Fotos: Günter Schmidt
Von Agrigent zur Südspitze Siziliens
Als wir uns am späten Nachmittag Agrigent näherten, fiel unser
erster Eindruck ziemlich ernüchternd aus. Günter hatte
es ja noch von einem früheren Aufenthalt auf der Insel vor über 30 Jahren
gewusst, aber ich war schon leicht entsetzt über die Masse an hässlichen Hochhäusern,
viele davon reichlich verfallen, in denen das bisschen Altstadt nahezu
unterging - eine typische Industriestadt eben. Nie würde man bei diesem Anblick darauf kommen, dass es hier etwas Nennenswertes
zu besichtigen gäbe, dabei machten wir doch genau deshalb hier Station, um die
Überreste einer antiken griechischen Stadt zu bewundern.
Antike Trümmer im Vordergrund, dahinter auf dem Hügel die Altstadt von Agrigent - umringt von den Auswüchsen der Moderne. |
Immerhin landeten wir im küstennahen Stadtteil San Leone auf
einem gut organisierten und, abgesehen von der städtischen Lage, sehr hübschen
Campingplatz.
Kaum waren wir dort angekommen und hatten uns auf einer der
vielen noch nicht besetzten Parzellen niedergelassen, legte dann tatsächlich
ein heftiges Gewitter los. Es donnerte nahezu am laufenden Band und die ersten
Regentropfen veranlassten uns, im Auto Schutz zu suchen. Zunächst sah es noch
so aus, als ob das Schlimmste links und rechts an uns vorbeiziehen würde. Doch
waren wir letzten Endes gut beraten, nicht bei der ersten scheinbaren Flaute
loszulaufen, um nach einem Restaurant Ausschau zu halten, denn es regnete dann
noch ganz ordentlich und ein paar Blitze schlugen wohl in unmittelbarer Nähe
ein …
Nach einer dreiviertel Stunde war der Spuk aber schon wieder vorbei und
wir konnten uns auf den Weg machen. Den nahen „Lido“ von Agrigent steuerten wir
an, wo sich entlang der Promenade einige Restaurants aufreihten.
Unterwegs mussten wir zu unserem Leidwesen hautnah erfahren, dass sizilianische Städte offenbar noch viel weniger auf Fußverkehr ausgelegt sind, als unsere heimischen. Die Fußwege waren hier selten breiter als einen Meter, häufig hingen wild wuchernde Hecken weit darüber, lag irgendwelcher Müll oder sonstige Hindernisse darauf. Und der Autoverkehr rauschte unablässig und ohne besondere Rücksicht in minimalem Abstand an uns vorbei. An einer Stelle galt es, eine große Pfütze zu überqueren, die sich beim Gewitter gebildet hatte. Günter watete einfach durch, doch ich wollte das nächste Auto abwarten und sie dann auf der Fahrbahn umgehen. Leider erwischte das Auto aber einen Ausläufer der Pfütze, so dass ich von oben bis unten nass gespritzt wurde … Super! – Dann konnte ich jetzt also mit klammen Klamotten im Restaurant frösteln ...
Unterwegs mussten wir zu unserem Leidwesen hautnah erfahren, dass sizilianische Städte offenbar noch viel weniger auf Fußverkehr ausgelegt sind, als unsere heimischen. Die Fußwege waren hier selten breiter als einen Meter, häufig hingen wild wuchernde Hecken weit darüber, lag irgendwelcher Müll oder sonstige Hindernisse darauf. Und der Autoverkehr rauschte unablässig und ohne besondere Rücksicht in minimalem Abstand an uns vorbei. An einer Stelle galt es, eine große Pfütze zu überqueren, die sich beim Gewitter gebildet hatte. Günter watete einfach durch, doch ich wollte das nächste Auto abwarten und sie dann auf der Fahrbahn umgehen. Leider erwischte das Auto aber einen Ausläufer der Pfütze, so dass ich von oben bis unten nass gespritzt wurde … Super! – Dann konnte ich jetzt also mit klammen Klamotten im Restaurant frösteln ...
In der Trattoria „Portobello“, die wir recht kurz
entschlossen ansteuerten (der riesige, hyänenartige streunende Hund, der uns da
gerade verfolgte beschleunigte unsere Entscheidungsfindung ungemein …), war es dann
zum Glück angenehm warm und das Tagesmenü, das wir uns auf den Schreck hin gönnten,
mal wieder mehr als sättigend.
Zurück auf dem Campingplatz noch eine Runde Lesen
(„Winterbergs letzte Reise“ von Jaroslav Rudiš) bzw. „Internetten“ und dann
wartete eine überraschend ruhige Nacht.
Campingplatz-Idyll mit Katze |
Am Mittwoch erwachten wir so recht ausgeruht und bester
Dinge, packten nach dem Frühstück unsere sieben Sachen und machten uns auf den
Weg zum „Valle dei Templi“.
Günter, dem ich mal wieder die Planung überlassen hatte,
meinte, die dortigen Sehenswürdigkeiten seien eher übersichtlich, im
Wesentlichen gebe es einen gut erhaltenen Tempel, den man auch schon bei der Anfahrt
sah, und sonst nur ein paar weniger spektakuläre Trümmer. So wunderte ich mich
doch etwas über die Masse an Touristen und den gesalzenen Eintritt von 12 € pro
Person. - Doch irgendwie wunderten wir uns anscheinend nicht genug, denn es
gelang uns tatsächlich in den zwei Stunden, die wir uns für die Besichtigung Zeit
nahmen, die Hauptattraktion (den „Concordiatempel“) und noch so manches andere
zu verpassen …
Zwar sind die Überreste des Dioskuren-Tempels ... |
... und die imposanten Säulen des Herkulestempels auch nicht zu verachten, jedoch ... |
Um es nicht allzu sehr breit zu treten: Dass wir große Teile
des riesigen Tempelareals von Agrigent ausgelassen hatten, ging uns tatsächlich
erst auf, als wir gerade den Ausgang durchschritten hatten und noch mal eben (warum
erst jetzt?) auf die Infotafel mit dem Plan der ganzen Anlage schauten. Mich
ärgerte dieses Versäumnis dann doch gewaltig, aber zu ändern war‘s ja nun leider
nicht mehr ...
So machten wir uns wie geplant auf den Weg zum nächsten
„Tagesordnungspunkt“, der barocken Stadt Ragusa, nicht ohne noch an der
ungefähr teuersten Tankstelle auf Sizilien getankt zu haben. Mittags legten wir
beim Torre San Nicola kurz vor Licata einen Abstecher ans Meer ein und verzehrten
mit Blick auf die rauschende Brandung auf der Ladefläche sitzend unser
Mittagessen. Sehr wohlschmeckendes Olivenbrot hatten wir glücklicherweise schon
vor der missglückten Tempelbesichtigung beim Panificio um die Ecke vom
Campingplatz gekauft.
Der Weg nach Ragusa zog sich länger als gedacht und wir kamen
so spät dort an, dass für die schönen barocken Kirchen nur noch extrem wenig
Zeit blieb, ehe die Sonne, die schon bei unserem Eintreffen massiv am Sinken
war, vollends hinter den Hügeln verschwand.
San Giorgio in Ragusa Ibla - leider schon im Schatten. |
Überhaupt war dies auf dieser Reise ein immer
wiederkehrendes Problem: die Oktobertage waren einfach extrem kurz, zumal wir
morgens selten vor halb neun oder neun aus den Federn kamen. An einigen Tagen wäre
es daher sicher vernünftiger gewesen, sich nicht gar so viel vorzunehmen. So hätten
wir uns beispielsweise sowohl für Agrigent, als auch für Ragusa besser je einen
kompletten Tag zugestanden. Andererseits lief uns auch schon so langsam die
Zeit davon, denn gerade an der Ostküste Siziliens, der wir uns nun näherten,
häuften sich die sehenswerten Orte, und natürlich wollten wir auch den Ätna noch ausgiebig erwandern.
Von Ragusa aus sollte es an diesem Abend noch zur südlichsten Spitze Siziliens beim Capo delle Correnti gehen. Angeblich gab es
dort auch einen Campingplatz, auf dem wir die Nacht verbringen wollten, obwohl
er nicht gerade toll klang. So fuhren wir zunehmend in die Nacht hinein auf
immer engeren Sträßchen bis dahin, wo Google den besagten Platz verortete. Doch
dort wies weder ein Schild auf einen Campingplatz hin, noch war zu erkennen, wo
ein solcher hätte sein können. Auf alle Fälle mussten wir bald einsehen, dass
es keinen Zweck hatte, im Dunkeln weiter zu suchen. Hier, direkt am Cap würde
es für uns keinen Übernachtungsplatz geben.
Beim Begleichen der Rechnung auf dem Campingplatz in
Agrigent, hatten wir eine Sizilienkarte bekommen, auf der einige Plätze auf der
Insel verzeichnet waren, die mehrheitlich um diese Jahreszeit noch geöffnet
sein sollten. Einer von diesen sollte sich nur einige Kilometer entfernt in
Richtung Noto befinden, und da wir anderntags sowieso diesen Weg einschlagen
wollten, beschlossen wir, es dort zu versuchen. Doch irgendwie klappte die
Kommunikation zwischen uns beiden nicht recht, jedenfalls gab Günter ins Navi
„Sunset Beach“ ein statt „Sun Sea Camping“ und so landeten wir im nächtlichen
und herbstlich ausgestorbenen Küstendorf Lido di Noto vor der natürlich ebenfalls
geschlossenen Strandbar „Sunset Beach“ …
Noch einmal zurückzufahren zum dann vielleicht sowieso
geschlossenen Campingplatz, kam nicht in Frage, zumal wir mittlerweile (obwohl
wir uns in Ragusa noch ein Eis genehmigt hatten) schon wieder recht hungrig waren.
Eine Pizzeria in der Nähe sollte immerhin noch geöffnet sein und tatsächlich
warf man dort nur für uns noch einmal den Pizzaofen an – und zwar so gewaltig,
dass zumindest meine Pizza stellenweise ziemlich schwarz wurde …
Satt und zufrieden suchten wir dann zum ersten Mal nach einem
„wilden“ Stellplatz für unseren Camper. Für den folgenden Tag hatten wir eine
Küstenwanderung im Naturreservat „Vendicari“ geplant, und da das Nordende
desselben nicht weit entfernt war, beschlossen wir den dazu gehörigen Parkplatz (bei der
archäologischen Ausgrabungsstätte „Eloro“) anzusteuern. Gesagt, getan. Das Ganze
machte zwar selbst bei Nacht einen eher trostlosen und verfallenen Eindruck – das
Tor zur Grabungsstätte verriegelt und verrammelt, die Hinweistafeln nahezu
unlesbar und vor dem Tor jede Menge zurückgelassener (Strand-?) Müll –, aber für
uns gab’s Platz, auch wenn wir nicht ganz allein waren: Kurz vor dem Parkplatz
stand ein großes Wohnmobil in einer Wiese und am anderen Morgen entdeckten wir
weiter hinten noch ein zweites.
So klappten wir schnell unser Dach auf, krochen in die
Schlafsäcke und verbrachten eine relativ ruhige Nacht. Nachdem die Party
irgendwo in der Umgebung beendet war, störten uns nur noch die Unmengen an
Mücken, die den Weg in unser rollendes Zuhause gefunden hatten, obwohl wir vorsorglich
alle Schotten komplett dicht gemacht hatten. Letzteres führte dann auch dazu,
dass sich extrem viel Schwitzwasser bildete. Morgens liefen auf der Innenseite
des Dachs dicke Tropfen herunter, wobei sicher auch die relativ kühle Nacht und
hohe Luftfeuchtigkeit eine Rolle spielten.
Richtung Nordosten
Am Donnerstagmorgen war es noch immer recht kühl aber meist
sonnig, sodass wir fürs Frühstück die Campingstühle rausholten. Den Tisch
sparten wir uns allerdings, weil wir ja bald weiterwollten. Günter bereitete
wie schon in den letzten Tagen ein „kaffeeartiges Heißgetränk“, indem er die
Espresso-Pads (die leider zu groß für die Maschine waren, die er zum Geburtstag
bekommen hatte) im Topf mit Wasser aufkochte. Und die letzten beiden von
zuhause mitgebrachten, inzwischen schon recht schrumpeligen Äpfel ergänzten
nochmal gut unser Müsli.
Währenddessen beschlossen wir, unsere Wanderung nicht, wie
zunächst angedacht, von hier aus zu starten, sondern doch zum Südeingang des
Naturparks zu fahren, weil dort der interessantere Teil desselben zu sein
schien. Die Anfahrt war dann schnell geschafft, doch stellte sich heraus, dass
sich der Park ziemlich großer Beliebtheit erfreute, nicht zuletzt wohl seiner
beiden Badestrände wegen. Außerdem mussten wir zum wiederholten Mal
feststellen, dass die Lagebeschreibung (hier des Parkplatzes) im „Rother“ nicht
oder nicht mehr stimmte: Auf dem Weg zum vermeintlichen Parkplatz wurden wir
gestoppt und zu einem Platz viel weiter vorn geschickt, wo wir für 3,50 €
wenigstens einen genügend großen Schattenparkplatz für unser Gefährt fanden.
Tatsächlich stellte sich beim folgenden Anmarsch zum Eingang des Naturreservats
heraus, dass zwar viele entlang der Straße parkten, ansonsten aber kein
„offizieller“ Parkplatz mehr zu entdecken war.
Am Eingangshäuschen wurden wir lediglich für die Statistik
gefragt, aus welchem Land wir kämen, Eintritt war hier keiner fällig. Gleich zu
Beginn der Wanderung kamen wir zu zwei Beobachtungshütten, von wo man die Vögel
in und um die beiden Salzseen Pantano Grande und P. Piccolo beobachten konnte –
so sie denn in der Nähe gewesen wären oder man an ein Fernglas gedacht hätte …
Der einladende Pfad mitten durch die erste Lagune war dann
mit einem Tor abgesperrt und ein Schild verwehrte – Eintritt und Jagd, was wir
großzügig zu unseren Gunsten auslegten: Jagen wollten wir ja nicht … Und da das
Tor nur mit einem Strick verschlossen war, gingen wir eben doch durch,
entdeckten einen einsamen Flamingo in Grau, ein paar Reiher und nicht viel mehr.
Am anderen Ende wurden wir jedoch von ein paar Touristen erwartet, die sich am Tor mit ihren Kameras postiert hatten und uns äußerst missbilligend ansahen. – Die Geschichte lag mir dann noch eine Weile im Magen, da ich im Prinzip ganz und gar nicht dafür bin, solche Vorschriften zu missachten. Andererseits glaube ich auch nicht, dass unser Eindringen irgendwelchen Schaden angerichtet hat. Zwei Leute, die einfach nur durchgehen, ohne großen Lärm zu verbreiten, dürften nicht das Problem sein, höchstens ein schlechtes Vorbild. Wenn dagegen alle, die an diesem Tag das Naturreservat besuchten (von schönen Tagen in der Hauptsaison vermutlich ganz zu schweigen), hier durchtrampeln würden, sähe es wohl anders aus.
Flamingo in Grau |
Ferne Kormorane |
Am anderen Ende wurden wir jedoch von ein paar Touristen erwartet, die sich am Tor mit ihren Kameras postiert hatten und uns äußerst missbilligend ansahen. – Die Geschichte lag mir dann noch eine Weile im Magen, da ich im Prinzip ganz und gar nicht dafür bin, solche Vorschriften zu missachten. Andererseits glaube ich auch nicht, dass unser Eindringen irgendwelchen Schaden angerichtet hat. Zwei Leute, die einfach nur durchgehen, ohne großen Lärm zu verbreiten, dürften nicht das Problem sein, höchstens ein schlechtes Vorbild. Wenn dagegen alle, die an diesem Tag das Naturreservat besuchten (von schönen Tagen in der Hauptsaison vermutlich ganz zu schweigen), hier durchtrampeln würden, sähe es wohl anders aus.
Blick von einer Anhöhe mit Feigenkakteen zurück zur Lagune. |
So setzten wir unseren Weg auf der nunmehr „legalen“ Strecke
fort, vorbei am ersten Strand und der Ruine einer alten Tunfischfabrik und dann
immer am Zaun entlang und an vielen Verbotsschildern vorbei, die unter anderem
auch striktestens verboten, irgendwo in der Landschaft auf die „Toilette“ zu
gehen. – Völlig verständlich, nur leider gab es im ganzen Naturreservat und
nicht mal am Eingang ein Toilettenhäuschen. Wie stellten die Verantwortlichen
sich das denn vor? Eine Familie mit kleinen Kindern macht sich auf zum Strand
und keiner muss den ganzen Tag über mal ins Gebüsch? Und die vielen Wanderer
haben alle keine allzu menschlichen Bedürfnisse? Der Witz war ja, dass etwa auf
der halben Strecke zur „Cala Mosche“, dem zweiten Strand, den auch wir
ansteuerten, plötzlich alle Zäune und Schilder endeten und das weit verzweigte
Netz an Trampelpfaden zeigte, dass es ab da auch die Besucher nicht mehr so
genau nahmen.
An der „Cala Mosche“ angelangt, nach mindestens anderthalb
Stunden bei inzwischen sengender Sonne, überlegten wir dennoch zuerst, ob wir
überhaupt baden sollten. Hier war nun doch wieder alles eingezäunt,
insbesondere die Felsen am Rand der Bucht, auf denen wir uns gerne
niedergelassen hätten, da wir in unseren Klamotten und Handtüchern nicht den
halben Sandstrand abtransportieren wollten. Schließlich sagten wir uns aber,
dass es ja auch Quatsch wäre, bei dem Wetter und nachdem wir extra unsere
Badesachen hierher geschleppt hatten, diese vielleicht letzte Gelegenheit
auszulassen, uns auf Sizilien ins erfrischende Nass zu stürzen.
Cala Mosche |
Ganz am Rand des Strands ließen wir uns auf einem dickeren
Treibholzast nieder, den wir dafür eigenhändig über den Zaun gezerrt hatten. Meine
Runde „Schwimmen“ fiel allerdings wieder einmal eher kurz aus, denn die
Brandung war auch heute und hier beträchtlich und anfangs ging’s vom Strand so
flach hinein, dass man auch noch viele Meter von diesem entfernt stehen konnte.
Und auch Günter kam schon nach kurzer Zeit zurück mit recht mauer „Ausbeute“.
Sandstrände, noch dazu mit viel Seegras wie hier, sind einfach ungeeignet zum
Schnorcheln und die Felsen am Rand der Bucht hatten unter dem Wasserspiegel überhängende
Grotten ausgebildet, gegen deren Dächer der Seegang ihn zu schleudern drohte. So
machten wir uns nach kurzem Antrocknen in der Sonne schon bald wieder auf den
langen, heißen Rückweg auf inzwischen nahezu ausgestorbenen Pfaden. Auch unser
Gefährt stand mittlerweile praktisch allein auf dem Parkplatz, der Straßenrand
dagegen war noch immer gut vollgeparkt.
Für den Nachmittag hatten wir uns Noto vorgenommen, eine
weitere barocke Stadt, ebenso wie Ragusa im 17. Jahrhundert von einem Erdbeben
völlig zerstört und im damals „modernen“ Barockstil wiederaufgebaut. Da wir bis
jetzt um 15 Uhr noch kein Mittagessen gehabt hatten, führte unser erster Weg
aber zu einem Supermarkt am Ortsrand, in einer grünen Ecke von dessen
ausgedehntem Parkplatz wir anschließend auch gleich Brot, Ricotta und Speck
verzehrten.
Dann also Noto mit seinen diversen Kirchen, die von außen
alle recht imposant, im Inneren dagegen eher bunt-kitschig bis grau und
langweilig waren.
Der Aussicht wegen bestiegen wir einen Campanile – nicht besonders hoch, aber mit sehr enger, sehr ausgetretener Wendeltreppe.
Und schließlich gönnten wir uns auch hier wieder ein Eis, das wir dann allerdings gar nicht so richtig genießen konnten: Just als wir aus der Gelateria traten, kam die Abendsonne unterhalb der Wolkendecke hervor und strahlte all die Fassaden mit ihrem warmen Licht an, worauf offensichtlich viele andere Touristen schon sehnsüchtig gewartet hatten: Auf dem Campanile, den wir vor einer halben Stunde noch für uns allein gehabt hatten, drängten sich nun die Menschen. Und natürlich wollte auch Günter diesen besonderen Moment unbedingt festhalten.
San Nicolò - Die Kathedrale von Noto |
Blick in die Kuppel von San Nicolò - einige Fresken sind gerade mal 10 Jahre alt, da Teile der Kirche 1996 eingestürzt waren. |
Der Aussicht wegen bestiegen wir einen Campanile – nicht besonders hoch, aber mit sehr enger, sehr ausgetretener Wendeltreppe.
Aussicht vom Campanile di San Carlo auf Kathedrale und Chiesa di San Francesco all'Immacolata ... |
... und in entgegengesetzter Richtung über die Dächer der Stadt. |
Und schließlich gönnten wir uns auch hier wieder ein Eis, das wir dann allerdings gar nicht so richtig genießen konnten: Just als wir aus der Gelateria traten, kam die Abendsonne unterhalb der Wolkendecke hervor und strahlte all die Fassaden mit ihrem warmen Licht an, worauf offensichtlich viele andere Touristen schon sehnsüchtig gewartet hatten: Auf dem Campanile, den wir vor einer halben Stunde noch für uns allein gehabt hatten, drängten sich nun die Menschen. Und natürlich wollte auch Günter diesen besonderen Moment unbedingt festhalten.
Die Kathedrale erstrahlt in der Abendsonne. |
Nicht weit entfernt sollte es an der Küste einen
Campingplatz geben, der laut verschiedenen Quellen geöffnet sein sollte – und
wo wir nach abenteuerlicher Anfahrt durch enge, dunkle Gassen doch wieder vor
verschlossenem (und unbeschildertem) Tor standen. Ein junger Inder, der gerade
mit seinem Motorroller ankam, bestätigte uns, dass der Platz geschlossen sei,
meinte aber, nur 5 Minuten entfernt gebe es einen anderen, der offen habe.
Nachdem wir gemeinsam und mit Googles Hilfe herausgefunden hatten, welchen er
meinte, machten wir uns auf den Weg dorthin.
Tatsächlich war es überhaupt nicht weit bis zum „Camping
Sabbiodoro“, die Anfahrt allerdings noch einmal ein ähnliches Abenteuer. Der
kauzige alte Campingplatzbetreiber unterbrach für uns das gemeinsame Abendessen
mit seiner mindestens ebenso kauzigen Frau und geleitete uns an einen etwas
tiefer gelegenen und durch unzählige Bäume, die umschifft werden mussten, nicht
ganz einfach zu erreichenden Stellplatz. Aber wir hatten es ja so gewollt und
uns für einen Platz mit „Meerblick“ entschieden …
Auch fürs Abendessen bekamen
wir einen Tipp und so folgten wir zu Fuß einige hundert lebensgefährliche Meter
der stark befahrenen Hauptstraße zum „Antico Casale Degli Ulivi“. Der Laden
brummte dort, denn sowohl eine Hochzeit wurde in einem der Säle gefeiert, als
auch fand in einem anderen eine Verkaufsveranstaltung statt. Einen Tisch
bekamen wir doch (am Nebentisch ein deutsches Paar, das mit dem Fahrrad vom Campingplatz
gekommen war und auf der Anfahrt mindestens genauso gezittert hatte wie wir …) und auch
mehr als genug zu essen: Die „Schlachtplatte“ auf heißem Stein, eines von
insgesamt drei Gerichten, die wir bestellt hatten, hätte sicher schon allein
für uns beide gereicht.
Auf dem Rückweg versuchten wir uns an einer alternativen
Strecke durch Wohnstraßen und über den Strand. Leider war nachts der Hintereingang
zum Campingplatz verschlossen, so mussten wir doch noch einmal den ganzen Platz
umrunden, wurden aber am Haupteingang schon vom „Chef“ erwartet, der uns per
Überwachungskamera am Strand erspäht hatte. Überhaupt schien der Gute ein
Technikfreak zu sein: der relativ neu renovierte Sanitärblock hatte allerhand
elektronischen Schnickschnack, insbesondere automatische Türen, die mich etwas
an die „intelligenten“ Türen auf einem Raumschiff im Sciencefiction-Klassiker
„Per Anhalter durch die Galaxis“ erinnerten – auch in ihrer gelegentlichen
Bockigkeit (schlossen sich mehr als einmal direkt vor meiner Nase …).
Ruhig war es in dieser Nacht, das Meer rauschte sanft und
wir hatten kaum Tau, leider jedoch wieder jede Menge Mücken. Morgens dann eine
leidlich funktionierende „Cyber“-Dusche, wobei das Problem eher zu viel Wasser
war, als zu wenig, wie das auf Campingplätzen sonst üblich ist: Meine 50 Cent
reichten üppig – und anschließend wollte die Dusche gar nicht mehr aufhören und
stellte sich wieder und wieder an, während ich versuchte, mich abzutrocknen …
"Psychedelische Sonnendusche" |
Beim Frühstück bedauerte ich dann sehr, dass wir hier wieder
nur eine Nacht blieben, denn der Blick durch die Bäume aufs nahe Meer war sehr
verlockend. Doch der Ätna rief und außerdem hatte ich am Vorabend Günter
bekniet, dass wir uns mal wieder eine Campingpause gönnen, und so hatte er noch
spät (ich konnte kaum mehr die Augen offenhalten) ein Hotel nördlich von
Catania gebucht.
Sehnsüchtiger Blick zum Meer ... |
So rollten wir also schon wieder weg vom Meer und machten
uns auf den Weg zum Ausgangspunkt der Wanderung, die wir uns für diesen Freitag
vorgenommen hatten. Durch wilde Karstschluchten sollte es gehen, die unzählige
in die Felsen gemeißelte Grabstätten aus dem 13. Bis 7. Jahrhundert vor
Christus, die „Necropoli Pantálica“, eine UNESCO-Weltkulturerbestätte,
beherbergen. Leider schickte Google uns auf recht verschlungenen Pfaden (und
unsere Suche nach einer Einkaufsmöglichkeit unterwegs machte es nicht besser)
zum Hintereingang der Schlucht beim Dorf Ferla, statt zum Haupteingang bei
Sortino, was morgens vom Campingplatz schneller zu erreichen gewesen wäre und
ebenso abends die Anfahrt zum Hotel deutlich verkürzt hätte.
Alles in allem erwies sich die Wanderung dann als sehr lohnenswert,
die Höhlengräber als solche fand ich persönlich jedoch nicht weiter aufregend. Beeindruckend
allerdings, dass die Menschen schon vor so langer Zeit mit den ihnen zur
Verfügung stehenden Mitteln in der Lage waren, so etwas zu schaffen.
Mit der
Zeit zog sich die Rundwanderung dann sehr und es warteten auch ein paar überraschende
Hürden, so musste an zwei Stellen ein Bach durchwatet werden, was „Rother“
offenbar nicht erwähnenswert fand.
Als wir gerade erst den Haupteingang erreicht und damit Halbzeit hatten, ging es schon wieder gewaltig auf den Abend zu, so dass der Rest der Strecke im Schweinsgalopp und ohne weitere Schlenker zu etwaigen Höhlen oder Aussichtspunkten absolviert wurde.
Trotzdem erreichten wir erst kurz vor 17 Uhr wieder das Auto … Abmarsch war um 12 Uhr gewesen und „Rother“ hatte nur 3 Stunden veranschlagt! … Waren wir so unfit geworden? – Anderntags las Günter dann noch einmal die Rezensionen speziell für diesen Sizilien-Wanderführer und stellte fest, dass es anderen offenbar ähnlich gegangen war wie uns, so konnten wir in dieser Hinsicht beruhigt sein.
Die erste Wat-Passage ist noch recht harmlos. |
Hier zweigte der Wanderweg vor dem Tunnel links ab und einige hundert Meter später ging es knietief durch den Bach. |
Als wir gerade erst den Haupteingang erreicht und damit Halbzeit hatten, ging es schon wieder gewaltig auf den Abend zu, so dass der Rest der Strecke im Schweinsgalopp und ohne weitere Schlenker zu etwaigen Höhlen oder Aussichtspunkten absolviert wurde.
Dieser Aussichtsbalkon lag zum Glück direkt am Weg. |
Krokusse im Oktober! |
Trotzdem erreichten wir erst kurz vor 17 Uhr wieder das Auto … Abmarsch war um 12 Uhr gewesen und „Rother“ hatte nur 3 Stunden veranschlagt! … Waren wir so unfit geworden? – Anderntags las Günter dann noch einmal die Rezensionen speziell für diesen Sizilien-Wanderführer und stellte fest, dass es anderen offenbar ähnlich gegangen war wie uns, so konnten wir in dieser Hinsicht beruhigt sein.
Im Hotel, dem „Kepos Relais and Spa“ in Santa Venerina, waren
wir schließlich kurz nach sieben, auch hier war die Anfahrt ein typisch sizilianisches
Abenteuer mit vielen engen Straßen und Gassen und einer leicht zu verfehlenden
Zufahrt. Die recht große Anlage bestand aus mehreren Gebäuden mit Swimmingpool und eigenem Restaurant. Unser Zimmer fanden wir in
Anbetracht des gehobenen Anspruchs (und saftigen Preises) nur gerade mal ok und
der Schimmel, der in der Dusche wucherte (vermutlich als Folge einer
unzureichenden Lüftung), störte uns massiv. Doch Abendessen und Frühstück waren
beides sehr in Ordnung und auch der Chef der Anlage, der sich nicht zu schade war, im Restaurant selbst zu bedienen, schien sehr nett und um das Wohl seiner Gäste bemüht.
Am Samstag ging es nach dem Frühstück nach Taormina, das wir
dank Autobahn schon nach etwa einer halben Stunde erreicht hatten. Da uns klar
war, dass wir uns hier in eine Touristenhochburg begaben, versuchten wir gar
nicht erst, unser unhandliches Gefährt direkt in den engen, weit oben an der Steilküste
gelegenen Ort zu bugsieren, sondern parkten an der Talstation der Seilbahn
(Funivia).
Mit dieser schwebten wir dann ganz dekadent die paar Höhenmeter
hinauf und gerieten beim Verlassen der Bergstation gleich mitten in den schönsten
Touristenrummel. Ein paar Gassen weiter entspannte sich die Lage zum Glück
bereits wieder, aber natürlich waren wir hier nirgends allein, zumal auch wir
gleich als erstes die bekannteste Sehenswürdigkeit, das antike römische Theater
besichtigen wollten. Syrakus hatten wir uns aus Zeitmangel komplett gespart und
so wollten wir uns wenigstens das zweitgrößte Theater der Insel nicht entgehen
lassen. Gelohnt hat es sich auf jeden Fall, schon allein wegen der Aussicht auf
die Dächer von Taormina, Küste, Meer und den rauchenden Ätna in der Ferne.
Oberhalb von Katz und Maus das sonderbare dreibeinige Sizilien-Symbol (Trinacria). |
In den Gassen von Taormina. |
Nach
dem Mittagessen im schattigen Garten des Restaurants „I Giardini di Babilonia“, stiegen wir
entlang eines Kreuzwegs zur Kapelle „Madonna della Rocca“ hinauf, die teilweise
in den Fels hineingebaut wurde und von deren Vorplatz der Blick auf Taormina
und das Theater ebenfalls begeistern konnte.
Zurück im Ort mussten wir dann
schon wieder zusehen, dass wir die Seilbahn ins Tal erwischten, denn unser
Parkticket drohte bereits abzulaufen.
Madonna della Rocca |
Unvergleichliche Lage: Taormina und das Theater. |
Domplatz, im Hintergrund San Giuseppe. |
In Santa Venerina deckten wir uns in einem Supermarkt mit Brotzeitzubehör für den Abend ein, doch dass wir für die Zeit am Ätna, zu dem wir ja schon anderntags aufbrechen wollten, noch zusätzliche Wasser- und Essensvorräte benötigen würden, kam uns leider erst später in den Sinn … Zudem war der folgende Tag ein Sonntag und daher alles andere als klar, ob wir morgens noch eine Einkaufsmöglichkeit finden würden. – Na gut, notfalls würden wir eben mit dem wenigen, was wir von zuhause an Trekkingnahrung mitgebracht hatten, und im Hotel abgefülltem Leitungswasser auskommen müssen ...
Eine weitere offene Frage war, inwieweit Wandern am Ätna überhaupt
möglich sein würde, so aktiv wie er derzeit war. Sogar hier unten rieselte
beständig Asche und bedeckte unerbittlich alles mit einer grauen Patina (auch
unser Autodach …) und oben am Krater prasselten wohl tatsächlich vulkanische
Bomben. Der Gipfel des Ätna konnte demnach definitiv nicht bestiegen werden,
auch nicht in Begleitung eines Guides. Dem Internet war zudem zu entnehmen,
dass es eine komplette Sperre ab 2500 m Höhe gab. So konnten wir nur hoffen,
dass die Wanderungen und Nebengipfel, die wir anvisierten, dennoch zugänglich
sein würden.