Freitag, 2. Dezember 2022

Auf dem Balkan im Herbst 2022 - Teil I: Slowenien und Kroatien

 

Text: Eva Irmler 



Der Balkan ruft



In den letzten Jahren – seit wir mit unserem Campingmobil unterwegs sind und erst recht seit den Corona-bedingten Unsicherheiten – hat es sich bei uns so eingebürgert, dass wir erst kurz vor knapp entscheiden, wohin die Reise jeweils gehen soll. Und so schwankten wir auch diesmal recht lang zwischen Südfrankreich mit Wandern in den Seealpen und dem Balkan, wobei uns hier vor allem Albanien und Montenegro reizten, beides Länder, die wir bis dato noch gar nicht kannten. Eben dies, sowie die Begeisterung meiner Nichte, die uns bei einem Familienfest zum wiederholten Mal von ihrem Aufenthalt in Albanien vor einigen Jahren vorschwärmte, gab letztlich den Ausschlag für unsere Balkanreise, die uns zwischen dem 11. September und dem 8. Oktober nach Slowenien, Kroatien, Montenegro, Albanien und wieder retour führte.

Wie immer gibt es eine Karte, auf der unsere Übernachtungsplätze verzeichnet sind und die ihr hier findet.
 
Anfangs planten wir noch, über Italien anzureisen und von Ancona mit der Fähre nach Igoumenitsa in Griechenland überzusetzen. Von dort wäre es nicht weit bis zur albanischen Grenze, so dass wir den Balkan sozusagen hätten von Süden her aufrollen können. Doch die Bewertungen sämtlicher in Frage kommender Fährunternehmen waren dann so katastrophal, dass wir uns letztlich doch für den Landweg entschieden. Albanien war dabei zwar das erklärte Ziel, doch galt für diese Reise noch in stärkerem Maß als sonst, dass es keine Anreise im engeren Sinn gab, da wir in allen Ländern, durch die wir kamen (mit Ausnahme von Österreich), mehr oder weniger lang Station machen wollten. 



Slowenien



Sonntag, 11.9. – Kamp Špik / Slowenien


Die ersten beiden Nächte dieser Reise verbrachten wir auf dem recht großen und komfortablen Campingplatz Kamp Špik in Slowenien, der noch erstaunlich gut belegt war, dafür dass nirgendwo in Europa mehr Sommerferien waren. Doch, das mussten wir bei der Anfahrt schon gleich hinter München erkennen, offenbar waren wir längst nicht die einzigen, die schon in den Startlöchern gestanden hatten, um direkt im Anschluss an die Feriensaison unsererseits in den Urlaub zu fahren. Schon auf dem Mittleren Ring herrschte dichter Verkehr und, kaum waren wir auf die A8 aufgefahren, staute es sich zum ersten Mal. So rächte es sich einmal mehr, dass wir erst gegen halb 9 in aller Ruhe aufgestanden waren und noch gemütlich gefrühstückt hatten. Obwohl wir anschließend doch recht zügig vollends zusammenpackten, wurde es daher kurz vor halb 11 bis es endgültig losgehen konnte.
 
Unterwegs schüttete es zu allem Überfluss zeitweise wie aus Kübeln, erst jenseits des Tauern- und Katschberg-Tunnels wurde es schlagartig besser. – So hangelten wir uns von Stau zu WC-Stopp zu Regenschauer und irgendwie passte es nie für eine Vesperpause. Kurz vor Villach verließen wir die A10 Richtung Wurzenpass, schnauften zum Pass hoch (18% Steigung!), rollten auf der anderen Seite nach Slowenien hinab und wenige Minuten später hatten wir auch schon das Kamp Špik am Fuß des Triglav-Nationalparks erreicht. 




Zum Vespern war es nun, kurz vor 4, zwar schon arg spät, aber wir hatten unterwegs seit dem Frühstück lediglich jeder einen Müsliriegel gegessen und waren von daher recht hungrig. 

Anschließend marschierten wir gleich los, um noch einen Wasserfall zu besichtigen. Da ich die Wegbeschreibung nicht gelesen und Günter sie vermutlich auch nur überflogen hatte, waren wir doch etwas überrascht, dass wir am Anfang gleich mal einen Bach furten (durchwaten!) mussten und es dann recht knackig an diesem entlang aufwärts ging bis zum Wasserfall. Dieser, der „Slap (=Wasserfall) Martuljek“, war dann durchaus sehenswert, wenn auch der Fotograf monierte, dass er so spät nachmittags schon im Schatten lag. Bis zu einem zweiten Wasserfall weiter oben war es uns zu weit, ein alternativer Abstieg, für den man erst noch etwas weiter aufsteigen musste, sollte aber schon noch drin sein, meinte Günter. Meine anfängliche Skepsis stellte sich dann zum Glück schnell als unbegründet heraus: Tatsächlich war unser Abstiegsweg die mit Abstand einfachere Variante und die komplette Runde summierte sich auf gerade mal 4 km und 150 Höhenmeter ...


Sieht harmlos aus und doch entdeckten wir keine Möglichkeit,
trockenen Fußes hinüber zu kommen ...


Den Weg zum Wasserfall hätten wir
auch ohne die vielen Steinmännchen gefunden.


Slap Martuljek


Um halb 6 waren wir wieder im Tal, und obwohl wir nach dieser „Wanderung“ noch nicht wieder extrem ausgehungert waren, kehrten wir gleich in der „Gostilna in picerija Jožica“ ein. Pizza gabs und Hirschgulasch mit Serviettenknödeln, letztere ein wenig trocken und die zwei Scheiben etwas wenig. Wir teilten uns aber die beiden Gerichte und mit dem „Brot“ von der Pizza wurden wir leicht beide satt. Zum Schluss noch einen Sliwowitz, dann konnten wir zum Campingplatz zurückschwanken, der sich in der Zwischenzeit noch merklich mehr gefüllt hatte. Auch wir hatten noch neue Nachbarn mit zwei riesigen weißen Hunden bekommen … Da konnte ich nur hoffen, dass die beiden friedlich bleiben würden (die Hunde natürlich …). 


Montag, 12.9. – Kamp Špik



Die Hunde verhielten sich bis auf ein paar „Schlabber“-Geräusche beim Trinken völlig unauffällig und ihre Besitzer wurschtelten und kochten zwar noch eine Weile, doch das störte auch nicht weiter. 

Wie immer war die erste Nacht im Camper aber so oder so mit gewissen Problemen behaftet, vor allem aufgrund der fehlenden Möglichkeit, die Geräuschkulisse der Umgebung effektiv auszusperren. Zwar bleibt dies auf Reisen in der Regel ein lästiges Dauerthema – jeder Platz (und im Übrigen auch jedes Hotel) hält da seine eigenen, oft unangenehmen Überraschungen bereit. Doch nach ein paar Tagen gelingt es meist immerhin, die am wenigsten aufdringlichen Dauergeräusche auszublenden – oder aber man gewöhnt sich wieder ans Schlafen mit Ohropax …

Alles in allem hatte zumindest ich daher keine sonderlich ruhige Nacht und wäre morgens um 7, als der Wecker klingelte (zum ersten und letzten Mal in diesem Urlaub …), am liebsten einfach liegen geblieben.

Doch das Wetter sah vielversprechend aus und wir hatten die erste Bergtour, einen Klettersteig, geplant, so wälzte ich mich doch nach ein paar Minuten aus dem Schlafsack und zog mich an, während Günter den langen Marsch zum Sanitärblock antrat – auch so eine Sache, die anfangs jedes Mal wieder gewöhnungsbedürftig ist. 

Frühstück gabs im Aufbau, da die Sonne unseren Stellplatz noch nicht ganz erreicht hatte, und dann gings bald los Richtung Vršič-Pass mit einem Schlenker zum „Mercator“-Supermarkt in Kranjska Gora zum Wasser- und Weinkaufen. Dann kurvten wir bis hoch zum Pass, an dem tatsächlich kurz vor 9 Uhr schon alle Parkplätze belegt waren. Also wieder ein Stück zurück bis zum ersten Parkplatz vor dem Pass, wo wir neben einem schweizerischen Paar zu stehen kamen, das offensichtlich dieselben Pläne hatte wie wir. Kurz vor uns spurteten die beiden los, mit Helmen an den Rucksäcken deutlich als Klettersteig-Aspiranten zu erkennen.


Blick zurück beim Zustieg zum Hanza-Klettersteig


Der Zustieg zum „Hanza“-Steig auf die Mala Mojstrovka war kurz und knackig und, da er zunächst auf der Südseite des Berges verlief, gleich ziemlich schweißtreibend. Dann ging es über eine Scharte, an der sich der Weg noch einmal verzweigte. Wir folgten dem Pfad, der nach links auf die Nordseite des Berges führte und von wo wir zum ersten Mal einen Blick auf den Klettersteig werfen konnten. Als ich ein paar winzige „Figürchen“ entdeckte, die da gerade die Wand hochkraxelten, wollten mir schon fast wieder Zweifel kommen, doch hielt ich mich an dem Gedanken fest, dass ein B(-C) -Klettersteig für mich allemal machbar sein sollte. Die größte Herausforderung war dann auch erstmal, am Einstieg den Gurt richtig anzulegen, der mal wieder völlig verdreht aus dem Rucksack kam, aber irgendwann passte es dann doch und es konnte losgehen. 


Der Klettersteig kommt in Sicht.


Hier geht's hoch.

Tatsächlich empfand ich den Steig dann von Anfang bis Ende als recht entspannt. Verglichen mit dem C/D-Klettersteig in Südtirol und der ungesichert-ausgesetzten Kraxelei am steiermärkischen Grimming, an denen wir dieses Jahr schon „geübt“ hatten, ließ es sich hier wirklich gut an. 


In der Via Ferrata Ettore Bovero am Col Rosa bei Cortina d'Ampezzo


Von Norden auf den Grimming


Die Stahlseile hätte ich an der einen oder anderen Stelle gar nicht gebraucht, gelegentlich verzichtete ich sogar aufs Einhängen der Karabiner und auch die ungesicherten Passagen, bei denen wir uns teilweise wunderten, warum man ausgerechnet hier jetzt auf ein Seil verzichtet hatte, waren letztlich nie ein echtes Problem. Interessant fand ich auch, dass oberhalb des Klettersteigs bis zum Gipfel doch auch noch ein ganz ordentlicher Steilaufschwung ohne jede Sicherung und mit extrem spärlichen, uralten und verblassten Markierungen wartete.


Schattig, steil, aber immer gut gesichert.


So sind auch Querungen kein Problem.


Kleiner Mensch in großer Wand.


Kurze Verschnaufpause mit Aussicht auf den Spik.


Doch auch dies war mit einiger Anstrengung gut zu meistern und schließlich waren wir oben am Gipfel angekommen, den lediglich ein großer Steinhaufen zierte. Etwas abseits vom höchsten Punkt verspeisten wir unser Vesper, genossen die Aussicht und staunten, wie viele andere noch immer vom Klettersteig oder teils vom „Normalweg“ her eintrafen. 




Am Gipfel mit Blick Richtung Pass,
 der Triglav verbirgt sich in der zentralen Wolke.


Nach etwa einer halben Stunde dann nahmen wir den Abstieg in Angriff, der über besagten „Normalweg“ führte, wobei hier anfangs praktisch keine Markierungen zu entdecken waren und man daher selbst die Wahl zwischen grobem Schotter und abschüssigen Platten zu treffen hatte. Wir entschieden uns für letztere, die zum Glück recht griffig waren, da trocken und kaum abgespeckt. Im unteren Drittel gab es dann sogar noch einmal eine längere Drahtseil-Passage, für die es zwar keine Klettersteigausrüstung brauchte, doch waren wir recht froh, uns an dem Seil hinabhangeln zu können, sonst hätte es eine „lustige“ Rutschpartie werden können auf den hier nun speckigen Felsen und im steilen Schotter. Ganz am Ende des Seils hing dieses leider ziemlich durch, weil die zweitletzte Befestigung herausgebrochen war, doch mit etwas Vorsicht war auch diese Stelle schließlich geschafft und bald kamen wir in flacheres Gelände und erreichten wieder die Latschenzone.


Auch die Hufe des Bergschafs halten auf den schrägen Platten.

 
Am Pass war inzwischen noch deutlich mehr los als morgens, was uns etwas erstaunte, aber so ist es uns ja jetzt schon oft ergangen. Vielleicht müssen wir uns so langsam einfach mal an den Gedanken gewöhnen, dass nicht nur in den Schulferien mit Touristenmassen zu rechnen ist, oder anders gesagt: dass wir nicht die einzigen sind, die die letzten noch leidlich warmen Wochen im Herbst für Urlaubsreisen nutzen. Es gibt eben doch einige Bevölkerungsgruppen, die sich zu dieser Zeit freinehmen können und das auch tun: Studierende, junge Eltern, Rentner oder solche Leute wie wir, deren Kinder längst ausgeflogen sind. Wenn man sich’s recht überlegt, müssten das sogar viel mehr Menschen sein, als die Familien mit schulpflichtigen Kindern. Zwar sollten sich deren Urlaubszeiten theoretisch mehr übers Jahr verteilen, doch letztlich will ja doch (fast) keiner im November verreisen, wenn überall Schmuddelwetter zu erwarten ist, und Schnee gibt’s auch noch keinen in den Bergen.


Auf der Rückfahrt zum Campingplatz -
das "Große Fenster" im Prisojnik.


Nach der Rückkehr zum Campingplatz genehmigten wir uns gleich mal ein Eis aus dem kleinen Laden am Platz. Duschen, umziehen und dann ging es mit den Rollern auf der „Radelbahn“, einem super ausgebauten Radweg auf einer ehemaligen Bahntrasse, zum Essen ins Restaurant „La Stella“ am Ortsrand von Kranjska Gora. Wiener Schnitzel und Ćevapčići mit Pommes, sowie ein gemischter Salat mit Kürbiskernöl sorgten dafür, dass auch für den Rückweg wieder genügend Energie vorhanden war. Und schließlich ließen wir den Abend mit Wein und Tagebuchschreiben bzw. der weiteren Urlaubsplanung ausklingen. 

Anderntags sollte es ja schon weiter nach Kroatien auf die Insel Krk gehen.



Kroatien


Dienstag, 13.9. – Krk, Camping Glavotok



Morgens haderten wir noch eine ganze Weile mit unserem Entschluss, heute schon weiterzufahren, denn beim Aufstehen war allerbestes Wetter, keine Wolke trübte das Blau, und so wäre es eine echte Option gewesen, noch eine weitere Wanderung im Triglav-Nationalpark zu unternehmen. Doch für die ursprünglich angedachte Monsterwanderung (1660 Hm …) auf den Špik war es schon viel zu spät, als wir gegen 8 aufstanden, und eine Alternative, die machbar und sinnvoll gewesen wäre, konnten wir auf die Schnelle nicht entdecken.
 
So blieben wir denn doch beim ursprünglichen Plan, verließen das „Kamp Špik“ und machten uns auf den Weg nach Kroatien. Bald schon erreichten wir die Autobahn A1 und rollten auf dieser an Ljubljana vorbei, doch da wir ja Richtung Rijeka weiter wollten, mussten wir anschließend gleich wieder auf eine Landstraße abfahren. Erst auf kroatischer Seite ging es hier wieder mehrspurig weiter, obwohl die Strecke durchgehend stark befahren war. Für die Menschen in den Ortschaften, durch die sich der komplette Durchgangsverkehr wälzt, ist dies sicher kein Spaß, auch wenn vielleicht der eine oder andere Euro – für Tanken, Essen, Übernachten – hängen bleibt. 

Nach der Grenze, an der tatsächlich kurz die Ausweise kontrolliert wurden, legten wir bei der ersten Raststätte eine Pause ein. Hier herrschte zur Abwechslung gähnende Leere und so konnten wir ungestört auf einem schattigen Mäuerchen vespern. Einziger Schönheitsfehler: das WC-Häuschen abseits der Tank- und Rastgebäude war abgesperrt und entsprechend sah es in den Gebüschen dahinter aus …

Bei Rijeka konnten wir schließlich zum ersten Mal einen Blick auf die Adria werfen und bald danach rollten wir über die Brücke nach Krk, wo wir erst mal einen Supermarkt ansteuerten. Irgendwie hatte Günter es am Morgen geschafft, den Bürstenkopf seiner (Wechsel-)Zahnbürste auf dem Weg zwischen Sanitärblock und Stellplatz zu verlieren, so musste nun eine neue her. Und ohnehin brauchten wir noch kroatisches Geld (Kuna), das wir an einem Automaten am Eingang abhoben. 
 
Der von uns favorisierte Campingplatz auf der Insel, der „Camping Punta Jerta“, entpuppte sich nach recht mühseliger, enger Anfahrt als voll belegt. Beim Wendemanöver übersah Günter dann noch einen fetten Stein, der zum Glück nur den Unterfahrschutz vorne zerkratzte – wofür hat man den schließlich … Auch unsere zweite Wahl, das „Kamp Mali Raj“, war völlig ausgebucht und so landeten wir schließlich auf dem Camping Glavotok, dessen Einfahrt nur wenige hundert Meter weiter am Ende einer Stichstraße lag.

Hier mussten wir zunächst vor der Schranke oberhalb des Platzes parken und zu Fuß zur Rezeption runterlaufen, nur um festzustellen, dass diese gerade jetzt Mittagspause hatte (14.30 Uhr bis 15 Uhr – zu der Zeit kommt ja sicher keiner …). Hinter uns bildete sich denn auch mit der Zeit eine ansehnliche Schlange, aber immerhin öffnete sich die Tür exakt um 15 Uhr und: es gab noch freie Plätze! Diese wollten auf dem extrem weitläufigen Areal dann aber erst mal erwandert werden, direkt unten am Meer war natürlich längst alles belegt. – Kurz: es dauerte und am Ende landeten wir doch in der „Free Zone“, ohne Platznummerierung und ganz oben am Hügel, die ursprünglich wohl eher für Zelte gedacht, nun aber mehrheitlich von VW-Bussen belegt war. Strom hätte es hier auch gegeben, nur zu WCs, Duschen usw. war es eine echte Wanderung, denn das nächstgelegene Sanitärgebäude war geschlossen und die anderen beiden lagen fast ganz unten am Meer.

Immerhin reichte es dann nachmittags noch zu einem kurzen Spaziergang an der Küste entlang zu einer kleinen, schon schattigen und von daher menschenleeren Bucht und einem ersten Bad bzw. einer Schnorchelrunde im Meer. 


Am Meer!


Abends gings ins Restaurant am Platz, von dem wir allerdings nicht sonderlich angetan waren: zu laut, zu rauchig (und das im Freien!) und das Essen nicht sehr überzeugend. Letzteres lag aber vielleicht auch mit an unserer Wahl: wir hatten uns auf Pizza eingeschossen, die es aber wohl nur in der „echten“ Hauptsaison gab (nicht, dass aktuell nichts los gewesen wäre …). Und zumindest meine zweite Wahl war eher zufällig, weil mein Blick als erstes auf das Sepia-Tinten-Risotto fiel. Zum Glück war wenigstens der Salat gut, das „Risotto“ dagegen bestand aus klumpigem, vorgekochtem Reis, der dann allenfalls mit Sepia-Tinte eingefärbt wurde und noch mit ein paar Octopus-Stückchen aufgepeppt war. Zum Nachtisch holten wir uns noch Eis und setzten uns damit auf ein Mäuerchen am Meer. Leider wurde die schöne Abendstimmung dort durch das ohrenbetäubende Kinderlieder-Gedudel vom Restaurant, wo irgendwann jemand eine Art „Kinderanimation“ gestartet hatte, doch arg getrübt … Zum Glück war unser Stellplatz maximal weit davon entfernt und so konnten wir hoffen, dass uns eine halbwegs ruhige Nacht bevorstand. 


Bei der "Arbeit"...




Mittwoch, 14.9. – Krk, Camping Glavotok



Nachdem das übliche Türenschlagen und Schiebetüren-Surren, sowie die typischen knackenden Geräusche von Camper-Fußböden, die unter schweren Bewohnern ächzen, sich beruhigt hatten, sorgte nachts nur noch die Fauna gelegentlich für „Unterhaltung“: unser Freund, der Eichelhäher, der uns schon nachmittags bei der Ankunft mit den absonderlichsten Lauten überrascht hatte, ließ sich noch recht lang vernehmen, ebenso diverse andere Vögel, vermutlich Käuze. Und natürlich war es hier am Meer und zweihundert Kilometer weiter südlich deutlich wärmer als im Triglav-Nationalpark und so genügte es in dieser Nacht vollkommen, den Schlafsack als Decke über sich auszubreiten.
 
Morgens war es bedeckt, aber warm genug für ein Frühstück im Freien. Und dann ließen wir das Auto einfach stehen und marschierten vom Platz weg an der Küste nach Süden. Wobei dies gar nicht so einfach war, wie es nun klingt: Von der Rezeption unseres Platzes (zu der wir ja auch erst mal kommen mussten) ging es erst zur Straße hoch und anschließend wieder runter ans Meer zu einem kleinen Hafen. Den Einstieg in den eher inoffiziellen Küstenwanderweg – Günter hatte ihn von Locus Map – hätte man leicht übersehen können: rechts neben einer Picknick-Hütte ging eine kaum erkennbare Spur los, die dann aber schnell deutlicher wurde. Im weiteren Verlauf hatten diverse Grundstücksbesitzer immer mal wieder versucht, den Pfad durch Mauern abzuschneiden, doch gab es stets (offensichtlich häufig genutzte) Möglichkeiten, diese zu umgehen oder zu überklettern. 


Glavotok-Hafen


Samostan Sveta Marija


Bald schon erreichten wir eine kleine Bucht mit Kiesstrand, und da wir nicht recht einschätzen konnten, wie weit es zum eigentlichen Ziel, der „Plaža Makneli“, noch war, ließen wir uns schon hier zum Schwimmen und Schnorcheln nieder. Der Strand lag im Schatten und sowieso war der Himmel noch immer mehrheitlich bedeckt, um diese Zeit, so gegen 11 oder halb 12, zeigten sich allerdings allmählich erste größere Lücken. Im Lauf des Nachmittags überwog dann schon fast die Sonne, so dass wir Wanderer ganz froh am gleichzeitig auffrischenden Wind waren.


Unsere Badebucht mit Blick auf Cres


Nach unseren jeweils nur kurzen Ausflügen in die Wasserwelt, wanderten wir weiter an der Küste entlang, wobei es teils mal wieder durch recht stachliges Gestrüpp ging und man auch gut daran tat, auf tiefhängende Äste bzw. schrägstehende dünne Baumstämme auf Kopfhöhe zu achten. Beide schafften wir es heute, mal gewaltig gegen ein solches „Baumhindernis“ zu krachen … Irgendwann fiel Günter dann auf, dass er seinen Objektivdeckel verloren hatte. Da ich beim Hinterhertrotten nichts bemerkt hatte, sahen wir gleich wenig Chancen, das Teil noch einmal wiederzufinden, wollten es dann aber doch wenigstens versuchen und gingen ein gutes Stück des Wegs zurück, bis wir schließlich einsahen, dass es keinen Zweck hatte. Bald war dann auch die Plaža Makneli erreicht, an der eine Familie mit angelndem Papa (der just einen kleinen Barsch aus dem Wasser zog) und ein junges Paar das Strandleben genossen. 


Plaža Makneli


Wir blieben nur kurz für ein Foto, dann zog es uns landeinwärts, was erst mal einen schweißtreibenden Aufstieg bedeutete. Doch so langsam rief das Mittagessen, für das wir ein Restaurant in der Ortschaft Milohnići namens „Konoba pud Brest“ aufsuchen wollten. Noch einmal abends im Restaurant am Campingplatz essen gehen zu müssen, wollten wir tunlichst vermeiden. Doch leider war uns das Glück hier nicht hold, gerade als wir die Ortschaft erreichten, lief dort auch ein Bus ein, vollbesetzt mit lauter Jugendlichen, und steuerte prompt „unser“ Restaurant an. Als wir wenig später dort ankamen, war offensichtlich, dass wir sehr lange würden warten müssen, was ein Kellner uns auch noch bestätigte. Das einzige andere Restaurant in der Ortschaft  würde frühestens um 14 Uhr öffnen, und da wir nicht eine dreiviertel Stunde mit ungewissem Ausgang warten wollten, blieb nur noch der Dorfladen, der glücklicherweise keine Mittagspause machte. Mit Schinken, Käse, Frischkäse und zwei Baguette-Semmeln ausgerüstet ließen wir uns dann gleich gegenüber vom Laden am Kirchenvorplatz auf einer Mauer zum Vespern nieder. 

Anschließend konnte es dann gesättigt wieder Richtung Meer gehen, das wir in einem weiten Bogen und nach teils recht steilem Abstieg ein gutes Stück nördlich der Stelle erreichten, an der wir am vorigen Nachmittag ins Wasser gesprungen waren. Wo der Weg auf die Küste traf, gab es gleich einen einladenden Kiesstrand, und da der Nachmittag noch jung war, beschlossen wir, hier eine Weile zu bleiben.

Während Günter beim Schnorcheln war, kam ein kleines Motorboot mit einem Paar plus Hund angerauscht, doch ankerten sie dann vor der Nachbarbucht. Kurz drehte dort jemand laute Musik auf, doch schon bald kehrte wieder Ruhe ein – uff, Glück gehabt! 

Der Rückweg zum Campingplatz dauerte anschließend noch überraschend lang, bei jeder Bucht die wir passierten, hofften wir, dass wir wenigstens schon mal unseren gestrigen Badeplatz erreicht hätten, doch selbst bis dahin zog es sich.


Blick zurück zur zweiten Badebucht an diesem Tag.
 

Abends dackelten wir dann wohl oder übel noch einmal ins Restaurant auf dem Platz. Burger bzw. Schweinemedaillons mit Dörrfeigensauce, Grillgemüse und Ofenkartoffeln waren diesmal an sich ok, nur leider war das „Hack-Laibchen“ vom Burger höchstens halb gar und auch das Schwein noch sehr rosa … Gegessen haben wir trotzdem fast alles, nur die letzte, fast rohe Ecke vom Hack, das mittlerweile auch noch längst kalt war, verschmähte ich dann doch. Auf des Kellners Frage, ob alles in Ordnung war, „beschwerte“ ich mich dann post mortem noch, aber da war ja nun schon nichts mehr zu machen …  

Früher als erwartet, begann es dann zu nieseln und so flüchteten wir bald ins Auto, nachdem wir abgesehen vom Tisch alles schnell von draußen hereingeholt hatten – sogar die noch feuchten Badesachen samt Wäscheleine.


Donnerstag, 15.9. – Rab, Camping Wodenca



Unsere zweite und letzte Nacht auf Krk war dann noch deutlich ruhiger als die vorige, einfach weil im Lauf des Tages ziemlich viele Camper abgereist waren und der Wind in den Bäumen sonstige Nebengeräusche aufs Angenehmste überdeckte. Allerdings war es noch einmal einen Tick wärmer, ja, anfangs sogar fast zu warm unter unserem Dach. Der Nieselregen am frühen Abend war so schnell vorbei gewesen, wie er begonnen hatte: kaum hatten wir alles eingeräumt und die Wäsche abgehängt, ließ es auch schon wieder nach. Erst gegen Morgen fielen wieder ein paar Tropfen und ansonsten hätte der laue Wind über Nacht sicher alles schön getrocknet, was nun feucht im Auto herumgammelte …
 
Weil es an diesem Tag mit der Fähre weiter nach Rab gehen sollte und diese laut Plan um 11 Uhr von Krk (bzw. vom Fährhafen Valbiska) ablegen sollte, hielten wir uns morgens nicht lange auf und standen schon kurz vor halb 10 fix und fertig und bereit zur Abfahrt unten an der Rezeption – zusammen mit recht vielen anderen. Das Bezahlen ging dann aber trotzdem recht flott und so erreichten wir den Fährhafen noch vor 10 Uhr – zeitgleich mit einem Gewitterschauer …
 
Zum Ticketschalter waren es aber nur ein paar Schritte und so wurde Günter nicht allzu nass, als er von dort zurück zum Auto spurtete, nachdem er ca. 44 € für die Überfahrt gezahlt hatte. Erst später fiel uns auf, dass wir vermutlich hätten mehr berappen müssen, denn die Ticketverkäuferin hatte, ohne nachzufragen, den Tarif für Fahrzeuge bis 5 m Länge verlangt, unser Gefährt bringt es aber auf stolze 5,30 m … Letztlich war die Fähre dann aber sowieso halb leer und auch der Ticketkontrolleur störte sich nicht an der offensichtlichen Fehlkalkulation. 

Beim Erwerb des Fahrscheins erfuhr Günter auch, dass die Fähre sich verspätete und erst um 11.45 Uhr Richtung Rab starten würde. So hatten wir nun fast zwei Stunden zu überbrücken, die mit Zeitunglesen auf dem Handy (EU sei Dank in Kroatien ohne Extragebühr) und Fotografieren dann doch recht schnell vergingen. Günter verfolgte das Vorankommen „unserer“ Fähre wieder via „Schiffsfinder“, so waren wir nicht sonderlich überrascht, als sie kurz nach 11 Uhr in Sicht kam. 




Von Rab her waren deutlich mehr Fahrzeuge gekommen, als sich mit uns hier auf Krk angestellt hatten, und entsprechend dauerte das Entladen eine Weile. Überwiegend kamen Urlauber von dort und bei diesen handelte es sich wiederum mehrheitlich um Deutsche, viele mit Wohnanhängern, einige sogar mit Booten im Schlepp und nahezu alle hatten zusätzlich Fahrräder aufgeladen. - Dann durften endlich wir aufs Schiff rollen, weil wir so früh am Hafen gewesen waren diesmal sogar unter den allerersten.
 
Schon während des Wartens im Hafen war klar geworden, dass dies nicht die allerruhigste Überfahrt werden würde. Doch die 80 Minuten auf See vergingen dann recht rasch und ohne Probleme, da das Schiff trotz des starken Seegangs nur mäßig schaukelte. Gelegentlich spritzte es mächtig vorne am Bug und ein paar Mal erbebte die ganze Fähre, wenn sie hart auf einer besonders großen Welle aufsetzte. Ansonsten wurde hauptsächlich das Auto mit Salzwasser geduscht, das zwischen Bugklappe und Boden hereinschwappte. Den Großteil der Überfahrt verbrachte ich lesend im Innenraum der Fähre, während Günter immer wieder zum Fotografieren nach draußen ging.  Als ich schließlich doch auch mal noch raus ging, war es dort so stürmisch, dass ich gelegentlich sogar zur Sicherheit lieber meine Brille festhielt, doch überraschend warm. 


Der Max wird gut gesalzen.


Sturmwindfrisur ...


Fast da - Ankunft in Lopar auf Rab.


Nach der Ankunft auf Rab begaben wir uns auf kürzestem Weg zum Mittagessen. Günter hatte ein Restaurant im Hafenort Lopar entdeckt, das bis 15 Uhr geöffnet sein sollte. So hofften wir, dort gegen 14 Uhr noch als Gäste willkommen zu sein. Tatsächlich hatten wir in der „Konoba Ankora“ etwas oberhalb des Hafens gleich Glück und bekamen recht schnell prima Calamari vom Rost und eher mäßiges Ražnjići, sowie einen gemischten Salat zum selber Anmachen serviert. Davor hatte es zudem noch – als Küchengruß – Weißbrot mit Knoblauch in Öl und einer Fischpastete gegeben, so waren wir in kürzester Zeit sehr satt und durch den Verdauungsschnaps zum Abschluss leicht sediert.
 
Nachdem wir bisher praktisch den ganzen Tag mit Warten und Essen verbracht hatten, sollte jetzt dringend noch etwas Bewegung stattfinden. Am anderen Ende von Lopar, das sich vom Fährhafen im Nordwesten quer über die – hier allerdings höchstens 2 km breite – Insel bis zu einer Bucht mit veritablem Sandstrand (Plaža San Marino) im Südosten erstreckt, sollte es eine „Geo-Route“ auf die dahinter liegenden Hügel geben. Das komplette, an den Sandstrand angrenzende Gelände wird von einem gigantischen Campingplatz-Resort okkupiert, so dass wir vom Parkplatz beim „Konzum“ aus starten mussten. 

Bei der stürmischen Passage entlang des Strands wurden wir gleich ordentlich sandgestrahlt und „paniert“ (hatte mich gerade frisch eingecremt …), und dann nahmen wir den teils recht steilen Hinteraufgang zum Geologie-Lehrpfad und folgten diesem anschließend noch für ein paar hundert Meter. Die auf einer Hinweistafel beschriebenen kreidezeitlichen Schneckenhaus-Fossilien konnten wir in den Felsen leider nicht entdecken, doch waren diese mit ihren rötlichen Einlagerungen und zerklüfteten Erosionsformen auch so schon sehr sehenswert. 


Plaža San Marino - der Fotograf hat wohl einen Moment
abgepasst, als ihm nicht die Sandkörner um die Ohren flogen ;)


Auf der Geo-Route am Höhenrücken der Kruna.


"Viel Steine gabs und wenig ..."
- den Schafen scheint es aber zu genügen.


Den Abstecher zu einer Bucht schenkten wir uns, obwohl wir die Badesachen extra eingepackt hatten, bei dem zweifelhaften Wetter und starken Wind schien es uns die Mühe nicht wert. So drehten wir denn eine längliche Runde (letztlich fast 8.5 km) über den steinigen Höhenrücken bei wenig Aussicht und vielen scheuen Schafen, ehe wir wieder Richtung Campingplatz abstiegen. Beim Abstieg „erwischten“ wir noch zwei Jungschafe, die unberechtigt ins umzäunte Gelände einer Wasserentnahmestelle (oder etwas in der Art) eingedrungen waren. Bei unserem Erscheinen ergriffen die Ertappten so wild die Flucht, dass eines ungebremst gegen den Zaun knallte, ehe es sich doch noch durch die kleine Lücke im Maschendraht zwängen konnte. Draußen machte es sich flink vom Acker, dicht gefolgt von seinem Kompagnon … 

Mit dem Auto erreichten wir schließlich in einer knappen halben Stunde die Ortschaft Barbat, die schon auf halber Strecke zur Südspitze der Insel liegt, und hier den „Camping Wodenca“, einen ziemlich kleinen Platz fast direkt am Meer. Auf der recht schmalen Zufahrt wäre Gegenverkehr (den wir zum Glück nicht hatten) eher problematisch geworden, allerdings endete das Sträßchen auch am Campingplatz.
 
Auf Günters Mail-Anfrage vom Vorabend war im Lauf des Vormittags eine positive Antwort gekommen: wenn unser Auto nicht allzu groß sei, habe man noch ein Plätzchen für uns. So brauchten wir hier also keine unerfreuliche Überraschung zu befürchten, wie wir sie auf Krk vor zwei Tagen erlebt hatten. Die Stellplätze waren hier zwar nicht riesig und entsprechend nah die Nachbarn, doch immerhin trennten ein paar junge Olivenbäumchen die Parzellen voneinander ab, und das Sanitärgebäude war noch recht neu und entsprechend gut in Schuss. 

Die größten Sorgen bereitete uns an diesem Abend das zunehmend stürmische Wetter und dass bislang keine wirkliche Verbesserung in Sicht war.


Freitag, 16.9. – Rab, Camping Wodenca



Am folgenden Tag war es dann zwar wider Erwarten durchgehend trocken und teils sogar sonnig, doch beim Wind gab es nur am Nachmittag eine kurze Verschnaufpause, ehe am späteren Abend Gewitter aufzogen.

Tagesprogramm war eine Küstenwanderung vom Fähranleger Mišnjak aus, ganz im Süden der Insel. Die Entfernungen auf Rab sind nicht wirklich gigantisch, insofern wäre es wohl auch möglich gewesen, direkt vom Campingplatz loszuwandern, doch leider konnten wir nicht herausfinden, ob es tatsächlich einen durchgehenden (Wander-)Weg gab. So brachten wir den Max eben wieder in fahrtüchtigen Zustand und rollten mit dem Auto die paar Kilometer bis zum Ausgangspunkt. Etwas oberhalb des Fährhafens parkten wir, packten unsere Rucksäcke (neben Proviant und Wasser mussten natürlich auch Bade- und Schnorchelsachen mit) und zogen los. 


Am Parkplatz beim Fährhafen - das Foto entstand allerdings
erst abends, als es so langsam schon gewittrig wurde.


Anfangs folgten wir noch einem GPS-Track bei Locus, doch bald schon stellten wir fest, dass die Tour ziemlich gut mit Punkten (weiß mit roter Umrandung und teilweise mit „Richtungs-Füßchen“, die typische Markierung hierzulande) und gelegentlichen Strichen markiert war. Erst ging es über einen Hügel, an dem ziemlich bald ein Schafzaun bzw. eine Mauer mit Draht-Gatter den Weg abschnitt. Da sich das Gatter nicht öffnen ließ, die Markierungen an der Mauer aber eindeutig waren, überkletterten wir es schließlich einfach. Anschließend folgte eine kahle steinige Hochebene, auf der ein eher grob angelegter „Wanderweg“ das Vorankommen nur wenig erleichterte.


Scharfkantige Steinwüste mit kleiner Oase.

 
Doch bald schon lockte die erste Bucht (Uvala Mag), die herrlich in der Sonne lag und doch völlig verwaist war – wenig erstaunlich, da der kühle und stürmische Wind nicht eben zum Baden einlud. Uns schreckte dies jedoch nicht ab und so stürzte sich erst Günter in die erfrischenden Fluten und danach ließ sogar ich mich zum Schnorcheln verlocken, denn das Wasser war hier wirklich absolut klar und recht fischreich. Seeigel gab es allerdings ebenfalls zuhauf, so dass beim Ein- und Aussteigen Vorsicht geboten war. Da der Wind vom Land her wehte und das Wasser vor sich her trieb, schwammen wir lieber nicht zu weit raus, und zusätzlich sorgten das kühle Wasser und die gleichfalls kühle Luft dafür, dass wir bald gerne wieder ans Ufer zurückkehrten.


Uvala Mag



 
Schriftbarsch




Als wir gerade beide unsere Erkundungen der Unterwasserwelt beendet hatten, kam eine junge Frau voller Begeisterung angerannt, ließ Rucksack und Hüllen (bis auf einen Bikini) fallen und stürzte sich gleich ins Wasser. Ihr deutlich älterer männlicher Begleiter kam mit wesentlich weniger Elan hinterher geschlurft und ließ sich auf einem Felsen nieder, während sie sich austobte … 


Weiter geht's, ...

Bald setzten wir unseren Weg fort, denn für uns sollte es noch zu einer weiteren Bucht gehen. Hier wurde der Wanderweg dann stellenweise etwas anspruchsvoller: Es ging teils recht ausgesetzt an der Steilküste entlang, wobei es immer wieder spektakuläre Aus- und Tiefblicke aufs Meer, in diverse Buchten hinab und zum Festland hinüber gab. Über letzterem hingen fast den ganzen Tag dunkle Wolken fest, die öfter auch nach Regen aussahen, da hatten wir es auf der Insel definitiv besser erwischt.

... erst an der felsigen Küste entlang, ...


... dann über weite, kahle Hügel.


Bis wir unsere zweite Bucht erreichten, zog es sich dann mal wieder wie Kaugummi. Immer musste noch ein steiniger Hügel überschritten werden, hinter dem dann schon wieder die nächste Senke und der nächste Höhenrücken lauerten. Abgesehen von Schafen begegnete uns hier nichts und niemand, immer mal wieder ging es über eine Mauer zwischen verschiedenen Weidegebiete, die zweimal sogar extra mit Holzleitern für die Wanderer ausgestattet waren. So langsam wunderten wir uns daher, dass bei der allerersten Mauer keine derartige Übersteighilfe geboten wurde, sondern man nur die Wahl hatte, über ein Stück Maschendrahtzaun zu steigen, das von unseren Vorgängern schon ziemlich zusammengestaucht war, oder daneben über die Mauer zu klettern. Oder hätte es doch eine Alternativroute gegeben, die wir übersehen hatten? – Das blieb uns auch beim Rückweg ein Rätsel.




Irgendwann hatten wir es dann doch an den recht hübschen zweiten Strand (Uvala Vadiškala) geschafft, an dem wir ebenfalls völlig allein waren. Sehr angenehm war, dass diese Bucht eine etwas andere Ausrichtung hatte und von daher viel windgeschützter war als die erste. Das Wasser war hier jedoch mindestens genauso kühl, wie wir nach der lang ersehnten Brotzeit feststellen mussten. An manchen Stellen war es sogar ganz besonders kalt, vermutlich gab es dort Karstquellen, die direkt ins Meer mündeten. Trotzdem lohnte sich eine kurze Schnorchelrunde, bei der ich dann doch mal wieder bedauerte, dass ich das Experiment mit den Kontaktlinsen (fürs erste) aufgegeben hatte. Denn unter Wasser ist meine Sehschärfe zwar etwas besser, aber für weiter entfernte Fische, Muscheln, Schwämme reicht sie doch bei weitem nicht aus. Und schade war auch, dass es nicht wenigstens ein paar Grad wärmer war, denn schon nach höchstens einer viertel Stunde im Wasser waren wir beide total durchgefroren.


Uvala Vadiškala


Klar, fischreich, doch leider ziemlich kalt.
 

So langsam zog es auch wieder mehr und mehr zu und so machten wir uns bald auf den nicht minder langen und beschwerlichen Rückweg.


Widderhöhle


Der Rückweg zieht sich ...


Nach einem kurzen Abstecher ins Dorf (Barbat) zum kleinen „Supermarket Petra“ gings dann flott zum Campingplatz und nach einer schnellen Dusche in eines der Restaurants, die hier die Strandpromenade säumten. Wir entschieden uns für das „Restoran Bepo“, wo wir zusammen mit vielen anderen Touris (viele davon ebenfalls vom Campingplatz) draußen unter der großen Markise saßen und mit gegrillten Calamari, Pljeskavica (mit Käse überbackenes Hacksteak), sowie Palatschinken mit Eis die Kalorien kompensierten, die beim Wandern, Schnorcheln, Frieren verbrannt waren. Dazu eine Flasche Wein und – eigentlich kein Wunder, dass ich anschließend noch nicht mal mehr ans Tagebuchschreiben dachte … 

Ein erster Gewitterschauer ging schon nieder, als wir noch beim Essen saßen. Der war aber schnell ausgestanden und wir konnten trocken „heim“ traben. Nördlich und östlich blitzte und donnerte es fortwährend, doch zu uns kam das Gewitter erst zu später Stunde, als wir schon in (oder eher auf, das Dach hatte sich tagsüber gewaltig aufgeheizt) den Schlafsäcken lagen. Zum Glück hatten wir unsere Badesachen, die noch auf der Leine gehangen hatten, da schon längst (wieder einmal ...) „gerettet“. 


Samstag, 17.9. – Omiš, Camp Lisičina


 
Und schon hieß es wieder Abschied nehmen von Rab, denn heute wollten wir mit der Fähre zum Festland übersetzen. Während wir am Fähranleger warteten, ließ uns der Blick aufs vom Sturm aufgewühlte Meer (die berüchtigte Bora vermutlich) eine recht „lustige“ Überfahrt nach Stinica befürchten. Doch pflügte das Schiff dann zu unserer Überraschung absolut stoisch durch die Wellen, schwankte kein bisschen und nach einer viertel Stunde war denn auch schon das Festland erreicht.





 
Wenn wir jetzt aber gedacht hatten, dass wir das Schlimmste in Sachen Wind und Wetter ausgestanden hätten, so wurden wir schnell eines besseren belehrt: Auf der Fahrt entlang der Küste und am Fuß des Velebit zerrten die böigen Fallwinde nicht nur teils beängstigend heftig an unserem Aufbau, sondern schüttete es auch immer mal wieder wie aus Kübeln. Der Wind trieb uns an manchen Stellen das Regenwasser buchstäblich bergauf entgegen und das Meer war derart aufgepeitscht, dass es fast zu kochen schien. Doch dann gab es auch wieder Momente mit herrlichen Lichtstimmungen und ein Regenbogen spannte sich malerisch über einer Küstenortschaft auf. 


Das Meer brodelt.




Beim allerersten Fotostopp stellte Günter fest, dass sich die Rückscheibe des Aufbaus während der Fahrt geöffnet hatte?! Zum Glück fehlte nichts und war auch alles trocken geblieben, trotzdem waren wir beunruhigt, weil wir uns nicht so recht erklären konnten, wie es dazu gekommen war. Jedenfalls warf ich von da an recht häufig einen Blick nach hinten, um nachzusehen, ob noch alles so war, wie es sein sollte. Doch letztlich ging dann alles gut, wie auch schon bei dem Donnerwetter mit Starkregen und heftigen Windböen in der Nacht, bei dem sich Zeltplane und Befestigung ein weiteres Mal bewährt hatten.


Pag




Parallel zu unserer Fahrroute entlang der Küste erstreckte sich die Insel Pag, die zu besuchen wir uns zunächst auch überlegt hatten. Doch beim heutigen (und für die folgenden Tage in dieser Gegend angekündigten) Wetter schenkten wir uns dies nun und fuhren gleich weiter bis Trogir, einem wenige Kilometer nördlich von Split auf einer Insel gelegenen Städtchen mit mittelalterlichem Kern, das tatsächlich recht pittoresk war, aber leider auch extrem touristisch. Wobei letzteres für uns Touristen auch seine Vorteile hatte: hier war es auch um 13.30 Uhr überhaupt kein Problem, innerhalb von wenigen Minuten ohne großartige Vorplanung ein Restaurant zu finden, das uns zusagte und vor dem wir sofort einen Tisch bekamen. Das Essen, wir bestellten beide das Tagesmenü für 150 Kuna (ca. 20 €), das aus zwei Gängen bestand, war dann auch völlig in Ordnung, so dass wir bald satt und zufrieden weiterziehen konnten.


Trogir
 
Als erstes besichtigten die Kathedrale St. Laurentius aus dem 13. bis 16. Jahrhundert (am neuesten war wie meist der Turm), wobei ich leider wieder mal erst im Nachhinein gelesen habe, was man dort hätte alles sehen können. Doch das eindrucksvolle Hauptportal (von einem Künstler namens Radovan aus dem 13. Jahrhundert) mit den beiden Löwen (bzw. Löwin und Löwe), sowie Eva und Adam zur Linken und zur Rechten, erregte auch ohne weiteres Hintergrundwissen unser Interesse. Ansonsten verbrachten wir viel Zeit auf dem Glockenturm, von wo nicht nur die Aussicht über die Stadt und die Bucht von Split beeindruckte, sondern auch eine fröhliche Hochzeitsgesellschaft immer wieder unsere Blicke auf sich lenkte, die in der benachbarten Stadtloggia neben dem Uhrturm feierte und dabei von einer Hochzeitskapelle (Akkordeon, Gitarre, Gesang) buchstäblich pausenlos beschallt wurde. Dies war im Übrigen schon die zweite Hochzeitsgesellschaft, über die wir hier „stolperten“, durch die erste hatten wir uns schon vor der Kathedrale geschlängelt, wo wohl kurz zuvor die Ehe geschlossen worden war.
 

Hochzeit I


Altstadtgassen und Uhrturm vom Turm der Kathedrale




Hochzeit II (beim Fototermin der Braut mit ihren Jungfern)


Kaum hatten wir die Kathedrale wieder verlassen, fielen erste Tropfen, die sich dann schnell zu einem kurzen heftigen Schauer auswuchsen. Für uns nicht weiter tragisch, wir suchten einfach kurz in einem windabgewandten Winkel der dicken Stadtmauer Schutz, doch beobachteten wir einige Leute, die schnell mit ihren vollen Tellern von besorgten Kellnern ins Trockene gebracht wurden … Nach maximal 10 Minuten war der ganze Spuk bereits vorbei und bald zeigte sich auch wieder die Sonne.




In den Gassen von Trogir


Noch ein kurzer Rundgang durch die nun regennassen Gassen, dann machten wir uns auf den Weg zu unserem etwas außerhalb an einem Strand gelegenen Parkplatz, von wo wir in etwa einer Stunde schließlich Omiš erreichten.

Damit waren wir schon etwas südlich von Split angelangt, am Rand dieses kleinen Städtchens, das ebenfalls mit seinem wirklich hübschen mittelalterlichen Kern wirbt. Leider ist dieser von vielen hässlichen Bausünden (Plattenbauten) umgeben, die das Gesamtbild doch recht beeinträchtigen (außer man wählt den Bildausschnitt entsprechend ...). Gleich nach unserer Ankunft, und nachdem wir uns gerade noch so auf das letzte Plätzchen des recht kleinen und engen Campingplatzes hatten zwängen dürfen, machten wir uns zu einer kurzen Besichtigungsrunde auf.

Hauptsächlich war Günter darauf aus, von einem burgähnlichen Aussichtsturm (Tvrdava Mirabela) die Stadt zu fotografieren, von wo die Piraten von Omiš anscheinend in früheren Zeiten das Meer beobachteten. Allerdings waren wir dann leider etwas spät dran, so dass Stadt und Festung schon im Schatten der schroffen Karsthügel lagen, die sich direkt hinter der Stadt erheben. Doch immerhin boten sich noch hübsche rosa, golden und feurig-orange leuchtende Abendwölkchen über dem Fluss Cetina  und der Altstadt als Motiv an. 


Omiš an der Cetina, links an den Felsen und gerade noch
 in der Sonne die Festung "Tvrdava Mirabela"


Der "schöne" Teil der Stadt ...
v




Zurück im Städtchen kauften wir erst Brot fürs abendliche Vesper und dann hatte ich mir noch ein Eis in den Kopf gesetzt. Wirklich vernünftig war es natürlich nicht, sich jetzt, kurz vor dem Einnachten, noch zwei ziemlich üppige Kugeln zu genehmigen, zumal auch wieder ein recht frischer Wind aufgekommen war.




In der folgenden Nacht kehrte zwar zunächst – wider Erwarten bei der stadtnahen Lage und dem ziemlich vollgestopften Platz – paradiesische Ruhe ein, als ich gegen 1.30 Uhr mal raus musste, freute ich mich darüber allerdings zu früh: Keine halbe Stunde später ging ein derart durchdringender Radau los, wie wir es wirklich und wahrhaftig noch nie erlebt hatten. Wir dachten zunächst an Jugendliche, die sich einen Spaß daraus machten, gegen irgendwelche Metallteile an der Baustelle für die halbfertige Brücke, die unweit der Stadt aus dem Berg ragte, zu hämmern. Doch nachdem der Krach bis 6 Uhr morgens, also geschlagene vier Stunden, anhielt, konnten eigentlich nur nächtliche Bauarbeiten dafür verantwortlich sein. Im Nachhinein fanden wir denn auch heraus, dass die Brücke, Teil einer neuen Umgehungsstraße, bis Ende des Jahres vollendet sein soll und bis dahin Stück für Stück über das Tal geschoben wird …


Sonntag, 18. 9. – Camp Riviera Makarska


Etwas angeschlagen von der unruhigen Nacht ging es am Sonntag dann zunächst nach Süden bis Baška Voda, wo im etwas höher gelegenen Ortsteil Topiči unsere Wanderung auf einen der Küstenberge beginnen sollte. Direkt unterhalb des Panoramarestaurants (Konoba Panorama) fand sich noch gerade so ein Parkplatz. Wobei wir eher überrascht waren, dass schon so viele Plätze belegt waren, denn das Restaurant würde erst um 17 Uhr öffnen. Doch dieser erste echt sonnige Tag seit einer ganzen Weile bot natürlich bestes Wanderwetter, auch wenn noch immer ein frischer Wind ging.


Baška Voda

 
Vermutlich gehörten die meisten Autos aber zum einen oder anderen der vielen (Ferien-)Häuser und Unterkünfte dort oben, denn wir trafen unterwegs dann den lieben langen Tag nahezu niemanden. Erst beim Abstieg begegnete uns eine Gruppe jüngerer Leute, die wir zuvor schon von „unserem“ Gipfel, dem 1589 m hohen Ledenica, aus am etwas höheren Sćirovac gesehen hatten. Insgeheim hatte Günter gehofft, dass wir ebenfalls noch einen höheren Nachbarn des Ledenica „mitnehmen“ könnten, den Sveti Ilija (mit 1642 m sogar der höchste in dieser Kette im Naturpark Biokovo), doch das hätte für uns bedeutet, noch einmal gar nicht so wenige Höhenmeter am Grat abzusteigen und danach umso mehr wieder auf. Die Tour war aber auch so schon lang und anstrengend genug: Vom Parkplatz auf ca. 210m betrug allein der reine Höhenunterschied 1379 m, kein Wunder, dass es sich mit diversen kleinen Gegenanstiegen letztlich auf über 1400 Hm summierte. 

Vom Start weg ging es dann gleich steil bergan und so blieb es auch auf der gesamten Tour, mit Ausnahme von zwei längeren Querungen, oder wurde teils sogar noch deutlich steiler. 


Bequemer Aussichtssitz mit viel Luft unter den Füßen


Blick nach Südwesten, im Hintergrund die Inseln Brač und Hvar


Anfangs ging es durch die kleine Ortschaft hinauf, dann folgten Wald, Dornengestrüpp (Beine und Arme sahen anschließend entsprechend aus …), Latschen und schließlich Schotter und Felsen. Beim einzigen echten Wegweißer, jenseits der zum Glück sehr üppig angebrachten weiß-roten Punkte und Striche, sollte laut der Beschreibung bei Outdooractive der anspruchsvolle Teil der Route erst beginnen. Und in der Tat ging es ab da zunächst sehr steil und teils auch ausgesetzt über die Felsen empor. – Alles kein Problem für uns, doch auch hier war es sicher gut, in diesem Jahr schon diverse anspruchsvolle Wanderungen und Klettersteige gegangen zu sein, ansonsten hätten meine Nerven vielleicht doch gelegentlich geflattert. Was allerdings auch sehr half, war, dass die Karstfelsen hier allesamt total griffig waren, trocken sowieso, aber auch kaum abgespeckt, und rutschige Schotterpassagen gab es kaum. Bei Outdooractive diente diese Route im Übrigen nur als Abstieg nach einem Klettersteig, der für unseren Geschmack eine Spur zu haarig klang …

Nach einem Durchschlupf zwischen riesigen Felstrümmern folgte die zweite längere Querung, die noch einmal teils durch lästiges Stachelzeug führte, und dann gings über Felsplatten, Schotter und schließlich Gras vollends hinauf zum Gipfel.


Gottesanbeterin auf einer Felsplatte -
zum Glück ist sie durch ihre Färbung schwer zu übersehen ...


Am Gipfel des Ledenica (1589m)


Zum Sveti Ilija (links) war es uns diesmal zu weit.


Für den Aufstieg hatten wir, obwohl wir unterwegs nur zweimal und jeweils nicht sonderlich lang gerastet hatten, schon um die vier Stunden gebraucht und das allerletzte Stück bis zum Gipfel war ich eher auf dem Zahnfleisch hinaufgekrochen. Doch wie üblich wirkte dann die Gipfelbrotzeit Wunder und für den Abstieg war schnell wieder genügend Kraft getankt. Etwas schade war, dass der kalte Wind keine echt entspannte Gipfelrast erlaubte, trotz Fleecepulli und Regenjacke fröstelte ich recht bald. 


Ab jetzt geht's nur noch runter.


Beim Abstieg trafen wir dann wie gesagt die junge Wandergruppe, die just an der praktisch einzigen schmalen Schotterquerung mitten auf dem Weg pausierte und weder großartig unseren Gruß erwiderte, noch sich sonderlich bemühte, den Weg für uns frei zu machen … Na ja, man weiß ja nie, was in den Leuten so vorgeht. Eine von den fünfen telefonierte und wirkte dabei recht angespannt, wer weiß, was da los war.

Beim Auto liefen wir schließlich erst wieder nach etwas weniger als 8 Stunden ein und das Zahnfleisch wurde auch da schon längst wieder geschunden. 

Zu unserem Glück hatte in Baška Voda auch am Sonntagabend ein Supermarkt geöffnet, wo wir noch ein paar Lebensmittel besorgten, ehe es über Serpentinen zur Nachbarortschaft Krvavica hinab ging. Leider war der Campingplatz dort jedoch schon komplett voll, was uns eigentlich nicht wirklich überraschte bei den Massen an Urlaubern, die noch immer hier an der kroatischen Küste unterwegs waren. Doch so langsam wurde es spät und musste schleunigst eine Alternative her.
 
So landeten wir letztlich in Makarska auf dem mitten in der Stadt gelegenen „Camp Riviera“, wo man uns an der Rezeption zunächst auch wenig Hoffnung auf einen Stellplatz machte. Offenbar war man sich dort aber nicht ganz sicher, ob tatsächlich alles belegt war, denn wir sollten selbst nachsehen gehen ?! Also irrten wir bei einbrechender Dunkelheit auf dem weitläufigen Gelände herum und entdeckten dann einen einzigen freien Platz, eigentlich unmittelbar bei der Rezeption … Obwohl die Mägen nun schon längst in den Kniekehlen hingen, war es mir doch ein Bedürfnis, noch flink zu duschen, und so war es, als wir uns endlich auf den Weg zur Strandpromenade und einem der unzähligen Restaurants machen konnten, längst Nacht.
 
Nichts desto trotz tobte hier noch das Leben zwischen den Bars, Buden und Restaurants. Hier war offenbar in den wärmeren Dreivierteln des Jahres durchgehend Kirmes. Bis wir unsere Ražnjići, Ćevapčići, Pommes und Salat verspeist hatten (alles sehr gut und der Salat war sogar schon angemacht! – man wusste hier offensichtlich, was Touris wünschen …), waren die meisten Bars geschlossen und der Markt etwas verlaufen, doch da war es auch schon weit nach 22 Uhr.

Nachdem wir hier nicht nur buchstäblich den letzten verfügbaren Platz belegt hatten, sondern auch – wenig überraschend – einen der weniger günstig gelegenen – die D8, und damit die wichtigste Durchgangsstraße an der kroatischen Küste, verlief etwa 50m von unseren Ohren entfernt – erwarteten wir erst gar keine sonderlich ruhige Nacht. Immerhin hatte die Hits-der-60er-bis-80er-Tanzband irgendwo in einer Bar unten am Meer noch gerade rechtzeitig zu unserer Schlafenszeit ein Ende gefunden.

Müde genug wären wir ja nach dem langen und anstrengenden Wandertag, der vorausgegangenen eher schlaflosen Nacht und dem deftigen Abendessen plus Bier/Radler, Sliwowitz durchaus gewesen und so schlief ich auch zunächst problemlos ein. Nach einem Ausflug zum glücklicherweise recht nahen WC rückte dann in den frühen Morgenstunden aber nur allzu bald die Müllabfuhr an und schepperte durchs Viertel, wogegen dann wieder nur noch die leidigen Ohrstöpsel halfen und mir ein oder zwei letzte Stündchen Schlaf ermöglichten.
 

Montag, 19. 9. – Dubrovnik, Hotel Kasbek



So wie die Nacht hier verlaufen war, wunderte ich mich mal wieder nicht wenig über unsere mehrheitlich deutschen Mitcamper, von denen manche auf diesem dicht gepackt vollen Platz mitten in einer gar nicht mal so kleinen Stadt offenbar ganze Urlaube verbrachten.
 
Wir jedoch verließen den in unseren Augen eher ungastlichen Ort so schnell wie möglich und starteten in Richtung Dubrovnik. Zwar hätte man einen Teil der Strecke auf der Autobahn (A1) zurücklegen können, doch wir hielten uns an die Landstraße (besagte D8), die zunächst noch der Küste folgte, dann für einige Zeit weiter landeinwärts verlief und dabei an den Baćina-Seen vorbeiführte, kurz vor ihrer Mündung in die Adria die Neretva querte und dieser noch ein Stück flussaufwärts folgte. Um nicht durch Bosnien-Herzegowina fahren zu müssen, dessen einziger schmaler Zugang zur Adria hier die kroatische Küste unterbricht, überquerten wir dann die brandneue Brücke („Pelješki most“, am 26.7.2022 eingeweiht!) von Komarna am Festland nach Brijesta auf der Halbinsel Pelješac und blieben so auf kroatischem Boden.


Kleine Kapelle oberhalb der Baćina-Seen


Blick auf die Seen vom Odmorište (= Rastplatz) Baćina

 
In Brijesta ließen wir uns am kleinen Ortsstrand zum Mittagsvesper nieder, so richtig klassisch mit Picknickdecke. Angenehmerweise war hier nun überhaupt nichts los, außer uns ließ sich lediglich ein einziges Urlauberpaar die Sonne auf den Pelz brennen.

Weiter gings über die Halbinsel zunächst auf super ausgebauter neuer Straße, die dann unvermittelt endete. Frau Google schickte uns wie alle anderen erst folgerichtig über die letzte Ausfahrt auf die Landstraße nach Dubrovnik, wollte uns dann jedoch wieder zurückleiten, was uns doch etwas verwirrte. Des Rätsels Lösung war, dass wir wenig später in einen kilometerlangen Stau vor einer Baustelle gerieten, der die Fahrt anscheinend derart verlängerte, dass es sich gelohnt hätte, wäre man wieder zurückgefahren über Halbinsel und Brücke, um dann doch durch Bosnien-Herzegowina zu reisen … 

Stattdessen standen wir nun eben eine gute viertel Stunde im Stau, hatten danach aber doch recht schnell Dubrovnik erreicht. Um den neuen Hafen herum, wo unser Hotel lag, wurde ebenfalls gebaut, Stadtverkehr war nach über einer Woche Abstinenz sowieso wieder stressig und am Hotel war zu allem Überfluss zunächst kein Gästeparkplatz frei, sondern mussten wir uns in eine Lücke direkt an der engen Zufahrtsstraße quetschen.

Wie die 5 Sterne erwarten ließen, war das Hotel Kasbek dann schon eher luxuriös: Unser Zimmer war zwar nicht riesig, aber mit „antiken“ Möbeln, Fischgrätparkett und dergleichen ausgestattet, wie es sich für ein so altes Gemäuer (ursprünglich im 16. Jahrhundert als Sommerresidenz erbaut) ziemte. Das Bad war eher übersichtlich und entsprach vom Stil her dem Alter des Hotels, das erst 2006 hier einzogen war. Da wir nur für eine einzige Nacht hier blieben, nutzten wir natürlich keines der anderen Angebote (Pool, Wellness) des Hotels, nur dem angeschlossenen Restaurant wollten wir abends noch einen Besuch abstatten. 

In der Hoffnung, auf diese Art den langen Anmarsch etwas abkürzen zu können, packten wir nach dem Einchecken im Hotel die Roller aus und suchten uns so einen Weg zur berühmten Altstadt von Dubrovnik. Da auf den Gehwegen meist recht viele Fußgänger unterwegs waren und es anfangs sowieso ziemlich bergauf ging, schoben wir auf der ersten Hälfte der Strecke dann aber doch überwiegend. Sobald es bergab ging, wichen wir über weite Strecken auf die Busspur aus, auf der gerade zum Glück nicht viel Verkehr war: in den paar Minuten, die wir brauchten, um bis zur Stadtmauer hinabzurollen, kam kein einziger Bus, lediglich ein Kleintransporter überholte mich und hielt wenig später vor einem Geschäft.
 
Unsere Roller schlossen wir schließlich in einer winzigen Grünanlage an einem Bodenstrahler an, der vermutlich nachts hilft, die nahe Stadtmauer anzustrahlen. Dann reihten wir uns in die Massen ein, die sich durchs Stadttor in die Altstadt schoben. Am Anfang gab es dabei tatsächlich für ein paar Meter eine Einbahnregelung … Die Begehung der Stadtmauer schenkten wir uns, zum einen des happigen Eintritts wegen, zum anderen wollten wir in den drei Stunden, die wir zur Verfügung hatten, ehe wir uns auf den Rückweg zum Hotel machen mussten, lieber in der Stadt unterwegs sein, statt nur auf sie herabzuschauen. Den Blick von oben hoben wir uns für den folgenden Morgen auf, wo wir noch einen Abstecher auf den Aussichtshügel „Srđ“ planten. 

Doch nun ging es erst mal mitten hinein ins Gewühl auf der Hauptflaniermeile „Stradun“, dessen Pflaster von den unvorstellbaren Massen an Menschen, die hier schon entlanggeschlendert sind, spiegelglatt poliert ist. Eisgelüste lockten uns bald in eine Seitengasse, wo der Andrang im „Dolce Vita“ überschaubar war, wohingegen an den Eisdielen des Stradun ganze Menschentrauben anstanden.


Stradun


Anschließend ging es leicht planlos weiter durch die Gassen, wobei wir letztlich alle wesentlichen Sehenswürdigkeiten zumindest passierten, die Kirchen – soweit nicht wegen Renovierung geschlossen – auch von innen besichtigten. Sonderlich beeindruckend fand ich diese allesamt nicht, doch wer weiß, vielleicht haben wir auch mangels Vorbereitung mal wieder Wichtiges und Interessantes übersehen ...  Auffallend viele junge Leute schlenderten durch die Straßen, von denen sicher nicht wenige hauptsächlich an den Drehorten für die Serie „Game of Thrones“ interessiert waren, die auch immer mal wieder ausgeschildert waren. Am alten Stadthafen posierte ein Brautpaar für den Fotografen, was Günter natürlich ebenfalls gleich festhalten musste. 


In den Gassen ...


... von ...


... Dubrovnik.


Am Alten Hafen, links die St.-Ivana-Festung,
im Hintergrund das Dominikanerkloster.


Brautschau


In der Kirche des Franziskanerklosters.


Und dann war es auch schon Zeit, über den Stradun zum Westtor (Vrata oder Pila) zurückzukehren und für ein paar letzte Fotos der Stadt im Abendlicht zur Festung „Lovrenac“ hinauf zu spurten. Diese war zwar längst für Besucher geschlossen, doch von der Plattform am Eingang sah man sehr schön zur Stadt hinüber. 


Blick auf Stadt und Mauer vom Aufgang zur Festung Lovrenac.


So gegen halb sieben machten wir uns wieder auf den Rückweg zum Hotel und damit sogar früher als unbedingt nötig. – Na ja, wir sind einfach beide nicht so die (Stadt-)Besichtigungsprofis: meistens ziemlich unvorbereitet und mehr am Gesamteindruck als an Details interessiert.

Das Abendessen wurde dann ausschließlich im Freien im Hof serviert. Wir beide hatten ja immerhin an Pullis gedacht, ich sogar lange Hosen angezogen, doch so manch andere schlotterten schwer vor ihren teuren Tellern, nur im T-Shirt, Röckchen, Kleidchen und womöglich noch mit nackten Füßen in den Sandalen … Es gab zwar Heizstrahler, die bei unserem Eintreffen gerade aktiviert wurden, doch die halfen nicht viel gegen die frische Brise. Das Essen war dann für seinen stolzen Preis qualitativ völlig in Ordnung, mengenmäßig allerdings eher übersichtlich, vor allem an den Beilagen wurde sehr gespart. 

Nach den ganzen mehr oder minder schlaflosen Nächten der letzten Zeit, war uns in Dubrovnik dann endlich die erhoffte Ruhe und Erholung vergönnt bis gegen Morgen der Holzladen am Fenster bei auffrischendem Seewind zu klappern begann und etwas später auch die Bauarbeiter an der Hafenpromenade gegenüber ihre Tätigkeiten wieder aufnahmen.

Morgens waren wir schon dafür gewappnet, wieder im Freien zu frühstücken, doch jetzt hatte man umdisponiert und servierte drinnen. Das Frühstück durfte von der Karte geordert werden, was letztlich deutlich angenehmer war, als sich alles am Buffet zusammenzusuchen.

Und dann mussten wir unser schönes (teures) Zimmer auch schon wieder verlassen und machten uns gegen 11 auf die Fahrt nach Montenegro

Wie geplant nahmen wir nach kurzer Fahrt noch die Abzweigung zu dem schmalen Sträßchen, das auf den „Srđ“ führte, und sahen uns von dort oben am Blick über Stadt, Meer und Inseln in der Morgensonne satt.


Die Altstadt ...


... ist recht übersichtlich im Vergleich mit Gesamt-Dubrovnik.


Viermaster vor der Insel Lokrum, die auch als häufiges Ziel
für Paddelausflüge von der Stadt aus dient.



Was wir in Montenegro und Albanien erlebt haben, erfahrt Ihr in Teil II.