Samstag, 13. September 2025

Rumänien - Mai 2025 III

Text: Eva Irmler






Ostkarpaten und Maramureș



Samstag, 24. Mai – Camping Bârsana-Bradova, etwas außerhalb der Ortschaft Bârsana


Während der Nacht blieb es in Borşa trocken, doch morgens um acht, pünktlich als ich duschen gehen wollte, setzte wieder der Regen ein. Zum Glück legte er aber immer mal wieder eine Pause oder Beinahepause ein, so dass wir unseren morgendlichen Verrichtungen trotz allem halbwegs ungestört nachgehen konnten. 

Von der Campingplatzfamilie bekamen wir bis zu unserem Aufbruch niemanden mehr zu Gesicht. Gegen 10 Uhr rollten wir vom Platz und begaben uns erst mal im Ort zum „Unicarm“, um noch ein paar Einkäufe zu tätigen. Günters Kommentar zu diesem Laden war, dass dieser noch wirke, wie direkt aus dem Sozialismus: wenig Angebot auf viel Fläche. Doch wir brauchten an diesem Tag nicht viel und von dem Wenigen fand sich am Ende doch alles.

Vom wieder stärkeren Regen unbeirrt, rumpelten wir anschließend in Richtung des Ausgangspunkts der Wanderung auf den Toroioaga. Erst ging es also, wie am Vorabend bei unserer erfolglosen Suche nach dem Camping Laura, nach Băile Borşa mit seiner traurigen Ansammlung von heruntergeratzten Wohnblocks – vermutlich mal eine Bergarbeitersiedlung für das aufgegebene Bergwerk, das wir nun ansteuerten. 

Von hier führte unsere Route anfangs durch verlassene und verrottende Industrieanlagen, und als wäre das alles noch nicht trist genug, ging es danach noch mitten durch eine Müllkippe. Nachdem wir den Siedlungsbereich mit all seinen hässlichen Auswüchsen hinter uns gelassen hatten, wand sich der Fahrweg – mal mit, mal ohne Betondecke, diese mal mehr, mal weniger löchrig – durch Wald und Fels den Berg hinauf bis zu besagtem Bergwerk (Mina Gura Băii). Unser „Max“ schlug sich dabei ganz gut. Günter meinte, dass es sicher nicht geschadet habe, dass unser Fahrzeug etwas mehr Bodenfreiheit hat, Allradantrieb aber nicht notwendig gewesen wäre.


Feucht-trübe Aussicht bei der Anfahrt
zum Toroioaga


Durch das ehemalige Minengelände floss ein Bach, dessen Bachbett teils von Mineralien leuchtend orange gefärbt war – ähnlich wie wir es auch schon auf Sardinien im Bereich aufgegebener Bergwerke gesehen hatten. Um welche Mineralien es sich konkret handelte bzw. was hier einmal abgebaut wurde, konnte ich leider nicht herausfinden. Bei Wikipedia ist lediglich von „komplexen Erzvorkommen“ die Rede.


Parkplatz an der stillgelegten Mine Gura Băii


Das alte Bergwerksgelände von oben


Allmählich ließ der Regen nach, so machten wir uns bereit für die Wanderung. Da wieder einmal ein richtig kalter Wind ging, entschied ich mich für meine wärmere Wanderhose und zog auch sonst möglichst warme und wetterfeste Kleidung an. Und sogar Günter zippte die Hosenbeine an seine Wanderhose … Auch die Stöcke kamen diesmal mit, da wir nicht wussten, was uns weiter oben erwartete und durch den Regen sowieso alles nass und potentiell rutschig sein würde. 

Bei leichtem Nieselregen ging es von der Mine weiter einen Fahrweg hoch, der zwar mit dem „Max“ vermutlich eher nicht mehr machbar gewesen wäre (zu steil, zu holprig), den Spurrillen nach zu urteilen aber von anderen Fahrzeugen durchaus noch regelmäßig genutzt wurde. 

Nach ca. 300 Höhenmetern und mehreren Serpentinen erreichten wir einen Sattel, der auch im Rother (Ostkarpaten, Nr. 14) erwähnt ist. Der in der Tourenbeschreibung so genannte „Holzunterschlupf“ wäre eigentlich eine sehr nette Hütte gewesen, wenn sie nicht als Viehunterstand und Mülldeponie missbraucht worden wäre. Weil es draußen gar so garstig zog und obwohl es immerhin nicht mehr regnete, rasteten wir am Ende doch im Schutz der Hütte. Im ersten Stock sah es etwas besser aus als zu ebener Erde, so ließen wir uns dort oben nieder, um uns mit einem Schokoriegel zu stärken.


Nebel und erste Schneefelder am Refugiul Montan Lucaciasa


Im Anschluss an den Sattel ging es zwischen Latschen auf und nieder, eine Zeitlang sogar hauptsächlich bergab, weshalb wir uns schon fragten, ob dies noch der rechte Weg sei. Bis dahin war die Wanderung allerdings durchgehend gut markiert und zusätzlich bestätigte uns auch der GPS-Track die Route, die bereits hier immer häufiger über – weiche und nicht sehr tiefe – Schneefelder verlief oder, wo der Schnee vor kurzem getaut war, durch Matsch.




In einer Senke folgten wir dem Wanderweg nach links, statt einer unmarkierten Pfadspur gerade aus, die zunächst logischer erschien. Inzwischen war die Sicht jedoch ziemlich schlecht geworden, weshalb wir doppelt froh an den Markierungen waren. Der Wanderweg verlief jetzt auf der Südseite des Bergs, anfangs noch durch triefnasse Latschen und Wacholdergestrüpp, die unsere Hosen und Schuhe jetzt so richtig durchweichten …


Auf die Latschen folgt ein Hang, an dem es offensichtlich mal 
einen Waldbrand gab.


Schließlich gelangten wir auf den Grat, der zum Gipfel hochziehen musste und auf dem wider Erwarten recht viel und teils hoher Schnee lag. Zwar war er auch hier relativ weich, doch vor allem für Günter mit seinen Sommerwanderhalbschuhen wurde die unerwünschte Fußkühlung zunehmend lästig.


Am Grat liegt überraschend viel Schnee, in dem ein
großer Hund (oder Wolf?) Pfotenabdrücke hinterlassen hat.


Trotzdem kämpften wir uns weiter den verschneiten Grat hoch, bis dieser allmählich immer schmaler wurde und jetzt zudem fast vollständig schneebedeckt war. Unsicher, ob wir den weiteren Aufstieg noch wagen sollten, beschlossen wir, hier erst mal im Windschatten des Grats auf ein paar Felsen unser Vesper zu verspeisen und abzuwarten, ob die Sonne es noch durch die Wolken schaffte.

Diese zeigte sich nämlich gelegentlich beinahe, doch leider zog es nie so richig auf, und folglich sahen wir unser Gipfelziel kein einziges Mal, obwohl wir relativ lange dort ausharrten.

Weil wir von daher auch nicht wirklich abschätzen konnten, wie weit es zum Gipfel noch gewesen wäre, fehlte uns am Ende einfach die Motivation, den verschneiten und dadurch vermutlich etwas heiklen Gratübergang in Angriff zu nehmen. Unser Vesperplatz musste also diesmal als Gipfelersatz genügen und es ging nach der Rast für uns auf derselben Route wieder zum Parkplatz am ehemaligen Bergwerk hinab.


Finito! - Hier kehren wir um.


Niederschläge gab es dabei zwar keine mehr, aber der dichte Nebel blieb uns erhalten und überhaupt erreichte uns praktisch den ganzen Tag kein direkter Sonnenstrahl.


Geisterwald


Blauschnegel - ein Farbtupfer im Grau in Grau


Bei unserer Rückkehr ist sogar die Mine geisterhaft vernebelt.


Unsere Tour entsprach im Übrigen nur einem kleineren Teil der Abstiegsroute der Rother-Wanderung: Vom Bergwerk über den Sattel mit dem „Holzunterschlupf“ und vermutlich bis unterhalb des hier so beschriebenen „… schmalen Grat“, der „trotz der nicht allzu großen Höhe beinahe hochalpin anmutet.“

Bei der Rückfahrt nach Baia Borşa rollten wir diesmal direkt am ehemaligen Camping Laura vorbei, was uns zum einen die Fahrt durch die Müllkippe ersparte und obendrein auch noch kürzer war. Morgens waren wir noch unsicher gewesen, ob die Brücke direkt oberhalb der Siedlung fahrbar sei, was sie aber durchaus war. Froh waren wir außerdem, dass wir uns vom Rother-Autor nicht hatten dazu verleiten lassen, die gesamte Strecke (10 km!) bis zur Mine zu Fuß zurückzulegen …

Bis wir Borşa hinter uns gelassen hatten, ging es schon stark auf 17 Uhr zu. Und weil wir außerdem endlich einige der Kirchen und Klöster anschauen wollten, von denen es in Rumänien Unmengen gibt, die wir aber bis dahin hatten links liegen lassen, beschlossen wir an diesem Abend nicht mehr allzu weit zu fahren. Im etwa 60 km entfernten Bârsana sollte es eine große Klosteranlage geben, sowie in den umliegenden Dörfern mehrere Klöster und Holzkirchen. 

Zudem gingen wir zu diesem Zeitpunkt, wegen der gleichbleibend bescheidenen Wetterprognosen für die folgenden Tage, davon aus, dass wir wohl keine weiteren Wanderungen in Rumänien würden unternehmen können.

Zum Abendessen suchten wir die „Casa Barsan“ auf, einen riesigen Kasten, wobei der Gastraum im ersten Stock dagegen eher übersichtlich war. Das Essen – Rind in Pfeffersauce mit „Goldenen Kartoffeln“ und gemischtem Salat, bzw. gepökelte und geräucherte Schweinesteaks mit Rosmarinkartoffeln und Krautsalat – schmeckte uns hier gut, aber leider waren die Portionen wieder einmal viel zu groß …


Prost!


Mehr als satt rollten wir zum Campingplatz weiter, der sich etwas außerhalb der Ortschaft befand. Die sehr nette Betreiberin, sprach zwar kein Englisch, aber Italienisch, was wir zum Glück einigermaßen verstanden. Zur Begrüßung bekamen wir hier gleich mal einen Schnaps (52%ig, selbstgebrannt) … 

Die „sanitären Einrichtungen“ stellten sich dann als sehr spartanisch heraus: in einem winzigen Holzhüttchen gab es je 1 WC und 1 Dusche für Frauen und Männer, letztere ohne Vorraum, in dem man hätte seine Klamotten deponieren bzw. die Schuhe sicher vor Spritzwasser abstellen können. Immerhin wurde das Wasser schnell heiß und blieb heiß und alles andere klappte dann auch irgendwie …


Sonntag, 25. Mai – Wilder Stellplatz bei der „Cabana Paltinu“, in der Nähe von Petrova


Die Nacht auf dem Campingplatz bei Bârsana war nicht ganz so ruhig wie gehofft, wieder einmal hielten uns bellende Hunde wach und spät nachts kehrten die Bewohner eines Nachbargrundstücks mit wummernden Balkanbeats heim. Zusätzlich störte die lästige Flutlichtbeleuchtung unseren Schlaf, die ausgerechnet unseren Stellplatz von zwei Seiten in die Zange nahm. Während es nachts noch trocken blieb, begann es leider wieder just zu unserer Aufstehzeit zu regnen und die sowieso schon nasse Campingwiese verwandelte sich nach und nach in einen Sumpf. 


Sumpfgebiete vor dem Camper-Eingang


Die weiteren Aussichten klangen auch nicht rosig: mindestens den halben Morgen lang sollte es noch heftig regnen, doch zum Glück lag Wetteronline diesmal ziemlich weit daneben. Bald nachdem wir gegen 10 Uhr vom Campingplatz aufgebrochen waren, hörte der Regen auf und für den Rest des Tages blieb es trocken, nachmittags kam sogar vereinzelt die Sonne heraus. 

Nach der Holperfahrt zum alten Bergwerk tags zuvor war mir bereits ein seltsamer Chemie-Geruch im Auto aufgefallen, den ich nicht gleich einordnen konnte. Als ich Günter darauf aufmerksam gemacht hatte, identifizierte er den Gestank sofort als Diesel. Die einzige Erklärung, die uns dafür einfiel, war, dass unser Ersatzkanister, der schon seit Jahren klaglos liegend im Aufbau durch die Gegend gefahren wurde, irgendwie leckgeschlagen sein musste. 

Nach dem Frühstück ging Günter der Sache nach und stellte fest, dass sich tatsächlich der Schraubdeckel des Kanisters etwas gelöst hatte, losgerüttelt vermutlich, und schon jede Menge Diesel in der Mülltüte schwappte, in die der Behälter vorsorglich verpackt war. Da diese zudem, nach all den Jahren wenig überraschend, ein paar Löcher aufwies, hatte sich die stinkende Flüssigkeit bereits über das Holz des Einbauregals, auf dem der Kanister lag, verteilt und einiges war in den Teppich darunter gesickert … 

Die daraufhin notwendige Räum- und Putzaktion wurde noch dadurch erschwert, dass es nebenher permanent nieselte und der „Max“ mittlerweile in einem wahren Sumpfgebiet stand. Aber schließlich war doch das Gröbste geschafft, der Kanister – nunmehr stehend und hoffentlich auslaufsicher – verstaut und so konnten wir endlich in unser Tagesprogramm starten. 

Vermutlich würden wir uns jedoch trotz aller Bemühungen damit anfreunden müssen, den Rest des Urlaubs in einem gewissen Diesel-Odeur zu schlafen …

Geplant war, wie schon erwähnt, der große Kirchen- und Klöster-Besichtigungsmarathon und so fuhren wir zunächst nur etwa einen Kilometer weit bis zum Ortsrand von Bârsana zur ersten von vielen Holzschindelkirchen des Tages, der Biserica „Intrarea Maicii Domnului în Biserica“ (Kirche des Einzugs der Jungfrau Maria in die Kirche), die völlig vereinsamt und verschlossen innerhalb eines großen, herrlich blühenden Wiesenareals lag, aus dem vereinzelte Grabsteine und -kreuze lugten. 


Biserica „Intrarea Maicii Domnului în Biserica“ in Bârsana


Das Heu wird hier noch vielfach in traditioneller Weise zum
Trocknen aufgeschichtet.


Von der größeren und ziemlich neuen Klosteranlage Mănăstirea Bârsana scholl derweil unablässig der per Lautsprecher übertragene Sonntagsgottesdienst herüber, so lenkten wir unser Gefährt bald in diese Richtung. Vielleicht war es ein Glück, dass wir – völlig per Zufall – an einem Sonntagvormittag hier eintrafen, denn an einem Wochentag hätte es zwar vermutlich auch jede Menge Besucher dort gegeben, aber eher nur in- und ausländische Touristen. Die Kirche konnten wir während der Messe natürlich nicht besichtigen, aber auch das Gros der Gottesdienstbesucher musste hier von draußen lauschen und so konnten wir die eine oder andere in einer Art Tracht gekleidete Frau (knielanger bestickter Rock und Bluse, dazu Jacke oder Weste, ebenfalls bestickt, und immer Kopftuch) erspähen. 


Die Kirche im Kloster von Bârsana


Gottesdienstbesucher


Die vielen „Omas“ aus den Dörfern, die hier offenbar noch tagein, tagaus mit Röcken, Westen, Kopftüchern in gedeckten Farben, wenn in Trauer natürlich ganz schwarz, unterwegs waren und das „Opa“-Pendant mit Hut, die insbesondere am Sonntag in allen Dörfern vor den Häusern auf Bänken saßen und neugierig beobachteten, wer vorbei kam oder einfach einen Schwatz hielten, wird es wohl im Bild eher nicht geben, da Günter keine Gelegenheit fand, sie festzuhalten. Im Übrigen saßen nicht nur alte Leute sonntags und werktags nach Feierabend draußen am Straßenrand: Mädchen, häufig gestylt wie in der Großstadt, flanierten entlang der Hauptstraße, während die Jungs am Rand in Grüppchen zusammenstanden …

Die Klosteranlage in Bârsana jedenfalls war durchaus beeindruckend, allein schon durch die Größe des Areals und der einzelnen Gebäude. Anscheinend gab es auch schon in früheren Jahrhunderten hier ein Kloster, das gegenwärtige wurde jedoch erst vor kurzem neu errichtet (ab 1993). Mir gefiel es dort sehr gut, insbesondere mit den Gesängen und Gebeten als Untermalung. Außerdem waren auch dort die Freiflächen sehr schön und naturnah angelegt. Offenbar hat die eine oder andere Nonne dort ein Händchen dafür. 


Mănăstirea Bârsana


Nächste Station war die recht abgelegene Ortschaft Glod, deren orthodoxe Kirche „Biserica de lemn din Glod“ (Holzkirche in Glod) ebenso verschlossen war wie die alte Kirche von Bârsana und zudem schon von außen etwas heruntergekommen wirkte. Sicherlich bedarf es aber häufiger Renovierungsbemühungen, um die Holzkirchen über Jahrhunderte hinweg zu erhalten. Diese hier sollte angeblich bereits im 17. Jahrhundert errichtet worden sein. 


Biserica de lemn din Glod


Die schmale Straße, die uns hierher gebracht hatte, schlängelte sich anschließend weiter über Hügel und durch Dörfer, von einem Aussichtspunkt mit Picknickplatz bewunderten wir die grüne Hügellandschaft, die an alte Vulkankegel erinnerte, ehe der nächste Abstecher uns zum Mănăstierea Botiza führte, bei dem es zu meinem Glück ein öffentliches WC gab, das zwar, völlig untypisch für Rumänien, kein Toilettenpapier bereithielt, aber gut: in der freien Natur hätte es das ja auch nicht gegeben. Außerdem war die Kirche hier tatsächlich für Besucher geöffnet, konnten wir durch eine Fliegengittertür eintreten und uns in Ruhe umsehen. Auch diese Kirche bzw. das Kloster insgesamt schien eher neueren Datums zu sein, trotzdem war es schön, auch mal einen Innenraum besichtigen zu können.


Am Aussichtspunkt


Innenraum der Kirche des Mănăstierea Botiza




Es folgte die mühsame und letztlich vergebliche Suche nach einem Restaurant, das sonntags mittags geöffnet hatte, in der Gegend rund um Ieud, das wir damit gefühlt mindestens dreimal umrundeten, ohne den Ort selbst zunächst direkt anzufahren. Offensichtlich gab es in den Dörfern der Maramureş recht wenige Restaurants im eigentlichen Sinne, so stellten wir fest. Häufig handelte es sich bei den in Google auftauchenden „Restaurants“ eher um Eventlocations für Hochzeiten oder dergleichen oder aber um Pensionen und andere Unterkünfte, die für ihre Gäste auch Mahlzeiten anboten. Und die wenigen echten Gasthäuser, die es gab, hatten scheinbar allesamt ausgerechnet sonntags Ruhetag … 


Ieud


Letzten Endes rollten wir dann auf einen Parkplatz unterhalb des Klosters „Mănăstirea Sfinƫii Trei Ierarhi Ieud“ (Kloster der Heiligen drei Hierarchen) und vesperten auf der Ladeklappe. Einkaufen war nämlich am Sonntag überhaupt kein Thema. In jedem Dorf gab es mindestens einen Laden, der geöffnet war, und so konnten wir uns sogar frisches Ciabatta und Datteltomaten schmecken lassen. Die Sonne tat uns zudem den Gefallen, gerade jetzt für länger zu scheinen und trug das ihre zu einer angenehmen Mittagsrast bei. Während wir unsere Brote verspeisten, kamen laufend Leute angefahren und holten kanisterweise Wasser von einer Quelle dort, das anscheinend besonders gut sein sollte (und außerdem umsonst war). Natürlich füllten wir dann auch eine Flasche davon ab für unseren Frühstückskaffee am nächsten Morgen …

Das Nonnenkloster auf dem Hügel erwies sich als ähnlich neu, aber nicht ganz so groß, wie sein Pendent in Bârsana. Allerdings hätte es noch jede Menge Platz für Erweiterungen gegeben und auf jeden Fall gewann es den Preis für den höchsten „Hut“ auf dem Kirchturm! Zu sehen war hier niemand, nur ein Hund kläffte ein paarmal pro forma, sah sich letztlich aber nicht bemüßigt, sich aus dem Gras zu erheben … 


Mănăstirea Sfinƫii Trei Ierarhi Ieud




Die letzte Station unserer Kirchenrundfahrt war dann die alte Kirche von Ieud, „Biserica de lemn din Ieud Deal“ (Holzkirche auf dem Ieud-Hügel). Diese lag, wie der Name schon sagt, auf einem kleinen Hügel, umringt von Gräbern, die diesmal zwar nicht von Gras überwuchert, aber sehr „rustikal“ angelegt waren und an alte, leicht verwilderte Bauerngärten erinnerten. Schön, wie entspannt man hierzulande mit der Grabpflege und -anlage umging, wenn ich da an die geschleckten und überregulierten deutschen Friedhöfe dachte …


Blick über den Friedhof zur Biserica de lemn din Ieud Deal


Die Kirche selbst (laut Wikipedia vermutlich aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und seit 1999 UNESCO-Weltkulturerbe) war tatsächlich geöffnet und für 5 Leu pro Nase zu besichtigen. Gerne hätten wir mehr über das Gebäude erfahren, doch der Kassierer interessierte sich nicht die Bohne für uns, sondern blickte kaum von seinem Handy auf, um uns unser Ticket auszuhändigen. So schauten wir uns eben auf eigenen Faust recht ausführlich in der Kirche um, die ziemlich dunkel und wie üblich komplett mit Heiligenbildern, Kreuzwegdarstellungen und dergleichen im orthodoxen Stil ausgemalt war. Die Schrift erschien uns hier am ehesten griechisch, was wir uns nicht ohne weiteres erklären konnten.


Im Inneren der alten Holzkirche von Ieud


Die Inschrift über dem Kopf des Heiligen scheint
auf griechisch geschrieben zu sein.


Viele Kirchen gibt es in Ieud - ganz links die alte Holzkirche.


Da die Wettervorhersage für den folgenden Tag inzwischen nicht mehr gar so grauslich klang, hatte Günter vorgeschlagen, die Nacht wild am Ausgangspunkt einer Wanderung zu verbringen. Der erste Versuch, uns von der Ortschaft Repedea aus auf einem Feldweg dem Berg „Vârful Farcău“ zu nähern, scheiterte schon wenige hundert Meter nach dem Ende der asphaltierten Straße. Nach einer Holzbrücke zog der Weg gleich derart steil, schlammig und ruppig an, dass Günter bald Angst ums „Blechle“ bekam … 

Hier war für unseren "Max" Schluss.
Sieht deutlich weniger wild aus, als es sich anfühlte.


Also wieder zurück und nochmal durch ein paar Dörfer, wo die Leute unser Gefährt vermutlich schon so langsam kannten und wo wir zuvor – zum zweiten Mal heute und das am Sonntag! – unsere Vorräte ergänzt hatten, weil wir so langsam davon ausgingen, dass wir abends würden selbst kochen müssen.

Doch auf dem Weg zur Cabana Paltinu, von wo aus wir morgen auf den gleichnamigen Berg wandern wollten, gab es dann in Leordina nicht nur eine Tankstelle für den „Max“, sondern direkt daneben das Restaurant-Pizzeria „Giulia“, wo wir bestens verköstigt wurden, wenn wir auch zu unseren Schnitzeln versehentlich viel zu viele „Wedges“ (dicke Pommes) und zu wenig Grillgemüse bestellten … 

Satt und zufrieden ging es dann noch einige Kilometer weiter bis Petrova, wo wir in das Tal abbogen, an dessen Ende sich die Cabana Paltinu befand. Im Grunde war dieses bis fast zum Schluss locker besiedelt und unmittelbar vor der Hütte lagerte am Abend noch ein Schäfer mit seiner Herde und den zugehörigen Hunden. Um deren Aufmerksamkeit nicht auf uns zu lenken, also möglichst außer Sichtweite zu bleiben, suchten und fanden wir letztlich einen sehr schönen, einsamen Stellplatz direkt am rauschenden Bach, wo der Fahrweg an einem Felssturz endete. 


Einsamer Stellplatz nahe der Cabana Paltinu


Montag, 26. Mai – Breb – Camping Babou Maramureş


Die Nacht am plätschernden Bergbach war absolut ruhig und auch der Bär, den wir uns hier durchaus hätten vorstellen können, ließ sich (zum Glück …) nicht blicken. Regen gab es ausnahmsweise keinen, ja sogar ein paar Sterne zeigten sich, doch, wie in Fluss- oder Bachnähe üblich, taute es gewaltig.


Nach einer sehr ruhigen Nacht


Morgens wurden wir erst gegen acht so richtig wach, bis wir dann mit dem Frühstück und allem fertig waren, ging es schon auf 10 Uhr zu und die ersten Sonnenstrahlen erreichten soeben unser „Camp“. Mit dem Auto holperten wir dann die paar Meter zur Cabana Paltinu zurück und parkten an der Hütte. Die Hirten mit ihren Schafen und Hunden, die wir am Abend zuvor direkt neben der Hütte angetroffen hatten, waren am Morgen offensichtlich weitergezogen. Anfangs befürchteten wir noch, dass sie in dieselbe Richtung unterwegs wären wie wir, doch die Schafsspuren auf dem Wanderweg stellten sich doch als älter heraus, vermutlich stammten sie noch vom letzten Herbst. Ein einzelner Hütehund, der zurückgeblieben war, fühlte sich zu unserer Erleichterung nicht verpflichtet, sich um uns zu „kümmern“. 


Parkplatz an der Cabana Paltinu


Kurz vor zehn machten wir uns also an den langen Aufstieg zum Paltinu. Dieser ist zwar nur 1711 m hoch (und nicht zu verwechseln mit seinem 2398 m hohen Namensvetter im Făgăraş-Gebirge), doch da unser Startpunkt bei der Cabana auf niedrigen 595 m Höhe lag, kamen bis zum Gipfel doch gut 1100 Hm zusammen.
 
Anfangs ging unsere Aufstiegsroute lange durch herrlichsten Buchenwald, nur ein paarmal von kleineren Wiesenlichtungen unterbrochen. So viele so schöne Buchen hatte ich wirklich schon lange nicht mehr auf einem Haufen gesehen und die meisten machten einen absolut gesunden Eindruck! Da merkte man mal wieder, wie sehr wir uns schon an das oft eher kränkliche Bild unserer Wälder gewöhnt hatten … 


Durch herrlichsten Buchenwald


Den Rumänen wäre zu wünschen, dass sie es schaffen, sich diese tollen Wälder zu erhalten. Allzu optimistisch bin ich allerdings nicht, nach den brutalen Holzeinschlägen, die wir hier andernorts gesehen haben.

Nach etwa der Hälfte der Höhenmeter endete der Wald, in den sich mit zunehmender Höhe immer mehr Fichten gemischt hatten, und wir stiegen über Almgelände auf, das allerdings (noch) nicht genutzt wurde. Wühlspuren wiesen darauf hin, dass wohl auch eine Menge Wildschweine im Wald lebten, doch kein Schwein oder anderes Wildtier zeigte sich, lediglich verschiedene Vögel zwitscherten uns hier etwas. 


Noch gibt es ein wenig Aussicht ...


Ansonsten ging es einfach immer bergauf, meist in völlig gerader Linie, von einer Geländekuppe zur nächsten. Hatten wir anfangs noch gelegentlich Sonne gehabt oder zumindest Aussicht ins Tal, gerieten wir bei einer verlassenen Schäferhütte, an der die offenbar völlig überdüngte Wiese mit einem rhabarberähnlichen Gewächs verkrautet war, so langsam in dichten Nebel, der uns dann bis zum Gipfel erhalten blieb.


...doch hier an der Schäferhütte ist damit so langsam Schluss.

 
Nebelwandern


Nach einer Rast an der Hütte, bei der wir uns mit Müsliriegeln stärkten, verschwanden die Bäume, die bis dahin noch immer einzeln oder in Grüppchen am Rand der Almwiesen gestanden hatten, bald fast vollständig und Wacholderbüsche übernahmen. Dazwischen blühten im Gras Anemonen und tatsächlich entdeckten wir eine einzelne frisch aufgeblühte Narzisse, die natürlich gleich abgelichtet werden musste. 


Die erste Narzisse am Wegesrand


Vom „Gipfel“ des Paltinu waren wir dann etwas enttäuscht, weil sich dieser als weites Plateau ohne jegliche Markierung, sei es ein Schild oder auch nur ein Steinmann, entpuppte. Und außerdem gab es hier noch immer null Aussicht, sondern nur dichteste Nebelsuppe. Von Norden, wo sich in höchstens 2 km Entfernung die Grenze zur Ukraine befinden sollte, blies zudem ein garstig-kalter Wind, so duckten wir uns hinter einen Wacholderbusch und verspeisten dort unsere Brotzeit. Hier oben gab es außer dem Wacholder nur noch Gras, Moos, Flechten und Heidelbeerbüsche – ziemlich nordisch! 


Richtung Gipfel verschwinden die Bäume allmählich
und Wacholder übernimmt.


Am "Gipfel" des Paltinu (1711m)


Rast im Windschatten eines Wacholderbuschs


Für den Abstieg beschlossen wir, nicht der Rother-Runde (Ostkarpaten, Nr.12) zu folgen, die sich auf insgesamt 14 km summiert hätte. Doch zumindest anfangs wollten wir, ähnlich wie dort beschrieben, noch ein Stück auf der Nordostseite weglos absteigen, um dann auf dem markierten Querweg wieder zur Aufstiegsroute zurückzukehren. Hauptgrund dafür war, dass just in dem Moment, als wir vom Gipfel aufbrachen, die Bewölkung im Osten und Norden aufzureißen begann. So bekamen wir doch noch den ersehnten Ausblick auf die Bergkette an der Grenze zur Ukraine, wenn sich auch der „Pop Ivan“, mit 1938 m der höchste in dieser Reihe, beharrlich unter einer Wolkenhaube versteckte. 


Rechtzeitig zum Abstieg beginnt die Bewölkung aufzureißen.


Unterwegs entdeckte Günter noch weitere Narzissen, wenn auch nicht in so üppiger Dichte, wie es sie – vielleicht – auf der hoch gepriesenen Narzissenwiese auf der Rother-Runde gegeben hätte. Außerdem überraschten wir kurz unterhalb der Schäferhütte ein paar Wildschweine, die zwar vor uns flüchteten, aber nicht so panisch, dass es nicht noch für ein Foto gereicht hätte. 


Es gibt noch mehr Narzissen.


Ein paar Wildschweine flüchten ins Dickicht.


Ansonsten war der Abstieg durch seine Länge und Steilheit wieder recht anstrengend, aber immerhin bei mittlerweile viel besserer Sicht etwas abwechslungsreicher. Immer mal wieder drohte aus der einen oder anderen Himmelsrichtung ein Regengebiet, doch ausnahmsweise hatten wir Glück und bekamen nicht einen einzigen Tropfen ab. 


Die Berge im Hintergrund liegen bereits in der Ukraine.


Wir queren zurück zur Aufstiegsroute.


Maramureș


Wieder im Buchenwald


Von Petrova aus nahmen wir bei der Weiterfahrt dann zunächst eher kleine Sträßchen, erst bei Bârsana ging es kurz auf die „Hauptstraße“, von der wir aber gleich wieder abzweigten, um über Ocna Şugatag nach Breb zu gelangen, das wir uns als Übernachtungsziel ausgesucht hatten.


Petrova


Impressionen ...


... von unterwegs.


Breb stellte sich einerseits als sehr traditionsbewusst heraus, insofern als man sich bemühte, alte Häuser zu erhalten. Andererseits war nicht zu übersehen, dass hier alles auf Tourismus ausgelegt war. Praktisch in jedem Haus wurden Gästezimmer angeboten, befand sich eine Pension oder ähnliches.


Breb


Das angebliche „Restaurant“, das angeblich heute geöffnet sein sollte (laut Google), war dann nur eine Café-Bar im Glasanbau eines Wohnhauses und überdies zugesperrt (wenn auch ein Schlüssel außen steckte …). Also steuerten wir erstmal den Campingplatz an, der von Niederländern betrieben wurde. Bei unserer Ankunft lernten wir als erstes die Oma kennen, die gerade zu Besuch war, dann ihre Schwiegertochter, die den Platz zusammen mit ihrem Mann managte. Beim Einchecken musste hier sogar jeder von uns ein Formular ausfüllen, dann konnten wir unseren Platz beziehen und ich gleich mal duschen gehen.

Die Campingplatzbetreiberin hatte gemeint, das „Restaurant Traditional Casa lu´Dochia“ habe am Abend außer der Reihe geöffnet und tatsächlich hatten wir hier Glück! – Wie die meisten Gäste entschieden wir uns für das traditionelle Menü (für 78 Leu/Person) bestehend aus Bohnensuppe, mit Reis und Hack gefüllten Krautwickeln, grober Brühwurst, Sour Cream und ziemlich ungesalzenem Brot. Auch ein Nachtisch durfte nicht fehlen: pro Person zwei Stückchen eines Käsekuchens, der sehr zitronig schmeckte, oben und unten eine dickere Teigschicht hatte und zudem Rosinen enthielt. Bier bestellten wir als Getränk dazu (Marke „Ciuc“) und aufs Haus hätte es noch beliebig viele Schnäpse gegeben: Blaubeerlikör und Palinka-Pflaumenschnaps, letzterer wieder ziemlich hochprozentig ...

Dienstag, 27. Mai – Camping Noroc Maramures in Săcălăşeni (südlich von Baia Mare)


Nachdem der Wetterbericht und auch die Aussicht aus dem Fenster an diesem Morgen deutlich freundlicher waren als zuletzt, gedachten wir den Tag noch einmal für eine allerletzte Wanderung zu nutzen. Von Breb aus stach der „Creasta Cocoşului“, der „Kamm des Hahnenkopfs“, sogleich ins Auge, der im Übrigen sehr passend benannt ist. Da kenne ich andere „Hahnenkämme“ in den Alpen, bei denen es deutlich mehr Fantasie bedarf …

Auch in Breb störte wieder einmal Hundegebell unsere Nachtruhe und zudem war der Campingplatz recht weitläufig und nur mäßig beleuchtet, so dass jeder Ausflug zum WC zu einer kleinen Expedition geriet. Doch dann folgte ein sonniger Morgen, an dem es gleich ordentlich warm wurde, was Günter dazu verleitete, zum ersten Mal auf dieser Reise in kurzen Jeans zu starten.


Sonniger Morgen auf dem Camping Babou in Breb


Ausgangspunkt für die geplante Wanderung sollte am Gutâi- Pass sein, wofür wir erst mal auf die entgegengesetzte Seite des gleichnamigen Gebirges kurven mussten, zu dem der „Creasta Cocoşului“ gehört. 

Doch zunächst legten wir noch einen Stopp in Deseşti ein – eigentlich, um die UNESCO-Welterbe-Schindelkirche aus dem 18. Jahrhundert anzuschauen. Doch leider waren wir hier mal wieder viel zu schludrig in der Vorbereitung gewesen und „besichtigten“ prompt die falsche Kirche … Die Hauptstraße durch die Ortschaft führte direkt an einer Holzkirche vorbei, zu der uns unglücklicherweise auch das Google-Navi lotste. Nachdem wir dort angehalten hatten, fiel uns zwar schon auf, dass diese Kirche doch sehr neu wirkte, da aber offensichtlich Renovierungsarbeiten im Gange waren, nahmen wir an, dass die historische Kirche eben gerade ein neues „Gewand“ bekäme, um nicht zu verrotten. Erst als ich später den Rother auf der Suche nach der Wanderung zum Creasta Cocoşului durchblätterte, stach mir ein Foto der berühmten Holzkirche von Deseşti ins Auge und erkannten wir unseren Irrtum …


Die - von uns versehentlich besichtigte - neue Holzkirche ...


... in Deseşti ist innen noch in Arbeit.


Über dem Pass hingen bei unserer Ankunft bereits wieder dicke Wolken und mit 14°C war es auch deutlich kälter als morgens in Breb. Zudem blies ein kalter böiger Wind aus Nordost, so sattelte auch Günter lieber wieder auf lange Wanderhosen um. 

Der Anmarsch zu unserem Gipfelziel verlief zunächst auf breitem, bestens markiertem Weg durch Buchenwald, der hier eher licht war und uns dadurch sehr an die Schwäbische Alb erinnerte. Unser Weg führte dabei nach einem ersten Anstieg bald wieder in eine Senke hinab und im Anschluss dann leicht abfallend um einen Hügel herum. Schließlich erreichten wir eine erste große Lichtung, die Almwiesen der Poiana Boului – hübsch anzusehen, aber an diesem Tag extrem zugig.


Viel zu schnell für den Fotografen ... Kurz nach dem Aufbruch
überraschte uns ein Adler (und wir ihn ...).


Wieder ein schöner Buchenwald.


Blick über die Poiana Boului zur Creasta Cocoșului


Jenseits des Almgelände ging es wieder durch Wald, noch immer ohne großen Höhengewinn. Hier stand nun immer mal wieder Wasser auf dem Weg und in einem dieser Tümpel tummelten sich Unmassen von Molchen, während sich direkt daneben eine hübsche Eidechse mit grün gefärbter Kehle an den sporadischen Sonnenstrahlen wärmte.


Zauneidechse
 

Da wir uns erst 10 vor 12 vom Pass aus auf den Weg gemacht hatten, wurden wir nun schon so langsam hungrig und beschlossen, auf der nächsten Lichtung, die sich zum Glück als windgeschützt erwies, zu vespern. Bei unserer Ankunft dort ertappten wir einen Fuchs, der daraufhin schleunigst das Weite suchte. Auf der Wiese einen Platz zu finden, der nicht von Schafen völlig verdreckt war, stellte sich dann als gar nicht so einfach heraus. Außerdem konnten wir nur hoffen, dass der Schäfer mit seiner Herde und seinen Hunden nicht in die Richtung weitergezogen war, die wir anschließend einschlagen wollten …


Welcher Findefuchs findet den Fuchs?


Bei der Mittagsrast beschlossen wir, auch diesmal von der Rother-Tour abzuweichen und lieber den Aussichtshügel gegenüber dem Creasta Cocoşului zu ersteigen. Die Felszacken des „Hahnenkamms“ konnten sowieso nur von Kletterern erklommen werden und von etwas weiter weg wäre der Blick darauf sicher besser als direkt vom Fuß der Felsen, so unserer Überlegung.

LocusMap lotste uns dann erst auf einen grasüberwachsenen Feldweg in Richtung des Aussichtsbergs namens „Secătura“, den selbst auch ein paar hübsche Felsen zierten. Anschließend ging es auf einer Pfadspur durch ein Wäldchen und zuletzt ziemlich steil, aber immer gut machbar die insgesamt 300 Hm zum „Gipfel“ hinauf. Dieser wird zwar auf keiner Karte als echter Gipfel geführt und so konnten wir auch keine Höhenangabe entdecken, aber anhand der Höhenlinien gingen wir von etwa 1330 m aus.


Unser Aussichtsgipfel, der Secătura




Etwas unterhalb des Gipfels lässt sich die Aussicht noch in
Ruhe genießen.


Sturmwindfrisur am Gipfel des Secătura


Gipfelaussicht


Gipfeltiefblick


Nach ein paar Erinnerungsfotos am extrem sturmumtosten Gipfel und einer eher kurzen Rast im Windschatten, machten wir uns bald an den Abstieg auf der Rückseite des Hügels, der anfangs über angenehmes, nicht allzu steiles Wiesengelände führte.


Bei der Querung Richtung Creasta Cocoșului


Waldsterben?


Laut LocusMap sollte es von dem weiten Sattel unterhalb des Creasta Cocoşului, den wir flott erreicht hatten, eine Abstiegsmöglichkeit im Bereich des Wasserfalls „Cascada Masa de Piatra“ geben, die bei Alpenvereinaktiv ebenfalls als gestrichelte Linie eingezeichnet war. So folgten wir einem undeutlichen Trampelpfad Richtung Abbruchkante, zunächst noch über eine Wiese. Doch dann ging es gleich massiv ins Gestrüpp und durch dichtstehende Bäume bergab und die „Wegführung“ war von Anfang an nicht wirklich klar und wurde mit jedem weiteren Meter unklarer. Zwischendurch schien es immer mal wieder einen Weg zu geben, doch ob es sich wirklich um einen menschengemachten Pfad oder um Tierspuren handelte? –  Vermutlich waren auch andere Wanderer, wie wir, durch diese gestrichelte Linie bei Locus (und wer wusste schon, wo die sonst noch überall herumgeisterte) hier auf Abwege gelockt worden. Oder aber die Spuren gingen auf Kletterer zurück, denn an der Stelle, wo für uns dieses Experiment endete, weil links und rechts des Bächleins, das die Kaskade speiste, nur noch Felswände und jähe Abbrüche existierten, fand sich auch ein Bohrhaken zum Abseilen …


Hier geht es definitiv nirgends hin!


Für uns bedeutete dies aber Kommando zurück und doch noch zum Fuß des Creasta Cocoşului zu queren, von wo wir über den offiziellen Wanderweg nach einem ziemlich langen Latsch zum Ausgangspunkt am Gutâi-Pass zurückkehrten. Letztlich summierte sich die Tour auf gut 14 km, sowie alles in allem 740 Hm, wofür wir inklusive Rasten und Irrwege gut fünfeinhalb Stunden benötigten. Immerhin gab’s zum Schluss am „Hahnenkamm“ noch ein paar Sonnenstrahlen und Aussicht über die Dörfer am Fuß der auch heute wieder von dunklen Wolken verhangenen Karpaten.


Blick vom Fuß des Creasta Cocoşului auf den langen Rückweg ...


... und über Breb hinweg zu den Karpaten.


Gleich zurück am Gutâi-Pass


Nachdem wir unsere Wanderklamotten wieder gegen „Zivilkleidung“ getauscht hatten, ging es mit dem Auto auf der anderen Seite des Passes Richtung Baia Mare hinab. Eigentlich hatten wir uns gedacht, dass wir unterwegs zum geplanten Campingplatz südlich der Stadt in der Ortschaft Săcălăşeni schon irgendwo würden zum Essen einkehren können, doch alle angeblichen Optionen entpuppten sich als Fehlschlag. Mal handelte es sich um eine Eventlocation ohne regulären Restaurantbetrieb, dann wieder um einen Pizza-Takeaway, die Snackbar eines Ladens oder aber das Hotelrestaurant eines 4-Sterne-Hotels. 

Auch unser letzter Versuch bereits in Săcălăşeni beim „Motel Moara Veche“ führte nicht zum gewünschten Ziel. Zwar gab es ganz offensichtlich für die Motelgäste was zu essen und die ostentativ nur rumänisch sprechende Chefin wies uns auch nicht direkt ab, aber nachdem sie uns eine Karte in die Hand gedrückt hatte und wir im riesigen, zugigen Pavillon Platz genommen hatten, warteten wir vergeblich darauf, dass jemand unsere Bestellung aufnahm.

So zogen wir schließlich unverrichteter Dinge von dannen und fuhren in wenigen Minuten zum Campingplatz weiter, wo wir erstens extrem freundlich von der hiesigen Chefin begrüßt wurden und uns zweitens selbst bekochten: Dosengulasch verlängert mit frischer Paprika und einer kleinen Dose Erbsen, dazu als Beilage Nudeln, die wir diesmal extra in Wasser vorgekocht hatten und die wunderbar al dente waren, wie sich das gehörte.

Unsere Campingküche krankt leider noch immer daran, dass wir lediglich einen einfachen, einflammigen Gaskocher besitzen, so dass alles entweder zeitraubend nacheinander oder aber gleich als Eintopf zubereitet werden muss. Nach diversen Versuchen mit in der Soße mitgekochten Nudeln, die pappig wurden, und wobei zudem meist die Soße am Ende anbrannte, kamen wir zu dem Schluss, dass es sich doch lohnte, diese getrennt zu kochen.

An dieser unserer letzten Übernachtungsstation in Rumänien, trafen wir tatsächlich ein deutsches Paar wieder, das wir vom Campingplatz im Retezat, unserer allerersten Anlaufstelle hier im Land, flüchtig kannten. Zwar war der Platz nicht wirklich voll, aber doch deutlich besser belegt als nahezu alle anderen Plätze, auf denen wir auf dieser Reise genächtigt hatten. Und auch hier waren außer einem einzigen niederländischen Paar, alle Camper Deutsche. 

Zwei Schafe gab es, die gelegentlich auch mal auf dem Platz grasen durften. Doch die meisten Wiesenbesitzer in der Umgebung schienen beim Mähen eher auf Motorkraft zu setzen. Auf jeden Fall lärmten abends zunächst noch ewig aus allen Richtungen die Motorsensen. Erst als es beim Einnachten kurz nieselte, kehrte endlich Ruhe ein.


Der Mäh-Service ist da!



Heimfahrt mit Zwischenstopp in Budapest



Mittwoch, 28. Mai – Hotel Vision, Budapest


Abgesehen vom nahezu allgegenwärtigen Hundegebell war unsere letzte Nacht in Rumänien recht ruhig und zudem angenehm warm.

Morgens ergab sich ein kurzer Schwatz mit der Motorradfahrerin, die in unserer direkten Nachbarschaft ihr Zelt aufgeschlagen hatte. Im Gegensatz zu uns wollte sie noch ein paar Tage auf dem Campingplatz bleiben und von dort aus Tagesfahrten machen. Außerdem erfuhren wir, dass sie schon viele Male in Albanien gewesen war und dort mittlerweile „Freunde fürs Leben“ gefunden habe. Anlass für ihre allererste Albanienreise war quasi die Corona-Pandemie gewesen, weil man dort damals – wenn man es mal ins Land geschafft hatte – offenbar fast ohne Einschränkungen reisen konnte.

Für uns hieß es nun für diesmal Abschied nehmen von Rumänien, abends wollten wir bereits in Budapest sein. Beim Zusammenpacken füllten wir daher schon mal unser Köfferchen mit allem, was wir im Hotel benötigen würden, das Günter am Abend zuvor für zwei Nächte gebucht hatte.

Den ersten Stopp legten wir dann am Stadtrand von Baia Mare beim Carrefour eines riesigen, ziemlich neuen Einkaufszentrums ein – selbst die WCs wirkten noch völlig unverbraucht … Im riesigen Laden, wo es wie üblich auch viel Non-Food (Klamotten, Fernseher und vieles mehr) gab, erstanden wir dann hauptsächlich kulinarische Mitbringsel für zuhause: Wein, Sekt und Süßigkeiten, die uns typisch rumänisch erschienen, Honig, Pflaumenschnaps (Marke "Vlad Tepeş") und noch etwas von dem geräucherten Käse, den wir einmal zufällig für die Brotzeit gekauft und für gut befunden hatten.

Bei der Weiterfahrt Richtung Satu Mare flachte die Landschaft zusehends ab und die letzten Ausläufer der Karpaten blieben endgültig zurück. Wenig später war auch schon die rumänisch-ungarische Grenze bei Petea erreicht, an der zwar noch die entsprechenden Gebäude und auch ein paar Grenzer herumstanden, aber nicht mehr wirklich kontrolliert wurde.

Zurück in Ungarn empfing uns mehr eintönig-flache Landschaft. Bald bekamen wir Hunger und fanden, kurz nachdem wir den Fluss Someş (ungarisch Szamos) überquert hatten, an einem Feldrand ein nettes Plätzchen fürs Vesper. Währenddessen schien mal die Sonne, mal wurde sie von den Wolken verschluckt und der Wind wehte sowieso den ganzen Tag heftig aus Nordwest – auch später in Budapest.

Weiter ging die Fahrt, erst noch auf der Landstraße, dann endlich auch mal auf einer Autobahn, wobei die M3, der wir fast bis Budapest folgten, praktisch durchgehend ein wahrer Baustellendschungel war: Gefühlt waren wir höchstens mal 10-20 km auf einer echt vierspurigen Autobahn unterwegs, die übrige Zeit war immer mindestens eine Spur gesperrt und maximal 80 km/h erlaubt …

Je näher wir Budapest kamen, desto später wurde die von Google prognostizierte Ankunftszeit dort. Tatsächlich standen wir dann etwa eine halbe Stunde im Stau, da wir leider die linke Spur erwischt hatten (in einer Baustelle, ohne die Möglichkeit noch einmal zu wechseln), auf der es gar nicht voran ging, während die Laster und Autos auf der rechten Spur praktisch ohne Verzögerung fahren konnten.
Wilde Wendemanöver gar nicht so weniger Fahrer gingen zum Glück ohne weitere Unfälle ab. Als Stauursache stellte sich jedoch am Ende die Kollision zweier Autos heraus, die in unterschiedlichen Richtungen in der Baustelle unterwegs gewesen waren …

Kurz vor Budapest schickte Google uns dann noch einmal von der Autobahn runter und für einige Zeit kurvten wir durch eher ärmliche Stadtrandviertel. Und nach einem kurzen Intermezzo auf der Stadtautobahn ging es schließlich mitten hinein ins Großstadtgewühl.


Die Elisabethbrücke in Budapest


Mit dem „Hotel Vision Budapest“ waren wir dann sehr zufrieden. Zwar war unser Zimmer eher klein, aber für uns völlig ausreichend und dafür, dass wir mitten in der Großstadt waren, ziemlich ruhig. Auch das Parken in der Tiefgarage darunter, die über eine Nebenstraße zu erreichen war, klappte gut und reibungslos.

Abends machten wir einen ersten Spaziergang an der Donau entlang zur „Kettenbrücke“, ehe wir uns zum Abendessen ins Restaurant „Konya“ begaben. Rindergulasch mit Polenta und Lammrollbraten mit Kartoffelbrei, jeweils mit fermentiertem Gemüse – war alles gut, aber für den Preis (20/23 €) nicht allzu reichlich. Mit einer Flasche Weißwein, Wasser und zweimal Nachtisch gingen wir (plus Trinkgeld) mit 45000 Forint raus, was etwa 111 € entspricht – Großstadtpreise eben.


St-Stephans-Basilika


In freudiger Erwartung des
Abendessens


Satt waren wir nach den Nachtischen dann aber auch wieder – sogar mehr als … So war der Nachtspaziergang, einmal über die Kettenbrücke und wieder zurück, noch sehr nötig. 😉
Ganz schön viel los war in der Stadt an diesem recht milden Abend. Zum Beispiel gab es Livemusik und Tanz direkt an der Donau unterhalb der Kettenbrücke. Ein wenig wunderten wir uns schon über die vielen Veranstaltungen an einem Mittwochabend, bis uns einfiel, dass der folgende Tag Christi Himmelfahrt und offenbar auch in Ungarn ein Feiertag war.


Matthiaskirche in Buda


Parlamentsgebäude bei Nacht


Königspalast


Tanz an der Donau



Freitag, 30. Mai – Ásványráró, Camping Sártohely


An unserem einzigen vollen Tag in Budapest kam ich tatsächlich einmal nicht zum Tagebuch schreiben. Nach der tagesfüllenden Besichtigungsrunde durch Pest, also den östlich der Donau gelegenen Teil der Stadt, sollte abends wenigstens noch die Aussicht von diversen Aussichtsbalkonen des Alten Königsschlosses/Burgpalasts (Budavári Palota/Királyi Vár) in Buda genossen werden, da um diese Zeit die Sonne – so sie denn schien – das Ostufer im besten Licht präsentieren würde. Allzu zuverlässig war diese dann allerdings nicht, so dass wir ziemlich lange ausharrten, damit wenigstens das eine oder andere gute Foto zustande käme. 


Spätnachmittag an der Donau


Über die Elisabethbrücke


Ausblicke von den Aussichtsterrassen am geschlossenen
 Königspalasts: Kettenbrücke und Parlament


Stadtansicht - Pest


Und doch noch etwas Abendsonne :)


Anschließend blieben wir noch zum Abendessen in der Gegend, genauer in den Schlossgärten (Várkert Bazar), wo wir im doch sehr touristischen „Vak Varjú Varjú Vár“ (Krähenschloss) einkehrten. Günter hatte Mufflon, bei dem leider eines von zwei Stücken recht zäh war, dazu als Beilage etwas Brotähnliches, das heftig nach Trüffel schmeckte; mein „Hühner-Paprikasz“ war an sich in Ordnung, es gab „Nockerl“ (= Spätzle) dazu. Lediglich das rohe Ei, das sich darunter verbarg, irritierte etwas und der Gurkensalat war wieder eher fermentiert – dies schien hier entweder Tradition zu haben oder gerade auch schwer en vogue zu sein. Und natürlich war alles mal wieder viel zu viel: drei etwa 5 cm dicke Hühnerfleischrollen mit ebenfalls 5 cm Durchmesser waren schlicht nicht zu schaffen …


Auf dem "Heimweg"


Günter hatte später noch Lust, in eine Bar zu gehen, so steuerten wir die „Good Spirit-Whisky & Cocktail-Bar“ an, die vom Hinterausgang unseres Hotels maximal 5 Minuten Fußweg entfernt war. Zwei hervorragende Cocktails, die bei „guter alter Musik“ (z.B. Deep Purple 😉) geschlürft wurden, später wankten wir zufrieden zurück ins Hotel. Angesichts der schon etwas späteren Stunde wollte ich dann bloß noch „kurz“ ein paar Seiten in meinem Buch lesen („Hier draußen“ von Martina Behm) – und dann wurde es eben doch wieder fast Mitternacht, bis ich mich losreisen konnte …

Doch nun nochmal von vorn:

Unsere erste Nacht im Hotel war angenehm ruhig, das Frühstück in der Tapas-Bar des Hotels dagegen eher chaotisch, da der Raum hierfür absolut ungeeignet war. Dauernd trat man wem auf die Füße, weil es überall fürchterlich eng war. Immerhin fanden an diesem Morgen noch alle Gäste einen Platz, während tags darauf manche nach draußen ins Kühle ausweichen oder warten mussten, bis ein Tisch frei wurde … Das Frühstücksangebot war jedoch insgesamt ok, nur manches in dem vollgestopften Raum schwer zu finden.


Elisabethbrücke am Morgen




Königspalast und ein Hüter der Kettenbrücke


Am Pester Donauufer starteten wir anschließend Richtung Norden und stießen schon bald auf die „Schuhe am Donauufer“, ein Kunstwerk (die Schuhe sind aus Metall), das an die Erschießung von 3000 Budapester Juden an dieser Stelle erinnert. Vor ihrer Ermordung mussten die Menschen ihre Schuhe ausziehen, die am Ufer zurück blieben, während die Donau ihre Leichen mitnahm.


"Schuhe am Donauufer"


Ab der Besetzung Ungarns durch Nazideutschland im Mai 1944 und noch verstärkt unter der „Pfeilkreuzler“-Regierung ungarischer Faschisten ab Herbst desselben Jahres begann hier erst so richtig die Judenvernichtung. In den wenigen Monaten bis die Sowjetarmee Budapest einnahm (Mitte Januar 1945) kamen dennoch so viele Juden zu Tode, dass am Ende landesweit 565000 Juden ermordet worden waren, was 68% der damaligen jüdischen Bevölkerung entsprach.




Zweiter Stopp war beim gigantisch großen Parlamentsgebäude, das mit seiner Kuppel und den angeblich 365 Türmen hier das Pester Donauufer beherrscht. An einem mächtigen Fahnenmast davor wehte die ungarischer Flagge und auch hier gab es ein Mahnmal, diesmal für den Aufstand von 1956 und die Folgen.


Am Parlament






Weiter ging es über die Margaretenbrücke, an deren Fuß ein weiterer Gedenkort an die koreanischen Passagiere und die ungarische Crew erinnerte, die beim Untergang des Ausflugsboots „Mermaid“ – auf den Tag genau 6 Jahre vor unserem Besuch, am 29.5.2019 – ums Leben gekommen sind.
 
Von der Brücke aus erreichten wir schließlich die Margareteninsel, bewunderten die Wasserspiele des „Musikbrunnens“ und kauften uns zum Mittagessen „Langos“ (frittierte Teigfladen mit unterschiedlichem Belag) in der „Pier Bar“. 


Auf der Margareteninsel


Der Musikbrunnen ...


... begeistert Groß und Klein.


Budapest-Touris


Gleich gibt's Langos.


Für den Rückweg zum Festland nahmen wir die südliche Seite der Brücke und dann ging es weiter ins „Stadtinnere“, weg von der Donau und als erstes ins Bankenviertel. Vorbei am Hochsicherheitsgebäude der „Postal-Savings-Bank“, an die passenderweise das US-Konsulat grenzte, das selbstverständlich mindestens ebenso streng gesichert war, erreichten wir den „Freedom Square“. Dieser stellte sich eher als Park heraus, in dem Kinder gerade Fußball spielten, außerdem befindet sich hier am einen Ende das Soviet-War-Memorial und am anderen ein Denkmal, das an die deutsche Besatzung erinnert.


Parlament von Norden gesehen.


Fußball im Park am "Freedom-Square"


Bei der Stephansbasilika schreckte uns der Eintrittspreis (ca. 4000 Forint = ca.10 € für das Kirchenschiff allein, mit Kuppel ca. 2000 Forint zusätzlich) noch ab. So betrachteten wir die Kirche nur von außen und schlenderten über den Elisabethplatz mit dem Riesenrad weiter in das jüdische Viertel, wo während der Nazizeit das Ghetto war. 


St-Stephans-Basilika


Riesenrad am Elisabethplatz


Auf dem Weg ins jüdische Viertel


Die Synagoge in der Dohány-Straße, die größere der beiden Synagogen, um die es zu der Zeit, als sie gebaut wurde, eine Kontroverse gab, weil sie manchen Mitgliedern der jüdischen Gemeinde zu kirchenähnlich ausfiel mit ihren zwei (eher orientalisch anmutenden) Türmen und der Orgel im Innenraum, wollten wir dann aber doch besichtigen. Dabei stellte sich der Eintritt mit 13000 Forint pro Person (über 30 €!!!) hier als extrem happig heraus und das obwohl es lediglich den – zugegebenermaßen sehr schönen und in perfektem Zustand befindlichen – Innenraum der Synagoge zu besichtigen gab (Männer selbstverständlich nur mit Kopfbedeckung), einige Gedenktafeln für die ermordeten Budapester Juden, sowie eine Ausstellung zur geschichtlichen Entwicklung bis hin zum Ghetto und der Auflösung desselben nach dem 2. Weltkrieg.


In der Synagoge an der Dohány-Straße


Synagoge im Maurischen Stil


Gedenktafeln für von den Nazis ermordete Budapester Juden




Zuletzt gönnten wir uns noch ein Eis an der Váci-Straße, der großen Bummelmeile der Stadt und dann gings für eine kurze Verschnaufpause ins Hotel, ehe wir über die Elisabethbrücke nach Buda hinüber spazierten und das Abendprogramm (siehe oben) begann.




Nach einer etwas unruhigen Nacht, die vermutlich dem allzu reichlichen Abendessen geschuldet war, und dem Frühstück packten wir zusammen und checkten aus. Unser Gepäck verstauten wir im Auto, das noch ein paar Stunden in der Tiefgarage stehen bleiben durfte, solange wir auf eine letzte Besichtigungstour gingen.

Erste Station war diesmal die Markthalle, in der es neben viel Schnickschnack auch Fleisch, Wurst, Käse, Obst und Gemüse gab und wir lediglich zwei Päckchen Paprika-Pulver, einmal mild-süß, einmal scharf, erstanden.


In der Markthalle ...


... ist das Angebot ...


... äußerst vielfältig.


Die Große Markthalle aus dem späten 19. Jahrhundert


Weiter über „Szabadság hid“ (die Freiheitsbrücke) zum Gellért-hegy, dem Gellért- oder Gerhardsberg, wo wir diverse Aussichtspunkte erstiegen. Die Freiheitsstatue, für die angeblich eine ungarischen Krankenschwester Modell gestanden hat, ganz oben auf dem Hügel war allerdings noch renovierungsbedingt abgesperrt, wenn auch Arbeiter just damit beschäftigt waren, das Gerüst abzubauen. Da die Zitadelle ebenfalls geschlossen war, entfiel dieser Teil der Besichtigung und recht bald kehrten wir über die Elisabethbrücke zum Hotel zurück. 


Freiheitsbrücke vom Aufgang zum Gellért-hegy


Das Zentrum von Pest


Freiheitsbrücke und Markthalle


Südliches Budapest mit Nemzeti Atlétikai Központ Stadion


Die Freiheitsstatue auf dem Gellért-hegy


Dann mussten wir Budapest bereits wieder „Viszlát!“ sagen und überquerten mit dem Auto noch ein letztes Mal auf der Elisabethbrücke die Donau. Natürlich hätte es in der Stadt noch jede Menge mehr zu sehen gegeben, doch so langsam rief die Heimat und so werden wir wohl ein andermal wiederkommen müssen.


Zum Abschied von Budapest geht es noch einmal über die
Elisabethbrücke.


Samstag, 31. Mai – wieder daheim


Zum Mittagessen kehrten wir im Restaurant „Gyertyás Vendéglő“ in einem nordwestlichen Budapester Vorort ein, das sich in unseren Augen sehr authentisch war. Jedenfalls schienen wir hier die einzigen Touristen zu sein oder zumindest die einzigen ausländischen. Das Gebäude, in dem das Restaurant sich befinden sollte, war so alt und sah von außen so heruntergekommen aus, dass wir zunächst nicht glauben konnten, dass es überhaupt noch existierte. Google zeigte uns aber Rezensionen (und noch dazu ziemlich gute) aus den vergangenen Tagen an, so parkten wir auf einem großen Platz neben der „Klebelsberg Kultúrkúria“ und gingen zu Fuß nachsehen. 


Dem etwas heruntergekommenen Eindruck zum Trotz, hat es
uns hier sehr gut geschmeckt.


In der sehr dunklen, sehr niedrigen und nach altem feuchtem Haus und etwas gammeligem Fleisch riechenden Gaststube saß dann zwar niemand, aber hinter dem Haus auf der Terrasse war nahezu jeder Tisch besetzt, offenbar überwiegend mit Stammkundschaft. Wir bestellten dann „Gulasch“ mit „Nogedli“ (oder so ähnlich, Spätzle, schon den zweiten Tag hintereinander …) und „Feuerschale“ („Tűzestál“), was sich als Schweineschnitzel mit scharfen Paprikas und Kroketten entpuppte, sowie einen gemeinsamen gemischten Salat. War alles sehr in Ordnung, aber mengenmäßig wie so oft grenzwertig, so wollten wir unbedingt noch etwas Bewegung bekommen, ehe wir unsere Fahrt fortsetzten.

Mit dem Auto fuhren wir daher im Anschluss an das Essen den Hügel hinter dem Parkplatz hoch, wo wir uns ein wenig die Beine vertreten wollten und außerdem noch auf einen schönen Blick aufs Donautal hofften. Kurz vor Ende der Fahrstraße parkten wir und stiegen entlang eines Kreuzwegs in etwa 10-15 Minuten zum Gipfel des Kalvarienbergs mit der Kreuzigungsgruppe auf – zwar ein netter, mit seinen Kalkfelsen an die Schwäbische Alb oder das Donautal bei Sigmaringen erinnernder Ort, aber die Aussicht fiel dort eher bescheiden aus.


Auf dem Kalvarienberg


Auch alle weiteren Versuche – wir folgten noch ein Stück weit einem Wanderweg entlang der Hügelkette, der wohl letztlich bis Budapest zurück geführt hätte – wurden leider nicht mit einem besseren Ausblick belohnt. Immerhin kamen wir aber zur gewünschten Bewegung und der Wald war auch hier wieder sehr schön, sogar eine für uns außergewöhnliche Pflanze entdeckten wir: Dictamnus albus – „Brennender Busch“ oder Diptam.


Dictamnus albus, "Brennender Busch"


Glockenblume


Mauerpfeffer


Am Grenzstein: hier endet Budapest.


Bei der Weiterfahrt folgten wir dann immer mehr oder weniger dem Lauf der Donau, wenn sie auch leider nur äußerst selten tatsächlich zu sehen war. Über weite Strecken war der Fluss hier nun wieder eine Grenze, diesmal zur Slowakei. Lange Zeit waren die Dörfer, durch die wir kamen, extrem trist und teils auch richtig heruntergekommen und oft lagen dazwischen aufgegebene Industrieanlagen, die vor sich hin rotteten. 

Erst kurz vor unserem Ziel, dem Campingplatz Sártohely in Ásványráró, begannen die Ortschaften wieder aufzublühen, waren die Häuser an den Straßenrändern häufig neu oder schön renoviert und herausgeputzt und erzählten von einem gewissen Wohlstand. Teils waren hier sogar die grasüberwachsenen Straßengräben vor den Häusern akkurat gestutzt, die andernorts meist ungepflegt und mit Müll übersät waren. 

Hier trat nun auch zum ersten Mal der Donauradwanderweg so richtig in Erscheinung, während einige Kilometer zuvor noch eine Landstraße, auf der an diesem Freitagnachmittag jede Menge Raser unterwegs waren, dafür herhalten musste … Die Donau selbst gehört in dieser Gegend allerdings komplett zur Slowakei, während auf ungarischem Gebiet nur diverse Altwässer liegen.

Den Campingplatz fanden wir beide dann nicht soooo toll, wie es bei den Rezensionen im Internet geklungen hatte. Ein schönes Fleckchen zwar, sogar mit eigenem Gewässer und vielen großen Bäumen, aber die Ausstattung war doch sehr einfach: Je ein WC und eine Dusche pro Geschlecht, für die Männer noch ein Urinal ohne Spülung (?!) und, was vor allem völlig fehlte, war eine ordentliche Geschirrspülmöglichkeit. Es gab lediglich einen kalten Wasserhahn neben der WC-/Duschhütte und noch dazu befand sich unter dem Wasserhahn kein Abfluss, so dass man eigentlich außer Wasser abfüllen dort gar nichts machen konnte … 

So waren wir ganz froh, dass es für uns anderntags sowieso nach Hause ging und es von daher völlig genügte, unser Frühstücksgeschirr pro forma zu spülen. Das Spülwasser schüttete ich anschließend aus der Wanne einfach in die Büsche. Natürlich hätte man auch heißes Wasser am Wasserhahn im Waschraum, das es dort immerhin in Hülle und Fülle gab, abfüllen und das gebrauchte Wasser anschließend in den Abfluss des Waschbeckens oder das WC gießen können.

Bestätigen können wir allerdings, dass der Betreiber des Campingplatzes wirklich sehr nett und eigentlich auch bemüht war, seinen Gästen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Und es gab (wie in den Rezensionen angekündigt) einen „Willkommensschnaps“ (Palinka, hier ein 51%iger selbstgebrannter Marillenschnaps). Außerdem verlangte er mit 6500 Forint (ca. 16 €) jetzt auch nicht die Hölle von Geld für eine Übernachtung.

Ruhig war es immerhin, nachdem der Verkehr nachts auf der nahen Durchgangsstraße eingeschlafen war, und auch von den wenigen Mitcampern war nichts zu hören.

Morgens begrüßte uns zum Abschluss der Reise strahlender Sonnenschein und bald wurde es richtig sommerlich warm, so dass auch ich mich nach dem Frühstück zum ersten Mal überhaupt für Shorts entschied. Im Lauf des Tages wurde es dann sogar ernsthaft heiß: bis maximal 32°C zeigte das Thermometer im Isuzu und im Radio redete man schon vom bislang heißesten Tag des Jahres …


Letztes Frühstück vor der Heim-
fahrt und die Sonne scheint!


Um unsere restlichen Forint auszugeben (33000), tankten wir noch einmal in Ungarn. Zwar reichte es nicht ganz für einen vollen Tank, aber am Ende doch bis nach Hause.

Bei der Ortschaft Hegyeshalom, zu Deutsch „Neue Teilung“, überquerten wir wenig später ohne Probleme die Grenze nach Österreich. Allerdings mussten wir kurz zuvor von der Autobahn M1 auf eine Landstraße abfahren, doch in Österreich gings dann gleich wieder auf die A4.


Bienenweide nahe der ungarisch-österreichischen Grenze.


Nachdem wir Wien hinter uns gelassen hatten, wurde es so langsam Zeit fürs Mittagessen. Bei einem WC-Stopp am nächstbesten Autobahnparkplatz (in Österreich immer mit WC!) beschlossen wird daher, einen Abstecher nach Melk zu machen. Für diese eher kleine Ortschaft sprach in unseren Augen, dass sie von der Autobahn schnell erreicht war und dank des Touristenmagnets "Stift Melk", das hoch über Ort und Donau eine sehr hübsche Kulisse abgibt, doch sehr viele Gaststätten zur Auswahl standen.


Stift Melk


Im „Rathauskeller“ bekamen wir auf Anhieb einen Tisch im sehr schönen, teils schattigen und ziemlich großen Gastgarten hinter dem Haus. Gulasch (schon wieder …), diesmal aber vom Rind und mit drei Scheiben Serviettenknödel, und das Altwiener Schnitzel mit Kartoffelsalat und Preiselbeeren, das unter der Panade mit frisch geriebenem Meerrettich bestrichen war, schmeckten hier ganz prima. 

Beim anschließenden Verdauungsspaziergang über die Melk zu den Flusskreuzfahrtschiffen und Radlern an der Donau, war dann jeder Schattenfleck hoch willkommen.


Donauradler


Donaukreuzfahrer - es wird gewittrig.


Stift Melk oberhalb des Flüsschens Melk


Und dann war die restliche Heimfahrt, auf diversen österreichischen Autobahnen und Landstraßen und nach der Grenze bei Braunau schließlich auf der A94 bis München, überraschend schnell geschafft. Zwar herrschte gegen Ende dichter Verkehr, doch Stau bildete sich zum Glück keiner. 

Gegen 18 Uhr waren wir daher bereits am Ziel und konnten noch am selben Abend den Großteil des Urlaubsinventars ausräumen.

Später mussten wir den Aufbau komplett leerräumen, denn der verschüttete Diesel verpestete noch immer die Luft darin. Zwar war es mit der Zeit schon deutlich erträglicher geworden, doch nun wollten wir das Problem möglichst grundlegend bereinigen. Das kontaminierte Teppichstück schnitten wir am Ende einfach heraus, da es ganz hinten im Aufbau sowieso immer verdeckt bzw. zugestellt war. Schwieriger war das Regal, in dessen unbehandeltes Holz der Diesel eingezogen war. Schrubben half ein wenig, wochenlanges Auslüften noch mehr und schließlich blieb hauptsächlich noch ein hässlicher Fleck, den mittlerweile eine Farbschicht überdeckt. 

Den ungewohnten Freiraum im Aufbau nutzten wir über den Sommer unter anderem, um öfter mal die Fahrräder einzuladen. In den letzten Jahren waren doch einige Bike&Hike-Touren in den heimischen Alpen "liegen geblieben", von denen wir nun die eine oder andere nachholen konnten.

Mit dem Bike im Schatten des Karwendel