
Meist verteilten sich die Besucher auf dem weitläufigen Gelände, nur wenige Male und natürlich tendenziell da, wo es etwas Besonderes zu sehen gab (oder auch nur ein paar Vögel recht nah an einem Unterstand im Schlamm pickten), wurde es doch unangenehm voll und suchten wir bald wieder das Weite.
Neben den auch hier allgegenwärtigen Blässhühnern und Stockenten konnten wir Löffler, Grau- und Silberreiher, sowie Seidenreiher, Säbelschnäbler, Bekassinen, diverse nicht sicher unterscheidbare andere Entenarten (Knäk-, Krick-, Spieß-?), Löffelenten, vielleicht einen Kiebitz und einen Nachtreiher, leere Storchennester, Höckerschwäne, Sumpfschildkröten und eine Nutria beobachten. Und obwohl wir nicht das Gefühl hatten, allzu sehr zu trödeln, und zudem auch nicht den kompletten Rundgang absolvierten, schafften wir es gerade noch rechtzeitig kurz vor 18 Uhr wieder zum Ausgang.
Die Watvögel und Enten stecken ihre Schnäbel ins Gefieder, damit man sie nicht erkennt ;) |
Eine Nutria nimmt Reißaus. |
Seidenreiher im Flug |
Sumpfschildkröte |
Fürs Abendessen hatte Günter in einem Restaurant reserviert, das etwas außerhalb von allen Ortschaften, aber günstig am Rückweg zum Campingplatz lag. Weit war es nicht vom Vogelpark zum Restaurant „La Cambuse“ und da wir noch fast eine Stunde Zeit hatten, wollten wir diese für einen Abstecher zur scheinbar nahegelegenen Plage de la Hume nutzen. Die Anfahrt zog sich dann allerdings derart, dass wir höchstens 10 Minuten dort verbringen konnten, ehe wir uns wieder auf den Weg machen mussten. – Nicht weiter schlimm, denn weder war der Strand sonderlich aufregend, noch war es gemütlich, dort zu sitzen, denn mittlerweile wehte schon wieder eine recht frische Abendbrise.
Plage de la Hume |
Dass es sich beim „La Cambuse“ um ein Hotelrestaurant der Ibis-Kette handelte, war uns beim Reservieren nicht klar gewesen. Doch das 3-Gang-Menü war absolut in Ordnung, die Bedienung nett und aufmerksam, das Essen kam flott auf den Tisch und satt wurden wir sowieso.
Am folgenden Donnerstag, 7. Oktober, gab es dann tatsächlich mal wieder Sonne von früh bis spät und wieder einmal an einem Tag, an dem wir viel Zeit im Auto verbrachten …
Morgens ging es, fast wie geplant, kurz nach 10 vom Campingplatz an der Düne los und trotz voller Straßen erreichten wir unser erstes Ziel am Stadtrand von Bordeaux mehr als rechtzeitig ein paar Minuten nach 11. Eigentlich lauteten unsere Eintrittskarten für die „Bassins des Lumières“ in der „Base Sous-Marine“ auf 11.30 Uhr, doch so genau ging es am Ende dann doch nicht – vermutlich, weil der Ansturm insgesamt an diesem Morgen noch recht überschaubar war und das Besucherlimit bei weitem nicht erreicht. Nach Vorzeigen unserer digitalen Impfzertifikate und Einscannen der ebenfalls digitalen Tickets waren wir daher fünf Minuten später schon mitten in der Vorführung.
In insgesamt drei Hallen mit großen Wasserbecken, in denen früher U-Boote gewartet wurden, flimmerten Projektionen von Kunstwerken verschiedener französischer Künstler des 19. Und 20. Jahrhunderts über Wände, Boden und Wasserflächen und dazu „passende“ Musik erklang. „Monet, Renoir … Chagall“, so der Titel der längeren Show, leuchteten von allen Seiten auf uns Zuschauer herab und herauf, so dass einem teils fast schwindlig wurde bis man sich ein wenig daran gewöhnt hatte. Es gab auch noch eine kürzere Show mit Werken von Yves Klein und in einem Kubus in einer der Hallen zeitgenössische Kreationen bzw. Videoprojektionen, sowie jeweils eine kleine herkömmliche Ausstellung mit Erklärungen zu den laufenden Programmen und zur Geschichte des U-Boot-Bunkers.
Über letztere informierte ich mich erst später bei Wikipedia und erfuhr so, dass dieses Bauwerk aus dem 2. Weltkrieg stammt und für die deutsche Kriegsmarine errichtet wurde. Zunächst hatte sich an derselben Stelle ein gemeinsamer U-Boot-Stützpunkt mit der italienischen Marine befunden, der nach mehrfachem Bombardement durch Alliierte mit diesem Bunker „aufgerüstet“ wurde. Nach dem Krieg stellte sich heraus, dass auch hier – wie bei sehr vielen Bunkern aus dieser Zeit – ein Abriss quasi unmöglich war. Die Nutzung als Raum für Kulturveranstaltungen verschiedener Art ist allerdings noch recht jungen Datums, erst seit 2010 finden hier Ausstellungen und dergleichen statt.
Nach etwa zwei Stunden hatten wir uns sattgesehen und -gehört und wir marschierten schnurstracks Richtung Mittagessen. Rund um das an den Bunker angrenzende Hafenbecken waren offensichtlich in den letzten Jahren jede Menge neue Gebäude entstanden, in die auch diverse Restaurants eingezogen waren. Unsere hungrigen Mägen wurden beim allerersten, das wir erreichten, schon schwach und so landeten wir im „La Côte et l’Arête“.
Das Hafenbecken an der Base Sous-Marine de Bordeaux |
Gleich beim Näherkommen fiel uns auf, dass hier (wie übrigens auch schon im Hotelrestaurant am Abend zuvor) die Kellner keine Masken trugen. Zum Draußen-Sitzen, war es uns trotz Sonne zu kühl, und beim Hineingehen maskierten wir uns vorsichtshalber, wurden dann aber schon fast rüde dazu aufgefordert, die Masken „fallen zu lassen“ („Tombez votre masques!“) …
[Über die in Frankreich geltenden Corona-Regeln hatten wir uns ehrlich gesagt nicht mehr extra informiert und waren davon ausgegangen, dass sich innerhalb der letzten drei Wochen nichts Wesentliches geändert hatte. So ganz klar war die Lage dann auch dem Internet nicht zu entnehmen, doch könnte es sein, dass Bordeaux Anfang Oktober zu den Regionen mit eher niedriger Inzidenz und entsprechend reduzierten Vorgaben gehörte.]
Mit zwei Mittagsmenüs übernahmen wir uns hier dann wieder einmal, obwohl wir schon auf den Nachtisch verzichteten. Immerhin lernten wir aber nebenbei noch was: Die „Tartine“, die wir zur Vorspeise gewählt hatten, erwies sich nämlich – der uns bis dahin nicht geläufigen französischen Bedeutung entsprechend – als belegtes Brot, während wir eher mit einer Tarte im Kleinformat gerechnet hatten.
Mit dem "Max", den wir derweil auf dem Parkplatz am Bunker hatten stehen lassen, ging es dann auf diversen Autobahnen in gut zwei Stunden zum Camping Le Pré du Moulin bei Tulle. Anfangs ging es durch recht monotone Landschaften, was mich zusammen mit dem gut gefüllten Bauch mal wieder extrem schläfrig machte. Und das Meer, von dem wir uns jetzt allmählich entfernten, bekamen wir dabei tatsächlich an keiner Stelle mehr zu sehen, dafür umso mehr Wälder, Felder und Weinberge (Bordeaux, Pomerol, …) und immer wieder schlossähnliche Anwesen, vermutlich Weingüter, auf den Hügeln.
Der Campingplatz von Tulle lag dann ziemlich einsam, etwas abseits der Ortschaft an einem rauschenden Bach und war über eine Schotterzufahrt zu erreichen, die zugleich auch als Trimm-dich-Pfad (Parcours de santé) und Spazierweg diente. Nach einigen hundert Metern bekamen wir daher ernste Zweifel und drehten noch einmal um. An der Abzweigung überzeugten uns dann aber der zweite Blick auf die Beschilderung und die Konsultation des Internets, dass wir doch auf der richtigen Spur gewesen waren.
Als größtes Manko des Platzes stellte sich später heraus, dass er sich in einem tiefen Taleinschnitt befand, und so saßen wir abends leider schon früh im kühlen Schatten, während weiter oben die Bäume noch lange in der Sonne leuchteten. Im Hochsommer wäre dies jedoch sicher ein Pluspunkt, wie auch die gesamten, sehr luftigen und schon etwas angestaubten Sanitäranlagen eher für wärmere Witterung ausgelegt schienen.
Nachmittags ist es noch halbwegs angenehm im Freien. |
Vom schattigen, feucht-kalten Campingplatz am Bach, auf dem außer uns nur noch zwei weitere Parteien übernachtet hatten, die beide zudem Plätze am anderen, morgens früher sonnenverwöhnten Ende belegten, ging es am Freitagmorgen nach wohltuend ruhiger Nacht zunächst bei schönstem Sonnenschein los. Zum Glück hatten wir aber vor Abfahrt noch einen Blick auf die Wetterkarte geworfen und so kam es nicht sonderlich überraschend, dass wir Richtung Auvergne zunehmend in Wolken kamen. Und bei der Vulkan-Wanderung, für die wir extra in diese Region gekommen waren, herrschte dann schließlich dichtester Nebel, kalt war es obendrein und der Wind blies eisig.
Nebelwald in der Auvergne |
Buchen musste man hier nicht suchen. |
Verschleierter Blick in den grünen Krater des Puy de Pariou |
Schade vor allem weil wir keinerlei Aussicht hatten auf die anderen Puys (= Vulkanhügel), z.B. den berühmten Puy de Dôme, der ganz in der Nähe gewesen wäre. Der Puy de Pariou, den wir nach dem Vesper auf dem Wanderparkplatz nahe dem Col des Goules bestiegen, ließ nur von Zeit zu Zeit einen Blick in seinen Krater zu, von dessen Rand erlaubte uns eine Lücke im Gewölk einen kurzen Tiefblick bis Clermont-Ferrand und das wars dann auch mit der Aussicht. Wir probierten es dann noch mit einem Nachbarhügel, dem „Petit Suchet“, doch dessen flacher grasbewachsener Gipfel lag erst recht in der dicksten Suppe. So stiegen wir denn wieder zum Auto ab, das wir auf dem Parkplatz mit aufgestelltem Dach zurückgelassen hatten, in der Hoffnung, dass unser Inventar noch etwas trocknen würde. Morgens war alles schon noch recht nass gewesen, als wir kurz nach 10 gestartet waren, aber auch jetzt war der Trocknungseffekt im zähen Nebel natürlich eher bescheiden.
So ging es bald weiter zum Schlosshotel „Chateau d’Origny“ bei Roanne, nördlich von Lyon, wo Günter aus einer Laune heraus am Abend zuvor ein Zimmer für unsere voraussichtlich letzte Nacht auf dieser Reise gebucht hatte.
Abends sollte es dort ein mehrgängiges Dinner geben, das auf der Internetseite des Schlosshotels noch immer als gemeinsames Tafeln aller Gäste an einem Tisch angekündigt war. Aber natürlich fand das Essen wegen Corona dann nicht in dieser Form statt – hat so zwar niemand gesagt, vermuten wir aber stark. Ganz abgesehen davon erschien außer uns sowieso nur ein einziges anderes Paar zum Essen. Für ein weiteres Paar war gedeckt, doch hier kam erst gar niemand und dann ein nur mit Bademantel bekleideter Typ in den Flur, wo er der Hausherrin wohl mitteilte, dass er und seine Begleitung im Zimmer essen wollten. Später schlappte er, noch immer nur in Bademantel und -latschen, grußlos an uns vorbei und brachte das Geschirr zurück …
Wir dagegen wurden vom Schlossherrn und seiner Frau, die ursprünglich aus Belgien stammen, in einer richtigen Schlossküche wie aus dem Bilderbuch bekocht und bedient. Insgesamt bestand das Mahl aus sechs regulären Gängen und zwei „Küchengrüßen“ und schon nach dem ersten regulären Gang dachte ich: "Wenn das so weiter geht von der Menge her, schaffe ich das nie!" Doch die übrigen Gänge waren dann zum Glück nicht mehr ganz so happig und bei der Käseplatte, die in Frankreich natürlich nicht fehlen durfte, hatte man es ja selbst in der Hand, konnte so viel oder wenig auswählen, wie man wollte.
Unsere Gastgeber in ihrer Schlossküche |
Das Schloss wirkte im Übrigen von außen wenig spektakulär, im Inneren gab es im Eingangsbereich viel Jagd-Nippes: Schädel, ausgestopfte Tiere – u.a. ein Löwe – und zwei Gewehre. In unserer „Suite Française“ war davon zum Glück nichts zu finden, doch hatte das Zimmer die Ausmaße eines Ballsaals, Kronleuchter an der hohen Decke, diverse Sitzmöbel, einen Sekretär und, und, und … Alles sehr hochherrschaftlich! 😉
Fürstlich residieren ... |
... in der "Suite Française" |
Der Großwildjäger ;) |
Nach der standesgemäß ruhigen und erholsamen Nacht im Schloss, gab es am Samstag, den 9. Oktober, dann nur noch einen Programmpunkt und der hieß fahr‘n, fahr‘n, fahr’n (auf der Autobahn …). Lediglich zum Mittagessen legten wir eine ausführlichere Pause in Chalon-sur-Saône ein und nahmen im Anschluss noch das eine oder andere Fläschchen aus dem landestypisch üppigen Weinangebot eines Carrefour-Marktes mit nach Hause.
Und dann ging es in vielen Stunden Fahrt über das Elsass nach Stuttgart und gegen 22 Uhr erreichten wir schließlich wieder heimatliche Gestade.